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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Ariegsliteratur
l)r. jur. Kurt Ld. Imberg vonIV.
Die Türkei und der Islam.

me zahlreiche Kriegsliteratur ist unserm tapferen Bundesgenossen-
im Orient gewidmet. Es ist dies um so dankenswerter, als vor
dem Kriege in der Literatur die Türkei und ihre Bewohner nur
sehr wenig für das große Publikum behandelt worden waren.
Wohl gab es viele Prachtwerke über den Orient, interessante
Reisebeschreibungen und große wissenschaftliche Werke; was aber fast gänzlich
fehlte, waren kleine, für weite Verbreitung bestimmte, für das große Publikum
interessante und doch wissenschaftlich wertvolle Schriften über das Land, mit
dem uns enge wirtschaftliche und politische Interessen verbanden. Der Welt¬
krieg und der Eintritt des osmanischen Reiches in denselben an der Seite der
Zentralmächte haben Anlaß zur Veröffentlichung zahlreicher Schriften gegeben,
die geeignet erscheinen, diesen Mangel zu beheben. Selbstverständlich ist es
unmöglich, alle diese Arbeiten hier zu erwähnen, geschweige denn dieselben
einer ausführlichen Kritik zu unterziehen; die von uns hier getroffene Aus¬
wahl soll lediglich einen kleinen Überblick bieten über die Literatur, die während
des Krieges über die Türkei und den Islam erschienen ist.

An erster Stelle wären zwei Sammlungen zu erwähnen, die wegen ihres
reichhaltigen und interessanten Inhalts die weiteste Verbreitung verdienen.

Im Verlage von Veit u. Co. in Leipzig erscheint eine Schriftensammlung
des deutschen Vorderasienkomitees, die unter dem Titel "Länder und Völker
der Türkei" von Dr. Hugo Grothe herausgegeben wird. In Heft 1 dieser
Sammlung behandelt Dr. W. Blankenburg in Zeitz "Die Zukunftsarbeit
der deutschen Schule in der Türkei". Der Verfasser schildert die allmähliche
Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei auf kulturpolitischem, be¬
sonders schulpolitischem Gebiet; das Haupthindernis für eine tiefgreifende Be¬
einflussung des türkischen Unterrichtswesens jedoch bildete bisher "die oft bis
ins Dünkelhafte gehende Abneigung der Türken, die Überlegenheit Europas
auf diesem Gebiete anzuerkennen". Von besonderem Interesse ist die Über¬
sicht, die der Verfasser über die Geneigtheit der einzelnen Nationalitäten in der
Türkei gibt, sich vom deutschen Kultureinfluß erfassen zu lassen.




Ariegsliteratur
l)r. jur. Kurt Ld. Imberg vonIV.
Die Türkei und der Islam.

me zahlreiche Kriegsliteratur ist unserm tapferen Bundesgenossen-
im Orient gewidmet. Es ist dies um so dankenswerter, als vor
dem Kriege in der Literatur die Türkei und ihre Bewohner nur
sehr wenig für das große Publikum behandelt worden waren.
Wohl gab es viele Prachtwerke über den Orient, interessante
Reisebeschreibungen und große wissenschaftliche Werke; was aber fast gänzlich
fehlte, waren kleine, für weite Verbreitung bestimmte, für das große Publikum
interessante und doch wissenschaftlich wertvolle Schriften über das Land, mit
dem uns enge wirtschaftliche und politische Interessen verbanden. Der Welt¬
krieg und der Eintritt des osmanischen Reiches in denselben an der Seite der
Zentralmächte haben Anlaß zur Veröffentlichung zahlreicher Schriften gegeben,
die geeignet erscheinen, diesen Mangel zu beheben. Selbstverständlich ist es
unmöglich, alle diese Arbeiten hier zu erwähnen, geschweige denn dieselben
einer ausführlichen Kritik zu unterziehen; die von uns hier getroffene Aus¬
wahl soll lediglich einen kleinen Überblick bieten über die Literatur, die während
des Krieges über die Türkei und den Islam erschienen ist.

An erster Stelle wären zwei Sammlungen zu erwähnen, die wegen ihres
reichhaltigen und interessanten Inhalts die weiteste Verbreitung verdienen.

Im Verlage von Veit u. Co. in Leipzig erscheint eine Schriftensammlung
des deutschen Vorderasienkomitees, die unter dem Titel „Länder und Völker
der Türkei" von Dr. Hugo Grothe herausgegeben wird. In Heft 1 dieser
Sammlung behandelt Dr. W. Blankenburg in Zeitz „Die Zukunftsarbeit
der deutschen Schule in der Türkei". Der Verfasser schildert die allmähliche
Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei auf kulturpolitischem, be¬
sonders schulpolitischem Gebiet; das Haupthindernis für eine tiefgreifende Be¬
einflussung des türkischen Unterrichtswesens jedoch bildete bisher „die oft bis
ins Dünkelhafte gehende Abneigung der Türken, die Überlegenheit Europas
auf diesem Gebiete anzuerkennen". Von besonderem Interesse ist die Über¬
sicht, die der Verfasser über die Geneigtheit der einzelnen Nationalitäten in der
Türkei gibt, sich vom deutschen Kultureinfluß erfassen zu lassen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/160>, abgerufen am 22.07.2024.