Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Der Weltkrieg und die preise der Lebensmittel 19141916 JuliMärz 1 Pfund Staubmehl. . .- - 47 Pfg.80 Pfg. 1 " Butter ....- - 11?138 " 1 " Biskuit ..... . 66 "85 " 1 " Tee.....- - 84 "94 " 1 " Zucker ....- - 17 "27 " 1 " Ochsenfleisch . .. . 71 "88 " 1 Stück El.....- - 8 "17 " 1 Pfund Schinken . . .. . 150 .,170 " 1 " Obstgelee . . .- - 45 "54 " 1 " Fisch ..... . 35 "55 " 1 " Kartoffeln . . .- - 4 "5 " Nach zuverlässigen Mitteilungen steht es fest, daß der englische Arbeiter Die entscheidenden Umstände für die ganz enorme Preissteigerung der Der Weltkrieg und die preise der Lebensmittel 19141916 JuliMärz 1 Pfund Staubmehl. . .- - 47 Pfg.80 Pfg. 1 „ Butter ....- - 11?138 „ 1 „ Biskuit ..... . 66 „85 „ 1 „ Tee.....- - 84 „94 „ 1 „ Zucker ....- - 17 „27 „ 1 „ Ochsenfleisch . .. . 71 „88 „ 1 Stück El.....- - 8 „17 „ 1 Pfund Schinken . . .. . 150 .,170 „ 1 „ Obstgelee . . .- - 45 „54 „ 1 „ Fisch ..... . 35 „55 „ 1 „ Kartoffeln . . .- - 4 „5 „ Nach zuverlässigen Mitteilungen steht es fest, daß der englische Arbeiter Die entscheidenden Umstände für die ganz enorme Preissteigerung der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324058"/> <fw type="header" place="top"> Der Weltkrieg und die preise der Lebensmittel</fw><lb/> <list> <item> 19141916</item> <item> JuliMärz</item> <item> 1 Pfund Staubmehl. . .- - 47 Pfg.80 Pfg.</item> <item> 1 „ Butter ....- - 11?138 „</item> <item> 1 „ Biskuit ..... . 66 „85 „</item> <item> 1 „ Tee.....- - 84 „94 „</item> <item> 1 „ Zucker ....- - 17 „27 „</item> <item> 1 „ Ochsenfleisch . .. . 71 „88 „</item> <item> 1 Stück El.....- - 8 „17 „</item> <item> 1 Pfund Schinken . . .. . 150 .,170 „</item> <item> 1 „ Obstgelee . . .- - 45 „54 „</item> <item> 1 „ Fisch ..... . 35 „55 „</item> <item> 1 „ Kartoffeln . . .- - 4 „5 „</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_236"> Nach zuverlässigen Mitteilungen steht es fest, daß der englische Arbeiter<lb/> zurzeit 20 Schilling für Lebensmittel ausgeben muß, zu deren Bestreitung im<lb/> Frieden 14 bis 15 Schilling reichlich genügen. In einer Parlamentssitzung<lb/> vom 19. Mai 1915 sagte Mr. Prothero, dessen Name in der englischen Land¬<lb/> wirtschaft wohl bekannt ist, unter anderem: „Die Preise, zu denen Brot und<lb/> Weizen verkauft würden, könnten ein sehr bedenkliches Moment in diesem Kriege<lb/> werden. Sie könnten auf eine Höhe gehen, welche den Entschluß der Nation,<lb/> den Krieg bis zum vollständigen Siege fortzuführen, schwächen würde." Tatsache<lb/> ist, daß schon jetzt die hohen Preise für Lebensmittel in hohem Maße für die<lb/> Ausstandsbewegungen in England verantwortlich sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_237" next="#ID_238"> Die entscheidenden Umstände für die ganz enorme Preissteigerung der<lb/> notwendigsten Lebensmittel in England sind verschiedenartig. So machte sich gleich<lb/> nach Ausbruch des Krieges ein Mangel an Schiffen in erschreckender Weise<lb/> bemerkbar. Nicht unbedeutend hat hier die Stillegung der deutschen Handels»<lb/> schiffcchrt, der zweitgrößten Handelsflotte der Erde, eingewirkt. Hierzu kam<lb/> dann noch, daß die englische Regierung eine große Anzahl von Schiffen zu<lb/> militärischen Zwecken requirierte. Alles dies verursachte eine starke Anspannung<lb/> aller Frachtsätze auf dem Frachtenmarkte, die ihrerseits wieder zur Verschärfung<lb/> der allgemeinen Teuerung beitrugen. Obgleich sich die Frachtraten seit Ausbruch<lb/> des Krieges bis Ende Februar 1915 geradezu verdreifacht hatten, konnte man<lb/> infolge des Mangels an Schiffsraum vielfach selbst zu den höchsten Raten keine<lb/> Verschiffung der Ware ermöglichen. So stand beispielsweise am Dienstag, den<lb/> 10. Februar 1915, die Dampferfracht für Reis von Birma nach London auf<lb/> 60, Mittwoch für einen anderen Dampfer auf 65 und am folgenden Tage war<lb/> der Satz schon auf 70 gestiegen. Die Nachfrage nach Schiffsraum ist so groß,<lb/> daß fast jeder Typus von seetüchtigen Schiffen in den Verkehr gepreßt wird,<lb/> um Nahrungsmittel oder dringend benötigte Waren zu verfrachten. In den<lb/> Vereinigten Staaten von Amerika wurden Holzschiffe, die über sechzig Jahre alt<lb/> sind, sür die Fahrt über den Atlantischen Ozean angeboten. Zu der beträchtlichen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
Der Weltkrieg und die preise der Lebensmittel
19141916
JuliMärz
1 Pfund Staubmehl. . .- - 47 Pfg.80 Pfg.
1 „ Butter ....- - 11?138 „
1 „ Biskuit ..... . 66 „85 „
1 „ Tee.....- - 84 „94 „
1 „ Zucker ....- - 17 „27 „
1 „ Ochsenfleisch . .. . 71 „88 „
1 Stück El.....- - 8 „17 „
1 Pfund Schinken . . .. . 150 .,170 „
1 „ Obstgelee . . .- - 45 „54 „
1 „ Fisch ..... . 35 „55 „
1 „ Kartoffeln . . .- - 4 „5 „
Nach zuverlässigen Mitteilungen steht es fest, daß der englische Arbeiter
zurzeit 20 Schilling für Lebensmittel ausgeben muß, zu deren Bestreitung im
Frieden 14 bis 15 Schilling reichlich genügen. In einer Parlamentssitzung
vom 19. Mai 1915 sagte Mr. Prothero, dessen Name in der englischen Land¬
wirtschaft wohl bekannt ist, unter anderem: „Die Preise, zu denen Brot und
Weizen verkauft würden, könnten ein sehr bedenkliches Moment in diesem Kriege
werden. Sie könnten auf eine Höhe gehen, welche den Entschluß der Nation,
den Krieg bis zum vollständigen Siege fortzuführen, schwächen würde." Tatsache
ist, daß schon jetzt die hohen Preise für Lebensmittel in hohem Maße für die
Ausstandsbewegungen in England verantwortlich sind.
Die entscheidenden Umstände für die ganz enorme Preissteigerung der
notwendigsten Lebensmittel in England sind verschiedenartig. So machte sich gleich
nach Ausbruch des Krieges ein Mangel an Schiffen in erschreckender Weise
bemerkbar. Nicht unbedeutend hat hier die Stillegung der deutschen Handels»
schiffcchrt, der zweitgrößten Handelsflotte der Erde, eingewirkt. Hierzu kam
dann noch, daß die englische Regierung eine große Anzahl von Schiffen zu
militärischen Zwecken requirierte. Alles dies verursachte eine starke Anspannung
aller Frachtsätze auf dem Frachtenmarkte, die ihrerseits wieder zur Verschärfung
der allgemeinen Teuerung beitrugen. Obgleich sich die Frachtraten seit Ausbruch
des Krieges bis Ende Februar 1915 geradezu verdreifacht hatten, konnte man
infolge des Mangels an Schiffsraum vielfach selbst zu den höchsten Raten keine
Verschiffung der Ware ermöglichen. So stand beispielsweise am Dienstag, den
10. Februar 1915, die Dampferfracht für Reis von Birma nach London auf
60, Mittwoch für einen anderen Dampfer auf 65 und am folgenden Tage war
der Satz schon auf 70 gestiegen. Die Nachfrage nach Schiffsraum ist so groß,
daß fast jeder Typus von seetüchtigen Schiffen in den Verkehr gepreßt wird,
um Nahrungsmittel oder dringend benötigte Waren zu verfrachten. In den
Vereinigten Staaten von Amerika wurden Holzschiffe, die über sechzig Jahre alt
sind, sür die Fahrt über den Atlantischen Ozean angeboten. Zu der beträchtlichen
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