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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Fürst Bismarck und der Aurfürstendainm

Unter dem 21. Februar 1872 unterbreitete Fürst Bismarck folgenden Antrag
dem Kaiser Wilhelm:

"Ew. Kaiser!, u. Kgl. Majestät haben seiner Zeit die Gnade gehabt,
meinen auf Herstellung eines Reitwegs von dem Ende des Kurfürstendamm
nach dem Grünewald gerichteten Antrag zu genehmigen. Infolgedessen ist
das erforderliche Terrain zur Fortführung des Reitwegs von dem Ende des
Kurfürstendamms ab von den betreffenden Grundstücksbesitzern erworben
und der auf beiliegender Karte mit einem roten Strich bezeichnete Reitweg
angelegt worden. Es kommt nun weiter darauf an, aus dem Tiergarten
mindestens einen ununterbrochenen Reitweg nach dem Grünewald zu behalten.
Hierfür bietet die Hauptunterlage der Kurfürstendamm, weil er fiskalisches
Eigentum ist. Es hat mich einigermaßen beunruhigt, daß in der neuesten
Zeit der Kurfürstendamm an seinem Ausgange vom Zoologischen Garten auf
eine Strecke, wo er mit Eichen gut bestanden war, bereits entholzt worden
und eine Straßencmlage projektiert ist, auf welcher ein Reitweg wegen
mangelnder Breite nicht Platz finden könnte, wie solches durch den schmalen
roten Strich auf der Karte angedeutet ist. Der Weg, welcher südöstlich vom
Zoologischen Garten entlang die Verlängerung des Kurfürstendamms bildet,
ist auch bereits teilweise durch Pflasterung für Reiter unzugänglich gemacht,
was durch den grauen Strich bezeichnet ist. Es kommt aber darauf an,
nunmehr wenigstens den noch vorhandenen Reitweg fest zu halten, welcher,
auf der nordwestlichen Ecke des Zoologischen Gartens vom Ausgange der
Kursürstenallee an der westlichen Seite des Zoologischen Gartens entlang
laufend, die bereits gepflasterte Hardenbergstraße fast senkrecht schneidend
nach dem Kurfürstendamm als Straße 20 heranführt und sich demnächst auf
dem Kurfürstendamm und dem neu angelegten Wege nach dem Unter¬
forsthaus im Grünewald fortsetzt. Der hiermit bezeichnete Reitweg ist der
einzige Zugang vom Tiergarten zum Grünewald, der noch nicht gepflastert
ist und der zugleich in seiner Fortsetzung über die Charlottenburg-Wilmers--
dorfer Landstraße hinaus den nächsten Weg zum Grünewald bildet, nachdem
die direkte Fortsetzung der Kurfürstenallee, in Gestalt der Bismarckstraße in
Charlottenburg, bereits vollständig gepflastert und so schmal gehalten ist, daß
die Herstellung eines Reitwegs darauf jetzt nicht mehr möglich ist.

Ich bitte daher Ew. Majestät, wiederholt anbefehlen zu wollen, daß ein
ungepflasterter Reitweg von der nordwestlichen Ecke des Zoologischen Gartens
bis zum Grünewald offen behalten wird und hoffe, bei dem lebhaften
Interesse, welches Allerhöchstdieselben für die Erhaltung von Reitwegen in
der Nähe der Residenz, in Anbetracht der Rückwirkung aus die militärische
Tüchtigkeit der höheren Stände jederzeit an den Tag gelegt haben, keine
Fehlbitte zu tun, indem ich zu diesem Behufe den oben bezeichneten Weg in
Vorschlag bringe."

Auf diesen Vorschlag ist Kaiser Wilhelm eingegangen.


Fürst Bismarck und der Aurfürstendainm

Unter dem 21. Februar 1872 unterbreitete Fürst Bismarck folgenden Antrag
dem Kaiser Wilhelm:

„Ew. Kaiser!, u. Kgl. Majestät haben seiner Zeit die Gnade gehabt,
meinen auf Herstellung eines Reitwegs von dem Ende des Kurfürstendamm
nach dem Grünewald gerichteten Antrag zu genehmigen. Infolgedessen ist
das erforderliche Terrain zur Fortführung des Reitwegs von dem Ende des
Kurfürstendamms ab von den betreffenden Grundstücksbesitzern erworben
und der auf beiliegender Karte mit einem roten Strich bezeichnete Reitweg
angelegt worden. Es kommt nun weiter darauf an, aus dem Tiergarten
mindestens einen ununterbrochenen Reitweg nach dem Grünewald zu behalten.
Hierfür bietet die Hauptunterlage der Kurfürstendamm, weil er fiskalisches
Eigentum ist. Es hat mich einigermaßen beunruhigt, daß in der neuesten
Zeit der Kurfürstendamm an seinem Ausgange vom Zoologischen Garten auf
eine Strecke, wo er mit Eichen gut bestanden war, bereits entholzt worden
und eine Straßencmlage projektiert ist, auf welcher ein Reitweg wegen
mangelnder Breite nicht Platz finden könnte, wie solches durch den schmalen
roten Strich auf der Karte angedeutet ist. Der Weg, welcher südöstlich vom
Zoologischen Garten entlang die Verlängerung des Kurfürstendamms bildet,
ist auch bereits teilweise durch Pflasterung für Reiter unzugänglich gemacht,
was durch den grauen Strich bezeichnet ist. Es kommt aber darauf an,
nunmehr wenigstens den noch vorhandenen Reitweg fest zu halten, welcher,
auf der nordwestlichen Ecke des Zoologischen Gartens vom Ausgange der
Kursürstenallee an der westlichen Seite des Zoologischen Gartens entlang
laufend, die bereits gepflasterte Hardenbergstraße fast senkrecht schneidend
nach dem Kurfürstendamm als Straße 20 heranführt und sich demnächst auf
dem Kurfürstendamm und dem neu angelegten Wege nach dem Unter¬
forsthaus im Grünewald fortsetzt. Der hiermit bezeichnete Reitweg ist der
einzige Zugang vom Tiergarten zum Grünewald, der noch nicht gepflastert
ist und der zugleich in seiner Fortsetzung über die Charlottenburg-Wilmers--
dorfer Landstraße hinaus den nächsten Weg zum Grünewald bildet, nachdem
die direkte Fortsetzung der Kurfürstenallee, in Gestalt der Bismarckstraße in
Charlottenburg, bereits vollständig gepflastert und so schmal gehalten ist, daß
die Herstellung eines Reitwegs darauf jetzt nicht mehr möglich ist.

Ich bitte daher Ew. Majestät, wiederholt anbefehlen zu wollen, daß ein
ungepflasterter Reitweg von der nordwestlichen Ecke des Zoologischen Gartens
bis zum Grünewald offen behalten wird und hoffe, bei dem lebhaften
Interesse, welches Allerhöchstdieselben für die Erhaltung von Reitwegen in
der Nähe der Residenz, in Anbetracht der Rückwirkung aus die militärische
Tüchtigkeit der höheren Stände jederzeit an den Tag gelegt haben, keine
Fehlbitte zu tun, indem ich zu diesem Behufe den oben bezeichneten Weg in
Vorschlag bringe."

Auf diesen Vorschlag ist Kaiser Wilhelm eingegangen.


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[0197] Fürst Bismarck und der Aurfürstendainm Unter dem 21. Februar 1872 unterbreitete Fürst Bismarck folgenden Antrag dem Kaiser Wilhelm: „Ew. Kaiser!, u. Kgl. Majestät haben seiner Zeit die Gnade gehabt, meinen auf Herstellung eines Reitwegs von dem Ende des Kurfürstendamm nach dem Grünewald gerichteten Antrag zu genehmigen. Infolgedessen ist das erforderliche Terrain zur Fortführung des Reitwegs von dem Ende des Kurfürstendamms ab von den betreffenden Grundstücksbesitzern erworben und der auf beiliegender Karte mit einem roten Strich bezeichnete Reitweg angelegt worden. Es kommt nun weiter darauf an, aus dem Tiergarten mindestens einen ununterbrochenen Reitweg nach dem Grünewald zu behalten. Hierfür bietet die Hauptunterlage der Kurfürstendamm, weil er fiskalisches Eigentum ist. Es hat mich einigermaßen beunruhigt, daß in der neuesten Zeit der Kurfürstendamm an seinem Ausgange vom Zoologischen Garten auf eine Strecke, wo er mit Eichen gut bestanden war, bereits entholzt worden und eine Straßencmlage projektiert ist, auf welcher ein Reitweg wegen mangelnder Breite nicht Platz finden könnte, wie solches durch den schmalen roten Strich auf der Karte angedeutet ist. Der Weg, welcher südöstlich vom Zoologischen Garten entlang die Verlängerung des Kurfürstendamms bildet, ist auch bereits teilweise durch Pflasterung für Reiter unzugänglich gemacht, was durch den grauen Strich bezeichnet ist. Es kommt aber darauf an, nunmehr wenigstens den noch vorhandenen Reitweg fest zu halten, welcher, auf der nordwestlichen Ecke des Zoologischen Gartens vom Ausgange der Kursürstenallee an der westlichen Seite des Zoologischen Gartens entlang laufend, die bereits gepflasterte Hardenbergstraße fast senkrecht schneidend nach dem Kurfürstendamm als Straße 20 heranführt und sich demnächst auf dem Kurfürstendamm und dem neu angelegten Wege nach dem Unter¬ forsthaus im Grünewald fortsetzt. Der hiermit bezeichnete Reitweg ist der einzige Zugang vom Tiergarten zum Grünewald, der noch nicht gepflastert ist und der zugleich in seiner Fortsetzung über die Charlottenburg-Wilmers-- dorfer Landstraße hinaus den nächsten Weg zum Grünewald bildet, nachdem die direkte Fortsetzung der Kurfürstenallee, in Gestalt der Bismarckstraße in Charlottenburg, bereits vollständig gepflastert und so schmal gehalten ist, daß die Herstellung eines Reitwegs darauf jetzt nicht mehr möglich ist. Ich bitte daher Ew. Majestät, wiederholt anbefehlen zu wollen, daß ein ungepflasterter Reitweg von der nordwestlichen Ecke des Zoologischen Gartens bis zum Grünewald offen behalten wird und hoffe, bei dem lebhaften Interesse, welches Allerhöchstdieselben für die Erhaltung von Reitwegen in der Nähe der Residenz, in Anbetracht der Rückwirkung aus die militärische Tüchtigkeit der höheren Stände jederzeit an den Tag gelegt haben, keine Fehlbitte zu tun, indem ich zu diesem Behufe den oben bezeichneten Weg in Vorschlag bringe." Auf diesen Vorschlag ist Kaiser Wilhelm eingegangen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/197>, abgerufen am 23.07.2024.