Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.bemerkte: "Wir müssen die Verhandlungen so führen, daß dadurch Beziehungen Einen ganz vorzüglichen Beitrag liefert dann der Wirkt. Geh. Rat Prof. Genug. Der begrenzte Raum hält davon ab, das Werk des Vereins bemerkte: „Wir müssen die Verhandlungen so führen, daß dadurch Beziehungen Einen ganz vorzüglichen Beitrag liefert dann der Wirkt. Geh. Rat Prof. Genug. Der begrenzte Raum hält davon ab, das Werk des Vereins <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0394" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330062"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1340" prev="#ID_1339"> bemerkte: „Wir müssen die Verhandlungen so führen, daß dadurch Beziehungen<lb/> unseres Handels und unserer Industrie nach dem Kriege zu den Neutralen und<lb/> den jetzt noch feindlichen Staaten nicht unmöglich gemacht oder erschwert werden.<lb/> Beides muß nebeneinander geschehen: wir brauchen den wirtschaftlichen, den<lb/> industriellen Verkehr mit unseren Verbündeten, aber auch mit den Neutralen<lb/> und den uns jetzt feindlichen Staaten." Der Hochschutzzoll würde aber außerdem<lb/> u. a. zu einer hohen wirtschaftlichen Belastung der breiten Massen führen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1341"> Einen ganz vorzüglichen Beitrag liefert dann der Wirkt. Geh. Rat Prof.<lb/> Dr. von der Leyen mit feiner Abhandlung: „Die Verkehrsbeziehungen zwischen<lb/> dem Deutschen Reiche, Österreich und Ungarn" usw. Er behandelt auch, worauf<lb/> besonders hingewiesen werden soll, die jetzt so viel besprochenen mitteleuropäischen<lb/> Großschiffahrtswege.! Der als erste Autorität auf diesem Gebiete geltende Fach¬<lb/> mann ist auf Grund seiner Untersuchungen der Meinung, daß unsere Verkehrs¬<lb/> mittel, die Eisenbahnen und die Wasserstraßen berufen und imstande sind, die<lb/> Bestrebungen nach einem innigeren wirtschaftlichen Zusammenschluß der beiden<lb/> großen verbündeten mitteleuropäischen Reiche zu fördern. Von der Leyen ver¬<lb/> weist übrigens nachdrücklichst auf die hervorragende Arbeit von Emil Sax:<lb/> „Nicht politische, nicht innerösterreichische: europäische Kanäle, Eine Flugschrift<lb/> zur Kanalfrage". Wien 1911, die jetzt allen unseren interessierten Kreisen<lb/> nicht genug zum Studium empfohlen werden kann. Dort heißt es u. a.:<lb/> „Wer vor dem, was sich in der Welt begibt, nicht die Augen verschließt, muß<lb/> sehen, wie die Vereinigten Staaten von Amerika planmäßig daran arbeiten,<lb/> den Kontinent sich sukzessiv wirtschaftlich botmäßig zu machen, der europäischen<lb/> und speziell deutschen Industrie dort den Markt nach und nach zu entziehen...<lb/> Demgegenüber bereitet England behutsam aber konsequent einen engeren Verband<lb/> mit den Kolonien vor. Die mitteleuropäischen Staaten würden sich dann, wenn<lb/> sie nicht empfindlich leiden sollen, miteinander und den Ostländern zu einem<lb/> größeren Wirtschaftsgebiet vereinen müssen, das den Produkten des wirtschaft¬<lb/> lichen Gegners im großen Umfange die Grenzen verschließt, dafür im Innern<lb/> einen Wirtschaftskörper darstellt, der sich selbst genügen kann." Wie viel mehr<lb/> gilt das alles heute!</p><lb/> <p xml:id="ID_1342"> Genug. Der begrenzte Raum hält davon ab, das Werk des Vereins<lb/> für Sozialpolitik noch weiter zu besprechen. Viele wichtige Fragen sind in ihm<lb/> nicht behandelt worden. Die Kritik muß aber anerkennen, daß die heutigen<lb/> Verhältnisse mit ihren Einberufungen besonders störend wirken. Der Verein<lb/> für Sozialpolitik hat sehr recht daran getan, sein Werk, trotz mancher Lücken,<lb/> schon jetzt zu veröffentlichen und nicht auf die lange Bank zu schieben, womit<lb/> vielleicht die kostbarste Zeit versäumt worden wäre. Vielleicht könnte noch ein<lb/> Nachtrag erscheinen. Er würde ebenso freudig begrüßt werden, wie das<lb/> Werk selbst.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0394]
bemerkte: „Wir müssen die Verhandlungen so führen, daß dadurch Beziehungen
unseres Handels und unserer Industrie nach dem Kriege zu den Neutralen und
den jetzt noch feindlichen Staaten nicht unmöglich gemacht oder erschwert werden.
Beides muß nebeneinander geschehen: wir brauchen den wirtschaftlichen, den
industriellen Verkehr mit unseren Verbündeten, aber auch mit den Neutralen
und den uns jetzt feindlichen Staaten." Der Hochschutzzoll würde aber außerdem
u. a. zu einer hohen wirtschaftlichen Belastung der breiten Massen führen.
Einen ganz vorzüglichen Beitrag liefert dann der Wirkt. Geh. Rat Prof.
Dr. von der Leyen mit feiner Abhandlung: „Die Verkehrsbeziehungen zwischen
dem Deutschen Reiche, Österreich und Ungarn" usw. Er behandelt auch, worauf
besonders hingewiesen werden soll, die jetzt so viel besprochenen mitteleuropäischen
Großschiffahrtswege.! Der als erste Autorität auf diesem Gebiete geltende Fach¬
mann ist auf Grund seiner Untersuchungen der Meinung, daß unsere Verkehrs¬
mittel, die Eisenbahnen und die Wasserstraßen berufen und imstande sind, die
Bestrebungen nach einem innigeren wirtschaftlichen Zusammenschluß der beiden
großen verbündeten mitteleuropäischen Reiche zu fördern. Von der Leyen ver¬
weist übrigens nachdrücklichst auf die hervorragende Arbeit von Emil Sax:
„Nicht politische, nicht innerösterreichische: europäische Kanäle, Eine Flugschrift
zur Kanalfrage". Wien 1911, die jetzt allen unseren interessierten Kreisen
nicht genug zum Studium empfohlen werden kann. Dort heißt es u. a.:
„Wer vor dem, was sich in der Welt begibt, nicht die Augen verschließt, muß
sehen, wie die Vereinigten Staaten von Amerika planmäßig daran arbeiten,
den Kontinent sich sukzessiv wirtschaftlich botmäßig zu machen, der europäischen
und speziell deutschen Industrie dort den Markt nach und nach zu entziehen...
Demgegenüber bereitet England behutsam aber konsequent einen engeren Verband
mit den Kolonien vor. Die mitteleuropäischen Staaten würden sich dann, wenn
sie nicht empfindlich leiden sollen, miteinander und den Ostländern zu einem
größeren Wirtschaftsgebiet vereinen müssen, das den Produkten des wirtschaft¬
lichen Gegners im großen Umfange die Grenzen verschließt, dafür im Innern
einen Wirtschaftskörper darstellt, der sich selbst genügen kann." Wie viel mehr
gilt das alles heute!
Genug. Der begrenzte Raum hält davon ab, das Werk des Vereins
für Sozialpolitik noch weiter zu besprechen. Viele wichtige Fragen sind in ihm
nicht behandelt worden. Die Kritik muß aber anerkennen, daß die heutigen
Verhältnisse mit ihren Einberufungen besonders störend wirken. Der Verein
für Sozialpolitik hat sehr recht daran getan, sein Werk, trotz mancher Lücken,
schon jetzt zu veröffentlichen und nicht auf die lange Bank zu schieben, womit
vielleicht die kostbarste Zeit versäumt worden wäre. Vielleicht könnte noch ein
Nachtrag erscheinen. Er würde ebenso freudig begrüßt werden, wie das
Werk selbst.
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