Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.König Nikola von Montenegro und seine Politik außerstande war, Adrianopel zu bezwingen, erbat es von Serbien Hilfe und Rußland suchte den neuen Balkanbund für seine Zwecke auszunützen. Es war König Nikola von Montenegro und seine Politik außerstande war, Adrianopel zu bezwingen, erbat es von Serbien Hilfe und Rußland suchte den neuen Balkanbund für seine Zwecke auszunützen. Es war <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329868"/> <fw type="header" place="top"> König Nikola von Montenegro und seine Politik</fw><lb/> <p xml:id="ID_621" prev="#ID_620"> außerstande war, Adrianopel zu bezwingen, erbat es von Serbien Hilfe und<lb/> dieses sandte den General Stefanowitsch mit achtzigtausend Mann, die die Festung<lb/> zum Fall brachten. Diese Umkehrung der Hilfeleistung wurde von den Serben<lb/> zum Anlaß genommen, als Entschädigung die größere Hülste von Makedonien<lb/> zu fordern. Weil Bulgarien dies nicht gelten lassen wollte, brach der zweite<lb/> Balkankrieg 1913 aus, in dem die Montenegriner auch gegen die Bulgaren<lb/> kämpften.</p><lb/> <p xml:id="ID_622"> Rußland suchte den neuen Balkanbund für seine Zwecke auszunützen. Es war<lb/> nämlich zwischen Serbien und Griechenland ein Bündnis abgeschlossen worden, das<lb/> seine Spitze gegen Bulgarien richtete und dem Rumänien insofern als stiller Teil¬<lb/> nehmer beitrat, als es versicherte, es werde gleichfalls, wenn auch ohne Vertrag, die<lb/> Waffen gegen Bulgarien kehren, wenn dieses Miene machen sollte, den<lb/> Bukarester Vertrag zu verletzen. Rußland wußte dies und bewog Montenegro<lb/> zu einem Sondervertrag mit Serbien, durch den sich jeder der beiden Staaten<lb/> verpflichtete dem anderen beizustehen, falls er von Osterreich angegriffen werden<lb/> sollte. Als dann 1914 Österreich an Serbien den Krieg erklärte, saß Nikola<lb/> in der Falle; denn er war sehr gegen den Krieg, von dem er nichts Gutes<lb/> erwartete und er schloß sich nur wegen des bestehenden Vertrags an Serbien<lb/> an, führte aber den Krieg ziemlich lässig. Offenbar hoffte er, auf diese Weise<lb/> zwischen Scylla und Charybdis kavieren zu können. Aber er hatte sich getäuscht,<lb/> und nach der Niederwerfung Serbiens kam an ihn die Reihe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0200]
König Nikola von Montenegro und seine Politik
außerstande war, Adrianopel zu bezwingen, erbat es von Serbien Hilfe und
dieses sandte den General Stefanowitsch mit achtzigtausend Mann, die die Festung
zum Fall brachten. Diese Umkehrung der Hilfeleistung wurde von den Serben
zum Anlaß genommen, als Entschädigung die größere Hülste von Makedonien
zu fordern. Weil Bulgarien dies nicht gelten lassen wollte, brach der zweite
Balkankrieg 1913 aus, in dem die Montenegriner auch gegen die Bulgaren
kämpften.
Rußland suchte den neuen Balkanbund für seine Zwecke auszunützen. Es war
nämlich zwischen Serbien und Griechenland ein Bündnis abgeschlossen worden, das
seine Spitze gegen Bulgarien richtete und dem Rumänien insofern als stiller Teil¬
nehmer beitrat, als es versicherte, es werde gleichfalls, wenn auch ohne Vertrag, die
Waffen gegen Bulgarien kehren, wenn dieses Miene machen sollte, den
Bukarester Vertrag zu verletzen. Rußland wußte dies und bewog Montenegro
zu einem Sondervertrag mit Serbien, durch den sich jeder der beiden Staaten
verpflichtete dem anderen beizustehen, falls er von Osterreich angegriffen werden
sollte. Als dann 1914 Österreich an Serbien den Krieg erklärte, saß Nikola
in der Falle; denn er war sehr gegen den Krieg, von dem er nichts Gutes
erwartete und er schloß sich nur wegen des bestehenden Vertrags an Serbien
an, führte aber den Krieg ziemlich lässig. Offenbar hoffte er, auf diese Weise
zwischen Scylla und Charybdis kavieren zu können. Aber er hatte sich getäuscht,
und nach der Niederwerfung Serbiens kam an ihn die Reihe.
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