Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Märkische Reiter Mäßigung beim Friedensschluß dankbar zu sein, hat Frankreich 43 Jahre lang Märkische Reiter Pistole und Pallasch und Lanze und Sporn, Vier Hufe, die sturmschnell fliegen, Die heil'ge Standarte als Führerin vorn, Im Herzen nur Haß, in den Fäusten nur Zorn . . . Was brauchen wir mehr noch zum siegen? Blas auf zur Attacke, hellschmetterndes Horn! Wir folgen dir willig durch Dickicht und Dorn, Mag's brechen und bersten und biegen. Der Feind soll uns doch unterliegen! Was macht's, ob wir höllisch umbrüllt und umbraust Von donnernden Schlachtengewittern, Ob lüstern der Tod uns umgrinst und umgraust, Ob Wetter und Wind uns die Wirbel zaust. Granaten uns hagelnd umsplittern: Solange noch trutzig in nerviger Faust Die Lanze sich reckt und der Pallasch saust, Soll keinem verzagendes Zittern Die Lust und die Laune verbittern I Voll Ungeduld tänzelt mein Rappe und bäumt Sich fröhlich im Sonnenglanze. Märkische Reiter Mäßigung beim Friedensschluß dankbar zu sein, hat Frankreich 43 Jahre lang Märkische Reiter Pistole und Pallasch und Lanze und Sporn, Vier Hufe, die sturmschnell fliegen, Die heil'ge Standarte als Führerin vorn, Im Herzen nur Haß, in den Fäusten nur Zorn . . . Was brauchen wir mehr noch zum siegen? Blas auf zur Attacke, hellschmetterndes Horn! Wir folgen dir willig durch Dickicht und Dorn, Mag's brechen und bersten und biegen. Der Feind soll uns doch unterliegen! Was macht's, ob wir höllisch umbrüllt und umbraust Von donnernden Schlachtengewittern, Ob lüstern der Tod uns umgrinst und umgraust, Ob Wetter und Wind uns die Wirbel zaust. Granaten uns hagelnd umsplittern: Solange noch trutzig in nerviger Faust Die Lanze sich reckt und der Pallasch saust, Soll keinem verzagendes Zittern Die Lust und die Laune verbittern I Voll Ungeduld tänzelt mein Rappe und bäumt Sich fröhlich im Sonnenglanze. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0171" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329837"/> <fw type="header" place="top"> Märkische Reiter</fw><lb/> <p xml:id="ID_521" prev="#ID_520"> Mäßigung beim Friedensschluß dankbar zu sein, hat Frankreich 43 Jahre lang<lb/> sich als gekränkte Unschuld aufgespielt, hat es die Zurücknahme eines Drittels<lb/> von dem uns Entrissenen als himmelschreiendes Unrecht hingestellt, hat es durch<lb/> Fälschung der Geschichte im Unterricht seine Jugend zu Revancheschreiern er¬<lb/> zogen, indem es uns, die es während 3^ Jahrhunderte mit Raubkriegen<lb/> überzog, als ein Erobereroolk kennzeichnete, hat es sich mit dem auf Europas<lb/> Unterjochung sinnenden Rußland und dem die Freiheit der Meere bedrohenden<lb/> England verbündet, hat seine Presse in der Zerstückelung Deutschlands mit der<lb/> Feder selbst die dieser zwei anderen großen Welträuber überboten. Ohne deren<lb/> Schuld an dem jetzigen Kriege verringern zu wollen, muß daher betont werden,<lb/> daß dessen erste Ursache der Zeit nach Frankreichs Nevanchelust ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> <note type="pt"> Märkische Reiter</note> </head><lb/> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l> Pistole und Pallasch und Lanze und Sporn,<lb/> Vier Hufe, die sturmschnell fliegen,<lb/> Die heil'ge Standarte als Führerin vorn,<lb/> Im Herzen nur Haß, in den Fäusten nur Zorn . . .<lb/> Was brauchen wir mehr noch zum siegen?<lb/> Blas auf zur Attacke, hellschmetterndes Horn!<lb/> Wir folgen dir willig durch Dickicht und Dorn,<lb/> Mag's brechen und bersten und biegen.<lb/> Der Feind soll uns doch unterliegen!</l> <l> Was macht's, ob wir höllisch umbrüllt und umbraust<lb/> Von donnernden Schlachtengewittern,<lb/> Ob lüstern der Tod uns umgrinst und umgraust,<lb/> Ob Wetter und Wind uns die Wirbel zaust.<lb/> Granaten uns hagelnd umsplittern:<lb/> Solange noch trutzig in nerviger Faust<lb/> Die Lanze sich reckt und der Pallasch saust,<lb/> Soll keinem verzagendes Zittern<lb/> Die Lust und die Laune verbittern I</l> <l> Voll Ungeduld tänzelt mein Rappe und bäumt<lb/> Sich fröhlich im Sonnenglanze.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0171]
Märkische Reiter
Mäßigung beim Friedensschluß dankbar zu sein, hat Frankreich 43 Jahre lang
sich als gekränkte Unschuld aufgespielt, hat es die Zurücknahme eines Drittels
von dem uns Entrissenen als himmelschreiendes Unrecht hingestellt, hat es durch
Fälschung der Geschichte im Unterricht seine Jugend zu Revancheschreiern er¬
zogen, indem es uns, die es während 3^ Jahrhunderte mit Raubkriegen
überzog, als ein Erobereroolk kennzeichnete, hat es sich mit dem auf Europas
Unterjochung sinnenden Rußland und dem die Freiheit der Meere bedrohenden
England verbündet, hat seine Presse in der Zerstückelung Deutschlands mit der
Feder selbst die dieser zwei anderen großen Welträuber überboten. Ohne deren
Schuld an dem jetzigen Kriege verringern zu wollen, muß daher betont werden,
daß dessen erste Ursache der Zeit nach Frankreichs Nevanchelust ist.
Märkische Reiter
Pistole und Pallasch und Lanze und Sporn,
Vier Hufe, die sturmschnell fliegen,
Die heil'ge Standarte als Führerin vorn,
Im Herzen nur Haß, in den Fäusten nur Zorn . . .
Was brauchen wir mehr noch zum siegen?
Blas auf zur Attacke, hellschmetterndes Horn!
Wir folgen dir willig durch Dickicht und Dorn,
Mag's brechen und bersten und biegen.
Der Feind soll uns doch unterliegen! Was macht's, ob wir höllisch umbrüllt und umbraust
Von donnernden Schlachtengewittern,
Ob lüstern der Tod uns umgrinst und umgraust,
Ob Wetter und Wind uns die Wirbel zaust.
Granaten uns hagelnd umsplittern:
Solange noch trutzig in nerviger Faust
Die Lanze sich reckt und der Pallasch saust,
Soll keinem verzagendes Zittern
Die Lust und die Laune verbittern I Voll Ungeduld tänzelt mein Rappe und bäumt
Sich fröhlich im Sonnenglanze.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |