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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd

Wie man sieht, hat seit 1885/86 nur der Fasan an Marktwert verloren.
Einst ein Prunkgericht auf der Tafel des Reichen, ist er dank seiner ungemein
starken Verbreitung in den letzten Jahrzehnten zu einem Sonntagsbraten für
den Tisch des "kleinen Mannes" geworden.

Aber auch die Menge des erlegten Wildes hat seit 1885 eine bedeutende
Steigerung erfahren. Der durchschnittliche Jahresabschuß in den Königlichen
Forsten Preußens ist beim Rotwild um ein Drittel gestiegen, beim Damwild
auf das Doppelte angewachsen, während er beim Rehwild um zwei Drittel zu¬
genommen hat. Da der Abschuß in den Privatrevieren hiermit ohne Zweifel
Schritt gehalten hat, so kommen jetzt in Preußen alljährlich 20 000 Stück Rot¬
wild, 13000 Stück Damwild und 160000 Stück Rehwild auf den Wildmarkt.
Beim Schwarzwild dagegen, das aus der freien Wildbahn mehr und mehr
verschwindet, ist der Abschuß seit 1885 auf 7000 Stück zurückgegangen. An
Hasen beträgt die Strecke jetzt, niedrig gerechnet, 3560248, an Rebhühnern
3 782000 Stück, an Fasanen gar 559000 Stück, also das Vierfache des Er¬
gebnisses von 1885. Der Wert dieser Wildmenge beträgt, nach den amtlichen
Berliner Mnrkthallenberichten von 1907/08 berechnet, rund zwanzig Mil¬
lionen Mark.

Für die übrigen Bundesstaaten liegen leider keine Angaben vor, aber man
dürfte nicht fehlgehen, wenn man den Wert des dort erlegten Wildes auf zehn
Millionen Mark anschlägt.

Welche Rolle das Wild im Wirtschaftsleben der Großstädte spielt, geht
aus einer Notiz in der "Deutschen Jäger-Zeitung" (Band 50, Ur. 43) hervor,
wonach 1906 in Berlin rund 9000 Stück Rotwild, 5000 Stück Damwild,
33000 Stück Rehwild, 420000 Hasen, 250000 Kaninchen, 3200 Stück Schwarz¬
wild, 85000 Fasanen, 432000 Rebhühner und 13500 Wildenten eingeführt
wurden, was also einen Wildbretverbrauch von 1,90 Kilogramm auf den Kopf
der Bevölkerung bedeutet.

Einen weiteren Nutzen gewährt das Wild aber noch durch sein Fell. So
wurden nach den Leipziger Kursnotierungen für Rauchwaren im letzten Winter
für einen Hasenbalg 0,80 bis 1 Mark, für 50 Kilogramm Kaninchenbälge
50 bis 100 Mark bezahlt. Ein fertiges gares Rotwildleder hat einen Wert
von 9 bis 20 Mark, ein ebensolches Rehleder einen Wert von 5 bis 9 Mark.

Was endlich das Raubzeug anlangt, so kommen aus deutschen Revieren
alljährlich die Bälge von etwa 250000 Füchsen und 10000 Fischottern in den
Handel. Hinsichtlich der Steinmarder, Edelmarder und Iltisse sind wir lediglich
auf Vermutungen angewiesen, doch glaube ich sowohl für den Steinmarder wie
für den Iltis die Zahl von 150 000, für den Edelmarder, der immer seltener
wird, höchstens die Zahl 10 000 ansetzen zu dürfen. Da nun nach den letzten
Kursnotierungen bezahlt wurden für Otter 30 bis 35 Mark, für Steinmarder
30 bis 35 Mark, für Edelmarder 30 bis 36 Mark, für Iltis 5.50 bis
7,50 Mark, für den Fuchs 16 bis 20 Mark, so würde, zum niedrigsten Preise


Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd

Wie man sieht, hat seit 1885/86 nur der Fasan an Marktwert verloren.
Einst ein Prunkgericht auf der Tafel des Reichen, ist er dank seiner ungemein
starken Verbreitung in den letzten Jahrzehnten zu einem Sonntagsbraten für
den Tisch des „kleinen Mannes" geworden.

Aber auch die Menge des erlegten Wildes hat seit 1885 eine bedeutende
Steigerung erfahren. Der durchschnittliche Jahresabschuß in den Königlichen
Forsten Preußens ist beim Rotwild um ein Drittel gestiegen, beim Damwild
auf das Doppelte angewachsen, während er beim Rehwild um zwei Drittel zu¬
genommen hat. Da der Abschuß in den Privatrevieren hiermit ohne Zweifel
Schritt gehalten hat, so kommen jetzt in Preußen alljährlich 20 000 Stück Rot¬
wild, 13000 Stück Damwild und 160000 Stück Rehwild auf den Wildmarkt.
Beim Schwarzwild dagegen, das aus der freien Wildbahn mehr und mehr
verschwindet, ist der Abschuß seit 1885 auf 7000 Stück zurückgegangen. An
Hasen beträgt die Strecke jetzt, niedrig gerechnet, 3560248, an Rebhühnern
3 782000 Stück, an Fasanen gar 559000 Stück, also das Vierfache des Er¬
gebnisses von 1885. Der Wert dieser Wildmenge beträgt, nach den amtlichen
Berliner Mnrkthallenberichten von 1907/08 berechnet, rund zwanzig Mil¬
lionen Mark.

Für die übrigen Bundesstaaten liegen leider keine Angaben vor, aber man
dürfte nicht fehlgehen, wenn man den Wert des dort erlegten Wildes auf zehn
Millionen Mark anschlägt.

Welche Rolle das Wild im Wirtschaftsleben der Großstädte spielt, geht
aus einer Notiz in der „Deutschen Jäger-Zeitung" (Band 50, Ur. 43) hervor,
wonach 1906 in Berlin rund 9000 Stück Rotwild, 5000 Stück Damwild,
33000 Stück Rehwild, 420000 Hasen, 250000 Kaninchen, 3200 Stück Schwarz¬
wild, 85000 Fasanen, 432000 Rebhühner und 13500 Wildenten eingeführt
wurden, was also einen Wildbretverbrauch von 1,90 Kilogramm auf den Kopf
der Bevölkerung bedeutet.

Einen weiteren Nutzen gewährt das Wild aber noch durch sein Fell. So
wurden nach den Leipziger Kursnotierungen für Rauchwaren im letzten Winter
für einen Hasenbalg 0,80 bis 1 Mark, für 50 Kilogramm Kaninchenbälge
50 bis 100 Mark bezahlt. Ein fertiges gares Rotwildleder hat einen Wert
von 9 bis 20 Mark, ein ebensolches Rehleder einen Wert von 5 bis 9 Mark.

Was endlich das Raubzeug anlangt, so kommen aus deutschen Revieren
alljährlich die Bälge von etwa 250000 Füchsen und 10000 Fischottern in den
Handel. Hinsichtlich der Steinmarder, Edelmarder und Iltisse sind wir lediglich
auf Vermutungen angewiesen, doch glaube ich sowohl für den Steinmarder wie
für den Iltis die Zahl von 150 000, für den Edelmarder, der immer seltener
wird, höchstens die Zahl 10 000 ansetzen zu dürfen. Da nun nach den letzten
Kursnotierungen bezahlt wurden für Otter 30 bis 35 Mark, für Steinmarder
30 bis 35 Mark, für Edelmarder 30 bis 36 Mark, für Iltis 5.50 bis
7,50 Mark, für den Fuchs 16 bis 20 Mark, so würde, zum niedrigsten Preise


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/54>, abgerufen am 23.12.2024.