Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg Frankreich, so klagt auch heute der Deutsche, der einst geglaubt hatte, der opfer¬ *) Vergl. auch die Anzeige von E. Tröltsch in der Historischen Zeitschrift Bd. 116
(3. Folge 20. Bd., 1916), S. 117ff. -- Verwiesen sei auch für die protestantische Kriegsliteratur auf die inhaltreichen Anzeigen von L. Jhmels im Theologischen Literaturblatt 1916 S. 605 ff., 629ff., 677ff., 1916 S. 81ff. Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg Frankreich, so klagt auch heute der Deutsche, der einst geglaubt hatte, der opfer¬ *) Vergl. auch die Anzeige von E. Tröltsch in der Historischen Zeitschrift Bd. 116
(3. Folge 20. Bd., 1916), S. 117ff. — Verwiesen sei auch für die protestantische Kriegsliteratur auf die inhaltreichen Anzeigen von L. Jhmels im Theologischen Literaturblatt 1916 S. 605 ff., 629ff., 677ff., 1916 S. 81ff. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0169" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330707"/> <fw type="header" place="top"> Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg</fw><lb/> <p xml:id="ID_556" prev="#ID_555"> Frankreich, so klagt auch heute der Deutsche, der einst geglaubt hatte, der opfer¬<lb/> volle Kampf der Völker werde nicht auch gemeinsame wissenschaftliche Arbeit,<lb/> religiöse Empfindungen dauernd schädigen. Schmerzlich mag solche Erkenntnis<lb/> sein —, für den aufrechten Mann ist sie der Stachel zu neuer tiefer Versenkung<lb/> in die Geisteswelt des eigenen Volkes, dem eine Prüfung sondergleichen die<lb/> Lehre einhämmert, daß sein Leben in allen Ausstrahlungen allein die Frucht<lb/> der eigenen Arbeit an sich selbst, an seiner geistigen Habe und ihrer Sicherstellung<lb/> sein kann. Der Weltkrieg wird das politische Bild unseres Erdteils ver¬<lb/> ändern, — er wird aber auch Klüfte geistiger Art zwischen den Völkern auftun,<lb/> die zu überbrücken oder gar zu schließen erst einer fernen Zukunft vorbehalten<lb/> sein mag. Hier mit neuen Bemühungen einzusetzen wird die Obliegenheit<lb/> nicht zuletzt der katholischen Kirche sein, deren verfassungsmäßige Organisation<lb/> weil kampferprobt, sich auch im Völkerkrieg bewährte: sie wird um ihrer<lb/> selbst willen eine Annäherung unter den Gegnern von heute anzubahnen<lb/> suchen. Eben darum zeigt sich auch die hier gewertete Schrift von dem Be¬<lb/> wußtsein erfüllt, daß die Wiederherstellung alter, nun zerstörter Gemeinsam¬<lb/> keiten wünschenswert sei, wenngleich sie jetzt dem Angriff der Glaubensgenossen zu<lb/> begegnen hatte, das Haus des deutschen Volkes gegen den Feind des deutschen<lb/> Katholizismus und Protestantismus verteidigen mußte und schirmte. Sie nennt<lb/> einmal das wahnsinnige Buch des französischen Ausschusses eines der traurigsten<lb/> Dokumente der Kirchengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts —, sie selbst<lb/> darf der Deutsche und der Protestant als eine patriotische Tat von Herzen<lb/> willkommen heißen*).</p><lb/> <note xml:id="FID_20" place="foot"> *) Vergl. auch die Anzeige von E. Tröltsch in der Historischen Zeitschrift Bd. 116<lb/> (3. Folge 20. Bd., 1916), S. 117ff. — Verwiesen sei auch für die protestantische Kriegsliteratur<lb/> auf die inhaltreichen Anzeigen von L. Jhmels im Theologischen Literaturblatt 1916 S. 605 ff.,<lb/> 629ff., 677ff., 1916 S. 81ff.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0169]
Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg
Frankreich, so klagt auch heute der Deutsche, der einst geglaubt hatte, der opfer¬
volle Kampf der Völker werde nicht auch gemeinsame wissenschaftliche Arbeit,
religiöse Empfindungen dauernd schädigen. Schmerzlich mag solche Erkenntnis
sein —, für den aufrechten Mann ist sie der Stachel zu neuer tiefer Versenkung
in die Geisteswelt des eigenen Volkes, dem eine Prüfung sondergleichen die
Lehre einhämmert, daß sein Leben in allen Ausstrahlungen allein die Frucht
der eigenen Arbeit an sich selbst, an seiner geistigen Habe und ihrer Sicherstellung
sein kann. Der Weltkrieg wird das politische Bild unseres Erdteils ver¬
ändern, — er wird aber auch Klüfte geistiger Art zwischen den Völkern auftun,
die zu überbrücken oder gar zu schließen erst einer fernen Zukunft vorbehalten
sein mag. Hier mit neuen Bemühungen einzusetzen wird die Obliegenheit
nicht zuletzt der katholischen Kirche sein, deren verfassungsmäßige Organisation
weil kampferprobt, sich auch im Völkerkrieg bewährte: sie wird um ihrer
selbst willen eine Annäherung unter den Gegnern von heute anzubahnen
suchen. Eben darum zeigt sich auch die hier gewertete Schrift von dem Be¬
wußtsein erfüllt, daß die Wiederherstellung alter, nun zerstörter Gemeinsam¬
keiten wünschenswert sei, wenngleich sie jetzt dem Angriff der Glaubensgenossen zu
begegnen hatte, das Haus des deutschen Volkes gegen den Feind des deutschen
Katholizismus und Protestantismus verteidigen mußte und schirmte. Sie nennt
einmal das wahnsinnige Buch des französischen Ausschusses eines der traurigsten
Dokumente der Kirchengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts —, sie selbst
darf der Deutsche und der Protestant als eine patriotische Tat von Herzen
willkommen heißen*).
*) Vergl. auch die Anzeige von E. Tröltsch in der Historischen Zeitschrift Bd. 116
(3. Folge 20. Bd., 1916), S. 117ff. — Verwiesen sei auch für die protestantische Kriegsliteratur
auf die inhaltreichen Anzeigen von L. Jhmels im Theologischen Literaturblatt 1916 S. 605 ff.,
629ff., 677ff., 1916 S. 81ff.
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