Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Ariegsliteratur l)r. jur. Kurt Ed. Jmberg vonII. Ostasien ehr als gewöhnlich angenommen wird, ist auch der Ferne Osten Aber trotz des japanischen Vordringens ist Ostasien für deutsche Kultur In einer ausgezeichneten Broschüre: "England und Japan seit Schimonoseki" Ariegsliteratur l)r. jur. Kurt Ed. Jmberg vonII. Ostasien ehr als gewöhnlich angenommen wird, ist auch der Ferne Osten Aber trotz des japanischen Vordringens ist Ostasien für deutsche Kultur In einer ausgezeichneten Broschüre: „England und Japan seit Schimonoseki" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324168"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_323972/figures/grenzboten_341901_323972_324168_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ariegsliteratur<lb/><note type="byline"> l)r. jur. Kurt Ed. Jmberg</note> vonII. Ostasien</head><lb/> <p xml:id="ID_589"> ehr als gewöhnlich angenommen wird, ist auch der Ferne Osten<lb/> durch den Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen worden, deren<lb/> Folgen sich vielleicht erst in der Zukunft in ganzem Lichte zeigen<lb/> werden. Die Teilnahme Japans am Kriege war mit der<lb/> Eroberung Tsingtaus keineswegs beendet; denn das Ziel der<lb/> Japaner lag weiter, und Tsingtau war nur der erste Meilenstein auf dem Wege<lb/> dorthin. Das Ziel, auf das Japan seit Jahren hingearbeitet, und das es<lb/> wohl in erster Linie zur Kriegserklärung gegen Deutschland bestimmt hat, ist<lb/> die Oberherrschaft im Fernen Osten.</p><lb/> <p xml:id="ID_590"> Aber trotz des japanischen Vordringens ist Ostasien für deutsche Kultur<lb/> und Arbeit nicht verloren, und wenn die Japaner jetzt in China die Oberhand<lb/> zu gewinnen und den europäischen Einfluß auszuschalten trachten, so muß nach<lb/> dem Frieden eine um so regere Tätigkeit deutscher Arbeit in Ostasien einsetzen,<lb/> um mit allen Mitteln eine „Koreanisierung" Chinas, welches ein weites und<lb/> fruchtbares Gebiet für die Aufnahme unserer kulturellen und wirtschaftlichen<lb/> Fähigkeiten ist, zu verhüten.</p><lb/> <p xml:id="ID_591" next="#ID_592"> In einer ausgezeichneten Broschüre: „England und Japan seit Schimonoseki"<lb/> (Verlag von G. D. Baedeker, Essen) gibt Professor Hashagen auf Grund reicher<lb/> Literaturkenntnis einen klaren Überblick über die Entwicklung im Fernen Osten<lb/> seit dem Frieden von Schimonoseki im Jahre 1895. Das Eingreifen Rußlands,<lb/> Frankreichs und Deutschlands zugunsten des besiegten Chinas hat die Japaner<lb/> stark verschnupft, und die englische Politik hat es meisterhaft verstanden, dieses<lb/> Verschnupftsein auszunutzen und sie auf alle Weise, insbesondere mittels der<lb/> Presse gegen Rußland und Deutschland zu Hetzen. So gelang es ihr, ihren<lb/> gefährlichsten Gegner in Asien, Rußland, durch den neuen „Freund" aus Nippon<lb/> Zu besiegen. Hashagen schildert die einzelnen Phasen des englisch-japanischen<lb/> Bündnisses, seine Erweiterung im Jahre 1905 und seine Wiedereinschränkung<lb/> im Jahre 1911; er zeigt die allmähliche Annäherung zwischen den beiden<lb/> Feinden von 1904 bald nach dem Friedensschluß und als Folge davon die<lb/> allmähliche Abkühlung der englisch, japanischen Freundschaft. Das Bündnis<lb/> mit England tritt für Japan immer mehr in den Hintergrund, und wenn man<lb/> jetzt die japanische Presse liest, so findet man fast in jeder Nummer den Gedanken</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0195]
[Abbildung]
Ariegsliteratur
l)r. jur. Kurt Ed. Jmberg vonII. Ostasien
ehr als gewöhnlich angenommen wird, ist auch der Ferne Osten
durch den Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen worden, deren
Folgen sich vielleicht erst in der Zukunft in ganzem Lichte zeigen
werden. Die Teilnahme Japans am Kriege war mit der
Eroberung Tsingtaus keineswegs beendet; denn das Ziel der
Japaner lag weiter, und Tsingtau war nur der erste Meilenstein auf dem Wege
dorthin. Das Ziel, auf das Japan seit Jahren hingearbeitet, und das es
wohl in erster Linie zur Kriegserklärung gegen Deutschland bestimmt hat, ist
die Oberherrschaft im Fernen Osten.
Aber trotz des japanischen Vordringens ist Ostasien für deutsche Kultur
und Arbeit nicht verloren, und wenn die Japaner jetzt in China die Oberhand
zu gewinnen und den europäischen Einfluß auszuschalten trachten, so muß nach
dem Frieden eine um so regere Tätigkeit deutscher Arbeit in Ostasien einsetzen,
um mit allen Mitteln eine „Koreanisierung" Chinas, welches ein weites und
fruchtbares Gebiet für die Aufnahme unserer kulturellen und wirtschaftlichen
Fähigkeiten ist, zu verhüten.
In einer ausgezeichneten Broschüre: „England und Japan seit Schimonoseki"
(Verlag von G. D. Baedeker, Essen) gibt Professor Hashagen auf Grund reicher
Literaturkenntnis einen klaren Überblick über die Entwicklung im Fernen Osten
seit dem Frieden von Schimonoseki im Jahre 1895. Das Eingreifen Rußlands,
Frankreichs und Deutschlands zugunsten des besiegten Chinas hat die Japaner
stark verschnupft, und die englische Politik hat es meisterhaft verstanden, dieses
Verschnupftsein auszunutzen und sie auf alle Weise, insbesondere mittels der
Presse gegen Rußland und Deutschland zu Hetzen. So gelang es ihr, ihren
gefährlichsten Gegner in Asien, Rußland, durch den neuen „Freund" aus Nippon
Zu besiegen. Hashagen schildert die einzelnen Phasen des englisch-japanischen
Bündnisses, seine Erweiterung im Jahre 1905 und seine Wiedereinschränkung
im Jahre 1911; er zeigt die allmähliche Annäherung zwischen den beiden
Feinden von 1904 bald nach dem Friedensschluß und als Folge davon die
allmähliche Abkühlung der englisch, japanischen Freundschaft. Das Bündnis
mit England tritt für Japan immer mehr in den Hintergrund, und wenn man
jetzt die japanische Presse liest, so findet man fast in jeder Nummer den Gedanken
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