Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Rriegsliteratur den Amerikanern wohl zu imponieren, wir können sie durch unsere Erfolge zwingen, Schließlich sei noch bemerkt, daß Meyer seinem Buche einen Aufsatz von Dieselbe Mahnung, "alles zu vermeiden, was wie eine Bitte um ameri¬ An kleineren Schriften wäre zunächst ein Aufruf des Heidelberger Historikers Rriegsliteratur den Amerikanern wohl zu imponieren, wir können sie durch unsere Erfolge zwingen, Schließlich sei noch bemerkt, daß Meyer seinem Buche einen Aufsatz von Dieselbe Mahnung, „alles zu vermeiden, was wie eine Bitte um ameri¬ An kleineren Schriften wäre zunächst ein Aufruf des Heidelberger Historikers <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329796"/> <fw type="header" place="top"> Rriegsliteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_371" prev="#ID_370"> den Amerikanern wohl zu imponieren, wir können sie durch unsere Erfolge zwingen,<lb/> uns zu achten; „aber mehr können wir nicht erreichen, und sollen und dürfen<lb/> wir nicht versuchen", denn die Gesinnung der Amerikaner gegen uns wird stets<lb/> die gleiche bleiben, vielleicht wird die Ablehnung gerade durch unsere Erfolge in der<lb/> Organisation hinter der Front und draußen auf den Schlachtfeldern noch ge¬<lb/> steigert werden. Die Lehren, die wir aus diesem Verhalten ziehen sollten, faßt<lb/> Meyer dahin zusammen: „Wir müssen und sollen alle Versuche aufgeben, die<lb/> Ungko-Amerikaner zu bekehren und für uns zu gewinnen. Das Liebcswerbcn,<lb/> das wir so lange unermüdlich betrieben haben, muß aufhören, jetzt und in<lb/> Zukunft; es hat uns nur geschadet, weil es uns in den Augen der Amerikaner<lb/> als inferior und zugleich als hilfsbedürftig erscheinen ließ, geglaubt hat man<lb/> uns doch nicht, sondern nur um so schlimmere Absichten dahinter gewittert.<lb/> Höflich sollen und wollen wir bleiben; aber je vornehmer und kühler wir auf¬<lb/> treten, um so besser und wirkungsvoller ist es". Diese Worte sollen wir uns<lb/> für unser Verhalten gegen alles Ausland merken und sie beherzigen, auch wenn<lb/> wieder normale Zeiten in die Welt zurückgekehrt sein werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_372"> Schließlich sei noch bemerkt, daß Meyer seinem Buche einen Aufsatz von<lb/> Professor Th. C. Hale aus New Aork, der eine Charakteristik der englischen<lb/> Presse enthält, sowie ein Urteil über Deutschland aus der Feder des Oxforder<lb/> Professors Conybeare beigefügt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_373"> Dieselbe Mahnung, „alles zu vermeiden, was wie eine Bitte um ameri¬<lb/> kanische Hilfe aussteht", die Meyer als ersten Grundsatz in der Haltung Deutsch¬<lb/> lands Amerika gegenüber aufgestellt hat, wird auch von Rudolf Leonhard in<lb/> seiner Rede „Amerika während des Weltkrieges" angesprochen. Diese Rede, die<lb/> am 29. Januar 1915 in Berlin gehalten wurde, ist als 16. „Deutsche Rede<lb/> in schwerer Zeit" in Carl Heymanns Verlag (Berlin) erschienen. Leonhard<lb/> führt hier u. a. aus, daß uns das freimütige Eingeständnis, die belgische Neu¬<lb/> tralität verletzt zu haben, in der Neuen Welt außerordentlich geschadet hat;<lb/> „denn das Unrecht darf nach dem strengen Sittenkodex auch im Notfalle nicht<lb/> anders begangen werden als man Whisky trinkt, nämlich unter allen Umständen<lb/> nur heimlich".</p><lb/> <p xml:id="ID_374"> An kleineren Schriften wäre zunächst ein Aufruf des Heidelberger Historikers<lb/> Hermann Oncken an die Deutschamerikaner zu nennen. In Heft 6 der von<lb/> Ernst Jacks bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart herausgegebenen<lb/> Sammlung „Der deutsche Krieg" richtet Oncken an unsere Volksgenossen jenseits<lb/> des Ozeans den Mahnruf, in diesen ernsten Zeiten ihr altes Vaterland nicht<lb/> zu vergessen. Wenn sie auch nicht mit den Waffen die Scholle ihrer Vorväter<lb/> verteidigen könnten, so sollten sie doch nach Kräften aufklärend und zum Wohle<lb/> und Nutzen Deutschlands mit friedlichen Waffen in ihrer neuen Heimat für ihr<lb/> altes Vaterland kämpfen. — Mit Stolz und Genugtuung mag hier festgestellt<lb/> werden, daß die Deutsch-Amerikaner — von ganz verschwindenden Ausnahmen<lb/> abgesehen — dies auch, so weit es in ihren Kräften stand, getan haben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
Rriegsliteratur
den Amerikanern wohl zu imponieren, wir können sie durch unsere Erfolge zwingen,
uns zu achten; „aber mehr können wir nicht erreichen, und sollen und dürfen
wir nicht versuchen", denn die Gesinnung der Amerikaner gegen uns wird stets
die gleiche bleiben, vielleicht wird die Ablehnung gerade durch unsere Erfolge in der
Organisation hinter der Front und draußen auf den Schlachtfeldern noch ge¬
steigert werden. Die Lehren, die wir aus diesem Verhalten ziehen sollten, faßt
Meyer dahin zusammen: „Wir müssen und sollen alle Versuche aufgeben, die
Ungko-Amerikaner zu bekehren und für uns zu gewinnen. Das Liebcswerbcn,
das wir so lange unermüdlich betrieben haben, muß aufhören, jetzt und in
Zukunft; es hat uns nur geschadet, weil es uns in den Augen der Amerikaner
als inferior und zugleich als hilfsbedürftig erscheinen ließ, geglaubt hat man
uns doch nicht, sondern nur um so schlimmere Absichten dahinter gewittert.
Höflich sollen und wollen wir bleiben; aber je vornehmer und kühler wir auf¬
treten, um so besser und wirkungsvoller ist es". Diese Worte sollen wir uns
für unser Verhalten gegen alles Ausland merken und sie beherzigen, auch wenn
wieder normale Zeiten in die Welt zurückgekehrt sein werden.
Schließlich sei noch bemerkt, daß Meyer seinem Buche einen Aufsatz von
Professor Th. C. Hale aus New Aork, der eine Charakteristik der englischen
Presse enthält, sowie ein Urteil über Deutschland aus der Feder des Oxforder
Professors Conybeare beigefügt hat.
Dieselbe Mahnung, „alles zu vermeiden, was wie eine Bitte um ameri¬
kanische Hilfe aussteht", die Meyer als ersten Grundsatz in der Haltung Deutsch¬
lands Amerika gegenüber aufgestellt hat, wird auch von Rudolf Leonhard in
seiner Rede „Amerika während des Weltkrieges" angesprochen. Diese Rede, die
am 29. Januar 1915 in Berlin gehalten wurde, ist als 16. „Deutsche Rede
in schwerer Zeit" in Carl Heymanns Verlag (Berlin) erschienen. Leonhard
führt hier u. a. aus, daß uns das freimütige Eingeständnis, die belgische Neu¬
tralität verletzt zu haben, in der Neuen Welt außerordentlich geschadet hat;
„denn das Unrecht darf nach dem strengen Sittenkodex auch im Notfalle nicht
anders begangen werden als man Whisky trinkt, nämlich unter allen Umständen
nur heimlich".
An kleineren Schriften wäre zunächst ein Aufruf des Heidelberger Historikers
Hermann Oncken an die Deutschamerikaner zu nennen. In Heft 6 der von
Ernst Jacks bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart herausgegebenen
Sammlung „Der deutsche Krieg" richtet Oncken an unsere Volksgenossen jenseits
des Ozeans den Mahnruf, in diesen ernsten Zeiten ihr altes Vaterland nicht
zu vergessen. Wenn sie auch nicht mit den Waffen die Scholle ihrer Vorväter
verteidigen könnten, so sollten sie doch nach Kräften aufklärend und zum Wohle
und Nutzen Deutschlands mit friedlichen Waffen in ihrer neuen Heimat für ihr
altes Vaterland kämpfen. — Mit Stolz und Genugtuung mag hier festgestellt
werden, daß die Deutsch-Amerikaner — von ganz verschwindenden Ausnahmen
abgesehen — dies auch, so weit es in ihren Kräften stand, getan haben.
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