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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Aufgaben der Elektrotechnik im Kriege

die Richtung des Schusses festsetzt und das Kommando zum Feuern oder Ein¬
stellen des Feuers gibt. Das Herannahen feindlicher Fahrzeuge, ihre Art,
Zahl und Richtung wird dem Geschwader und den Küstenbatterien durch Funk¬
spruch mitgeteilt, die Flugzeugbeobachter senden ihre Nachrichten auf demselben
Wege dem Stäbe. Bei einiger Wachsamkeit ist man vor Überraschungen und
plötzlichen Überfällen sicher, beziehungsweise kann man ihnen die Stirn bieten.
Die lediglich der Nachrichtenübermittlung dienenden Apparate dienen daher je
nach dem Bedarf teils dem Angriff, teils der Abwehr.

Zu den erstgenannten Kampfmitteln, durch die die Waffen ihre Beweglichkeit
erhalten, zählen in erster Linie die Unterseeboote. Für diese ist bis heute die
Elektrizität die einzige Kraftquelle für Fahrten unter Wasser. Der zum Antrieb
der Schrauben dienende Elektromotor, ein Gleichstrommotor mit doppeltem
Kollektorsatz, erhält seinen Strom aus Bleiakkumulatoren. Die zum Lancieren
des Torpedos dienende Druckluft wird durch elektrisch angetriebene Kcom-
pessoren erzeugt. Die an Bord moderner Unterseeboote befindlichen Pumpen,
Ventilatoren und Hebezeuge werden ebenfalls elektrisch angetrieben. Die Summe
der elektrischen Leitungen eines Unterseeboots würde sür die Stromversorgung
einer größeren Stadt ausreichen. Alle anderen auf größeren Fahrzeugen der
Kriegs- und Handelsmarine verwendeten elektrischen Hilfseinrichtungen, wie
Kompasse, Scheinwerfer, funkentelegraphische Apparate, Umdrehungsfernzeiger,
Nuderlagenanzeiger, Kommando- und Signalapparate befinden sich auch an Bord
der Unterseeboote.

Zu den besonderen Einrichtungen der Kriegsschiffe gegenüber den Handels¬
dampfern gehören die elektrischen Auszüge zur Beförderung der großkalibrigen Ge¬
schosse aus dem tieferliegenden Geschvßraum zu den Geschützen, die sogenannten
Munitionswinden. Auch das Richten der Geschütze geschieht meistens auf
elektrischem Wege.

Die feindliche Marine verwendet im Seekrieg elektrisch betätigte Treibminen.
Das sind zum Teil mit Sprengladungen gefüllte Hohlkörper. Im unteren Teil
der länglichen Mine befindet sich ein kleiner Elektromotor nebst Akkumulatoren¬
batterie. Der Motor dient zum Antrieb eines Propellers. Die Wirkungsweise
der Mine ist nun folgende: die Mine wird an einer Stelle des Meeres, wo
man die Nähe feindlicher Fahrzeuge vermutet, von einem Minenleger auf die
Flut gesetzt. Da sie schwerer ist als Wasser, beginnt sie zu sinken. Sobald sie
eine gewisse Tiefe erreicht hat, wird durch eine auf einen bestimmten Wasser¬
druck eingestellte Membrane ein Stromkreis geschlossen, der das Einschalten des
Motors bewirkt. Der Propeller gewährt nun der Mine einen Auftrieb bis auf
einen vorher festgesetzten Wert, der der Tauchtiefe der feindlichen Fahrzeuge
entspricht. Ist die gewünschte Tiefe erreicht, wird der Motor selbsttätig ab¬
gestellt, die Mine beginnt zu sinken bis die Membrane wieder in Tätigkeit tritt
und das Spiel beginnt von neuem. Die Akkumulatorenbatterie hat eine genügend
große Kapazität, um die Mine längere Zeit schwimmfähig zu erhalten. Trifft


Aufgaben der Elektrotechnik im Kriege

die Richtung des Schusses festsetzt und das Kommando zum Feuern oder Ein¬
stellen des Feuers gibt. Das Herannahen feindlicher Fahrzeuge, ihre Art,
Zahl und Richtung wird dem Geschwader und den Küstenbatterien durch Funk¬
spruch mitgeteilt, die Flugzeugbeobachter senden ihre Nachrichten auf demselben
Wege dem Stäbe. Bei einiger Wachsamkeit ist man vor Überraschungen und
plötzlichen Überfällen sicher, beziehungsweise kann man ihnen die Stirn bieten.
Die lediglich der Nachrichtenübermittlung dienenden Apparate dienen daher je
nach dem Bedarf teils dem Angriff, teils der Abwehr.

Zu den erstgenannten Kampfmitteln, durch die die Waffen ihre Beweglichkeit
erhalten, zählen in erster Linie die Unterseeboote. Für diese ist bis heute die
Elektrizität die einzige Kraftquelle für Fahrten unter Wasser. Der zum Antrieb
der Schrauben dienende Elektromotor, ein Gleichstrommotor mit doppeltem
Kollektorsatz, erhält seinen Strom aus Bleiakkumulatoren. Die zum Lancieren
des Torpedos dienende Druckluft wird durch elektrisch angetriebene Kcom-
pessoren erzeugt. Die an Bord moderner Unterseeboote befindlichen Pumpen,
Ventilatoren und Hebezeuge werden ebenfalls elektrisch angetrieben. Die Summe
der elektrischen Leitungen eines Unterseeboots würde sür die Stromversorgung
einer größeren Stadt ausreichen. Alle anderen auf größeren Fahrzeugen der
Kriegs- und Handelsmarine verwendeten elektrischen Hilfseinrichtungen, wie
Kompasse, Scheinwerfer, funkentelegraphische Apparate, Umdrehungsfernzeiger,
Nuderlagenanzeiger, Kommando- und Signalapparate befinden sich auch an Bord
der Unterseeboote.

Zu den besonderen Einrichtungen der Kriegsschiffe gegenüber den Handels¬
dampfern gehören die elektrischen Auszüge zur Beförderung der großkalibrigen Ge¬
schosse aus dem tieferliegenden Geschvßraum zu den Geschützen, die sogenannten
Munitionswinden. Auch das Richten der Geschütze geschieht meistens auf
elektrischem Wege.

Die feindliche Marine verwendet im Seekrieg elektrisch betätigte Treibminen.
Das sind zum Teil mit Sprengladungen gefüllte Hohlkörper. Im unteren Teil
der länglichen Mine befindet sich ein kleiner Elektromotor nebst Akkumulatoren¬
batterie. Der Motor dient zum Antrieb eines Propellers. Die Wirkungsweise
der Mine ist nun folgende: die Mine wird an einer Stelle des Meeres, wo
man die Nähe feindlicher Fahrzeuge vermutet, von einem Minenleger auf die
Flut gesetzt. Da sie schwerer ist als Wasser, beginnt sie zu sinken. Sobald sie
eine gewisse Tiefe erreicht hat, wird durch eine auf einen bestimmten Wasser¬
druck eingestellte Membrane ein Stromkreis geschlossen, der das Einschalten des
Motors bewirkt. Der Propeller gewährt nun der Mine einen Auftrieb bis auf
einen vorher festgesetzten Wert, der der Tauchtiefe der feindlichen Fahrzeuge
entspricht. Ist die gewünschte Tiefe erreicht, wird der Motor selbsttätig ab¬
gestellt, die Mine beginnt zu sinken bis die Membrane wieder in Tätigkeit tritt
und das Spiel beginnt von neuem. Die Akkumulatorenbatterie hat eine genügend
große Kapazität, um die Mine längere Zeit schwimmfähig zu erhalten. Trifft


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[0248] Aufgaben der Elektrotechnik im Kriege die Richtung des Schusses festsetzt und das Kommando zum Feuern oder Ein¬ stellen des Feuers gibt. Das Herannahen feindlicher Fahrzeuge, ihre Art, Zahl und Richtung wird dem Geschwader und den Küstenbatterien durch Funk¬ spruch mitgeteilt, die Flugzeugbeobachter senden ihre Nachrichten auf demselben Wege dem Stäbe. Bei einiger Wachsamkeit ist man vor Überraschungen und plötzlichen Überfällen sicher, beziehungsweise kann man ihnen die Stirn bieten. Die lediglich der Nachrichtenübermittlung dienenden Apparate dienen daher je nach dem Bedarf teils dem Angriff, teils der Abwehr. Zu den erstgenannten Kampfmitteln, durch die die Waffen ihre Beweglichkeit erhalten, zählen in erster Linie die Unterseeboote. Für diese ist bis heute die Elektrizität die einzige Kraftquelle für Fahrten unter Wasser. Der zum Antrieb der Schrauben dienende Elektromotor, ein Gleichstrommotor mit doppeltem Kollektorsatz, erhält seinen Strom aus Bleiakkumulatoren. Die zum Lancieren des Torpedos dienende Druckluft wird durch elektrisch angetriebene Kcom- pessoren erzeugt. Die an Bord moderner Unterseeboote befindlichen Pumpen, Ventilatoren und Hebezeuge werden ebenfalls elektrisch angetrieben. Die Summe der elektrischen Leitungen eines Unterseeboots würde sür die Stromversorgung einer größeren Stadt ausreichen. Alle anderen auf größeren Fahrzeugen der Kriegs- und Handelsmarine verwendeten elektrischen Hilfseinrichtungen, wie Kompasse, Scheinwerfer, funkentelegraphische Apparate, Umdrehungsfernzeiger, Nuderlagenanzeiger, Kommando- und Signalapparate befinden sich auch an Bord der Unterseeboote. Zu den besonderen Einrichtungen der Kriegsschiffe gegenüber den Handels¬ dampfern gehören die elektrischen Auszüge zur Beförderung der großkalibrigen Ge¬ schosse aus dem tieferliegenden Geschvßraum zu den Geschützen, die sogenannten Munitionswinden. Auch das Richten der Geschütze geschieht meistens auf elektrischem Wege. Die feindliche Marine verwendet im Seekrieg elektrisch betätigte Treibminen. Das sind zum Teil mit Sprengladungen gefüllte Hohlkörper. Im unteren Teil der länglichen Mine befindet sich ein kleiner Elektromotor nebst Akkumulatoren¬ batterie. Der Motor dient zum Antrieb eines Propellers. Die Wirkungsweise der Mine ist nun folgende: die Mine wird an einer Stelle des Meeres, wo man die Nähe feindlicher Fahrzeuge vermutet, von einem Minenleger auf die Flut gesetzt. Da sie schwerer ist als Wasser, beginnt sie zu sinken. Sobald sie eine gewisse Tiefe erreicht hat, wird durch eine auf einen bestimmten Wasser¬ druck eingestellte Membrane ein Stromkreis geschlossen, der das Einschalten des Motors bewirkt. Der Propeller gewährt nun der Mine einen Auftrieb bis auf einen vorher festgesetzten Wert, der der Tauchtiefe der feindlichen Fahrzeuge entspricht. Ist die gewünschte Tiefe erreicht, wird der Motor selbsttätig ab¬ gestellt, die Mine beginnt zu sinken bis die Membrane wieder in Tätigkeit tritt und das Spiel beginnt von neuem. Die Akkumulatorenbatterie hat eine genügend große Kapazität, um die Mine längere Zeit schwimmfähig zu erhalten. Trifft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/248>, abgerufen am 25.08.2024.