Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.Beiträge zur Politik des Fernen Ostens liebe Politik der englischen Negierung zu hintertreiben. Ihre Argumente Fast gleichzeitig mit dieser Auslassung brachten die Hauptvertreter der Hiermit im Zusammenhang verdient folgende, offenbar vom japanischen "Da an einer stabilen Regierung in China sowohl die Chinesen selbst als Beiträge zur Politik des Fernen Ostens liebe Politik der englischen Negierung zu hintertreiben. Ihre Argumente Fast gleichzeitig mit dieser Auslassung brachten die Hauptvertreter der Hiermit im Zusammenhang verdient folgende, offenbar vom japanischen „Da an einer stabilen Regierung in China sowohl die Chinesen selbst als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0099" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330637"/> <fw type="header" place="top"> Beiträge zur Politik des Fernen Ostens</fw><lb/> <p xml:id="ID_323" prev="#ID_322"> liebe Politik der englischen Negierung zu hintertreiben. Ihre Argumente<lb/> zugunsten Juanshikais sind das Ergebnis der Befürchtung, daß im Falle seines<lb/> Sturzes die britische Politik in China eine gründliche Änderung erfahren und<lb/> sie die Privilegien, die sie in China genießen, vetlieren würden. Sie glauben,<lb/> daß außer Juanshikai niemand die Lage in China beherrschen kann und<lb/> wünschen, daß er im Amte bleibt, bis der europäische Krieg vorüber ist. Auf<lb/> diese Weise zeigen sie ihren Eigennutz ohne jeden Rückhalt. Es ist klar, daß<lb/> sie Juanshikai aus seinen gegenwärtigen Schwierigkeiten befreien möchten, damit<lb/> England seine Stimme energisch bei der Lösung der ostasiatischen Probleme<lb/> geltend machen kann. Sollten infolgedessen die Grundlagen des englisch¬<lb/> japanischen Bündnisses in Zukunft in bedauerlicher Weise erschüttert werden, so<lb/> tragen die Engländer in China allein die Schuld daran."</p><lb/> <p xml:id="ID_324"> Fast gleichzeitig mit dieser Auslassung brachten die Hauptvertreter der<lb/> japanischen Presse die Nachricht, daß Sir John Jordan, der englische Botschafter<lb/> in Peking, infolge der schwierigen Lage Chinas seine Rückkehr nach England,<lb/> die im Mai erfolgen sollte, verschoben habe. Sofern aber Sir John Peking<lb/> nicht bald verlasse, sei es unmöglich, daß die japanische und englische Negierung<lb/> zu einem vollkommenen Einvernehmen mit Bezug auf ihre Chinapolitik gelangen.<lb/> Nur wenn Sir John Peking verlasse und weitere Änderungen in den Ver-<lb/> tretungen der Mächte in Peking Platz greifen würden, könne man auf den<lb/> Beginn einer neuen und ersprießlichen Ära in der Pekinger Diplomatie hoffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_325"> Hiermit im Zusammenhang verdient folgende, offenbar vom japanischen<lb/> Auswärtigen Amt inspirierte programmatische Äußerung, die in der japanischen<lb/> Presse zu finden ist, Beachtung:</p><lb/> <p xml:id="ID_326" next="#ID_327"> „Da an einer stabilen Regierung in China sowohl die Chinesen selbst als<lb/> auch die Ausländer interessiert sind, und eine solche Regierung, da Asien nun<lb/> einmal nicht den Asiaten allein gehört, alle berechtigten Ansprüche der Nationen<lb/> des Westens sowohl als auch der Chinesen und Japaner erfüllen muß, so<lb/> bleibt, da die Chinesen sich bis heute zur Führung einer verantwortlichen<lb/> Regierung nicht fähig erwiesen haben, nichts anderes übrig, als die Einsetzung<lb/> einer Art Regierungs-Kommission. die sich einerseits aus Vertretern der aus¬<lb/> ländischen Mächte, andererseits aus Chinesen zusammensetzt. Schon jetzt steht<lb/> fast jeder Zweig der Pekinger Regierung unter der Aufsicht von Ausländern.<lb/> Mit jedem Tage verlieren die Chinesen mehr den Anspruch auf Selbstregie¬<lb/> rung. Da nicht nur die Ausländer, sondern auch sie selbst unter ihrer Un¬<lb/> fähigkeit, geordnete Zustände zu schaffen, leiden, so müßte eine Regierungs-<lb/> Kommission, wie die geforderte, von allen Seiten mit Freuden begrüßt werden;<lb/> denn sie wäre in der Lage, endlich geordnete Verhältnisse in der chinesischen<lb/> Verwaltung einzuführen, ohne daß prinzipielle Änderungen in der Regierung<lb/> stattzufinden brauchten. Was die Organisation einer solchen Regierungs-Kommission<lb/> anbetrifft, so wäre daran festzuhalten, daß bei gleichzeitiger Vertretung aller in</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0099]
Beiträge zur Politik des Fernen Ostens
liebe Politik der englischen Negierung zu hintertreiben. Ihre Argumente
zugunsten Juanshikais sind das Ergebnis der Befürchtung, daß im Falle seines
Sturzes die britische Politik in China eine gründliche Änderung erfahren und
sie die Privilegien, die sie in China genießen, vetlieren würden. Sie glauben,
daß außer Juanshikai niemand die Lage in China beherrschen kann und
wünschen, daß er im Amte bleibt, bis der europäische Krieg vorüber ist. Auf
diese Weise zeigen sie ihren Eigennutz ohne jeden Rückhalt. Es ist klar, daß
sie Juanshikai aus seinen gegenwärtigen Schwierigkeiten befreien möchten, damit
England seine Stimme energisch bei der Lösung der ostasiatischen Probleme
geltend machen kann. Sollten infolgedessen die Grundlagen des englisch¬
japanischen Bündnisses in Zukunft in bedauerlicher Weise erschüttert werden, so
tragen die Engländer in China allein die Schuld daran."
Fast gleichzeitig mit dieser Auslassung brachten die Hauptvertreter der
japanischen Presse die Nachricht, daß Sir John Jordan, der englische Botschafter
in Peking, infolge der schwierigen Lage Chinas seine Rückkehr nach England,
die im Mai erfolgen sollte, verschoben habe. Sofern aber Sir John Peking
nicht bald verlasse, sei es unmöglich, daß die japanische und englische Negierung
zu einem vollkommenen Einvernehmen mit Bezug auf ihre Chinapolitik gelangen.
Nur wenn Sir John Peking verlasse und weitere Änderungen in den Ver-
tretungen der Mächte in Peking Platz greifen würden, könne man auf den
Beginn einer neuen und ersprießlichen Ära in der Pekinger Diplomatie hoffen.
Hiermit im Zusammenhang verdient folgende, offenbar vom japanischen
Auswärtigen Amt inspirierte programmatische Äußerung, die in der japanischen
Presse zu finden ist, Beachtung:
„Da an einer stabilen Regierung in China sowohl die Chinesen selbst als
auch die Ausländer interessiert sind, und eine solche Regierung, da Asien nun
einmal nicht den Asiaten allein gehört, alle berechtigten Ansprüche der Nationen
des Westens sowohl als auch der Chinesen und Japaner erfüllen muß, so
bleibt, da die Chinesen sich bis heute zur Führung einer verantwortlichen
Regierung nicht fähig erwiesen haben, nichts anderes übrig, als die Einsetzung
einer Art Regierungs-Kommission. die sich einerseits aus Vertretern der aus¬
ländischen Mächte, andererseits aus Chinesen zusammensetzt. Schon jetzt steht
fast jeder Zweig der Pekinger Regierung unter der Aufsicht von Ausländern.
Mit jedem Tage verlieren die Chinesen mehr den Anspruch auf Selbstregie¬
rung. Da nicht nur die Ausländer, sondern auch sie selbst unter ihrer Un¬
fähigkeit, geordnete Zustände zu schaffen, leiden, so müßte eine Regierungs-
Kommission, wie die geforderte, von allen Seiten mit Freuden begrüßt werden;
denn sie wäre in der Lage, endlich geordnete Verhältnisse in der chinesischen
Verwaltung einzuführen, ohne daß prinzipielle Änderungen in der Regierung
stattzufinden brauchten. Was die Organisation einer solchen Regierungs-Kommission
anbetrifft, so wäre daran festzuhalten, daß bei gleichzeitiger Vertretung aller in
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