Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Gewerbliche Ainderarbeit Lin Beitrag zur Bevölkerungsfrage von Dr. Buetz l me naturgemäße Begleiterscheinung sich lang ausdehnender Kriege Es war eine Folge der Selbstverständlichkeit, daß die Begründung der Grenzboten I 1916 14
Gewerbliche Ainderarbeit Lin Beitrag zur Bevölkerungsfrage von Dr. Buetz l me naturgemäße Begleiterscheinung sich lang ausdehnender Kriege Es war eine Folge der Selbstverständlichkeit, daß die Begründung der Grenzboten I 1916 14
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329889"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_329665/figures/grenzboten_341903_329665_329889_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gewerbliche Ainderarbeit<lb/> Lin Beitrag zur Bevölkerungsfrage<lb/><note type="byline"> von Dr. Buetz</note></head><lb/> <p xml:id="ID_701"> l me naturgemäße Begleiterscheinung sich lang ausdehnender Kriege<lb/> ist die Neubelebung aller Fragen der Bevölkerungspolitik, die<lb/> eine Vermehrung derKopfzahl gewährleisten. Das heutige gigantische<lb/> Ringen der Völker, das so schmerzliche und unerhört große Opfer<lb/> ^ an Menschenleben fordert, hat der Bevölkerungsfrage den Charakter<lb/> einer staatlichen Existenzfrage verliehen, da die nationale Leistungsfähigkeit<lb/> von dem Vorhandensein bestimmter arbeitstauglicher Kategorien abhängig<lb/> ist. Die Probleme der Friedenspolitik: die Verteilung der Bevölkerungs¬<lb/> gruppen, die Hebung des Nahrungsspielraumes einer Klasse entsprechend ihrer<lb/> Vervielfältigung, die menschliche Überproduktion im Verhältnis zur Boden¬<lb/> vermehrung, das alles sind Probleme, welche plötzlich der reinen Volksvermehrungs¬<lb/> frage gegenüber in den Hintergrund gedrängt werden. Der Zeugungswille,<lb/> das Anschwellen der Fruchtbarkeitsziffern, kurz, die Mittel und Wege, welche<lb/> einer Vermehrung der Geburten fördernd zur Seite stehen, sind das Leitmotiv<lb/> unserer heutigen Bevölkerungspolitik geworden, und was nicht unmittelbar<lb/> oder mittelbar in den Dienst der neuen Aufgabe einzureihen ist, erhielt sekundäre<lb/> Bedeutung. — Die Begründung der Gesellschaft für Beoölkerungspolitik im<lb/> Oktober 1916 dokumentierte das starke neue Streben äußerlich, die Ziele der<lb/> jungbegründeten Gesellschaft lassen sich kurz in dem Schlagworte: Mehrung und<lb/> Erhaltung unserer Volkskraft, zusammenfassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_702" next="#ID_703"> Es war eine Folge der Selbstverständlichkeit, daß die Begründung der<lb/> Gesellschaft für Bevölkerungspolitik in der Allgemeinheit zu Kundgebungen und<lb/> Stellungsnahmen führte; es hat sich hierbei nun gezeigt, daß man innerhalb<lb/> des breiten Publikums wie auch teilweise in Fachkreisen, das Haupt¬<lb/> gewicht auf diesem Gebiete denjenigen Maßnahmen zuschiebt, welche die Ver¬<lb/> mehrung der Geburten begünstigen. Der Mahnruf an die Frauen, kinderwilliger<lb/> zu sein und zu werden, ist mit einer Intensität erschallt, daß darüber des Pro¬<lb/> grammes zweiter Teil, die Maßnahmen zur Erhaltung bestehender Volkskräfte,<lb/> in das Hintertreffen gelangen. — Inwieweit es zweckentsprechend ist und in¬<lb/> wieweit es sich mit den gefühlsmäßigen Fragen des Taktes verbinden läßt,<lb/> unserer Frauenwelt heute, da bereits so vieles drückend auf ihren Schultern<lb/> ruht, schon mit neuen Forderungen zu kommen, die in elementarster Weise in</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1916 14</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
[Abbildung]
Gewerbliche Ainderarbeit
Lin Beitrag zur Bevölkerungsfrage
von Dr. Buetz
l me naturgemäße Begleiterscheinung sich lang ausdehnender Kriege
ist die Neubelebung aller Fragen der Bevölkerungspolitik, die
eine Vermehrung derKopfzahl gewährleisten. Das heutige gigantische
Ringen der Völker, das so schmerzliche und unerhört große Opfer
^ an Menschenleben fordert, hat der Bevölkerungsfrage den Charakter
einer staatlichen Existenzfrage verliehen, da die nationale Leistungsfähigkeit
von dem Vorhandensein bestimmter arbeitstauglicher Kategorien abhängig
ist. Die Probleme der Friedenspolitik: die Verteilung der Bevölkerungs¬
gruppen, die Hebung des Nahrungsspielraumes einer Klasse entsprechend ihrer
Vervielfältigung, die menschliche Überproduktion im Verhältnis zur Boden¬
vermehrung, das alles sind Probleme, welche plötzlich der reinen Volksvermehrungs¬
frage gegenüber in den Hintergrund gedrängt werden. Der Zeugungswille,
das Anschwellen der Fruchtbarkeitsziffern, kurz, die Mittel und Wege, welche
einer Vermehrung der Geburten fördernd zur Seite stehen, sind das Leitmotiv
unserer heutigen Bevölkerungspolitik geworden, und was nicht unmittelbar
oder mittelbar in den Dienst der neuen Aufgabe einzureihen ist, erhielt sekundäre
Bedeutung. — Die Begründung der Gesellschaft für Beoölkerungspolitik im
Oktober 1916 dokumentierte das starke neue Streben äußerlich, die Ziele der
jungbegründeten Gesellschaft lassen sich kurz in dem Schlagworte: Mehrung und
Erhaltung unserer Volkskraft, zusammenfassen.
Es war eine Folge der Selbstverständlichkeit, daß die Begründung der
Gesellschaft für Bevölkerungspolitik in der Allgemeinheit zu Kundgebungen und
Stellungsnahmen führte; es hat sich hierbei nun gezeigt, daß man innerhalb
des breiten Publikums wie auch teilweise in Fachkreisen, das Haupt¬
gewicht auf diesem Gebiete denjenigen Maßnahmen zuschiebt, welche die Ver¬
mehrung der Geburten begünstigen. Der Mahnruf an die Frauen, kinderwilliger
zu sein und zu werden, ist mit einer Intensität erschallt, daß darüber des Pro¬
grammes zweiter Teil, die Maßnahmen zur Erhaltung bestehender Volkskräfte,
in das Hintertreffen gelangen. — Inwieweit es zweckentsprechend ist und in¬
wieweit es sich mit den gefühlsmäßigen Fragen des Taktes verbinden läßt,
unserer Frauenwelt heute, da bereits so vieles drückend auf ihren Schultern
ruht, schon mit neuen Forderungen zu kommen, die in elementarster Weise in
Grenzboten I 1916 14
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