Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Die amerikanische Organisation in China Agitation zur Abänderung der Autitrustgesetze, welche für die Zulässigkeit eines Bei den Anleitungen für das Studium des chinesischen Marktes tritt am Besonders wird den amerikanischen Fabrikanten ans Herz gelegt, ihre Die amerikanische Organisation in China Agitation zur Abänderung der Autitrustgesetze, welche für die Zulässigkeit eines Bei den Anleitungen für das Studium des chinesischen Marktes tritt am Besonders wird den amerikanischen Fabrikanten ans Herz gelegt, ihre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0208" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329876"/> <fw type="header" place="top"> Die amerikanische Organisation in China</fw><lb/> <p xml:id="ID_641" prev="#ID_640"> Agitation zur Abänderung der Autitrustgesetze, welche für die Zulässigkeit eines<lb/> Zusammenschlusses nur für Außenhandelszwecke warb, erwies klar, wie weite<lb/> Kreise schon an der Ausdehnung des Exportes Anteil nehmen. Die Verbesserung<lb/> des Konsulardienstes und die Bestellung von Handelsattaches veranlaßte der<lb/> Kongreß auf Grund von Vorschlägen, die ihm die Handelsorganisationen ge¬<lb/> macht hatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_642"> Bei den Anleitungen für das Studium des chinesischen Marktes tritt am<lb/> deutlichsten die Anlehnung an die so erfolgreichen deutschen Methoden hervor,<lb/> die natürlich höchstens ganz obenhin erwähnt werden. Man ist peinlich bestrebt,<lb/> alles zu vermeiden, was darauf hindeuten könnte, daß man einen einst be¬<lb/> neideten Konkurrenten aus dem Sattel heben will. Dem amerikanischen Kauf¬<lb/> mann wird eingeschärft, daß er dem chinesischen Produzenten und Konsumenten<lb/> näher treten muß: „Er muß Männer in den Sprachen und Gewohnheiten des<lb/> chinesischen Volkes heranbilden. Er muß gewillt sein, wesentliche Ausgaben für<lb/> Geschäftsreklame zu machen. Er muß lernen Preise all Shanghai zu berechnen.<lb/> Der chinesische Käufer will wissen, was die in seinem Laden und nicht die in New<lb/> Jork oder Podonk ausgelegten Waren kosten. Der amerikanische Kaufmann<lb/> muß seine Waren, wo es möglich ist, dem besonderen Bedarf des chinesischen<lb/> Marktes anpassen, wie es die Deutschen und die Japaner tun. Zum Beispiel<lb/> verlangen chinesische Drogisten oft Drogen in Unzenflaschen, während ameri¬<lb/> kanische Exporteure unentwegt in Pintflaschen liefern. Einige chinesische Schrift¬<lb/> zeichen auf der Etikette helfen oft, einen Absatzmarkt für Artikel zu schaffen, die<lb/> sonst nur in sehr beschränktem Umfange verkauft werden könnten. Der chinesische<lb/> Händler legt dem „ckop" oder der Fabrikmarke große Bedeutung bei, die,<lb/> wenn einmal eingeführt, in sich selbst einen besonderen Wert hat und die, um<lb/> Nachahmungen zu verhindern, durch das Generalkonsulat in Shanghai und die<lb/> Gesandtschaft in Tokio eingetragen werden sollte."</p><lb/> <p xml:id="ID_643"> Besonders wird den amerikanischen Fabrikanten ans Herz gelegt, ihre<lb/> Vertretung in China amerikanischen Firmen zu übertragen. Ungefähr 80 Prozent<lb/> des amerikanischen Handels wurden bisher durch nicht amerikanische Firmen<lb/> betrieben. Chinesische Kaufleute geben als Grund dafür, daß sie nicht mit den<lb/> Vereinigten Staaten Handel treiben, an, daß Amerika keine Ein- und Ausfuhr¬<lb/> häuser in China habe. Die Deutschen und Japaner, so wird dem ameri¬<lb/> kanischen Handel immer wieder eingebläut, haben solche. Sie sitzen nicht in<lb/> ihren Kondoren in Shanghai und warten, bis der Handel ihnen durch ihre<lb/> „compraewres" (chinesische Zwischenhändler) allmählich zufließt. Einige ameri¬<lb/> kanische Artikel sind wohl mit Erfolg von europäischen Firmen in China auf<lb/> den Markt gebracht worden, aber größtenteils waren diese Waren keine<lb/> Konkurrenzfabrikate des Landes, welches die Agenturen unterhält. „Es ist außer¬<lb/> dem", so heißt es in einem geheimen Merkblatt einer ostamerikanischen Handels¬<lb/> kammer, „bekannt, daß europäische Firmen in China amerikanische Agenturen<lb/> übernommen haben, um die Waren dieser Firmen vom Markte fernzuhalten."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0208]
Die amerikanische Organisation in China
Agitation zur Abänderung der Autitrustgesetze, welche für die Zulässigkeit eines
Zusammenschlusses nur für Außenhandelszwecke warb, erwies klar, wie weite
Kreise schon an der Ausdehnung des Exportes Anteil nehmen. Die Verbesserung
des Konsulardienstes und die Bestellung von Handelsattaches veranlaßte der
Kongreß auf Grund von Vorschlägen, die ihm die Handelsorganisationen ge¬
macht hatten.
Bei den Anleitungen für das Studium des chinesischen Marktes tritt am
deutlichsten die Anlehnung an die so erfolgreichen deutschen Methoden hervor,
die natürlich höchstens ganz obenhin erwähnt werden. Man ist peinlich bestrebt,
alles zu vermeiden, was darauf hindeuten könnte, daß man einen einst be¬
neideten Konkurrenten aus dem Sattel heben will. Dem amerikanischen Kauf¬
mann wird eingeschärft, daß er dem chinesischen Produzenten und Konsumenten
näher treten muß: „Er muß Männer in den Sprachen und Gewohnheiten des
chinesischen Volkes heranbilden. Er muß gewillt sein, wesentliche Ausgaben für
Geschäftsreklame zu machen. Er muß lernen Preise all Shanghai zu berechnen.
Der chinesische Käufer will wissen, was die in seinem Laden und nicht die in New
Jork oder Podonk ausgelegten Waren kosten. Der amerikanische Kaufmann
muß seine Waren, wo es möglich ist, dem besonderen Bedarf des chinesischen
Marktes anpassen, wie es die Deutschen und die Japaner tun. Zum Beispiel
verlangen chinesische Drogisten oft Drogen in Unzenflaschen, während ameri¬
kanische Exporteure unentwegt in Pintflaschen liefern. Einige chinesische Schrift¬
zeichen auf der Etikette helfen oft, einen Absatzmarkt für Artikel zu schaffen, die
sonst nur in sehr beschränktem Umfange verkauft werden könnten. Der chinesische
Händler legt dem „ckop" oder der Fabrikmarke große Bedeutung bei, die,
wenn einmal eingeführt, in sich selbst einen besonderen Wert hat und die, um
Nachahmungen zu verhindern, durch das Generalkonsulat in Shanghai und die
Gesandtschaft in Tokio eingetragen werden sollte."
Besonders wird den amerikanischen Fabrikanten ans Herz gelegt, ihre
Vertretung in China amerikanischen Firmen zu übertragen. Ungefähr 80 Prozent
des amerikanischen Handels wurden bisher durch nicht amerikanische Firmen
betrieben. Chinesische Kaufleute geben als Grund dafür, daß sie nicht mit den
Vereinigten Staaten Handel treiben, an, daß Amerika keine Ein- und Ausfuhr¬
häuser in China habe. Die Deutschen und Japaner, so wird dem ameri¬
kanischen Handel immer wieder eingebläut, haben solche. Sie sitzen nicht in
ihren Kondoren in Shanghai und warten, bis der Handel ihnen durch ihre
„compraewres" (chinesische Zwischenhändler) allmählich zufließt. Einige ameri¬
kanische Artikel sind wohl mit Erfolg von europäischen Firmen in China auf
den Markt gebracht worden, aber größtenteils waren diese Waren keine
Konkurrenzfabrikate des Landes, welches die Agenturen unterhält. „Es ist außer¬
dem", so heißt es in einem geheimen Merkblatt einer ostamerikanischen Handels¬
kammer, „bekannt, daß europäische Firmen in China amerikanische Agenturen
übernommen haben, um die Waren dieser Firmen vom Markte fernzuhalten."
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