Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Die amerikanische Organisation in Lhina Baumwollfabrikaten, die bis jetzt von anderen Ländern eingeführt wurden, Mit den Deutschen rechnen die Amerikaner auch für ihre Wünsche nach Mit welchen Augen die Japaner die "amerikanische Gefahr" betrachten, Wie man sich mit dieser Gefahr abzufinden gedenkt, dafür enthält eine Die amerikanische Organisation in Lhina Baumwollfabrikaten, die bis jetzt von anderen Ländern eingeführt wurden, Mit den Deutschen rechnen die Amerikaner auch für ihre Wünsche nach Mit welchen Augen die Japaner die „amerikanische Gefahr" betrachten, Wie man sich mit dieser Gefahr abzufinden gedenkt, dafür enthält eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0211" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329879"/> <fw type="header" place="top"> Die amerikanische Organisation in Lhina</fw><lb/> <p xml:id="ID_655" prev="#ID_654"> Baumwollfabrikaten, die bis jetzt von anderen Ländern eingeführt wurden,<lb/> konkurrieren können, besonders in grauen und weißen Shillings, Popelins,<lb/> geköperten Halbleinen und Kattunen.</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> Mit den Deutschen rechnen die Amerikaner auch für ihre Wünsche nach<lb/> der Begründung einer nationalen Farbstoff-Industrie. Wenn deutsche Fachleute<lb/> nach dem Kriege nach Amerika kommen und dort eine nationale Farbstoffe<lb/> industrie schaffen würden, dann könnte China in Zukunft auch ein Absahgebiet<lb/> fiir einen etwaigen Überschuß werden. Eine etwas sanguinische Rechnung?<lb/> Aber gleichviel: man sieht, planlos zum mindesten ist die Unverfrorenheit der<lb/> Amerikaner nicht. Sie gehen aufs Ganze und ihre Absichten und Bemühungen<lb/> verdienen jedenfalls unsere lebhafte Aufmerksamkeit. Ob ihre chinesischen Blüten-<lb/> twume so rasch Früchte ansetzen werden, kann allerdings dahingestellt bleiben.<lb/> Solange der Krieg dauert, werden sie zunächst das Hindernis, daß der Mangel<lb/> an Schiffsraum und die unmäßig hohen Frachtsätze dem Einfuhr- wie dem<lb/> Ausfuhrhandel in den Weg legen, nicht überwinden können. Dann aber kann<lb/> ihnen das Verhalten der Engländer wie das der Japaner heute schon zeigen,<lb/> daß man die deutsche Konkurrenz auf dem Chinamarkte nicht totschlagen will,<lb/> damit sich die amerikanischen Fabrikanten an der Beute mästen. Erst vor kurzem<lb/> hat die japanische Regierung dem Parlament einen Antrag zwecks Errichtung<lb/> einer Bank vorgelegt, die in Shanghai ihren Hauptsitz und in allen größeren<lb/> Städten Chinas Zweigniederlassungen haben soll. Das Betriebskapital dieser<lb/> Bank ist mit 20 Millionen Yen festgestellt. Die Bank soll das Recht der<lb/> Notenausgabe haben. Japan verbürgt eine Mindestverzinsung von 7 Prozent,<lb/> aber nur Japaner und Chinesen können Aktionäre werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_657"> Mit welchen Augen die Japaner die „amerikanische Gefahr" betrachten,<lb/> zeigt ein Artikel der „Osaka Naimclii LKimbun". Warnend weist das Blatt<lb/> auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Amerika und China hin. Nach<lb/> dem Kriege, schreibt es, wird es zu einem Bündnis zwischen den beiden Staaten<lb/> kommen und verbündet werden sie alles tun, um den in starkem Fortschreiten<lb/> begriffenen politischen und wirtschaftlichen Einfluß Japans in den Gebieten des<lb/> Stillen Ozeans und insbesondere in China zu lähmen. Auch schon, daß man<lb/> von solchen Unternehmungen wie einer chinesisch-amerikanischen Bank oder einer<lb/> chinesisch-amerikanischen Schiffahrtsgesellschaft spricht, zeigt, wie nahe die „ameri¬<lb/> kanische Gefahr" gekommen ist. Unter Berücksichtigung dessen, daß die Stimmung<lb/> in Amerika wie in China ausgesprochen japanfeindlich sei und immer ungünstiger<lb/> werde, daß ferner die Vereinigten Staaten ihre Seemacht übermäßig vergrößerten,<lb/> lind daß endlich Deutschland auf irgend eine Weise einen Druck auf Japan<lb/> ausüben werde, müsse man zu dem Schluß kommen, daß nach Beendigung des<lb/> europäischen Krieges die Lage für Japan recht gefährlich werden könne.</p><lb/> <p xml:id="ID_658" next="#ID_659"> Wie man sich mit dieser Gefahr abzufinden gedenkt, dafür enthält eine<lb/> fehr merkwürdige und beachtenswerte Schrift Anhaltspunkte, die in Japan unter<lb/> dem Titel „Krieg zwischen Japan und China" erschienen und von Mr. L. Mode</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0211]
Die amerikanische Organisation in Lhina
Baumwollfabrikaten, die bis jetzt von anderen Ländern eingeführt wurden,
konkurrieren können, besonders in grauen und weißen Shillings, Popelins,
geköperten Halbleinen und Kattunen.
Mit den Deutschen rechnen die Amerikaner auch für ihre Wünsche nach
der Begründung einer nationalen Farbstoff-Industrie. Wenn deutsche Fachleute
nach dem Kriege nach Amerika kommen und dort eine nationale Farbstoffe
industrie schaffen würden, dann könnte China in Zukunft auch ein Absahgebiet
fiir einen etwaigen Überschuß werden. Eine etwas sanguinische Rechnung?
Aber gleichviel: man sieht, planlos zum mindesten ist die Unverfrorenheit der
Amerikaner nicht. Sie gehen aufs Ganze und ihre Absichten und Bemühungen
verdienen jedenfalls unsere lebhafte Aufmerksamkeit. Ob ihre chinesischen Blüten-
twume so rasch Früchte ansetzen werden, kann allerdings dahingestellt bleiben.
Solange der Krieg dauert, werden sie zunächst das Hindernis, daß der Mangel
an Schiffsraum und die unmäßig hohen Frachtsätze dem Einfuhr- wie dem
Ausfuhrhandel in den Weg legen, nicht überwinden können. Dann aber kann
ihnen das Verhalten der Engländer wie das der Japaner heute schon zeigen,
daß man die deutsche Konkurrenz auf dem Chinamarkte nicht totschlagen will,
damit sich die amerikanischen Fabrikanten an der Beute mästen. Erst vor kurzem
hat die japanische Regierung dem Parlament einen Antrag zwecks Errichtung
einer Bank vorgelegt, die in Shanghai ihren Hauptsitz und in allen größeren
Städten Chinas Zweigniederlassungen haben soll. Das Betriebskapital dieser
Bank ist mit 20 Millionen Yen festgestellt. Die Bank soll das Recht der
Notenausgabe haben. Japan verbürgt eine Mindestverzinsung von 7 Prozent,
aber nur Japaner und Chinesen können Aktionäre werden.
Mit welchen Augen die Japaner die „amerikanische Gefahr" betrachten,
zeigt ein Artikel der „Osaka Naimclii LKimbun". Warnend weist das Blatt
auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Amerika und China hin. Nach
dem Kriege, schreibt es, wird es zu einem Bündnis zwischen den beiden Staaten
kommen und verbündet werden sie alles tun, um den in starkem Fortschreiten
begriffenen politischen und wirtschaftlichen Einfluß Japans in den Gebieten des
Stillen Ozeans und insbesondere in China zu lähmen. Auch schon, daß man
von solchen Unternehmungen wie einer chinesisch-amerikanischen Bank oder einer
chinesisch-amerikanischen Schiffahrtsgesellschaft spricht, zeigt, wie nahe die „ameri¬
kanische Gefahr" gekommen ist. Unter Berücksichtigung dessen, daß die Stimmung
in Amerika wie in China ausgesprochen japanfeindlich sei und immer ungünstiger
werde, daß ferner die Vereinigten Staaten ihre Seemacht übermäßig vergrößerten,
lind daß endlich Deutschland auf irgend eine Weise einen Druck auf Japan
ausüben werde, müsse man zu dem Schluß kommen, daß nach Beendigung des
europäischen Krieges die Lage für Japan recht gefährlich werden könne.
Wie man sich mit dieser Gefahr abzufinden gedenkt, dafür enthält eine
fehr merkwürdige und beachtenswerte Schrift Anhaltspunkte, die in Japan unter
dem Titel „Krieg zwischen Japan und China" erschienen und von Mr. L. Mode
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