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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Die Hohenzollern und die akademische Zugend

Arbeit" Anerkennung aussprach, und die Depesche an die Deutsche Burschen¬
schaft 1915. worin er "mit besonderer Befriedigung der zahlreichen Männer
gedachte, die aus der Deutschen Burschenschaft dem deutschen Volle als Führer
und Mitkämpfer für seine idealen und realen Güter in Kriegs- und Friedens¬
zeiten erwachsen sind". Und daß er als Schirmherr der akademischen Freiheit
niemals die Unterdrückung einer studentischen Gruppe durch die andern billigen
würde, das bewies deutlich sein Antworttelegramm an den Eisenacher Studenten¬
tag 1905, worin er das Vertrauen aussprach, "daß unsere Studenten stets
bestrebt sein werden, die deutsche Geistesfreiheit auch durch die Achtung vor
der Überzeugung Andersdenkender hochzuhalten". Ganz besondere Aufmerk-
samkeit schenkte er auch den sportlichen Bestrebungen der Studentenschaft, wie
sich bei der Schaffung des Hochschulsportplatzes im Grünewald 1914 zeigte,
und der Kronprinz wirkte in der gleichen Richtung, ja er gab in einem Tele¬
gramm an die Deutsche Burschenschaft der Hoffnung Ausdruck, daß im Hinblick
auf die Olympiade 1916 auch die übrige Studentenschaft ihrem guten Beispiel
in sportlichen Angelegenheiten folgen werde.

Überblickt man zusammenfassend die Geschichte der Beziehungen zwischen
den Hohenzollern und der Studentenschaft, so erkennt man, daß sie trotz
mancher Hemmungen eine Aufwärtsbewegung war. Und gerade mit ihrer
gegenwärtigen Stellung darf die akademische Jugend sehr zufrieden sein. Aber
dadurch, daß zu ihr die regierenden Mitglieder des Fürstenhauses als Studierende
oder Altherren zählen, erwachsen ihr ernste Pflichten. Wie sich das Militär
treu um den Kaiser schart, so muß sie als Vertreterin der Wissenschaft dies
ebenfalls tun und das Reich stützen und fördern helfen, sie muß gewissermaßen
das werden, was ein Redner einst rühmend von den 1831 durch Kaiser
Wilhelm den Ersten gelobten Vereinen deutscher Studenten behauptete: die
Zivilgarde der Hohenzollern.




Die Hohenzollern und die akademische Zugend

Arbeit" Anerkennung aussprach, und die Depesche an die Deutsche Burschen¬
schaft 1915. worin er „mit besonderer Befriedigung der zahlreichen Männer
gedachte, die aus der Deutschen Burschenschaft dem deutschen Volle als Führer
und Mitkämpfer für seine idealen und realen Güter in Kriegs- und Friedens¬
zeiten erwachsen sind". Und daß er als Schirmherr der akademischen Freiheit
niemals die Unterdrückung einer studentischen Gruppe durch die andern billigen
würde, das bewies deutlich sein Antworttelegramm an den Eisenacher Studenten¬
tag 1905, worin er das Vertrauen aussprach, „daß unsere Studenten stets
bestrebt sein werden, die deutsche Geistesfreiheit auch durch die Achtung vor
der Überzeugung Andersdenkender hochzuhalten". Ganz besondere Aufmerk-
samkeit schenkte er auch den sportlichen Bestrebungen der Studentenschaft, wie
sich bei der Schaffung des Hochschulsportplatzes im Grünewald 1914 zeigte,
und der Kronprinz wirkte in der gleichen Richtung, ja er gab in einem Tele¬
gramm an die Deutsche Burschenschaft der Hoffnung Ausdruck, daß im Hinblick
auf die Olympiade 1916 auch die übrige Studentenschaft ihrem guten Beispiel
in sportlichen Angelegenheiten folgen werde.

Überblickt man zusammenfassend die Geschichte der Beziehungen zwischen
den Hohenzollern und der Studentenschaft, so erkennt man, daß sie trotz
mancher Hemmungen eine Aufwärtsbewegung war. Und gerade mit ihrer
gegenwärtigen Stellung darf die akademische Jugend sehr zufrieden sein. Aber
dadurch, daß zu ihr die regierenden Mitglieder des Fürstenhauses als Studierende
oder Altherren zählen, erwachsen ihr ernste Pflichten. Wie sich das Militär
treu um den Kaiser schart, so muß sie als Vertreterin der Wissenschaft dies
ebenfalls tun und das Reich stützen und fördern helfen, sie muß gewissermaßen
das werden, was ein Redner einst rühmend von den 1831 durch Kaiser
Wilhelm den Ersten gelobten Vereinen deutscher Studenten behauptete: die
Zivilgarde der Hohenzollern.




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[0089] Die Hohenzollern und die akademische Zugend Arbeit" Anerkennung aussprach, und die Depesche an die Deutsche Burschen¬ schaft 1915. worin er „mit besonderer Befriedigung der zahlreichen Männer gedachte, die aus der Deutschen Burschenschaft dem deutschen Volle als Führer und Mitkämpfer für seine idealen und realen Güter in Kriegs- und Friedens¬ zeiten erwachsen sind". Und daß er als Schirmherr der akademischen Freiheit niemals die Unterdrückung einer studentischen Gruppe durch die andern billigen würde, das bewies deutlich sein Antworttelegramm an den Eisenacher Studenten¬ tag 1905, worin er das Vertrauen aussprach, „daß unsere Studenten stets bestrebt sein werden, die deutsche Geistesfreiheit auch durch die Achtung vor der Überzeugung Andersdenkender hochzuhalten". Ganz besondere Aufmerk- samkeit schenkte er auch den sportlichen Bestrebungen der Studentenschaft, wie sich bei der Schaffung des Hochschulsportplatzes im Grünewald 1914 zeigte, und der Kronprinz wirkte in der gleichen Richtung, ja er gab in einem Tele¬ gramm an die Deutsche Burschenschaft der Hoffnung Ausdruck, daß im Hinblick auf die Olympiade 1916 auch die übrige Studentenschaft ihrem guten Beispiel in sportlichen Angelegenheiten folgen werde. Überblickt man zusammenfassend die Geschichte der Beziehungen zwischen den Hohenzollern und der Studentenschaft, so erkennt man, daß sie trotz mancher Hemmungen eine Aufwärtsbewegung war. Und gerade mit ihrer gegenwärtigen Stellung darf die akademische Jugend sehr zufrieden sein. Aber dadurch, daß zu ihr die regierenden Mitglieder des Fürstenhauses als Studierende oder Altherren zählen, erwachsen ihr ernste Pflichten. Wie sich das Militär treu um den Kaiser schart, so muß sie als Vertreterin der Wissenschaft dies ebenfalls tun und das Reich stützen und fördern helfen, sie muß gewissermaßen das werden, was ein Redner einst rühmend von den 1831 durch Kaiser Wilhelm den Ersten gelobten Vereinen deutscher Studenten behauptete: die Zivilgarde der Hohenzollern.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/89>, abgerufen am 22.07.2024.