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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Beiträge zur Politik des Lernen Gödens

japanischen Bündnisvertrages, ist den Mächten durch die Erklärung der japanischen
Regierung und das damals erlassene kaiserliche Dekret bekannt geworden. In¬
zwischen hat Japan Gelegenheit gefunden, seinem Verbündeten ebenso wie
Rußland und Frankreich neue Beweise seiner Freundschaft zu liefern. Dieser
Grundsatz war es auch, der uns veranlaßte, zusammen mit England die chinesische
Regierung in der Frage der Wiederaufrichtung der Monarchie zu warnen, um
eine Störung des Friedens im Fernen Osten zu verhindern, und der schließlich
zur Unterzeichnung der Londoner Deklaration seitens Japans führte. Dadurch
wurden die Entente-Mächte direkt und indirekt auf mancherlei Art und Weise
unterstützt und ihre Sache in diesem Kriege gefördert.

Die Ursache für die Entwicklung der Freundschaft zwischen Japan und
Nußland ist zweifellos in der rückhaltlosen Unterstützung zu suchen, die Japan
Rußland während des Krieges gegen den gemeinsamen Feind ebenso hat an-
gedeihen lassen wie England seinen Verbündeten. Nicht zuletzt ist diese Freund¬
schaft das Ergebnis der vollkommenen Überzeugung auf Seiten der russischen
Behörden und des russischen Volkes, daß Japan das Prinzip der territorialen
Integrität und der Offenen Tür in China aufrecht erhält und eifrig bestrebt ist,
den Frieden im Fernen Osten zu währen. Wie 'das englisch-japanische Bündnis,
so wird auch dieses Einvernehmen zur Sicherung des Weltfriedens und ganz
besonders des Friedens im Fernen Osten beitragen. Die neuen Beziehungen
zu Rußland und das englisch-japanische Bündnis sind dazu bestimmt, die
Interessen der Mächte in China zu schützen und den ehrgeizigen Nationen
zuvorzukommen, welche den Frieden des Orients zu stören trachten und die
Länder des Ostens überfallen. Angesichts des Schicksals der Türkei, .die den
deutschen Machtgelüsten zum Opfer fiel, will das japanische Kaiserreich beizeiten
verhindern, daß ein ähnliches Geschick China bereitet wird."

Die Tokno Tsushinsha. ein japanisches Korrespondenz-Bureau, verbreitete
kurz vor Juanshikais Tod folgende Auslassung einer hochstehenden diplomatischen
Persönlichkeit:

"England nimmt, trotzdem sich Japan im Bündnis mit England auf Grund
des englisch-japanischen Vertrages ernsthaft bemüht, den deutschen Einfluß in China
auszuschalten, in China eine zu unserem großen Bedauern der japanischen Politik
entgegengesetzte Haltung ein. Trotzdem England sich Japan anschloß, als dieses
die Aufgabe der monarchistischen Pläne seitens Juanshikais forderte, kann es sich doch
nicht dazu entschließen, mit seiner Jucmshikai günstigen China-Politik gänzlich zu
brechen. Im Gegenteil, es unterstützt offen und versteckt JuanWai. entgegen
dem Sinn der gemeinsam an die Pekinger Regierung gerichteten Ermahnung.

Besonders auffällig ist die Haltung der englischen Presse in China. Sie
bemüht sich, die Chinesen zu beeinflussen, indem sie offen und lebhaft für
Juanshikai eintritt. Zu gleicher Zeit senden die britischen Zeitungsleute schwarz¬
gefärbte Berichte nach dem Mutterlande in der Absicht, eine jede Japan freund-


Beiträge zur Politik des Lernen Gödens

japanischen Bündnisvertrages, ist den Mächten durch die Erklärung der japanischen
Regierung und das damals erlassene kaiserliche Dekret bekannt geworden. In¬
zwischen hat Japan Gelegenheit gefunden, seinem Verbündeten ebenso wie
Rußland und Frankreich neue Beweise seiner Freundschaft zu liefern. Dieser
Grundsatz war es auch, der uns veranlaßte, zusammen mit England die chinesische
Regierung in der Frage der Wiederaufrichtung der Monarchie zu warnen, um
eine Störung des Friedens im Fernen Osten zu verhindern, und der schließlich
zur Unterzeichnung der Londoner Deklaration seitens Japans führte. Dadurch
wurden die Entente-Mächte direkt und indirekt auf mancherlei Art und Weise
unterstützt und ihre Sache in diesem Kriege gefördert.

Die Ursache für die Entwicklung der Freundschaft zwischen Japan und
Nußland ist zweifellos in der rückhaltlosen Unterstützung zu suchen, die Japan
Rußland während des Krieges gegen den gemeinsamen Feind ebenso hat an-
gedeihen lassen wie England seinen Verbündeten. Nicht zuletzt ist diese Freund¬
schaft das Ergebnis der vollkommenen Überzeugung auf Seiten der russischen
Behörden und des russischen Volkes, daß Japan das Prinzip der territorialen
Integrität und der Offenen Tür in China aufrecht erhält und eifrig bestrebt ist,
den Frieden im Fernen Osten zu währen. Wie 'das englisch-japanische Bündnis,
so wird auch dieses Einvernehmen zur Sicherung des Weltfriedens und ganz
besonders des Friedens im Fernen Osten beitragen. Die neuen Beziehungen
zu Rußland und das englisch-japanische Bündnis sind dazu bestimmt, die
Interessen der Mächte in China zu schützen und den ehrgeizigen Nationen
zuvorzukommen, welche den Frieden des Orients zu stören trachten und die
Länder des Ostens überfallen. Angesichts des Schicksals der Türkei, .die den
deutschen Machtgelüsten zum Opfer fiel, will das japanische Kaiserreich beizeiten
verhindern, daß ein ähnliches Geschick China bereitet wird."

Die Tokno Tsushinsha. ein japanisches Korrespondenz-Bureau, verbreitete
kurz vor Juanshikais Tod folgende Auslassung einer hochstehenden diplomatischen
Persönlichkeit:

„England nimmt, trotzdem sich Japan im Bündnis mit England auf Grund
des englisch-japanischen Vertrages ernsthaft bemüht, den deutschen Einfluß in China
auszuschalten, in China eine zu unserem großen Bedauern der japanischen Politik
entgegengesetzte Haltung ein. Trotzdem England sich Japan anschloß, als dieses
die Aufgabe der monarchistischen Pläne seitens Juanshikais forderte, kann es sich doch
nicht dazu entschließen, mit seiner Jucmshikai günstigen China-Politik gänzlich zu
brechen. Im Gegenteil, es unterstützt offen und versteckt JuanWai. entgegen
dem Sinn der gemeinsam an die Pekinger Regierung gerichteten Ermahnung.

Besonders auffällig ist die Haltung der englischen Presse in China. Sie
bemüht sich, die Chinesen zu beeinflussen, indem sie offen und lebhaft für
Juanshikai eintritt. Zu gleicher Zeit senden die britischen Zeitungsleute schwarz¬
gefärbte Berichte nach dem Mutterlande in der Absicht, eine jede Japan freund-


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[0098] Beiträge zur Politik des Lernen Gödens japanischen Bündnisvertrages, ist den Mächten durch die Erklärung der japanischen Regierung und das damals erlassene kaiserliche Dekret bekannt geworden. In¬ zwischen hat Japan Gelegenheit gefunden, seinem Verbündeten ebenso wie Rußland und Frankreich neue Beweise seiner Freundschaft zu liefern. Dieser Grundsatz war es auch, der uns veranlaßte, zusammen mit England die chinesische Regierung in der Frage der Wiederaufrichtung der Monarchie zu warnen, um eine Störung des Friedens im Fernen Osten zu verhindern, und der schließlich zur Unterzeichnung der Londoner Deklaration seitens Japans führte. Dadurch wurden die Entente-Mächte direkt und indirekt auf mancherlei Art und Weise unterstützt und ihre Sache in diesem Kriege gefördert. Die Ursache für die Entwicklung der Freundschaft zwischen Japan und Nußland ist zweifellos in der rückhaltlosen Unterstützung zu suchen, die Japan Rußland während des Krieges gegen den gemeinsamen Feind ebenso hat an- gedeihen lassen wie England seinen Verbündeten. Nicht zuletzt ist diese Freund¬ schaft das Ergebnis der vollkommenen Überzeugung auf Seiten der russischen Behörden und des russischen Volkes, daß Japan das Prinzip der territorialen Integrität und der Offenen Tür in China aufrecht erhält und eifrig bestrebt ist, den Frieden im Fernen Osten zu währen. Wie 'das englisch-japanische Bündnis, so wird auch dieses Einvernehmen zur Sicherung des Weltfriedens und ganz besonders des Friedens im Fernen Osten beitragen. Die neuen Beziehungen zu Rußland und das englisch-japanische Bündnis sind dazu bestimmt, die Interessen der Mächte in China zu schützen und den ehrgeizigen Nationen zuvorzukommen, welche den Frieden des Orients zu stören trachten und die Länder des Ostens überfallen. Angesichts des Schicksals der Türkei, .die den deutschen Machtgelüsten zum Opfer fiel, will das japanische Kaiserreich beizeiten verhindern, daß ein ähnliches Geschick China bereitet wird." Die Tokno Tsushinsha. ein japanisches Korrespondenz-Bureau, verbreitete kurz vor Juanshikais Tod folgende Auslassung einer hochstehenden diplomatischen Persönlichkeit: „England nimmt, trotzdem sich Japan im Bündnis mit England auf Grund des englisch-japanischen Vertrages ernsthaft bemüht, den deutschen Einfluß in China auszuschalten, in China eine zu unserem großen Bedauern der japanischen Politik entgegengesetzte Haltung ein. Trotzdem England sich Japan anschloß, als dieses die Aufgabe der monarchistischen Pläne seitens Juanshikais forderte, kann es sich doch nicht dazu entschließen, mit seiner Jucmshikai günstigen China-Politik gänzlich zu brechen. Im Gegenteil, es unterstützt offen und versteckt JuanWai. entgegen dem Sinn der gemeinsam an die Pekinger Regierung gerichteten Ermahnung. Besonders auffällig ist die Haltung der englischen Presse in China. Sie bemüht sich, die Chinesen zu beeinflussen, indem sie offen und lebhaft für Juanshikai eintritt. Zu gleicher Zeit senden die britischen Zeitungsleute schwarz¬ gefärbte Berichte nach dem Mutterlande in der Absicht, eine jede Japan freund-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/98>, abgerufen am 23.07.2024.