Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Die geschichtliche Betrachtung der vergangenen Friedenszeit von einer der drei Mächte, die stets am meisten an seinem Schicksal interessiert Für Deutschland ergibt der Gang der Kriegsereignisse zu Beginn des Jahres Die geschichtliche Betrachtung der vergangenen Friedenszeit von einer der drei Mächte, die stets am meisten an seinem Schicksal interessiert Für Deutschland ergibt der Gang der Kriegsereignisse zu Beginn des Jahres <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329702"/> <fw type="header" place="top"> Die geschichtliche Betrachtung der vergangenen Friedenszeit</fw><lb/> <p xml:id="ID_78" prev="#ID_77"> von einer der drei Mächte, die stets am meisten an seinem Schicksal interessiert<lb/> waren, besetzt, weil sie den Plänen der anderen beiden zuvorkommen zu müssen<lb/> glaubte. — Auch sür Österreich-Ungarn läßt sich noch nicht der Überblick ge¬<lb/> winnen, wie der bisherige Verlauf dieses Krieges sich dereinst unseren Nach¬<lb/> kommen darstellen mag, soweit sich nicht das Bild mit dem für Deutsch¬<lb/> land deckt. Die Polnische Frage, welche erst mit dem Friedensschluß gelöst<lb/> werden kann, spielt für Österreich-Ungarn eine weit einschneidendere Rolle als<lb/> für unseren Staatsorganismus und niemand weiß, ob der Krieg gegen Italien<lb/> mit der abgeschlagenen Offensive enden wird. Jedenfalls beweist die Abwehr<lb/> des italienischen Angriffs, welch außerordentlichen Schutz natürliche, geographische<lb/> Grenzen gewähren können.</p><lb/> <p xml:id="ID_79"> Für Deutschland ergibt der Gang der Kriegsereignisse zu Beginn des Jahres<lb/> 1916 folgendes Bild: als seine tiefste Ursache erscheint Englands Sorge, daß<lb/> wir es durch die Ausdehnung unseres Wirtschaftsgebietes als See- und Handels¬<lb/> macht überflügeln könnten. Diese Furcht veranlaßte es, den anderen europäischen<lb/> Großmächten Zugeständnisse verschiedenster Art zu machen, nur um uns mit<lb/> ihrer Hilfe diplomatisch oder militärisch niederzuhalten. Wir haben mit Hilfe<lb/> unserer Verbündeten erst den einen, dann den anderen seiner beiden mächtigsten<lb/> Bundesgenossen so gefesselt, daß sie uns nicht in den Rücken fallen können<lb/> und bahnen uns nun mit den Waffen den Weg in das Gebiet, dessen nutzbar-'<lb/> machung man uns verwehren wollte!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
Die geschichtliche Betrachtung der vergangenen Friedenszeit
von einer der drei Mächte, die stets am meisten an seinem Schicksal interessiert
waren, besetzt, weil sie den Plänen der anderen beiden zuvorkommen zu müssen
glaubte. — Auch sür Österreich-Ungarn läßt sich noch nicht der Überblick ge¬
winnen, wie der bisherige Verlauf dieses Krieges sich dereinst unseren Nach¬
kommen darstellen mag, soweit sich nicht das Bild mit dem für Deutsch¬
land deckt. Die Polnische Frage, welche erst mit dem Friedensschluß gelöst
werden kann, spielt für Österreich-Ungarn eine weit einschneidendere Rolle als
für unseren Staatsorganismus und niemand weiß, ob der Krieg gegen Italien
mit der abgeschlagenen Offensive enden wird. Jedenfalls beweist die Abwehr
des italienischen Angriffs, welch außerordentlichen Schutz natürliche, geographische
Grenzen gewähren können.
Für Deutschland ergibt der Gang der Kriegsereignisse zu Beginn des Jahres
1916 folgendes Bild: als seine tiefste Ursache erscheint Englands Sorge, daß
wir es durch die Ausdehnung unseres Wirtschaftsgebietes als See- und Handels¬
macht überflügeln könnten. Diese Furcht veranlaßte es, den anderen europäischen
Großmächten Zugeständnisse verschiedenster Art zu machen, nur um uns mit
ihrer Hilfe diplomatisch oder militärisch niederzuhalten. Wir haben mit Hilfe
unserer Verbündeten erst den einen, dann den anderen seiner beiden mächtigsten
Bundesgenossen so gefesselt, daß sie uns nicht in den Rücken fallen können
und bahnen uns nun mit den Waffen den Weg in das Gebiet, dessen nutzbar-'
machung man uns verwehren wollte!
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