Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Die amerikanische Organisation in Lhina Schiffsladungen, die nur die kühnste Phantasie als .deutsch' verdächtigen Nach all den Liebesdiensten, die sie den Briten geleistet, ist es für die Im September vergangenen Jahres meldete der amerikanische Handels¬ Der chinesische Markt soll von amerikanischen Gewerbetreibenden zunächst Die amerikanische Organisation in Lhina Schiffsladungen, die nur die kühnste Phantasie als .deutsch' verdächtigen Nach all den Liebesdiensten, die sie den Briten geleistet, ist es für die Im September vergangenen Jahres meldete der amerikanische Handels¬ Der chinesische Markt soll von amerikanischen Gewerbetreibenden zunächst <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0210" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329878"/> <fw type="header" place="top"> Die amerikanische Organisation in Lhina</fw><lb/> <p xml:id="ID_651"> Schiffsladungen, die nur die kühnste Phantasie als .deutsch' verdächtigen<lb/> kann, werden angehalten, und dann folgen die endlosen Verhandlungen zwischen<lb/> den britischen Konsulatsbeamten und London."</p><lb/> <p xml:id="ID_652"> Nach all den Liebesdiensten, die sie den Briten geleistet, ist es für die<lb/> Landsleute des Präsidenten Wilson natürlich bitter, derartige Feststellungen vor¬<lb/> nehmen zu müssen, aber Schwierigkeiten sind für die amerikanischen Geschäfts¬<lb/> leute da, um überwunden zu werden. Man ist denn auch schon dabei, eine<lb/> beträchtliche Anzahl Schiffe unter amerikanischer Flagge in Dienst zu stellen,<lb/> und die weitgehenden Pläne eines von den größten Handelskammern für das<lb/> Studium der Verschiffungsfrage zwischen amerikanischen und chinesischen Häfen<lb/> gebildeten Sonderausschusses dürfte nach dieser Richtung hin noch bemerkens¬<lb/> werte Überraschungen bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_653"> Im September vergangenen Jahres meldete der amerikanische Handels¬<lb/> attache in Peking, Herr Arnold, dem Handelsdepartement, daß die Mitglieder<lb/> der chinesischen Kommission, welche die Vereinigten Staaten bereist hatte, um<lb/> den Handel zwischen Amerika und China zu fördern, in seiner Audienz bei<lb/> Uuanschikai nicht nur die Errichtung einer transpazifischen Schiffahrtsgesellschaft,<lb/> sondern auch die sofortige Begründung einer chinesisch-amerikanischen Bank,<lb/> empfohlen hätten. Sofort ging man daran, das Hemmnis zu beseitigen, das<lb/> die Bankverhältnisse in China für die rasche Ausbreitung des amerikanischen<lb/> Handels bedeuteten. Die amerikanischen Interessen sollten fürderhin wie die<lb/> britischen, deutschen, japanischen, russischen, französischen und belgischen durch<lb/> Bankinstitute ihrer eigenen Nationalität bedient werden. Allerdings bestand ja<lb/> auch eine amerikanische Bank in China, die aber wegen ihres beschränkten<lb/> Kapitals eine sehr konservative Politik verfolgte und für den neuen Organisations-<lb/> plan auch deshalb nicht in Betracht kam, weil sie kein gut ausgebildetes<lb/> amerikanisches Personal besaß. Der Konzern der National City Bank von<lb/> New Dort hat die Vorbereitungen für die Einrichtung einer chinesisch-ameri¬<lb/> kanischen Bank großen Stils inzwischen soweit gefördert, daß die Eröffnung des<lb/> neuen Instituts bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres zu erwarten steht.</p><lb/> <p xml:id="ID_654" next="#ID_655"> Der chinesische Markt soll von amerikanischen Gewerbetreibenden zunächst<lb/> gewonnen werden für Bergwerk- und Eisenbahnunternehmungen, industrielle<lb/> Anlagen und Maschinen, Stahl- und Metallwaren. Baumwollstückgüter, Bau¬<lb/> holz, Drogen, Chemikalien und Konserven. Besondere Aussichten bietet, wie<lb/> man versichert, den amerikanischen Bestrebungen u. a. der Umstand, daß eng¬<lb/> lische elektrische Maschinen seit Kriegsbeginn eine Preissteigerung von über<lb/> 20 Prozent erfahren haben, während deutsche Maschinen augenblicklich über¬<lb/> haupt ganz vom Markte verschwunden sind. China braucht Baumwollspinnereien,<lb/> Glasfabriken, Gerbereien usw. Es führt jetzt jährlich Baumwollwaren im Werte<lb/> von über 125 Millionen Dollar netto ein. Mr. Ralph M. Odell, Handels¬<lb/> agent des „Department ot Lommeree". der sich das ganze letzte Jahr über<lb/> in China aufhielt, legt dar, daß amerikanische Fabrikanten in einer Anzahl</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0210]
Die amerikanische Organisation in Lhina
Schiffsladungen, die nur die kühnste Phantasie als .deutsch' verdächtigen
kann, werden angehalten, und dann folgen die endlosen Verhandlungen zwischen
den britischen Konsulatsbeamten und London."
Nach all den Liebesdiensten, die sie den Briten geleistet, ist es für die
Landsleute des Präsidenten Wilson natürlich bitter, derartige Feststellungen vor¬
nehmen zu müssen, aber Schwierigkeiten sind für die amerikanischen Geschäfts¬
leute da, um überwunden zu werden. Man ist denn auch schon dabei, eine
beträchtliche Anzahl Schiffe unter amerikanischer Flagge in Dienst zu stellen,
und die weitgehenden Pläne eines von den größten Handelskammern für das
Studium der Verschiffungsfrage zwischen amerikanischen und chinesischen Häfen
gebildeten Sonderausschusses dürfte nach dieser Richtung hin noch bemerkens¬
werte Überraschungen bringen.
Im September vergangenen Jahres meldete der amerikanische Handels¬
attache in Peking, Herr Arnold, dem Handelsdepartement, daß die Mitglieder
der chinesischen Kommission, welche die Vereinigten Staaten bereist hatte, um
den Handel zwischen Amerika und China zu fördern, in seiner Audienz bei
Uuanschikai nicht nur die Errichtung einer transpazifischen Schiffahrtsgesellschaft,
sondern auch die sofortige Begründung einer chinesisch-amerikanischen Bank,
empfohlen hätten. Sofort ging man daran, das Hemmnis zu beseitigen, das
die Bankverhältnisse in China für die rasche Ausbreitung des amerikanischen
Handels bedeuteten. Die amerikanischen Interessen sollten fürderhin wie die
britischen, deutschen, japanischen, russischen, französischen und belgischen durch
Bankinstitute ihrer eigenen Nationalität bedient werden. Allerdings bestand ja
auch eine amerikanische Bank in China, die aber wegen ihres beschränkten
Kapitals eine sehr konservative Politik verfolgte und für den neuen Organisations-
plan auch deshalb nicht in Betracht kam, weil sie kein gut ausgebildetes
amerikanisches Personal besaß. Der Konzern der National City Bank von
New Dort hat die Vorbereitungen für die Einrichtung einer chinesisch-ameri¬
kanischen Bank großen Stils inzwischen soweit gefördert, daß die Eröffnung des
neuen Instituts bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres zu erwarten steht.
Der chinesische Markt soll von amerikanischen Gewerbetreibenden zunächst
gewonnen werden für Bergwerk- und Eisenbahnunternehmungen, industrielle
Anlagen und Maschinen, Stahl- und Metallwaren. Baumwollstückgüter, Bau¬
holz, Drogen, Chemikalien und Konserven. Besondere Aussichten bietet, wie
man versichert, den amerikanischen Bestrebungen u. a. der Umstand, daß eng¬
lische elektrische Maschinen seit Kriegsbeginn eine Preissteigerung von über
20 Prozent erfahren haben, während deutsche Maschinen augenblicklich über¬
haupt ganz vom Markte verschwunden sind. China braucht Baumwollspinnereien,
Glasfabriken, Gerbereien usw. Es führt jetzt jährlich Baumwollwaren im Werte
von über 125 Millionen Dollar netto ein. Mr. Ralph M. Odell, Handels¬
agent des „Department ot Lommeree". der sich das ganze letzte Jahr über
in China aufhielt, legt dar, daß amerikanische Fabrikanten in einer Anzahl
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