Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren steht aber heute die Schilderung gegenüber, wie ein ungestümer Drang, eine Den Schmerz des Abschiedes überwindet der heilige Zorn gegen die Was heute diesen Zorn, diesen Haß gegen unsere Feinde und gegen (Karl Rosner, "Kommt deutsche Zeit bei C. Peter "Deutschlands Kriegsgesänge" Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren steht aber heute die Schilderung gegenüber, wie ein ungestümer Drang, eine Den Schmerz des Abschiedes überwindet der heilige Zorn gegen die Was heute diesen Zorn, diesen Haß gegen unsere Feinde und gegen (Karl Rosner, „Kommt deutsche Zeit bei C. Peter „Deutschlands Kriegsgesänge" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323734"/> <fw type="header" place="top"> Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren</fw><lb/> <p xml:id="ID_610" prev="#ID_609"> steht aber heute die Schilderung gegenüber, wie ein ungestümer Drang, eine<lb/> selbstvergessene Begeisterung unsere Jugend zu den Waffen treibt. Man vergleiche<lb/> Albert Sergels „Gebet der Kriegsfreiwilligen" in der oben erwähnten Sammlung,<lb/> ferner Kurt Münzer „Der Junge" in „Taten und Kränze", Lieder zum Kriege<lb/> 1914 (Axel Juncker Verlag Berlin°Charlottenburg, Orplid-Bücher Bd. 13) u. v. a. in.<lb/> Kleine Anekdoten und Aussprüche bieten den Dichtern willkommenen Stoff. Der<lb/> Kriegsfreiwillige bringt sein Pferd gleich mit, er beruft sich, wegen zu schmaler<lb/> Brust zurückgewiesen, darauf, seine Brust sei für eine Kugel und fürs Eiserne<lb/> Kreuz breit genug. Hierher gehört Herbert Eulenbergs Gedicht „Begebenheit" in<lb/> der Sammlung „Der Heilige Krieg", Seite 53 f.</p><lb/> <p xml:id="ID_611"> Den Schmerz des Abschiedes überwindet der heilige Zorn gegen die<lb/> Feinde, die das Vaterland umstellt haben wie die Meute das edle Jagdtier.<lb/> Dieser Zorn, der 1813 sich natürlich gegen den nationalen Unterdrücker Napoleon<lb/> richtete, wendet sich heute wunderbarerweise viel weniger gegen Frankreich, als<lb/> vielmehr gegen das barbarische Rußland, das hinterlistige Japan und vor<lb/> allem das verräterische, lügenhafte und rechtbrecherische England. Die Zahl der<lb/> Streit- und Kampflieder gegen unsere Feinde ist groß, die Zahl der Haßlieder<lb/> gegen England aber ist unendlich in unserer Kriegsdichtung. Der klassische<lb/> Vertreter all dieser Zorn- und Kampflieder gegen England ist der so schnell<lb/> überall volkstümlich gewordene „Haßgesang gegen England" von Ernst Lissauer<lb/> („Worte in die Zeit." Otto Hapke Verlag. Göttingen und Berlin V/8) mit<lb/> dem Leitmotiv:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_23" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_612" next="#ID_613"> Was heute diesen Zorn, diesen Haß gegen unsere Feinde und gegen<lb/> England im besonderen so schwer und so tief macht, das ist wohl der sittliche Gehalt<lb/> darin. Immer wieder bringt es unsere Kriegsdichtung zum Ausdruck, wie schwer<lb/> sich unser Volk in seinem Rechtsempfinden und in seinem sittlichen Empfinden<lb/> durch den Friedensbruch seiner Feinde verletzt fühlt. Daß man die Nibelungen¬<lb/> treue, die der deutsche Hagen seinem österreichischen Bruder Volker — ein Vergleich,<lb/> den neben Schaukal noch mehrere andere Dichter gebrauchen — gehalten hat, zum<lb/> Kriegsvorwande genommen hat, daß man die verbündeten Völker zwang, mitten<lb/> aus der typischen Arbeit des Friedens, der Ernte, heraus sich der blutigen Ernte<lb/> des Krieges zuzuwenden (besonders viele solcher Erntelieder sind zum Beispiel<lb/> in der schon erwähnten Sammlung „Der Heilige Krieg" ^Tatbücher Heft 1Z<lb/> enthalten, Seite 30 Sö.), das macht die Erbitterung so tief. Damit im Zusammen¬<lb/> hang entwickelt sich dann aber das Bewußtsein, für das gute Recht, für die<lb/> sittliche Sache zu kämpfen, und das feste Vertrauen auf die Hilfe Gottes. Deutsch-<lb/> land, das „Herz der Welt", kann nicht untergehen, es muß seine Sendung erfüllen:<lb/> am deutschen Wesen soll die arge und kranke Welt genesen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_24" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_613" prev="#ID_612"> (Karl Rosner, „Kommt deutsche Zeit bei C. Peter „Deutschlands Kriegsgesänge"<lb/> Seite 53 ß.)</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0195]
Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren
steht aber heute die Schilderung gegenüber, wie ein ungestümer Drang, eine
selbstvergessene Begeisterung unsere Jugend zu den Waffen treibt. Man vergleiche
Albert Sergels „Gebet der Kriegsfreiwilligen" in der oben erwähnten Sammlung,
ferner Kurt Münzer „Der Junge" in „Taten und Kränze", Lieder zum Kriege
1914 (Axel Juncker Verlag Berlin°Charlottenburg, Orplid-Bücher Bd. 13) u. v. a. in.
Kleine Anekdoten und Aussprüche bieten den Dichtern willkommenen Stoff. Der
Kriegsfreiwillige bringt sein Pferd gleich mit, er beruft sich, wegen zu schmaler
Brust zurückgewiesen, darauf, seine Brust sei für eine Kugel und fürs Eiserne
Kreuz breit genug. Hierher gehört Herbert Eulenbergs Gedicht „Begebenheit" in
der Sammlung „Der Heilige Krieg", Seite 53 f.
Den Schmerz des Abschiedes überwindet der heilige Zorn gegen die
Feinde, die das Vaterland umstellt haben wie die Meute das edle Jagdtier.
Dieser Zorn, der 1813 sich natürlich gegen den nationalen Unterdrücker Napoleon
richtete, wendet sich heute wunderbarerweise viel weniger gegen Frankreich, als
vielmehr gegen das barbarische Rußland, das hinterlistige Japan und vor
allem das verräterische, lügenhafte und rechtbrecherische England. Die Zahl der
Streit- und Kampflieder gegen unsere Feinde ist groß, die Zahl der Haßlieder
gegen England aber ist unendlich in unserer Kriegsdichtung. Der klassische
Vertreter all dieser Zorn- und Kampflieder gegen England ist der so schnell
überall volkstümlich gewordene „Haßgesang gegen England" von Ernst Lissauer
(„Worte in die Zeit." Otto Hapke Verlag. Göttingen und Berlin V/8) mit
dem Leitmotiv:
Was heute diesen Zorn, diesen Haß gegen unsere Feinde und gegen
England im besonderen so schwer und so tief macht, das ist wohl der sittliche Gehalt
darin. Immer wieder bringt es unsere Kriegsdichtung zum Ausdruck, wie schwer
sich unser Volk in seinem Rechtsempfinden und in seinem sittlichen Empfinden
durch den Friedensbruch seiner Feinde verletzt fühlt. Daß man die Nibelungen¬
treue, die der deutsche Hagen seinem österreichischen Bruder Volker — ein Vergleich,
den neben Schaukal noch mehrere andere Dichter gebrauchen — gehalten hat, zum
Kriegsvorwande genommen hat, daß man die verbündeten Völker zwang, mitten
aus der typischen Arbeit des Friedens, der Ernte, heraus sich der blutigen Ernte
des Krieges zuzuwenden (besonders viele solcher Erntelieder sind zum Beispiel
in der schon erwähnten Sammlung „Der Heilige Krieg" ^Tatbücher Heft 1Z
enthalten, Seite 30 Sö.), das macht die Erbitterung so tief. Damit im Zusammen¬
hang entwickelt sich dann aber das Bewußtsein, für das gute Recht, für die
sittliche Sache zu kämpfen, und das feste Vertrauen auf die Hilfe Gottes. Deutsch-
land, das „Herz der Welt", kann nicht untergehen, es muß seine Sendung erfüllen:
am deutschen Wesen soll die arge und kranke Welt genesen:
(Karl Rosner, „Kommt deutsche Zeit bei C. Peter „Deutschlands Kriegsgesänge"
Seite 53 ß.)
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