Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Rriegsliteratur So versucht z. B. Professor Karl Knortz aus New Aork in einer Schrift So interessant und scharfsinnig diese Broschüre sonst geschrieben ist, so Als Ausdruck des Bestrebens in Amerika aufklärend zu wirken, mag Mögen auch nicht alle von Delaisi in diesem Buche gemachten Prophe¬ Ein anderes Buch, das in Amerika gute Dienste zu leisten ver¬ Rriegsliteratur So versucht z. B. Professor Karl Knortz aus New Aork in einer Schrift So interessant und scharfsinnig diese Broschüre sonst geschrieben ist, so Als Ausdruck des Bestrebens in Amerika aufklärend zu wirken, mag Mögen auch nicht alle von Delaisi in diesem Buche gemachten Prophe¬ Ein anderes Buch, das in Amerika gute Dienste zu leisten ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0131" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329797"/> <fw type="header" place="top"> Rriegsliteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_375"> So versucht z. B. Professor Karl Knortz aus New Aork in einer Schrift<lb/> „Die Deutschfeindlichkeit Amerikas" zu erklären. Mit vollem Recht hebt der<lb/> Verfasser hervor, daß die Deutschen drüben herzlich willkommen waren, „so<lb/> lange der arme deutsche Einwanderer zufrieden war, die niedrigsten Arbeiten<lb/> willig und billig zu verrichten und sich außerdem an Wahltagen als Stimmvieh<lb/> benutzen zu lassen". Sobald er sich jedoch durch Fleiß und Sparsamkeit empor¬<lb/> gearbeitet hatte, und auf Grund seiner Leistungen die entsprechenden Ansprüche<lb/> zu erheben wagte, wurde er von den Amerikanern mit Neid, Mißtrauen und<lb/> Haß betrachtet. Bezeichnend ist es, daß die tätige Mithilfe der Deutschen bei<lb/> dem Aufbau der Vereinigten Staaten selbst von den bedeutendsten Geschichts¬<lb/> schreibern Amerikas garnicht oder nur nebenbei erwähnt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_376"> So interessant und scharfsinnig diese Broschüre sonst geschrieben ist, so<lb/> berührt es fast komisch, wenn der Verfasser auf Seite 39 ff. einen mit „B. A.<lb/> Rauhe" unterschriebenen Brief an die „New Aorker Staatszeitung" für ernst<lb/> nimmt, durch den Knortz zu beweisen sucht, „daß der rechte Amerikaner gegen<lb/> eine scheinbare Beleidigung seines englischen Vetters noch empfindlicher ist, als<lb/> John Bull selber". Wenn man sich den Namen des Briefschreibers, der<lb/> scheinbar Protest gegen die Aufführung von „Tristan und Isolde" erhebt,<lb/> genauer ansieht, hinter dem B und A die Punkte fortläßt und das Ganze in<lb/> einem Wort schreibt, so erkennt man, daß sich der Verfasser von dem „Banausen"<lb/> elendiglich ins Bockshorn hat jagen lassen. — Trotz dieses kleinen, verzeihlichen<lb/> Irrtums enthält die Knortzsche Schrift manches Beachtenswerte.</p><lb/> <p xml:id="ID_377"> Als Ausdruck des Bestrebens in Amerika aufklärend zu wirken, mag<lb/> die englische Übersetzung eines kleinen Büchleins, das Francis Delaist im<lb/> Jahre 1911 unter dem Titel „l.a Zuerre qui vient" in Paris im Verlage<lb/> der „Querrs sociale" veröffentlicht hat, gelten. Die Übersetzung erschien<lb/> bei Small, Maynard und Company in Boston und trägt den nicht<lb/> ganz genauen Titel >.^us inevitabw xvar". Der ungenannte Übersetzer recht¬<lb/> fertigt diese kleine Abweichung vom Original damit, daß er auf die von Delaist<lb/> am Ende seiner Schrift getane Äußerung, der Krieg sei unvermeidlich, anspielt.</p><lb/> <p xml:id="ID_378"> Mögen auch nicht alle von Delaisi in diesem Buche gemachten Prophe¬<lb/> zeiungen im jetzigen Kriege eingetroffen sein, mag er z. B., wie der Übersetzer<lb/> im Vorwort betont, die finanzielle Stärke Deutschlands völlig falsch eingeschätzt<lb/> haben, so sind die von Delaisi hier niedergelegten Gedanken gerade heute von<lb/> großem Interesse. Der Verfasser sah die europäische Krisis kommen und fürchtete<lb/> vor allem die englische Freundschaft für Frankreich, weil er einsah, daß letzteres<lb/> im Kriegsfalle die Kastanien für feinen Verbündeten aus dem Feuer holen<lb/> mußte. Die kleine interessante Schrift, die in französischer und englischer Sprache<lb/> nebeneinander gedruckt erscheint, dürfte jenseits des Ozeans großes Interesse und<lb/> einen weiten Leserkreis finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_379" next="#ID_380"> Ein anderes Buch, das in Amerika gute Dienste zu leisten ver¬<lb/> mag, stammt aus der Feder des früheren amerikanischen Senators Albert</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0131]
Rriegsliteratur
So versucht z. B. Professor Karl Knortz aus New Aork in einer Schrift
„Die Deutschfeindlichkeit Amerikas" zu erklären. Mit vollem Recht hebt der
Verfasser hervor, daß die Deutschen drüben herzlich willkommen waren, „so
lange der arme deutsche Einwanderer zufrieden war, die niedrigsten Arbeiten
willig und billig zu verrichten und sich außerdem an Wahltagen als Stimmvieh
benutzen zu lassen". Sobald er sich jedoch durch Fleiß und Sparsamkeit empor¬
gearbeitet hatte, und auf Grund seiner Leistungen die entsprechenden Ansprüche
zu erheben wagte, wurde er von den Amerikanern mit Neid, Mißtrauen und
Haß betrachtet. Bezeichnend ist es, daß die tätige Mithilfe der Deutschen bei
dem Aufbau der Vereinigten Staaten selbst von den bedeutendsten Geschichts¬
schreibern Amerikas garnicht oder nur nebenbei erwähnt wird.
So interessant und scharfsinnig diese Broschüre sonst geschrieben ist, so
berührt es fast komisch, wenn der Verfasser auf Seite 39 ff. einen mit „B. A.
Rauhe" unterschriebenen Brief an die „New Aorker Staatszeitung" für ernst
nimmt, durch den Knortz zu beweisen sucht, „daß der rechte Amerikaner gegen
eine scheinbare Beleidigung seines englischen Vetters noch empfindlicher ist, als
John Bull selber". Wenn man sich den Namen des Briefschreibers, der
scheinbar Protest gegen die Aufführung von „Tristan und Isolde" erhebt,
genauer ansieht, hinter dem B und A die Punkte fortläßt und das Ganze in
einem Wort schreibt, so erkennt man, daß sich der Verfasser von dem „Banausen"
elendiglich ins Bockshorn hat jagen lassen. — Trotz dieses kleinen, verzeihlichen
Irrtums enthält die Knortzsche Schrift manches Beachtenswerte.
Als Ausdruck des Bestrebens in Amerika aufklärend zu wirken, mag
die englische Übersetzung eines kleinen Büchleins, das Francis Delaist im
Jahre 1911 unter dem Titel „l.a Zuerre qui vient" in Paris im Verlage
der „Querrs sociale" veröffentlicht hat, gelten. Die Übersetzung erschien
bei Small, Maynard und Company in Boston und trägt den nicht
ganz genauen Titel >.^us inevitabw xvar". Der ungenannte Übersetzer recht¬
fertigt diese kleine Abweichung vom Original damit, daß er auf die von Delaist
am Ende seiner Schrift getane Äußerung, der Krieg sei unvermeidlich, anspielt.
Mögen auch nicht alle von Delaisi in diesem Buche gemachten Prophe¬
zeiungen im jetzigen Kriege eingetroffen sein, mag er z. B., wie der Übersetzer
im Vorwort betont, die finanzielle Stärke Deutschlands völlig falsch eingeschätzt
haben, so sind die von Delaisi hier niedergelegten Gedanken gerade heute von
großem Interesse. Der Verfasser sah die europäische Krisis kommen und fürchtete
vor allem die englische Freundschaft für Frankreich, weil er einsah, daß letzteres
im Kriegsfalle die Kastanien für feinen Verbündeten aus dem Feuer holen
mußte. Die kleine interessante Schrift, die in französischer und englischer Sprache
nebeneinander gedruckt erscheint, dürfte jenseits des Ozeans großes Interesse und
einen weiten Leserkreis finden.
Ein anderes Buch, das in Amerika gute Dienste zu leisten ver¬
mag, stammt aus der Feder des früheren amerikanischen Senators Albert
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