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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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das Abonnement zum III. Quartal 1916
emeuern zu wollen. -- Bestellungen ^ag der
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nimmt jede Buchhandlung und jede "in." s
Postanstalt entgegen. Preis 6 M. Berlin SW l i.

Rußlands Nachbarn

it seinen drei größten Nachbarn liegt Rußland im Krieg, mit
einem -- Japan -- ist es in einem Zufallsbündnis begriffen,
einen anderen -- Persien -- läßt es alle Schrecken der russi¬
schen Nachbarschaft schon seit Jahrzehnten, besonders aber in
diesem Kriege durchkosten, den sechsten, Schweden, vergewaltigt
es durch die Befestigung der Alandinseln, und mit dem siebenten -- Rumänien --,
wo der russische Rubel gerollt hat und immer noch rollt, ist sein Verhältnis
während des Krieges eher schlechter geworden als besser. Norwegen schließlich
bedroht es mit seinem Drange ans offene Meer, wie es die Türkei ein ganzes
Jahrhundert hindurch bedroht hat.

Es ist in der Tat kein angenehmes Gefühl, Rußlands Nachbar zu fein.
Ein Staat fühlt das mehr, ein anderer -- wie z. B. Norwegen -- weniger.
Dort macht man im glücklichen Gefühle seiner Kriegsgewinne und des durch
den Krieg bedeutend gewachsenen Seehandels beide Augen zu und wendet sein
Antlitz nur der Gegenwart zu -- wünscht sogar nicht, daß Schweden, wo in
vielen Kreisen die russische Gefahr klarer erkannt wird, seine Rechte durch
aktive Schritte geltend mache. Ein Teil der norwegischen Presse geht soweit,
im Unverständnis der wirklichen Interessen des Landes eine halb drohende
Haltung dem schwedischen Nachbar gegenüber einzunehmen.

Schweden selbst kann sich offenbar vorläufig nicht entschließen, aus seiner
Lage Nußland gegenüber Folgerungen zu ziehen, die es wirklich sichern. Ru߬
land hat unter der Einwirkung der Steffenschen Jnterpellation im schwedischen
Reichstag Verhandlungen angeboten, wohl auf englischen Rat, um auf dem
Papiere die Rechte Schwedens nach dem Kriege zu garantieren. Manche
Kreise in Schweden, die nur die Kriegsgefahr fehen und die Dringlichkeit der
Frage leugnen, geben sich unklaren Ideen und Erwartungen hin. Man


Grenzboten II 191" 21


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Rußlands Nachbarn

it seinen drei größten Nachbarn liegt Rußland im Krieg, mit
einem — Japan — ist es in einem Zufallsbündnis begriffen,
einen anderen — Persien — läßt es alle Schrecken der russi¬
schen Nachbarschaft schon seit Jahrzehnten, besonders aber in
diesem Kriege durchkosten, den sechsten, Schweden, vergewaltigt
es durch die Befestigung der Alandinseln, und mit dem siebenten — Rumänien —,
wo der russische Rubel gerollt hat und immer noch rollt, ist sein Verhältnis
während des Krieges eher schlechter geworden als besser. Norwegen schließlich
bedroht es mit seinem Drange ans offene Meer, wie es die Türkei ein ganzes
Jahrhundert hindurch bedroht hat.

Es ist in der Tat kein angenehmes Gefühl, Rußlands Nachbar zu fein.
Ein Staat fühlt das mehr, ein anderer — wie z. B. Norwegen — weniger.
Dort macht man im glücklichen Gefühle seiner Kriegsgewinne und des durch
den Krieg bedeutend gewachsenen Seehandels beide Augen zu und wendet sein
Antlitz nur der Gegenwart zu — wünscht sogar nicht, daß Schweden, wo in
vielen Kreisen die russische Gefahr klarer erkannt wird, seine Rechte durch
aktive Schritte geltend mache. Ein Teil der norwegischen Presse geht soweit,
im Unverständnis der wirklichen Interessen des Landes eine halb drohende
Haltung dem schwedischen Nachbar gegenüber einzunehmen.

Schweden selbst kann sich offenbar vorläufig nicht entschließen, aus seiner
Lage Nußland gegenüber Folgerungen zu ziehen, die es wirklich sichern. Ru߬
land hat unter der Einwirkung der Steffenschen Jnterpellation im schwedischen
Reichstag Verhandlungen angeboten, wohl auf englischen Rat, um auf dem
Papiere die Rechte Schwedens nach dem Kriege zu garantieren. Manche
Kreise in Schweden, die nur die Kriegsgefahr fehen und die Dringlichkeit der
Frage leugnen, geben sich unklaren Ideen und Erwartungen hin. Man


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[0333] [Abbildung] ^ Wir bitten die Freunde der :: :: :: :: Grenzboten das Abonnement zum III. Quartal 1916 emeuern zu wollen. — Bestellungen ^ag der G?en2boten nimmt jede Buchhandlung und jede «in.» s Postanstalt entgegen. Preis 6 M. Berlin SW l i. Rußlands Nachbarn it seinen drei größten Nachbarn liegt Rußland im Krieg, mit einem — Japan — ist es in einem Zufallsbündnis begriffen, einen anderen — Persien — läßt es alle Schrecken der russi¬ schen Nachbarschaft schon seit Jahrzehnten, besonders aber in diesem Kriege durchkosten, den sechsten, Schweden, vergewaltigt es durch die Befestigung der Alandinseln, und mit dem siebenten — Rumänien —, wo der russische Rubel gerollt hat und immer noch rollt, ist sein Verhältnis während des Krieges eher schlechter geworden als besser. Norwegen schließlich bedroht es mit seinem Drange ans offene Meer, wie es die Türkei ein ganzes Jahrhundert hindurch bedroht hat. Es ist in der Tat kein angenehmes Gefühl, Rußlands Nachbar zu fein. Ein Staat fühlt das mehr, ein anderer — wie z. B. Norwegen — weniger. Dort macht man im glücklichen Gefühle seiner Kriegsgewinne und des durch den Krieg bedeutend gewachsenen Seehandels beide Augen zu und wendet sein Antlitz nur der Gegenwart zu — wünscht sogar nicht, daß Schweden, wo in vielen Kreisen die russische Gefahr klarer erkannt wird, seine Rechte durch aktive Schritte geltend mache. Ein Teil der norwegischen Presse geht soweit, im Unverständnis der wirklichen Interessen des Landes eine halb drohende Haltung dem schwedischen Nachbar gegenüber einzunehmen. Schweden selbst kann sich offenbar vorläufig nicht entschließen, aus seiner Lage Nußland gegenüber Folgerungen zu ziehen, die es wirklich sichern. Ru߬ land hat unter der Einwirkung der Steffenschen Jnterpellation im schwedischen Reichstag Verhandlungen angeboten, wohl auf englischen Rat, um auf dem Papiere die Rechte Schwedens nach dem Kriege zu garantieren. Manche Kreise in Schweden, die nur die Kriegsgefahr fehen und die Dringlichkeit der Frage leugnen, geben sich unklaren Ideen und Erwartungen hin. Man Grenzboten II 191« 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/333>, abgerufen am 28.07.2024.