Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Der Weltkrieg und die preise der notwendigsten Lebensmittel in den europäischen Staaten Heinrich Göhring von(Schluß) le englische Aushungerungspolitik hat aber auch die neutralen Nach den vorliegenden Berichten ist der Preis des Weizens in Schweden Die Regierungen und örtlichen Behörden der skandinavischen Königreiche Der Weltkrieg und die preise der notwendigsten Lebensmittel in den europäischen Staaten Heinrich Göhring von(Schluß) le englische Aushungerungspolitik hat aber auch die neutralen Nach den vorliegenden Berichten ist der Preis des Weizens in Schweden Die Regierungen und örtlichen Behörden der skandinavischen Königreiche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324101"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_323972/figures/grenzboten_341901_323972_324101_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Weltkrieg und die preise der notwendigsten<lb/> Lebensmittel in den europäischen Staaten<lb/><note type="byline"> Heinrich Göhring</note> von(Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_348"> le englische Aushungerungspolitik hat aber auch die neutralen<lb/> Staaten nicht unbeträchtlich in Mitleidenschaft gezogen. Nicht<lb/> zuletzt haben dies die drei nordischen Königreiche Dänemark,<lb/> Schweden und Norwegen erfahren. So wurde im März 1915<lb/> aus Schweden berichtet, daß die Frachtsätze bis um etwa<lb/> 400 Prozent gestiegen seien. Diese hohe Steigerung ist wohl zum<lb/> Teil auf die vielen Schiffsunfälle anläßlich des Krieges zurückzuführen. So sind<lb/> allein schon bis Mitte Januar 1915 zwanzig bis dreißig skandinavische Dampfer an<lb/> der englischen Küste oder in der Nordsee auf englische Minen gestoßen und unter¬<lb/> gegangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_349"> Nach den vorliegenden Berichten ist der Preis des Weizens in Schweden<lb/> seit Ausbruch des Krieges bis Mitte März 1915 um 60 Prozent gestiegen.<lb/> Ende Januar 1915 wurde aus Dänemark berichtet, daß seit August 1914 der<lb/> Preis für Roggenbrod um 4 Öre pro Pfund gestiegen sei. Im dänischen<lb/> Folkething hat Ende Januar 1915 die Regierung eine Preisregulierungs-<lb/> kommission eingesetzt, und diese hat einen Maximalpreis für Roggen von<lb/> 18,50 Kronen für die Tonne festgesetzt. Am 8. Februar 1915 wurde in<lb/> Kopenhagen der Preis für ein achtpfündiges Roggenbrod auf 93 Öre festgesetzt.<lb/> Vor dem Kriege kostete ein solches Brot 60 bis 64 Öre. Der Kleinhandels¬<lb/> preis für Schweineschmalz wurde auf 80 Öre pro Pfund festgesetzt. In Nor¬<lb/> wegen sind die Verhältnisse in der Lebensmittelpreisfrage ähnliche.</p><lb/> <p xml:id="ID_350" next="#ID_351"> Die Regierungen und örtlichen Behörden der skandinavischen Königreiche<lb/> haben nun ebenfalls verschiedentlich Maßnahmen getroffen, um einer weiteren<lb/> Preissteigerung nach Kräften vorzubeugen. So wurde zu Anfang Januar 1915<lb/> aus Norwegen berichtet, daß die dortige Regierung in Deutschland 100000<lb/> Säcke Zucker angekauft habe, um zu verhüten, daß dieser Artikel durch die<lb/> Spekulation übermäßig im Preise steigt. Im ganzen will die norwegische<lb/> Regierung 20 Millionen Kilogramm Zucker kaufen. Außerdem sind auch noch<lb/> anderweitig Brodgetreide und Kartoffeln angekauft worden. Anfang Juni 1915<lb/> wurde aus Schweden gemeldet, daß die schwedische Negierung 2 Millionen<lb/> Zentner Mehl angekauft habe, wovon 800000 Zentner unterwegs seien.<lb/> Wegen des ungewöhnlich hohen Preises für grobes Brot (1 Kilogramm kostete<lb/> 57 Öre) hat die Stadtverwaltung von Härnösand in Schweden beschlossen, aus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
[Abbildung]
Der Weltkrieg und die preise der notwendigsten
Lebensmittel in den europäischen Staaten
Heinrich Göhring von(Schluß)
le englische Aushungerungspolitik hat aber auch die neutralen
Staaten nicht unbeträchtlich in Mitleidenschaft gezogen. Nicht
zuletzt haben dies die drei nordischen Königreiche Dänemark,
Schweden und Norwegen erfahren. So wurde im März 1915
aus Schweden berichtet, daß die Frachtsätze bis um etwa
400 Prozent gestiegen seien. Diese hohe Steigerung ist wohl zum
Teil auf die vielen Schiffsunfälle anläßlich des Krieges zurückzuführen. So sind
allein schon bis Mitte Januar 1915 zwanzig bis dreißig skandinavische Dampfer an
der englischen Küste oder in der Nordsee auf englische Minen gestoßen und unter¬
gegangen.
Nach den vorliegenden Berichten ist der Preis des Weizens in Schweden
seit Ausbruch des Krieges bis Mitte März 1915 um 60 Prozent gestiegen.
Ende Januar 1915 wurde aus Dänemark berichtet, daß seit August 1914 der
Preis für Roggenbrod um 4 Öre pro Pfund gestiegen sei. Im dänischen
Folkething hat Ende Januar 1915 die Regierung eine Preisregulierungs-
kommission eingesetzt, und diese hat einen Maximalpreis für Roggen von
18,50 Kronen für die Tonne festgesetzt. Am 8. Februar 1915 wurde in
Kopenhagen der Preis für ein achtpfündiges Roggenbrod auf 93 Öre festgesetzt.
Vor dem Kriege kostete ein solches Brot 60 bis 64 Öre. Der Kleinhandels¬
preis für Schweineschmalz wurde auf 80 Öre pro Pfund festgesetzt. In Nor¬
wegen sind die Verhältnisse in der Lebensmittelpreisfrage ähnliche.
Die Regierungen und örtlichen Behörden der skandinavischen Königreiche
haben nun ebenfalls verschiedentlich Maßnahmen getroffen, um einer weiteren
Preissteigerung nach Kräften vorzubeugen. So wurde zu Anfang Januar 1915
aus Norwegen berichtet, daß die dortige Regierung in Deutschland 100000
Säcke Zucker angekauft habe, um zu verhüten, daß dieser Artikel durch die
Spekulation übermäßig im Preise steigt. Im ganzen will die norwegische
Regierung 20 Millionen Kilogramm Zucker kaufen. Außerdem sind auch noch
anderweitig Brodgetreide und Kartoffeln angekauft worden. Anfang Juni 1915
wurde aus Schweden gemeldet, daß die schwedische Negierung 2 Millionen
Zentner Mehl angekauft habe, wovon 800000 Zentner unterwegs seien.
Wegen des ungewöhnlich hohen Preises für grobes Brot (1 Kilogramm kostete
57 Öre) hat die Stadtverwaltung von Härnösand in Schweden beschlossen, aus
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