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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Englisches Blut im Hause Sachsen-Robnrg-Gotha?

ja die ihre ist). Dann haben wir ^°/lo24' ferner ^/igz4 und 2/^24,
zusammen ^°/ig24, also etwa drei Prozent oder genauer ^4. Karl Eduard hat
also von Ernst dem Frommen fast so viel Blut, als wenn dieser in der Reihe
seiner 32 Ahnen stünde als sein Mgroßvater. Auch Ernsts des Frommen
Bruder Wilhelm, Stammvater des Hauses Sachsen-Weimar, findet sich in der
Ahnentafel des Goihaer Herzogs und zwar einmal unter den 512 und ein¬
mal unter den 1024 Ahnen. Das gibt also noch 2/1024, zusammen ^/lo24
Ernestinerblut.

In dieser Reihe steht nun auch Jakob der Erste, König von Schottland
und England, durch dessen Tochter und Enkelin das Erbrecht auf die gro߬
britannische Krone an das Haus Hannover gelangt ist. Wir zählen ihn sogar
doppelt, weil auch die jüngeren Oranier von ihm abstammen (also 2/1024).
Jakobs beide Eltern waren Schotten: Heinrich Darnley und Maria Stuart,
doch ihre gemeinsame Großmutter Margarete Tudor war Engländerin,, Tochter
König Heinrichs des Siebenten, der aber selbst wieder viel französisches
Blut gehabt hat. Französin war auch die Mutter der Maria Stuart.
Französisches Blut floß ferner in den Adern der als Prinzessin von Ahlden
traurig berühmt gewordenen Stammutter der Hannoverschen Welsen: ihre
Mutter Eleonore von Olbreuze, Vollfranzösin, steht in der Reihe der 256, hat
in der Reihe der 1024 also vier Vorfahren, in der nächsthöheren acht. In
dieser Reihe der 2048 Ahnen erscheint noch eine Französin: Luise von Coligny,
Gemahlin des großen Schweigers Wilhelm von Oranien, Tochter des Glaubens¬
märtyrers Admiral von Coligny. Von 2048 Ahnen sind also französisch neun,
schottisch vier, alle anderen deutsch, von 4096 aber französisch 20, schottisch
sechs, alle andern deutsch, von 8192 endlich 40 französisch, acht schottisch, vier
englisch, alle anderen deutsch, also ein Tropfen englischen Bluts auf zwei
schottische, zehn französische, 2035 deutsche!

In Wirklichkeit hat also der jetzige Herzog von Koburg-Gotha verschwindend
wenig nichtdeuisches Blut, und in diesem fremden Zusatz ist noch der französische
Anteil mehr als dreifach fo stark wie der britische. In der Ahnentafel seines
Vetters des Königs Georg von England ist das fremde Blut etwas stärker ver¬
treten, weil dessen Mutter, bekanntlich eine dänische Prinzessin, den Welfeukönig Georg
den Zweiten mit seinen französischen und britischen Vorfahren noch zweimal in
die Ahnentafel gebracht hat. Diese dänische Verwandtschaft mit ihren häufigen
Vetternehen scheint überhaupt den Typ des nach England verpflanzten Zweiges
des Hauses Koburg hauptsächlich zu bestimmen, was ja schon äußerlich erkenn¬
bar ist. Die Großmutter des Königs von England ist auch die Großmutter
des Zaren, der jenem bekanntlich zum Verwechseln ähnlich sieht. Die
"Schwiegermutter Europas" in Kopenhagen soll ja auch der Mittelpunkt der
gegen Deutschland gerichteten dynastischen Verschwörung gewesen sein, welche
in den großen völkisch-wirtschaftlichen Kampf hineinspielt.

Weit mehr fremdes Blut haben diejenigen Zweige des Hauses Sachsen-


Englisches Blut im Hause Sachsen-Robnrg-Gotha?

ja die ihre ist). Dann haben wir ^°/lo24' ferner ^/igz4 und 2/^24,
zusammen ^°/ig24, also etwa drei Prozent oder genauer ^4. Karl Eduard hat
also von Ernst dem Frommen fast so viel Blut, als wenn dieser in der Reihe
seiner 32 Ahnen stünde als sein Mgroßvater. Auch Ernsts des Frommen
Bruder Wilhelm, Stammvater des Hauses Sachsen-Weimar, findet sich in der
Ahnentafel des Goihaer Herzogs und zwar einmal unter den 512 und ein¬
mal unter den 1024 Ahnen. Das gibt also noch 2/1024, zusammen ^/lo24
Ernestinerblut.

In dieser Reihe steht nun auch Jakob der Erste, König von Schottland
und England, durch dessen Tochter und Enkelin das Erbrecht auf die gro߬
britannische Krone an das Haus Hannover gelangt ist. Wir zählen ihn sogar
doppelt, weil auch die jüngeren Oranier von ihm abstammen (also 2/1024).
Jakobs beide Eltern waren Schotten: Heinrich Darnley und Maria Stuart,
doch ihre gemeinsame Großmutter Margarete Tudor war Engländerin,, Tochter
König Heinrichs des Siebenten, der aber selbst wieder viel französisches
Blut gehabt hat. Französin war auch die Mutter der Maria Stuart.
Französisches Blut floß ferner in den Adern der als Prinzessin von Ahlden
traurig berühmt gewordenen Stammutter der Hannoverschen Welsen: ihre
Mutter Eleonore von Olbreuze, Vollfranzösin, steht in der Reihe der 256, hat
in der Reihe der 1024 also vier Vorfahren, in der nächsthöheren acht. In
dieser Reihe der 2048 Ahnen erscheint noch eine Französin: Luise von Coligny,
Gemahlin des großen Schweigers Wilhelm von Oranien, Tochter des Glaubens¬
märtyrers Admiral von Coligny. Von 2048 Ahnen sind also französisch neun,
schottisch vier, alle anderen deutsch, von 4096 aber französisch 20, schottisch
sechs, alle andern deutsch, von 8192 endlich 40 französisch, acht schottisch, vier
englisch, alle anderen deutsch, also ein Tropfen englischen Bluts auf zwei
schottische, zehn französische, 2035 deutsche!

In Wirklichkeit hat also der jetzige Herzog von Koburg-Gotha verschwindend
wenig nichtdeuisches Blut, und in diesem fremden Zusatz ist noch der französische
Anteil mehr als dreifach fo stark wie der britische. In der Ahnentafel seines
Vetters des Königs Georg von England ist das fremde Blut etwas stärker ver¬
treten, weil dessen Mutter, bekanntlich eine dänische Prinzessin, den Welfeukönig Georg
den Zweiten mit seinen französischen und britischen Vorfahren noch zweimal in
die Ahnentafel gebracht hat. Diese dänische Verwandtschaft mit ihren häufigen
Vetternehen scheint überhaupt den Typ des nach England verpflanzten Zweiges
des Hauses Koburg hauptsächlich zu bestimmen, was ja schon äußerlich erkenn¬
bar ist. Die Großmutter des Königs von England ist auch die Großmutter
des Zaren, der jenem bekanntlich zum Verwechseln ähnlich sieht. Die
„Schwiegermutter Europas" in Kopenhagen soll ja auch der Mittelpunkt der
gegen Deutschland gerichteten dynastischen Verschwörung gewesen sein, welche
in den großen völkisch-wirtschaftlichen Kampf hineinspielt.

Weit mehr fremdes Blut haben diejenigen Zweige des Hauses Sachsen-


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[0234] Englisches Blut im Hause Sachsen-Robnrg-Gotha? ja die ihre ist). Dann haben wir ^°/lo24' ferner ^/igz4 und 2/^24, zusammen ^°/ig24, also etwa drei Prozent oder genauer ^4. Karl Eduard hat also von Ernst dem Frommen fast so viel Blut, als wenn dieser in der Reihe seiner 32 Ahnen stünde als sein Mgroßvater. Auch Ernsts des Frommen Bruder Wilhelm, Stammvater des Hauses Sachsen-Weimar, findet sich in der Ahnentafel des Goihaer Herzogs und zwar einmal unter den 512 und ein¬ mal unter den 1024 Ahnen. Das gibt also noch 2/1024, zusammen ^/lo24 Ernestinerblut. In dieser Reihe steht nun auch Jakob der Erste, König von Schottland und England, durch dessen Tochter und Enkelin das Erbrecht auf die gro߬ britannische Krone an das Haus Hannover gelangt ist. Wir zählen ihn sogar doppelt, weil auch die jüngeren Oranier von ihm abstammen (also 2/1024). Jakobs beide Eltern waren Schotten: Heinrich Darnley und Maria Stuart, doch ihre gemeinsame Großmutter Margarete Tudor war Engländerin,, Tochter König Heinrichs des Siebenten, der aber selbst wieder viel französisches Blut gehabt hat. Französin war auch die Mutter der Maria Stuart. Französisches Blut floß ferner in den Adern der als Prinzessin von Ahlden traurig berühmt gewordenen Stammutter der Hannoverschen Welsen: ihre Mutter Eleonore von Olbreuze, Vollfranzösin, steht in der Reihe der 256, hat in der Reihe der 1024 also vier Vorfahren, in der nächsthöheren acht. In dieser Reihe der 2048 Ahnen erscheint noch eine Französin: Luise von Coligny, Gemahlin des großen Schweigers Wilhelm von Oranien, Tochter des Glaubens¬ märtyrers Admiral von Coligny. Von 2048 Ahnen sind also französisch neun, schottisch vier, alle anderen deutsch, von 4096 aber französisch 20, schottisch sechs, alle andern deutsch, von 8192 endlich 40 französisch, acht schottisch, vier englisch, alle anderen deutsch, also ein Tropfen englischen Bluts auf zwei schottische, zehn französische, 2035 deutsche! In Wirklichkeit hat also der jetzige Herzog von Koburg-Gotha verschwindend wenig nichtdeuisches Blut, und in diesem fremden Zusatz ist noch der französische Anteil mehr als dreifach fo stark wie der britische. In der Ahnentafel seines Vetters des Königs Georg von England ist das fremde Blut etwas stärker ver¬ treten, weil dessen Mutter, bekanntlich eine dänische Prinzessin, den Welfeukönig Georg den Zweiten mit seinen französischen und britischen Vorfahren noch zweimal in die Ahnentafel gebracht hat. Diese dänische Verwandtschaft mit ihren häufigen Vetternehen scheint überhaupt den Typ des nach England verpflanzten Zweiges des Hauses Koburg hauptsächlich zu bestimmen, was ja schon äußerlich erkenn¬ bar ist. Die Großmutter des Königs von England ist auch die Großmutter des Zaren, der jenem bekanntlich zum Verwechseln ähnlich sieht. Die „Schwiegermutter Europas" in Kopenhagen soll ja auch der Mittelpunkt der gegen Deutschland gerichteten dynastischen Verschwörung gewesen sein, welche in den großen völkisch-wirtschaftlichen Kampf hineinspielt. Weit mehr fremdes Blut haben diejenigen Zweige des Hauses Sachsen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/234>, abgerufen am 24.08.2024.