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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Ariegsliteratur

würdign:, sondern die gesamte Literatur überhaupt, das Zeitungswesen und das
politische Wirken hervorragender historischer Persönlichkeiten auf ihr Verhältnis
zur öffentlichen Meinung hin zu prüfen. Nach einer kurzen Übersicht über die
Geschichte des Begriffs der öffentlichen Meinung schildert der Verfasser die
Stellung des einzelnen und der Masse zu dieser, sowie ihr Verhältnis zum
Staat und zur Gesellschaft. Die Kapitel 4 bis 3 beschäftigen sich alsdann mit
den Ausdrucksformen und Ausdrucksmitteln der öffentlichen Meinung, nämlich
den mündlichen Ausdrucksmitteln, dem Ausdruck durch Schrift und Druck, durch
die Zeitungen und schließlich durch die Tat.

Mögen auch die Bauerschen Untersuchungen das Thema in erster Linie
vom Standpunkte der historischen Kritik beleuchten, so bieten sie doch sür jeden,
der mit der öffentlichen Meinung zu arbeiten hat, für den Historiker sowohl
als auch für den Politiker viel Interessantes und mancherlei Anregung und
können daher nur aufs wärmste empfohlen werden.

Im Anschluß hieran sei auch eine kleine Schrift desselben Verfassers:
"Der Krieg und die öffentliche Meinung" genannt, die ebenfalls bei
Mohr in Tübingen erschienen ist. Hier schildert Bauer, welche Stellung die
öffentliche Meinung im Falle eines Krieges einnimmt. Die öffentliche Meinung
bedarf, wie der Verfasser ausführt, schon im Frieden der Lenkung, "damit sie
mit den tatsächlichen Verhältnissen im Einklange bleibt". In verschärften Maße
ist dies im Kriege notwendig, "wo jeder unbedachte Schritt zum Abgrund führen
kann". Aus diesem Grunde muß in Kriegszeiten die unbeschränkte Freiheit,
wie sie im Frieden mehr oder weniger in allen kultivierten Staaten besteht, eine
Einschränkung erfahren, die hauptsächlich durch die Einrichtung der Zensur
erfolgt, die "in solchen Zeiten . . . eine staatliche Lebensnotwendigkeit" ist,
und der sich nicht einmal England, das Land der traditionellen Preßfreiheit,
hat entziehen können. --

Man glaubte bisher in Deutschland vielfach, dem Einfluß der Presse nicht
allzuviel Bedeutung beimessen zu dürfen, und erst der Krieg hat uns die Augen
darüber geöffnet, in einem wie schweren Irrtum wir uns befanden. Eine
Anzahl von Schriften hat es sich daher seit Kriegsausbruch zur Aufgabe gemacht,
aufklärend zu wirken und Mittel und Wege zu zeigen, wie man diesen Fehler
in Zukunft vermeiden kann.

In der im Verlage von S. Hirzel erscheinenden Sammlung "Zwischen
Krieg und Frieden" Heft 15 ("Der internationale Nachrichtenverkehr
und der Krieg") behandelt Dr. P. D. Fischer den internationalen Nach¬
richtenverkehr und die Einwirkungen, die der Krieg auf diesen ausübt. Mit
Recht rechnet der Verfasser zu den wirksamsten Waffen, mit denen unsere
Gegner uns bekämpfen, ihre Vorherrschaft auf dem Gebiet des inter¬
nationalen Nachnchtsnverkehrs. Sie hat uns von Ausbruch des Krieges
an auf das tiefste geschädigt und wirkt trotz aller Versuche, diese Schäden ab¬
zuwehren oder einzuschränken, noch jetzt in hohem Maße sowohl auf die Krieg-


Ariegsliteratur

würdign:, sondern die gesamte Literatur überhaupt, das Zeitungswesen und das
politische Wirken hervorragender historischer Persönlichkeiten auf ihr Verhältnis
zur öffentlichen Meinung hin zu prüfen. Nach einer kurzen Übersicht über die
Geschichte des Begriffs der öffentlichen Meinung schildert der Verfasser die
Stellung des einzelnen und der Masse zu dieser, sowie ihr Verhältnis zum
Staat und zur Gesellschaft. Die Kapitel 4 bis 3 beschäftigen sich alsdann mit
den Ausdrucksformen und Ausdrucksmitteln der öffentlichen Meinung, nämlich
den mündlichen Ausdrucksmitteln, dem Ausdruck durch Schrift und Druck, durch
die Zeitungen und schließlich durch die Tat.

Mögen auch die Bauerschen Untersuchungen das Thema in erster Linie
vom Standpunkte der historischen Kritik beleuchten, so bieten sie doch sür jeden,
der mit der öffentlichen Meinung zu arbeiten hat, für den Historiker sowohl
als auch für den Politiker viel Interessantes und mancherlei Anregung und
können daher nur aufs wärmste empfohlen werden.

Im Anschluß hieran sei auch eine kleine Schrift desselben Verfassers:
„Der Krieg und die öffentliche Meinung" genannt, die ebenfalls bei
Mohr in Tübingen erschienen ist. Hier schildert Bauer, welche Stellung die
öffentliche Meinung im Falle eines Krieges einnimmt. Die öffentliche Meinung
bedarf, wie der Verfasser ausführt, schon im Frieden der Lenkung, „damit sie
mit den tatsächlichen Verhältnissen im Einklange bleibt". In verschärften Maße
ist dies im Kriege notwendig, „wo jeder unbedachte Schritt zum Abgrund führen
kann". Aus diesem Grunde muß in Kriegszeiten die unbeschränkte Freiheit,
wie sie im Frieden mehr oder weniger in allen kultivierten Staaten besteht, eine
Einschränkung erfahren, die hauptsächlich durch die Einrichtung der Zensur
erfolgt, die „in solchen Zeiten . . . eine staatliche Lebensnotwendigkeit" ist,
und der sich nicht einmal England, das Land der traditionellen Preßfreiheit,
hat entziehen können. —

Man glaubte bisher in Deutschland vielfach, dem Einfluß der Presse nicht
allzuviel Bedeutung beimessen zu dürfen, und erst der Krieg hat uns die Augen
darüber geöffnet, in einem wie schweren Irrtum wir uns befanden. Eine
Anzahl von Schriften hat es sich daher seit Kriegsausbruch zur Aufgabe gemacht,
aufklärend zu wirken und Mittel und Wege zu zeigen, wie man diesen Fehler
in Zukunft vermeiden kann.

In der im Verlage von S. Hirzel erscheinenden Sammlung „Zwischen
Krieg und Frieden" Heft 15 („Der internationale Nachrichtenverkehr
und der Krieg") behandelt Dr. P. D. Fischer den internationalen Nach¬
richtenverkehr und die Einwirkungen, die der Krieg auf diesen ausübt. Mit
Recht rechnet der Verfasser zu den wirksamsten Waffen, mit denen unsere
Gegner uns bekämpfen, ihre Vorherrschaft auf dem Gebiet des inter¬
nationalen Nachnchtsnverkehrs. Sie hat uns von Ausbruch des Krieges
an auf das tiefste geschädigt und wirkt trotz aller Versuche, diese Schäden ab¬
zuwehren oder einzuschränken, noch jetzt in hohem Maße sowohl auf die Krieg-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/168>, abgerufen am 01.09.2024.