Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Auf dem toten Punkt fortschrittliche Block sollte gesprengt werden, der Hebel dazu wurde beim Die Presse Chwostows jubelte schon: es habe einen Block überhaupt nie Chwostow hat sich selbst isoliert, er hat die Regierung isoliert, er hat die "Und was wird weiter werden? läßt sich die russische Gesellschaft dieses "Auch dafür gibts Rezepte in Rußland -- die Provokation und die "1. wöchentlich allgemeine Versammlungen zu veranstalten. Dabei ruhig und überzeugend 2. als Mitglieder in die revolutionären Verbände einzutreten. Die Obmänner, als Auf dem toten Punkt fortschrittliche Block sollte gesprengt werden, der Hebel dazu wurde beim Die Presse Chwostows jubelte schon: es habe einen Block überhaupt nie Chwostow hat sich selbst isoliert, er hat die Regierung isoliert, er hat die „Und was wird weiter werden? läßt sich die russische Gesellschaft dieses „Auch dafür gibts Rezepte in Rußland — die Provokation und die „1. wöchentlich allgemeine Versammlungen zu veranstalten. Dabei ruhig und überzeugend 2. als Mitglieder in die revolutionären Verbände einzutreten. Die Obmänner, als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329812"/> <fw type="header" place="top"> Auf dem toten Punkt</fw><lb/> <p xml:id="ID_434" prev="#ID_433"> fortschrittliche Block sollte gesprengt werden, der Hebel dazu wurde beim<lb/> Reichsrat angesetzt, wo nach dem nötigen Druck auf die ernannten Mit¬<lb/> glieder. Fürst Obolensky und seine Gefolgschaft, ihrer Stellung bei Hofe<lb/> zu Liebe deutlich vom Blocke abrückten, indem sie erkürten, daß sie keinerlei<lb/> Aufrufe des Blockes mitunterzeichnet hätten und daß es auch verfafsungstechnisch<lb/> gar nicht möglich sei, daß sich ein parlamentanscher Block zu gleicher Zeit auf<lb/> beioe Häuser des Parlaments erstrecke.</p><lb/> <p xml:id="ID_435"> Die Presse Chwostows jubelte schon: es habe einen Block überhaupt nie<lb/> gegeben und es sei gar nicht nötig, etwas, das überhaupt nicht da ge¬<lb/> wesen sei, zu zerstören. Aber der Jubel war verfrüht. Dadurch, daß es<lb/> Chwostow nicht gelungen war, die wirtschaftlichen Nöte des Volkes zu heben,<lb/> wozu er sich stark gemacht hatte, war ihm der Hebel aus der Hand gerissen<lb/> worden, der die Menge anders hätte einstellen können. Die Beschlüsse der<lb/> Monarchistenkongresse, die offen gegen die Duma und die wenigen Freiheiten<lb/> auftraten, die man dem Volke noch gelassen hatte, ließen den Becher der Geduld<lb/> überlaufen. Selbst „NowojeWremja" und„Kökökök" rückten von Chwostow ab, und<lb/> das bedeutendste Boulevardblatt des Landes, „Nußkoje Slowo", setzte den Punkt<lb/> aufs i. als es am 31. Dezember erklärte, daß die Versammlungen der Budget¬<lb/> kommission und das Austreten Chwostows gezeigt hätten, „daß es zwischen<lb/> den Volksvertretern und dem Minister des Innern in der Tat<lb/> keinerlei Berührungspunkte mehr gibt."</p><lb/> <p xml:id="ID_436"> Chwostow hat sich selbst isoliert, er hat die Regierung isoliert, er hat die<lb/> Politik auf jenen toten Punkt gebracht, auf dem sie heute ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_437"> „Und was wird weiter werden? läßt sich die russische Gesellschaft dieses<lb/> Verfahren geduldig so lange gefallen, bis es zu spät ist?"</p><lb/> <p xml:id="ID_438"> „Auch dafür gibts Rezepte in Rußland — die Provokation und die<lb/> Drushinen der schwarzen Hundert." Ich habe eine kostbare Reliquie<lb/> aus dem heiligen Lande der Zaren aufbewahrt. Es ist die Instruktion, die<lb/> an alle Mitglieder derjenigen Verbände übersandt worden ist, die an den<lb/> Monarchistenkongressen teilgenommen haben. Ich will Ihnen die Einzelpunkte<lb/> dieser Instruktion wörtlich übersetzen. Es lohnt sich, sie kennen zu lernen. Hier ist<lb/> dieses eigenartige zeitgeschichtliche Dokument. Es wird den Verbändlern empfohlen:</p><lb/> <p xml:id="ID_439"> „1. wöchentlich allgemeine Versammlungen zu veranstalten. Dabei ruhig und überzeugend<lb/> das Ränkespiel der Linken zusehenden zu machen; scharfe oder gar schmähende Ausfälle gegen<lb/> die Linken in keinem Falle zuzulassen;</p><lb/> <p xml:id="ID_440"> 2. als Mitglieder in die revolutionären Verbände einzutreten. Die Obmänner, als<lb/> die Leute, die die unerschütterlichsten, geistig ausgeprägtesten und wissendsten sind, und die man<lb/> nicht bluffen kann, müssen sich als Mitglieder in die von den Linken für ihre revolutionären<lb/> Zwecke gegründeten Vereinigungen einschreiben lassen, als da sind: Arbeiterverbände, Hand¬<lb/> lungsgehülfenvereine, Arbeiterschutzvereine, wie auch die verschiedenen Wirtschaftsgenossenschaften,<lb/> in denen Sozialdemokraten an der Spitze stehen; sie sollen dies tun, damit sie die revolutionäre<lb/> Propaganda der Mitglieder verfolgen und ihre verständige Stimme gegen Einbringung revo¬<lb/> lutionärer Anträge erheben können, um wenigstens in den Herzen der Mitglieder Zweifel zu<lb/> erwecken, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, sie zu bestimmen, dagegen aufzutreten;</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0146]
Auf dem toten Punkt
fortschrittliche Block sollte gesprengt werden, der Hebel dazu wurde beim
Reichsrat angesetzt, wo nach dem nötigen Druck auf die ernannten Mit¬
glieder. Fürst Obolensky und seine Gefolgschaft, ihrer Stellung bei Hofe
zu Liebe deutlich vom Blocke abrückten, indem sie erkürten, daß sie keinerlei
Aufrufe des Blockes mitunterzeichnet hätten und daß es auch verfafsungstechnisch
gar nicht möglich sei, daß sich ein parlamentanscher Block zu gleicher Zeit auf
beioe Häuser des Parlaments erstrecke.
Die Presse Chwostows jubelte schon: es habe einen Block überhaupt nie
gegeben und es sei gar nicht nötig, etwas, das überhaupt nicht da ge¬
wesen sei, zu zerstören. Aber der Jubel war verfrüht. Dadurch, daß es
Chwostow nicht gelungen war, die wirtschaftlichen Nöte des Volkes zu heben,
wozu er sich stark gemacht hatte, war ihm der Hebel aus der Hand gerissen
worden, der die Menge anders hätte einstellen können. Die Beschlüsse der
Monarchistenkongresse, die offen gegen die Duma und die wenigen Freiheiten
auftraten, die man dem Volke noch gelassen hatte, ließen den Becher der Geduld
überlaufen. Selbst „NowojeWremja" und„Kökökök" rückten von Chwostow ab, und
das bedeutendste Boulevardblatt des Landes, „Nußkoje Slowo", setzte den Punkt
aufs i. als es am 31. Dezember erklärte, daß die Versammlungen der Budget¬
kommission und das Austreten Chwostows gezeigt hätten, „daß es zwischen
den Volksvertretern und dem Minister des Innern in der Tat
keinerlei Berührungspunkte mehr gibt."
Chwostow hat sich selbst isoliert, er hat die Regierung isoliert, er hat die
Politik auf jenen toten Punkt gebracht, auf dem sie heute ist.
„Und was wird weiter werden? läßt sich die russische Gesellschaft dieses
Verfahren geduldig so lange gefallen, bis es zu spät ist?"
„Auch dafür gibts Rezepte in Rußland — die Provokation und die
Drushinen der schwarzen Hundert." Ich habe eine kostbare Reliquie
aus dem heiligen Lande der Zaren aufbewahrt. Es ist die Instruktion, die
an alle Mitglieder derjenigen Verbände übersandt worden ist, die an den
Monarchistenkongressen teilgenommen haben. Ich will Ihnen die Einzelpunkte
dieser Instruktion wörtlich übersetzen. Es lohnt sich, sie kennen zu lernen. Hier ist
dieses eigenartige zeitgeschichtliche Dokument. Es wird den Verbändlern empfohlen:
„1. wöchentlich allgemeine Versammlungen zu veranstalten. Dabei ruhig und überzeugend
das Ränkespiel der Linken zusehenden zu machen; scharfe oder gar schmähende Ausfälle gegen
die Linken in keinem Falle zuzulassen;
2. als Mitglieder in die revolutionären Verbände einzutreten. Die Obmänner, als
die Leute, die die unerschütterlichsten, geistig ausgeprägtesten und wissendsten sind, und die man
nicht bluffen kann, müssen sich als Mitglieder in die von den Linken für ihre revolutionären
Zwecke gegründeten Vereinigungen einschreiben lassen, als da sind: Arbeiterverbände, Hand¬
lungsgehülfenvereine, Arbeiterschutzvereine, wie auch die verschiedenen Wirtschaftsgenossenschaften,
in denen Sozialdemokraten an der Spitze stehen; sie sollen dies tun, damit sie die revolutionäre
Propaganda der Mitglieder verfolgen und ihre verständige Stimme gegen Einbringung revo¬
lutionärer Anträge erheben können, um wenigstens in den Herzen der Mitglieder Zweifel zu
erwecken, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, sie zu bestimmen, dagegen aufzutreten;
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