Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Das Mcmnschafts-Uriegsarchiv Das Nannschafts-Rriegsarchiv von Friedrich Mottel o sehr ich geneigt bin, den gegen uns kämpfenden Staaten Die jenen Gedanken verwirklichten, folgerten in ungefähr folgender Weise: Das Mcmnschafts-Uriegsarchiv Das Nannschafts-Rriegsarchiv von Friedrich Mottel o sehr ich geneigt bin, den gegen uns kämpfenden Staaten Die jenen Gedanken verwirklichten, folgerten in ungefähr folgender Weise: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0067" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329733"/> <fw type="header" place="top"> Das Mcmnschafts-Uriegsarchiv</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Nannschafts-Rriegsarchiv<lb/><note type="byline"> von Friedrich Mottel</note></head><lb/> <p xml:id="ID_149"> o sehr ich geneigt bin, den gegen uns kämpfenden Staaten<lb/> die hohe Bereitschaft, und die auch bei ihnen bis zur Kunst ge¬<lb/> steigerte Gründlichkeit der Kriegsführung zuzuerkennen, — es,<lb/> bleibt doch billiger Grund zum Zweifel, ob in ihren Ländern der<lb/> Zusammenhang zwischen den Geisteswissenschaften und dem Mili¬<lb/> tarismus ähnlich von altersher und unzertrennbar besteht wie bei<lb/> uns, wo für sein Vorhandensein noch die flüchtigste Veranstaltung zeugt, die<lb/> dieser Krieg sich selbst erfand. Ob dort gleichermaßen natürlich und folgerichtig<lb/> eine so erstaunlich freiheitliche Einrichtung wie die des deutschen Mannschafts-<lb/> Kriegs-Archivs hätte hervorwachsen können? — Als die Scharen genesender<lb/> Krieger im ersten Kriegsnovember von den Lazaretten her die Ersatz¬<lb/> bataillone zu füllen begannen, sind diese Archive sast gleichzeitig, und<lb/> was in solchem Zusammenhang nicht belanglos ist, unabhängig von einander<lb/> in den verschiedensten Landesteilen entstanden, dort als Einrichtung eines<lb/> ganzen Armeekorps, hier als Archiv eines überlieferungsstolzen Regiments, und<lb/> anderswo gar als Buro einer Kompagnie technischer Truppen.</p><lb/> <p xml:id="ID_150" next="#ID_151"> Die jenen Gedanken verwirklichten, folgerten in ungefähr folgender Weise:<lb/> „Auf gar nicht absehbare Zeit steht der überwiegende Teil von den Männern<lb/> unseres Landes als Mannschaft im Heeresdienst. Das Fronterlebnis hat ihnen<lb/> mit einemmal die sonst gewohnten Eindrücke verdrängt. In dem neuen Beruf,<lb/> mit seinen verhältnismäßig zahlreichen, aber unverwickelten Tätigkeiten sind sie<lb/> bald Spezialisten geworden, und vermochten hundertmal auszuprobieren, ob<lb/> das in den langen Friedensjahrzehnten Gelehrte, Erfundene und für diesen<lb/> Krieg Bereitgestellte mit Recht weiter Geltung haben soll, oder zu ändern sei.<lb/> Diese Erfahrungen sind andere als die des Offiziers — optisch sicher be¬<lb/> schränkter, in ihren Gegenständen an Zahl und Breite geringer: sie schrumpfen<lb/> im Gefecht häufig sogar in ein paar Me^r links und rechts vom Mann und<lb/> in einen kleinen Streifen drüben beim Feind zusammen. Damit ist aber über<lb/> die Stärke dieses ausschnittartigen Erlebens gar nichts entschieden, und nur<lb/> auf sie kommt es an. Geht man also daran, die Lehren dieses Krieges fest¬<lb/> zustellen, und die Fronterfahrungen zu sammeln, dann genügt es keineswegs,<lb/> das Offizierserlebnis als alleinigen Ausgangspunkt zu wählen. Wir müssen<lb/> vielmehr der Tatsache in weitem Maß Rechnung tragen, daß die Soldaten¬<lb/> tätigkeit, seitdeni im Heer eine tiefgreifende Arbeitsteilung stattfand, zu einem<lb/> ansehnlichen Teil außerhalb der unmittelbaren Offizierserfahrung steht, als reines<lb/> Mannschaftserlebnis. Will man von diesem die Einzelheit, das in jedem ty¬<lb/> pischen Fall tatsächlich Gewesene als Grundlage für das später Seinsollende,<lb/> feststellen, so muß man den Mann, so freiheitlich wie nur möglich, und unter</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
Das Mcmnschafts-Uriegsarchiv
Das Nannschafts-Rriegsarchiv
von Friedrich Mottel
o sehr ich geneigt bin, den gegen uns kämpfenden Staaten
die hohe Bereitschaft, und die auch bei ihnen bis zur Kunst ge¬
steigerte Gründlichkeit der Kriegsführung zuzuerkennen, — es,
bleibt doch billiger Grund zum Zweifel, ob in ihren Ländern der
Zusammenhang zwischen den Geisteswissenschaften und dem Mili¬
tarismus ähnlich von altersher und unzertrennbar besteht wie bei
uns, wo für sein Vorhandensein noch die flüchtigste Veranstaltung zeugt, die
dieser Krieg sich selbst erfand. Ob dort gleichermaßen natürlich und folgerichtig
eine so erstaunlich freiheitliche Einrichtung wie die des deutschen Mannschafts-
Kriegs-Archivs hätte hervorwachsen können? — Als die Scharen genesender
Krieger im ersten Kriegsnovember von den Lazaretten her die Ersatz¬
bataillone zu füllen begannen, sind diese Archive sast gleichzeitig, und
was in solchem Zusammenhang nicht belanglos ist, unabhängig von einander
in den verschiedensten Landesteilen entstanden, dort als Einrichtung eines
ganzen Armeekorps, hier als Archiv eines überlieferungsstolzen Regiments, und
anderswo gar als Buro einer Kompagnie technischer Truppen.
Die jenen Gedanken verwirklichten, folgerten in ungefähr folgender Weise:
„Auf gar nicht absehbare Zeit steht der überwiegende Teil von den Männern
unseres Landes als Mannschaft im Heeresdienst. Das Fronterlebnis hat ihnen
mit einemmal die sonst gewohnten Eindrücke verdrängt. In dem neuen Beruf,
mit seinen verhältnismäßig zahlreichen, aber unverwickelten Tätigkeiten sind sie
bald Spezialisten geworden, und vermochten hundertmal auszuprobieren, ob
das in den langen Friedensjahrzehnten Gelehrte, Erfundene und für diesen
Krieg Bereitgestellte mit Recht weiter Geltung haben soll, oder zu ändern sei.
Diese Erfahrungen sind andere als die des Offiziers — optisch sicher be¬
schränkter, in ihren Gegenständen an Zahl und Breite geringer: sie schrumpfen
im Gefecht häufig sogar in ein paar Me^r links und rechts vom Mann und
in einen kleinen Streifen drüben beim Feind zusammen. Damit ist aber über
die Stärke dieses ausschnittartigen Erlebens gar nichts entschieden, und nur
auf sie kommt es an. Geht man also daran, die Lehren dieses Krieges fest¬
zustellen, und die Fronterfahrungen zu sammeln, dann genügt es keineswegs,
das Offizierserlebnis als alleinigen Ausgangspunkt zu wählen. Wir müssen
vielmehr der Tatsache in weitem Maß Rechnung tragen, daß die Soldaten¬
tätigkeit, seitdeni im Heer eine tiefgreifende Arbeitsteilung stattfand, zu einem
ansehnlichen Teil außerhalb der unmittelbaren Offizierserfahrung steht, als reines
Mannschaftserlebnis. Will man von diesem die Einzelheit, das in jedem ty¬
pischen Fall tatsächlich Gewesene als Grundlage für das später Seinsollende,
feststellen, so muß man den Mann, so freiheitlich wie nur möglich, und unter
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