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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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eigentlichen Merwindcr des Korsen sieht.
Daß er der nngelchrteste der Heerführer war,
ist kein Nachteil gewesen. "Die glänzenden
Erfolge Blüchers beruhten nicht zum wenigsten
darauf, daß er in seiner Unbildung allen
diesen Theorien (denen der vornapoleonischen
Epoche) fremd war und dnsz er allein den
Eingebungen eines gesunden Menschenver¬
standes und eines kühnen Herzen zu folgen
gewohnt war" (II., S. 424). Sehr ungünstig
ist die Beurteilung des Feldherrn Schwarzen¬
berg. Besaß auch Schwarzenberg eine Reihe
von Eigenschaften, die ihn wie keinen zweiten
befähigten, an der Spitze eines Koalitions¬
heeres zu stehen, so war doch sein militärisches
Talent recht gering. Seine Untätigkeit in
den Märzwochen 1814 hat man diplomatischen
Einflüssen zuschieben wollen. Friederich spricht
ausdrücklich Metternich von Schuld frei und
macht allein Schwarzenberg für die Taten¬
losigkeit der Hauptarmee verantwortlich.
Natürlich nimmt der Verfasser auch Stellung
zu der Frage, wer der eigentliche Sieger von
Belle - Alliance sei. "Was die Verbündeten

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anlangt, so hat die neuere historische Kritik
allgemein die alte Streitfrage begraben, ob
Wellington, ob Blücher der größere Anteil
an dem Siege des 18. zuzuschreiben sei"
(IV., S. 211). Auch Friederich ist der
Meinung, daß beiden Feldherrn der gleiche An¬
teil am Siegeslorbeer zuerkannt werden müsse.

Der letzte Band klingt aus in einem
"Rückblick und Ausblick", der die Wirkungen,
die die Befreiungskriege für Europa, zumal
für Preußen und Deutschland, gehabt haben,
einer Betrachtung unterzieht. "Die 300 000
preußischen Männer, die nicht bloß für
Deutschlands Freiheit und Selbständigkeit
ins Feld gezogen waren, und ihr Blut bei
Leipzig, Paris und Belle-Alliance vergossen
hatten, waren der Vorschuß, den Preußen für
die Einigung Deutschlands vorausbezahlt
hatte" (IV., S. 3S2).

Zahlreiche gute Bildnisse, vorzügliche
Karten und Schlachtenpläne erhöhen den
Wert des hervorragenden Werkes, das strenge
Sachlichkeit mit glänzender Darstellung ver¬
ZV. einigt.

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Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls Sei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aussähe nur mit ausdrücklicher Eil""""" des BerlaaS gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber Georg El-inow in Berlin-Lichterseide West. -- Manuslriptsendnngen und
Bricke werden erbeten nnter der Adresse: An den Hcrausgclirr der Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, Sternstrasje KS,
Kernsprecher des Herausgebers! Amt Lichlerf-lde 4S8, des Verlags und der Schristleiwng: Amt Lützow K61V.
Verlag: Verlag der Grenzboten W. in. b. H. in Berlin SV it. T-inpelhoser User SS".
Druck: .Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SVV 11, DeAauer Strich- W/S7.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

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eigentlichen Merwindcr des Korsen sieht.
Daß er der nngelchrteste der Heerführer war,
ist kein Nachteil gewesen. „Die glänzenden
Erfolge Blüchers beruhten nicht zum wenigsten
darauf, daß er in seiner Unbildung allen
diesen Theorien (denen der vornapoleonischen
Epoche) fremd war und dnsz er allein den
Eingebungen eines gesunden Menschenver¬
standes und eines kühnen Herzen zu folgen
gewohnt war" (II., S. 424). Sehr ungünstig
ist die Beurteilung des Feldherrn Schwarzen¬
berg. Besaß auch Schwarzenberg eine Reihe
von Eigenschaften, die ihn wie keinen zweiten
befähigten, an der Spitze eines Koalitions¬
heeres zu stehen, so war doch sein militärisches
Talent recht gering. Seine Untätigkeit in
den Märzwochen 1814 hat man diplomatischen
Einflüssen zuschieben wollen. Friederich spricht
ausdrücklich Metternich von Schuld frei und
macht allein Schwarzenberg für die Taten¬
losigkeit der Hauptarmee verantwortlich.
Natürlich nimmt der Verfasser auch Stellung
zu der Frage, wer der eigentliche Sieger von
Belle - Alliance sei. „Was die Verbündeten

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anlangt, so hat die neuere historische Kritik
allgemein die alte Streitfrage begraben, ob
Wellington, ob Blücher der größere Anteil
an dem Siege des 18. zuzuschreiben sei"
(IV., S. 211). Auch Friederich ist der
Meinung, daß beiden Feldherrn der gleiche An¬
teil am Siegeslorbeer zuerkannt werden müsse.

Der letzte Band klingt aus in einem
„Rückblick und Ausblick", der die Wirkungen,
die die Befreiungskriege für Europa, zumal
für Preußen und Deutschland, gehabt haben,
einer Betrachtung unterzieht. „Die 300 000
preußischen Männer, die nicht bloß für
Deutschlands Freiheit und Selbständigkeit
ins Feld gezogen waren, und ihr Blut bei
Leipzig, Paris und Belle-Alliance vergossen
hatten, waren der Vorschuß, den Preußen für
die Einigung Deutschlands vorausbezahlt
hatte" (IV., S. 3S2).

Zahlreiche gute Bildnisse, vorzügliche
Karten und Schlachtenpläne erhöhen den
Wert des hervorragenden Werkes, das strenge
Sachlichkeit mit glänzender Darstellung ver¬
ZV. einigt.

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Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls Sei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




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Druck: .Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SVV 11, DeAauer Strich- W/S7.


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[0140] Maßgebliches und Unmaßgebliches eigentlichen Merwindcr des Korsen sieht. Daß er der nngelchrteste der Heerführer war, ist kein Nachteil gewesen. „Die glänzenden Erfolge Blüchers beruhten nicht zum wenigsten darauf, daß er in seiner Unbildung allen diesen Theorien (denen der vornapoleonischen Epoche) fremd war und dnsz er allein den Eingebungen eines gesunden Menschenver¬ standes und eines kühnen Herzen zu folgen gewohnt war" (II., S. 424). Sehr ungünstig ist die Beurteilung des Feldherrn Schwarzen¬ berg. Besaß auch Schwarzenberg eine Reihe von Eigenschaften, die ihn wie keinen zweiten befähigten, an der Spitze eines Koalitions¬ heeres zu stehen, so war doch sein militärisches Talent recht gering. Seine Untätigkeit in den Märzwochen 1814 hat man diplomatischen Einflüssen zuschieben wollen. Friederich spricht ausdrücklich Metternich von Schuld frei und macht allein Schwarzenberg für die Taten¬ losigkeit der Hauptarmee verantwortlich. Natürlich nimmt der Verfasser auch Stellung zu der Frage, wer der eigentliche Sieger von Belle - Alliance sei. „Was die Verbündeten anlangt, so hat die neuere historische Kritik allgemein die alte Streitfrage begraben, ob Wellington, ob Blücher der größere Anteil an dem Siege des 18. zuzuschreiben sei" (IV., S. 211). Auch Friederich ist der Meinung, daß beiden Feldherrn der gleiche An¬ teil am Siegeslorbeer zuerkannt werden müsse. Der letzte Band klingt aus in einem „Rückblick und Ausblick", der die Wirkungen, die die Befreiungskriege für Europa, zumal für Preußen und Deutschland, gehabt haben, einer Betrachtung unterzieht. „Die 300 000 preußischen Männer, die nicht bloß für Deutschlands Freiheit und Selbständigkeit ins Feld gezogen waren, und ihr Blut bei Leipzig, Paris und Belle-Alliance vergossen hatten, waren der Vorschuß, den Preußen für die Einigung Deutschlands vorausbezahlt hatte" (IV., S. 3S2). Zahlreiche gute Bildnisse, vorzügliche Karten und Schlachtenpläne erhöhen den Wert des hervorragenden Werkes, das strenge Sachlichkeit mit glänzender Darstellung ver¬ ZV. einigt. Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls Sei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nachdruck sämtlicher Aussähe nur mit ausdrücklicher Eil««»»» des BerlaaS gestattet. Verantwortlich: der Herausgeber Georg El-inow in Berlin-Lichterseide West. — Manuslriptsendnngen und Bricke werden erbeten nnter der Adresse: An den Hcrausgclirr der Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, Sternstrasje KS, Kernsprecher des Herausgebers! Amt Lichlerf-lde 4S8, des Verlags und der Schristleiwng: Amt Lützow K61V. Verlag: Verlag der Grenzboten W. in. b. H. in Berlin SV it. T-inpelhoser User SS». Druck: .Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SVV 11, DeAauer Strich- W/S7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/140>, abgerufen am 22.07.2024.