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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Das Bildungswesen der Bulgaren

Besondere Erwähnung verdienen schließlich die Schule zur Ausbildung der
Reserveoffiziere und die Militärschule. Der Bericht des Bulgaren Nikoltschoff
über letztere, dem sich heute gewiß erhöhtes Interesse zuwendet, sei wörtlich wieder¬
gegeben: "Aufgabe der Militärschule ist es, aktive Offiziere für die bulgarische
Armee auszubilden. Der gute Ruf, den sie mit Recht hat, ist auch ein
Beweis für die solide Ausbildung, die die Militärschule gewährt. Dem Beispiel
der Kulturländer folgend, bestand diese Schule aus einem Militärgnmnasium,
dem sogenannten Kadettenkorpus, und aus einer zweijährigen Spezialabteilung.
1908 aber entschloß sich das Kriegsministerium, das Militärgymnastum zu
schließen und nur die zweijährige Spezialabteilung weiterbestehen zu lassen,
worin alljährlich eine beschränkte und im voraus bestimmte Anzahl Schüler,
die ein Staatsgymnasium mit der Reife abgeschlossen haben, aufgenommen wird.
Diese Schüler verbleiben zwei Jahre in der Militärschule, und nach einer
Prüfung treten sie in die Armee als Unterleutnant ein."

Auch das Schulwesen der nach 1878 bei der Türkei verbliebenen bul¬
garischen Gemeinden hat sich erfreulich entwickelt. Das bulgarische Exarchat in
Konstantinopel hat die Schulreform in der Monarchie immer aufmerksam verfolgt
und die bulgarischen Schulen in der Türkei danach gestaltet, so daß man tat¬
sächlich von einer Einheitlichkeit in der Erziehung des gesamten Bulgarentums
mit Recht sprechen kann. Die soeben vollzogene politische Überweisung gewisser
Gebietsteile ist also kulturell wohl vorbereitet.

Nun möge der bulgarische Schulmeister -- wenn es denn so sein muß --
zusammen mit seinem deutschen Kollegen den Gegnern und Feinden der gemein¬
samen Sache einmal gründlich Mores lehren.




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Das Bildungswesen der Bulgaren

Besondere Erwähnung verdienen schließlich die Schule zur Ausbildung der
Reserveoffiziere und die Militärschule. Der Bericht des Bulgaren Nikoltschoff
über letztere, dem sich heute gewiß erhöhtes Interesse zuwendet, sei wörtlich wieder¬
gegeben: „Aufgabe der Militärschule ist es, aktive Offiziere für die bulgarische
Armee auszubilden. Der gute Ruf, den sie mit Recht hat, ist auch ein
Beweis für die solide Ausbildung, die die Militärschule gewährt. Dem Beispiel
der Kulturländer folgend, bestand diese Schule aus einem Militärgnmnasium,
dem sogenannten Kadettenkorpus, und aus einer zweijährigen Spezialabteilung.
1908 aber entschloß sich das Kriegsministerium, das Militärgymnastum zu
schließen und nur die zweijährige Spezialabteilung weiterbestehen zu lassen,
worin alljährlich eine beschränkte und im voraus bestimmte Anzahl Schüler,
die ein Staatsgymnasium mit der Reife abgeschlossen haben, aufgenommen wird.
Diese Schüler verbleiben zwei Jahre in der Militärschule, und nach einer
Prüfung treten sie in die Armee als Unterleutnant ein."

Auch das Schulwesen der nach 1878 bei der Türkei verbliebenen bul¬
garischen Gemeinden hat sich erfreulich entwickelt. Das bulgarische Exarchat in
Konstantinopel hat die Schulreform in der Monarchie immer aufmerksam verfolgt
und die bulgarischen Schulen in der Türkei danach gestaltet, so daß man tat¬
sächlich von einer Einheitlichkeit in der Erziehung des gesamten Bulgarentums
mit Recht sprechen kann. Die soeben vollzogene politische Überweisung gewisser
Gebietsteile ist also kulturell wohl vorbereitet.

Nun möge der bulgarische Schulmeister — wenn es denn so sein muß —
zusammen mit seinem deutschen Kollegen den Gegnern und Feinden der gemein¬
samen Sache einmal gründlich Mores lehren.




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[0159] Das Bildungswesen der Bulgaren Besondere Erwähnung verdienen schließlich die Schule zur Ausbildung der Reserveoffiziere und die Militärschule. Der Bericht des Bulgaren Nikoltschoff über letztere, dem sich heute gewiß erhöhtes Interesse zuwendet, sei wörtlich wieder¬ gegeben: „Aufgabe der Militärschule ist es, aktive Offiziere für die bulgarische Armee auszubilden. Der gute Ruf, den sie mit Recht hat, ist auch ein Beweis für die solide Ausbildung, die die Militärschule gewährt. Dem Beispiel der Kulturländer folgend, bestand diese Schule aus einem Militärgnmnasium, dem sogenannten Kadettenkorpus, und aus einer zweijährigen Spezialabteilung. 1908 aber entschloß sich das Kriegsministerium, das Militärgymnastum zu schließen und nur die zweijährige Spezialabteilung weiterbestehen zu lassen, worin alljährlich eine beschränkte und im voraus bestimmte Anzahl Schüler, die ein Staatsgymnasium mit der Reife abgeschlossen haben, aufgenommen wird. Diese Schüler verbleiben zwei Jahre in der Militärschule, und nach einer Prüfung treten sie in die Armee als Unterleutnant ein." Auch das Schulwesen der nach 1878 bei der Türkei verbliebenen bul¬ garischen Gemeinden hat sich erfreulich entwickelt. Das bulgarische Exarchat in Konstantinopel hat die Schulreform in der Monarchie immer aufmerksam verfolgt und die bulgarischen Schulen in der Türkei danach gestaltet, so daß man tat¬ sächlich von einer Einheitlichkeit in der Erziehung des gesamten Bulgarentums mit Recht sprechen kann. Die soeben vollzogene politische Überweisung gewisser Gebietsteile ist also kulturell wohl vorbereitet. Nun möge der bulgarische Schulmeister — wenn es denn so sein muß — zusammen mit seinem deutschen Kollegen den Gegnern und Feinden der gemein¬ samen Sache einmal gründlich Mores lehren. to"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/159>, abgerufen am 22.07.2024.