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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Weltkrieg und Volkszahl

und 1912 war es nicht viel besser, denn es brachte im ganzen 3000 Geburten mehr.
Auf 1000 Einwohner berechnet ergaben sich Geburten in demselben Jahre in


[Beginn Spaltensatz]
Puy de Dome13.1
Gerf.....13.0
Lot und Garonne.13.6
Tam und Garonne15.0
16.5
Jsöre.....16,2
Aube.....16,0
Aube.....16.6
[Spaltenumbruch]
Garonne . . .14,7
Code d'Or . . .15.3
Lot . . . . .15,0
Rhone ....15.7
Allier ....14.8
Hochpyrenäen . .16,5
Seine und Marne16,8
Vaucluse . . .16,8
[Ende Spaltensatz]
Var.....16.6

Sterbefälle als Geburten zählten 1911 64. 1912 21Departements.
Die Gesamtzahl betrug in Tausenden an

Lebendgeborenen Sterbefällen Geburtenüberschuß
1873/77 . . .. 953822131
1878/82 . . .. 93384192
1883/87 . . .. 92384875
1888/92 . . .. 86585312
1893/97 . . .. 85881246
1898/1902 . .. 84480539
1903/07 . . .. 80777235
1908/10 . . .. 77973445
1911 . . .. 742777--35
1912 . . .. 750, 65169358

Frankreich hatte demnach in den vierzig Jahren von 1873 bis 1912 eine
natürliche Bevölkerungsvermehrung von nur etwa 2,3 Millionen, daneben durch
Einwanderung einen Gewinn von 1,1 Million. Hatte es den Verlust
beziehungsweise Ausfall von ^ Million, die der Krieg von 1870/71 ihm
brachte, erst im Jahre 1879 durch Geburtenüberschuß ausgeglichen, so wird der
Ersatz für den ungeheuren Blutverlust des Weltkrieges voraussichtlich in
absehbarer Zeit überhaupt nicht wieder zu schaffen sein. Denn die wirkliche
Geburtenzahl hat seitdem um 200000 jährlich abgenommen und der Geburten¬
überschuß betrug in den letzten 25 Jahren durchschnittlich nur 32000 bis 33 000.
-Der Verlust von 2 Millionen würde bei gleichem jährlichen Überschuß zwar in
60 Jahren ersetzt sein; aber bei dem bisher und voraussichtlich auch in
Zukunft (abgesehen von den selbstverständlichen Schwankungen) beharrlichen
Sinken der Geburtenzahl und dem Mangel von Hunderttausenden von fort¬
pflanzungsfähigen Männern ist anzunehmen, daß überhaupt eine Volksvermehrung
nicht stattfinden, sondern statt dessen eine chronische Mehrsterblichkeit sich einstellen
wird. Das hängt selbstverständlich vom Willen des Volkes ab; aber durch
ein Jahrhundert hat dieser sich als steigende Abneigung gegen eine größere


Weltkrieg und Volkszahl

und 1912 war es nicht viel besser, denn es brachte im ganzen 3000 Geburten mehr.
Auf 1000 Einwohner berechnet ergaben sich Geburten in demselben Jahre in


[Beginn Spaltensatz]
Puy de Dome13.1
Gerf.....13.0
Lot und Garonne.13.6
Tam und Garonne15.0
16.5
Jsöre.....16,2
Aube.....16,0
Aube.....16.6
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Rhone ....15.7
Allier ....14.8
Hochpyrenäen . .16,5
Seine und Marne16,8
Vaucluse . . .16,8
[Ende Spaltensatz]
Var.....16.6

Sterbefälle als Geburten zählten 1911 64. 1912 21Departements.
Die Gesamtzahl betrug in Tausenden an

Lebendgeborenen Sterbefällen Geburtenüberschuß
1873/77 . . .. 953822131
1878/82 . . .. 93384192
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1912 . . .. 750, 65169358

Frankreich hatte demnach in den vierzig Jahren von 1873 bis 1912 eine
natürliche Bevölkerungsvermehrung von nur etwa 2,3 Millionen, daneben durch
Einwanderung einen Gewinn von 1,1 Million. Hatte es den Verlust
beziehungsweise Ausfall von ^ Million, die der Krieg von 1870/71 ihm
brachte, erst im Jahre 1879 durch Geburtenüberschuß ausgeglichen, so wird der
Ersatz für den ungeheuren Blutverlust des Weltkrieges voraussichtlich in
absehbarer Zeit überhaupt nicht wieder zu schaffen sein. Denn die wirkliche
Geburtenzahl hat seitdem um 200000 jährlich abgenommen und der Geburten¬
überschuß betrug in den letzten 25 Jahren durchschnittlich nur 32000 bis 33 000.
-Der Verlust von 2 Millionen würde bei gleichem jährlichen Überschuß zwar in
60 Jahren ersetzt sein; aber bei dem bisher und voraussichtlich auch in
Zukunft (abgesehen von den selbstverständlichen Schwankungen) beharrlichen
Sinken der Geburtenzahl und dem Mangel von Hunderttausenden von fort¬
pflanzungsfähigen Männern ist anzunehmen, daß überhaupt eine Volksvermehrung
nicht stattfinden, sondern statt dessen eine chronische Mehrsterblichkeit sich einstellen
wird. Das hängt selbstverständlich vom Willen des Volkes ab; aber durch
ein Jahrhundert hat dieser sich als steigende Abneigung gegen eine größere


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[0224] Weltkrieg und Volkszahl und 1912 war es nicht viel besser, denn es brachte im ganzen 3000 Geburten mehr. Auf 1000 Einwohner berechnet ergaben sich Geburten in demselben Jahre in Puy de Dome13.1 Gerf.....13.0 Lot und Garonne.13.6 Tam und Garonne15.0 16.5 Jsöre.....16,2 Aube.....16,0 Aube.....16.6 Garonne . . .14,7 Code d'Or . . .15.3 Lot . . . . .15,0 Rhone ....15.7 Allier ....14.8 Hochpyrenäen . .16,5 Seine und Marne16,8 Vaucluse . . .16,8 Var.....16.6 Sterbefälle als Geburten zählten 1911 64. 1912 21Departements. Die Gesamtzahl betrug in Tausenden an Lebendgeborenen Sterbefällen Geburtenüberschuß 1873/77 . . .. 953822131 1878/82 . . .. 93384192 1883/87 . . .. 92384875 1888/92 . . .. 86585312 1893/97 . . .. 85881246 1898/1902 . .. 84480539 1903/07 . . .. 80777235 1908/10 . . .. 77973445 1911 . . .. 742777—35 1912 . . .. 750, 65169358 Frankreich hatte demnach in den vierzig Jahren von 1873 bis 1912 eine natürliche Bevölkerungsvermehrung von nur etwa 2,3 Millionen, daneben durch Einwanderung einen Gewinn von 1,1 Million. Hatte es den Verlust beziehungsweise Ausfall von ^ Million, die der Krieg von 1870/71 ihm brachte, erst im Jahre 1879 durch Geburtenüberschuß ausgeglichen, so wird der Ersatz für den ungeheuren Blutverlust des Weltkrieges voraussichtlich in absehbarer Zeit überhaupt nicht wieder zu schaffen sein. Denn die wirkliche Geburtenzahl hat seitdem um 200000 jährlich abgenommen und der Geburten¬ überschuß betrug in den letzten 25 Jahren durchschnittlich nur 32000 bis 33 000. -Der Verlust von 2 Millionen würde bei gleichem jährlichen Überschuß zwar in 60 Jahren ersetzt sein; aber bei dem bisher und voraussichtlich auch in Zukunft (abgesehen von den selbstverständlichen Schwankungen) beharrlichen Sinken der Geburtenzahl und dem Mangel von Hunderttausenden von fort¬ pflanzungsfähigen Männern ist anzunehmen, daß überhaupt eine Volksvermehrung nicht stattfinden, sondern statt dessen eine chronische Mehrsterblichkeit sich einstellen wird. Das hängt selbstverständlich vom Willen des Volkes ab; aber durch ein Jahrhundert hat dieser sich als steigende Abneigung gegen eine größere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/224>, abgerufen am 24.08.2024.