Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Zur Reform der Pferderennen die Rennen so umgestalten, daß aus Schaustellungen ernste Leistungsprüfungen Will man eine ernste Prüfung der Pferde durchführen, so muß der Zufall, Daß die Pferderennen in ihrer jetzigen Verfassung gründlicher Reformen Zur Reform der Pferderennen die Rennen so umgestalten, daß aus Schaustellungen ernste Leistungsprüfungen Will man eine ernste Prüfung der Pferde durchführen, so muß der Zufall, Daß die Pferderennen in ihrer jetzigen Verfassung gründlicher Reformen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0126" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329792"/> <fw type="header" place="top"> Zur Reform der Pferderennen</fw><lb/> <p xml:id="ID_358" prev="#ID_357"> die Rennen so umgestalten, daß aus Schaustellungen ernste Leistungsprüfungen<lb/> werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_359"> Will man eine ernste Prüfung der Pferde durchführen, so muß der Zufall,<lb/> d. h. alles, was außer der Qualität der Pferde Einfluß auf den Ausgang des<lb/> Rennens haben kann, nach Möglichkeit ausgeschaltet werden. Es ist lange nicht<lb/> bekannt genug, welchen Einfluß die Geschicklichkeit der Jockeys beim Rennen<lb/> hat. Der allgemein als erste Autorität anerkannte Landstallmeister Graf Lehn-<lb/> dorff erklärte im Jahre 1880, daß Osborne. der Reiter des Siegers im Union¬<lb/> rennen auf jedem der drei als erste einkommenden Pferde hätte gewinnen<lb/> können, wahrscheinlich aber auf dem als dritten eingekommenen gesiegt haben<lb/> würde. Damit ist doch zweifellos zugestanden, daß hier eine einwandfreie<lb/> Prüfung der Pferde nicht stattgefunden hat; die Gewandtheit des Jockeys, nicht<lb/> die Geschwindigkeit des Pferdes hat den Sieg entschieden. Die Rennstallbesitzer<lb/> wissen das auch sehr genau und zahlen daher den Jockeys — jungen Leuten<lb/> von 18 bis 30 Jahren, namentlich wenn es Engländer sind — Gehälter,<lb/> welche die eines Ministers oft weit hinter sich lassen und an die von Bank¬<lb/> direktoren heranreichen. Natürlich können nur sehr reiche Leute solche Gehälter<lb/> zahlen, und das ist einer der Gründe, weshalb auf den Rennbahnen die großen<lb/> Rennställe sich den kleinen sehr überlegen zeigen. Man hat daher vorgeschlagen,<lb/> die unter so hervorragenden Reitern laufenden Pferde mit einem höheren Ge¬<lb/> wicht zu belasten. Dagegen sträuben sich aber die Rennstallbesitzer, obwohl<lb/> schon jetzt unter gewissen Bedingungen unerfahrenen Reitern eine Gewichts¬<lb/> erleichterung zugebilligt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_360"> Daß die Pferderennen in ihrer jetzigen Verfassung gründlicher Reformen<lb/> bedürfen, um ernste Leistungsprüfungen zu werden, geht aus dem Gesagten<lb/> wohl klar hervor. Gegen die gemachten Vorschläge können sachliche Einwände<lb/> kaum vorgebracht werden. Die Reihe der nötigen Änderungen ist damit jedoch<lb/> durchaus nicht erschöpft; es handelte sich hier nur darum zu zeigen, in welchem<lb/> Maße die jetzigen Rennen unter dem Einfluß des Zufalls stehen und wie dieser<lb/> eingeschränkt werden könnte. Erst wenn das geschehen ist, kann von einer<lb/> wirklichen Prüfung durch das Rennen die Rede sein; vielleicht gelingt es dann<lb/> durch sorgfältige Auswahl der Zuchttiere das deutsche Vollblut so zu heben,<lb/> daß man mit Stolz sagen darf: ,Maas in Qerman^«.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0126]
Zur Reform der Pferderennen
die Rennen so umgestalten, daß aus Schaustellungen ernste Leistungsprüfungen
werden.
Will man eine ernste Prüfung der Pferde durchführen, so muß der Zufall,
d. h. alles, was außer der Qualität der Pferde Einfluß auf den Ausgang des
Rennens haben kann, nach Möglichkeit ausgeschaltet werden. Es ist lange nicht
bekannt genug, welchen Einfluß die Geschicklichkeit der Jockeys beim Rennen
hat. Der allgemein als erste Autorität anerkannte Landstallmeister Graf Lehn-
dorff erklärte im Jahre 1880, daß Osborne. der Reiter des Siegers im Union¬
rennen auf jedem der drei als erste einkommenden Pferde hätte gewinnen
können, wahrscheinlich aber auf dem als dritten eingekommenen gesiegt haben
würde. Damit ist doch zweifellos zugestanden, daß hier eine einwandfreie
Prüfung der Pferde nicht stattgefunden hat; die Gewandtheit des Jockeys, nicht
die Geschwindigkeit des Pferdes hat den Sieg entschieden. Die Rennstallbesitzer
wissen das auch sehr genau und zahlen daher den Jockeys — jungen Leuten
von 18 bis 30 Jahren, namentlich wenn es Engländer sind — Gehälter,
welche die eines Ministers oft weit hinter sich lassen und an die von Bank¬
direktoren heranreichen. Natürlich können nur sehr reiche Leute solche Gehälter
zahlen, und das ist einer der Gründe, weshalb auf den Rennbahnen die großen
Rennställe sich den kleinen sehr überlegen zeigen. Man hat daher vorgeschlagen,
die unter so hervorragenden Reitern laufenden Pferde mit einem höheren Ge¬
wicht zu belasten. Dagegen sträuben sich aber die Rennstallbesitzer, obwohl
schon jetzt unter gewissen Bedingungen unerfahrenen Reitern eine Gewichts¬
erleichterung zugebilligt wird.
Daß die Pferderennen in ihrer jetzigen Verfassung gründlicher Reformen
bedürfen, um ernste Leistungsprüfungen zu werden, geht aus dem Gesagten
wohl klar hervor. Gegen die gemachten Vorschläge können sachliche Einwände
kaum vorgebracht werden. Die Reihe der nötigen Änderungen ist damit jedoch
durchaus nicht erschöpft; es handelte sich hier nur darum zu zeigen, in welchem
Maße die jetzigen Rennen unter dem Einfluß des Zufalls stehen und wie dieser
eingeschränkt werden könnte. Erst wenn das geschehen ist, kann von einer
wirklichen Prüfung durch das Rennen die Rede sein; vielleicht gelingt es dann
durch sorgfältige Auswahl der Zuchttiere das deutsche Vollblut so zu heben,
daß man mit Stolz sagen darf: ,Maas in Qerman^«.
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