Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Ariegsliteratur I. Beveridge: "Wert is back ol tke war" (The Bobbs-Menill Company, Beveridge weilte Anfang 1915 längere Zeit in Europa, er besuchte Deutsch¬ Doch wir können nicht näher auf diese Äußerungen eingehen, noch wollen Ariegsliteratur I. Beveridge: „Wert is back ol tke war" (The Bobbs-Menill Company, Beveridge weilte Anfang 1915 längere Zeit in Europa, er besuchte Deutsch¬ Doch wir können nicht näher auf diese Äußerungen eingehen, noch wollen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0132" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329798"/> <fw type="header" place="top"> Ariegsliteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_380" prev="#ID_379"> I. Beveridge: „Wert is back ol tke war" (The Bobbs-Menill Company,<lb/> Indianapolis).</p><lb/> <p xml:id="ID_381"> Beveridge weilte Anfang 1915 längere Zeit in Europa, er besuchte Deutsch¬<lb/> land, Frankreich und England, um in diesen Staaten die Lage während des<lb/> Krieges zu studieren, und er hat nach seiner Rückkehr in diesem Buche seine<lb/> Eindrücke niedergelegt, die zu sammeln er in Europa reichlich Gelegenheit gehabt<lb/> hat. In erster Linie hat es sich der Verfasser angelegen sein lassen, zu sehen,<lb/> „xvkat l8 back o5 tke >var", d. h. wie es hinter der Front, im Innern der<lb/> kriegführenden Staaten aussieht. Gewiß war er vorübergehend auch an der<lb/> Front, in den Schützengräben und in den Artilleriestellungen, seine Hauptaufgabe<lb/> blieb jedoch stets, die Ansichten und Stimmungen im Lande kennen zu lernen.<lb/> Dies glaubte er am besten in der Weise zu erreichen, indem er — nach dem<lb/> bekannten Muster amerikanischer Journalisten — eine Anzahl hervorragender<lb/> Vertreter der verschiedensten Berufe „interviewte", wenn man dieses Fremdwort<lb/> noch gebrauchen darf, und deren Äußerungen in einer Reihe von Kapiteln<lb/> niederlegte. So hatte Beveridge in Deutschland Unterredungen mit Exzellenz<lb/> v. Harnack. Generaldirektor Ballin, Dr. Walter Rathenau, mit „dem Führer<lb/> der deutschen Sozialdemokratie" Dr. Südekum und dem 2. Sekretär des Inder»<lb/> nationalen Gewerlschaftsverbandes. Von größerem Interesse für uns sind jedoch<lb/> die Unterredungen mit Staatsmännern, Gelehrten, Industriellen und Finanz-<lb/> lenten in Frankreich und England, die Beveridge in den Kapiteln 11, 12, 14<lb/> und 15 wiedergibt. In Frankreich sind es die Gründe für den Ausbruch des<lb/> Weltkrieges, vie in erster Linie den Gesprächsstoff bildeten. Ein ungenannter<lb/> französischer Staatsmann hält durch das immer mächtiger werdende Deutschland<lb/> das europäische Gleichgewicht für bedroht, das zu erhalten die Hauptaufgabe<lb/> der übrigen Staaten Europas sein müsse, während Gabriel Hanotaux den Ur¬<lb/> sprung des Krieges sieht „in dem großen Unrecht, das Deutschland mit der<lb/> gewaltsamen Fortnahme von Elsaß-Lothringen beging". Weit törichter klingt<lb/> der Grund, den der französische Philosoph Henri Bergson angibt, der die<lb/> Wurzeln des Weltkrieges in der „aggressiven Politik Deutschlands" gefunden<lb/> zu haben glaubt. Weniger bedeutend sind die Äußerungen des Inhabers der<lb/> Schneider-Creusot-Werke und eines französischen Friedensapostels, der seinen<lb/> Namen vorsichtigerweise verschweigt, und zwar mit Recht; denn er bezeichnet<lb/> als den wahren Beginn des Krieges die Haager Friedenskonferenz, auf der<lb/> Deutschland die von den übrigen Großmächten vorgeschlagene obligatorische<lb/> Schiedsgerichtsbarkeit zu Fall brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_382" next="#ID_383"> Doch wir können nicht näher auf diese Äußerungen eingehen, noch wollen<lb/> wir an dieser Stelle versuchen, sie zu widerlegen, obwohl es keinesfalls schwer<lb/> fallen würde. Es sei nur noch kurz erwähnt, daß die Engländer, mit denen<lb/> Beveridge sprach, die verschiedensten Gründe für den Ausbruch des Weltkrieges<lb/> und für das Eingreifen Englands insbesondere angaben, die Verletzung der<lb/> belgischen Neutralität, die Furcht vor der Vernichtung Frankreichs, das von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0132]
Ariegsliteratur
I. Beveridge: „Wert is back ol tke war" (The Bobbs-Menill Company,
Indianapolis).
Beveridge weilte Anfang 1915 längere Zeit in Europa, er besuchte Deutsch¬
land, Frankreich und England, um in diesen Staaten die Lage während des
Krieges zu studieren, und er hat nach seiner Rückkehr in diesem Buche seine
Eindrücke niedergelegt, die zu sammeln er in Europa reichlich Gelegenheit gehabt
hat. In erster Linie hat es sich der Verfasser angelegen sein lassen, zu sehen,
„xvkat l8 back o5 tke >var", d. h. wie es hinter der Front, im Innern der
kriegführenden Staaten aussieht. Gewiß war er vorübergehend auch an der
Front, in den Schützengräben und in den Artilleriestellungen, seine Hauptaufgabe
blieb jedoch stets, die Ansichten und Stimmungen im Lande kennen zu lernen.
Dies glaubte er am besten in der Weise zu erreichen, indem er — nach dem
bekannten Muster amerikanischer Journalisten — eine Anzahl hervorragender
Vertreter der verschiedensten Berufe „interviewte", wenn man dieses Fremdwort
noch gebrauchen darf, und deren Äußerungen in einer Reihe von Kapiteln
niederlegte. So hatte Beveridge in Deutschland Unterredungen mit Exzellenz
v. Harnack. Generaldirektor Ballin, Dr. Walter Rathenau, mit „dem Führer
der deutschen Sozialdemokratie" Dr. Südekum und dem 2. Sekretär des Inder»
nationalen Gewerlschaftsverbandes. Von größerem Interesse für uns sind jedoch
die Unterredungen mit Staatsmännern, Gelehrten, Industriellen und Finanz-
lenten in Frankreich und England, die Beveridge in den Kapiteln 11, 12, 14
und 15 wiedergibt. In Frankreich sind es die Gründe für den Ausbruch des
Weltkrieges, vie in erster Linie den Gesprächsstoff bildeten. Ein ungenannter
französischer Staatsmann hält durch das immer mächtiger werdende Deutschland
das europäische Gleichgewicht für bedroht, das zu erhalten die Hauptaufgabe
der übrigen Staaten Europas sein müsse, während Gabriel Hanotaux den Ur¬
sprung des Krieges sieht „in dem großen Unrecht, das Deutschland mit der
gewaltsamen Fortnahme von Elsaß-Lothringen beging". Weit törichter klingt
der Grund, den der französische Philosoph Henri Bergson angibt, der die
Wurzeln des Weltkrieges in der „aggressiven Politik Deutschlands" gefunden
zu haben glaubt. Weniger bedeutend sind die Äußerungen des Inhabers der
Schneider-Creusot-Werke und eines französischen Friedensapostels, der seinen
Namen vorsichtigerweise verschweigt, und zwar mit Recht; denn er bezeichnet
als den wahren Beginn des Krieges die Haager Friedenskonferenz, auf der
Deutschland die von den übrigen Großmächten vorgeschlagene obligatorische
Schiedsgerichtsbarkeit zu Fall brachte.
Doch wir können nicht näher auf diese Äußerungen eingehen, noch wollen
wir an dieser Stelle versuchen, sie zu widerlegen, obwohl es keinesfalls schwer
fallen würde. Es sei nur noch kurz erwähnt, daß die Engländer, mit denen
Beveridge sprach, die verschiedensten Gründe für den Ausbruch des Weltkrieges
und für das Eingreifen Englands insbesondere angaben, die Verletzung der
belgischen Neutralität, die Furcht vor der Vernichtung Frankreichs, das von
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