Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.gegen, die von 80000 für die Entsendung von Deputierten zu den Komitees Bei der Wiederholung der Wahlen in Petersburg, die die Regierung auf In Moskau hatten von vornherein die Kadetten unter Führung von Die wenigen, die gewählt haben, werden es sicher im Sinne der Organi¬ Wie verhalten sich nun alle die Elemente, die von opportunischer Orgcmi- gegen, die von 80000 für die Entsendung von Deputierten zu den Komitees Bei der Wiederholung der Wahlen in Petersburg, die die Regierung auf In Moskau hatten von vornherein die Kadetten unter Führung von Die wenigen, die gewählt haben, werden es sicher im Sinne der Organi¬ Wie verhalten sich nun alle die Elemente, die von opportunischer Orgcmi- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0023" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329689"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_42" prev="#ID_41"> gegen, die von 80000 für die Entsendung von Deputierten zu den Komitees<lb/> aus. 62000 Arbeiter waren von vornherein für den vollständigen Boykott der<lb/> Wahlen. Die Wahl von Arbeitervertretern kam aber nicht zu stände, und<lb/> Zwar trotz Plechanowschen Aufrufes. „Rasche Slowo" betont als besonders<lb/> merkwürdig bei diesen Wahlen, daß die Losung zum Boykott diesmal von<lb/> den Menschewiki ausgegangen war, die doch nach ihrem Aufruf für die<lb/> Organisation waren, und daß auch im übrigen die theoretischen Losungen nur<lb/> eine geringe Rolle gespielt haben. Das komme daher, weil einerseits bei den<lb/> Menschewiki selbst die Gemüter noch schwanken, andererseits daher, „das; unter<lb/> den Wahlmünnern revolutionäre NaroduM und parteilose Arbeiter-Revolutionärs<lb/> sich befanden, auf die die Sozialdemokraten Rücksicht zu nehmen hatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_43"> Bei der Wiederholung der Wahlen in Petersburg, die die Regierung auf<lb/> Initiative von Gutschkow angeordnet hat, scheint man eine Majorität für<lb/> Entsendung von Vertretern in die Komitees erzielt worden zu sein. Genaue<lb/> Nachrichten darüber liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, daß bei diefer<lb/> Haltung der Arbeiter keineswegs Plechcmowsche Ideen, sondern lediglich Ideen<lb/> der Organisation entscheidend sind. Dies bestätigt eine Notiz der Nowoje<lb/> Wremja, die trotz ihrer absichtlich dunkeln Fassung erkennen läßt, daß bei der<lb/> ersten Tagung des Komitees die Arbeitervertreter sofort mit politischen Forde¬<lb/> rungen hervorgetreten sind, und daß Gutschkow vergeblich versucht hat, ihnen<lb/> den eigentlichen Zweck der Arbeit des Komitees klar zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_44"> In Moskau hatten von vornherein die Kadetten unter Führung von<lb/> Rjabuschinsky Einflußnahme auf die Arbeiterwahlen zu nehmen versucht. Man<lb/> hatte Vorwahlversammlungen überhaupt nicht zugelassen, sodaß die 90 Arbeiter¬<lb/> vertreter, die zu den Wahlen erschienen, die Stimmung ihrer Wähler garnicht<lb/> kannten. Rjabuschinsky sprach auf die Arbeiter in dem Sinne der Plechanow'-<lb/> sehen Ausführungen ein, alle Proteste der Arbeiter, daß er bei den Wahlen<lb/> nichts zu tun hätte, fruchteten nichts. 22 Arbeitervertreter entfernten sich unter<lb/> Protest. Es schsint aus der Straße zu ziemlich heftigen Zusammenstößen ge-<lb/> kommen zu sein. Schließlich fand die Wahl der Arbeitervertreter von den Zu¬<lb/> rückbleibenden statt. Aber diese Abstimmung gibt auch kein klares Bild, wenn<lb/> man nicht berücksichtigt, daß sich an den Vorwahlen der Wahlmänner von<lb/> 89 943 Arbeitern überhaupt nur 45987 Arbeiter beteiligt haben, daß davon<lb/> auch noch etwa 7000 Wahlzettel unausgefüllt oder absichtlich falsch ausgefüllt<lb/> abgegeben wurden, sodaß man rechnen kann, daß mehr als die Hälfte der<lb/> Moskaner Wühler durch ihre Haltung sich für den Boykott der Wahl aus¬<lb/> gesprochen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> Die wenigen, die gewählt haben, werden es sicher im Sinne der Organi¬<lb/> sation und nicht im Sinne der Plechcmow'schen Auffassung getan haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_46" next="#ID_47"> Wie verhalten sich nun alle die Elemente, die von opportunischer Orgcmi-<lb/> sationsarbeit nichts wissen wollen? Sie sind vollständig von revolutionären<lb/> Ideen erfüllt. Auch da gibts wieder verschiedene Strömungen, auf die ich nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
gegen, die von 80000 für die Entsendung von Deputierten zu den Komitees
aus. 62000 Arbeiter waren von vornherein für den vollständigen Boykott der
Wahlen. Die Wahl von Arbeitervertretern kam aber nicht zu stände, und
Zwar trotz Plechanowschen Aufrufes. „Rasche Slowo" betont als besonders
merkwürdig bei diesen Wahlen, daß die Losung zum Boykott diesmal von
den Menschewiki ausgegangen war, die doch nach ihrem Aufruf für die
Organisation waren, und daß auch im übrigen die theoretischen Losungen nur
eine geringe Rolle gespielt haben. Das komme daher, weil einerseits bei den
Menschewiki selbst die Gemüter noch schwanken, andererseits daher, „das; unter
den Wahlmünnern revolutionäre NaroduM und parteilose Arbeiter-Revolutionärs
sich befanden, auf die die Sozialdemokraten Rücksicht zu nehmen hatten.
Bei der Wiederholung der Wahlen in Petersburg, die die Regierung auf
Initiative von Gutschkow angeordnet hat, scheint man eine Majorität für
Entsendung von Vertretern in die Komitees erzielt worden zu sein. Genaue
Nachrichten darüber liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, daß bei diefer
Haltung der Arbeiter keineswegs Plechcmowsche Ideen, sondern lediglich Ideen
der Organisation entscheidend sind. Dies bestätigt eine Notiz der Nowoje
Wremja, die trotz ihrer absichtlich dunkeln Fassung erkennen läßt, daß bei der
ersten Tagung des Komitees die Arbeitervertreter sofort mit politischen Forde¬
rungen hervorgetreten sind, und daß Gutschkow vergeblich versucht hat, ihnen
den eigentlichen Zweck der Arbeit des Komitees klar zu machen.
In Moskau hatten von vornherein die Kadetten unter Führung von
Rjabuschinsky Einflußnahme auf die Arbeiterwahlen zu nehmen versucht. Man
hatte Vorwahlversammlungen überhaupt nicht zugelassen, sodaß die 90 Arbeiter¬
vertreter, die zu den Wahlen erschienen, die Stimmung ihrer Wähler garnicht
kannten. Rjabuschinsky sprach auf die Arbeiter in dem Sinne der Plechanow'-
sehen Ausführungen ein, alle Proteste der Arbeiter, daß er bei den Wahlen
nichts zu tun hätte, fruchteten nichts. 22 Arbeitervertreter entfernten sich unter
Protest. Es schsint aus der Straße zu ziemlich heftigen Zusammenstößen ge-
kommen zu sein. Schließlich fand die Wahl der Arbeitervertreter von den Zu¬
rückbleibenden statt. Aber diese Abstimmung gibt auch kein klares Bild, wenn
man nicht berücksichtigt, daß sich an den Vorwahlen der Wahlmänner von
89 943 Arbeitern überhaupt nur 45987 Arbeiter beteiligt haben, daß davon
auch noch etwa 7000 Wahlzettel unausgefüllt oder absichtlich falsch ausgefüllt
abgegeben wurden, sodaß man rechnen kann, daß mehr als die Hälfte der
Moskaner Wühler durch ihre Haltung sich für den Boykott der Wahl aus¬
gesprochen hat.
Die wenigen, die gewählt haben, werden es sicher im Sinne der Organi¬
sation und nicht im Sinne der Plechcmow'schen Auffassung getan haben.
Wie verhalten sich nun alle die Elemente, die von opportunischer Orgcmi-
sationsarbeit nichts wissen wollen? Sie sind vollständig von revolutionären
Ideen erfüllt. Auch da gibts wieder verschiedene Strömungen, auf die ich nicht
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