Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.Ein Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts Friedrich rächte sich an Choiseul, wie es dem Philosophen von Sanssouci im Wesen Als Choiseul bei Ludwig dem Fünfzehnten in Ungnade gefallen war, führte ihn Schärfer noch klingt die Satire Friedrichs des Großen gegen Choiseul in einem Gedicht Die hier zum ersten Male veröffentlichte Übertragung (von S. Mg.) lehnt sich in Sinn, Das Gedicht geht über den Rahmen des persönlichen Angriffs hinaus, es wendet sich Ein Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts Friedrich rächte sich an Choiseul, wie es dem Philosophen von Sanssouci im Wesen Als Choiseul bei Ludwig dem Fünfzehnten in Ungnade gefallen war, führte ihn Schärfer noch klingt die Satire Friedrichs des Großen gegen Choiseul in einem Gedicht Die hier zum ersten Male veröffentlichte Übertragung (von S. Mg.) lehnt sich in Sinn, Das Gedicht geht über den Rahmen des persönlichen Angriffs hinaus, es wendet sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323134"/> <fw type="header" place="top"> Ein Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts</fw><lb/> <p xml:id="ID_61"> Friedrich rächte sich an Choiseul, wie es dem Philosophen von Sanssouci im Wesen<lb/> lag: er machte seinen Gegner in satirischen Schriften lächerlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_62"> Als Choiseul bei Ludwig dem Fünfzehnten in Ungnade gefallen war, führte ihn<lb/> Friedrich in einem „Totengespräch" mit Sokrates vor. „Choiseul ist zwar noch nicht<lb/> gestorben," heißt es in der Einleitung, „aber, des Amtes entsetzt, ist er sür die Welt doch<lb/> tot." Von dem sittenstrengen Sokrates wird Choiseul wegen seiner Schändlichkeiten derb<lb/> abgekanzelt. (nachzulesen in der deutschen Wiedergabe durch Fr. von Oppeln-Bronikowski,<lb/> im fünften der zwölf Bände umfassenden Prachtausgabe: „Die Werke Friedrichs des Großen,"<lb/> deutsch, mit Illustrationen von Menzel. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin.)</p><lb/> <p xml:id="ID_63"> Schärfer noch klingt die Satire Friedrichs des Großen gegen Choiseul in einem Gedicht<lb/> aus dem Jahre 1769, dessen französisches Original im vierzehnten Bande der dreißigbändigen<lb/> Gesamtausgabe: „Oeuvres ete k'reäeric Is Orsnä" zu finden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_64"> Die hier zum ersten Male veröffentlichte Übertragung (von S. Mg.) lehnt sich in Sinn,<lb/> Versmaß und Reimfolge eng an den Urtext.</p><lb/> <p xml:id="ID_65" next="#ID_66"> Das Gedicht geht über den Rahmen des persönlichen Angriffs hinaus, es wendet sich<lb/> in den ersten Versen gegen die ganze Zunft der Diplomaten und gipfelt am Schluß in<lb/> Friedrichs tiefernstem Bekenntnis zu friedlichen Idealen.</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l/> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
Ein Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts
Friedrich rächte sich an Choiseul, wie es dem Philosophen von Sanssouci im Wesen
lag: er machte seinen Gegner in satirischen Schriften lächerlich.
Als Choiseul bei Ludwig dem Fünfzehnten in Ungnade gefallen war, führte ihn
Friedrich in einem „Totengespräch" mit Sokrates vor. „Choiseul ist zwar noch nicht
gestorben," heißt es in der Einleitung, „aber, des Amtes entsetzt, ist er sür die Welt doch
tot." Von dem sittenstrengen Sokrates wird Choiseul wegen seiner Schändlichkeiten derb
abgekanzelt. (nachzulesen in der deutschen Wiedergabe durch Fr. von Oppeln-Bronikowski,
im fünften der zwölf Bände umfassenden Prachtausgabe: „Die Werke Friedrichs des Großen,"
deutsch, mit Illustrationen von Menzel. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin.)
Schärfer noch klingt die Satire Friedrichs des Großen gegen Choiseul in einem Gedicht
aus dem Jahre 1769, dessen französisches Original im vierzehnten Bande der dreißigbändigen
Gesamtausgabe: „Oeuvres ete k'reäeric Is Orsnä" zu finden ist.
Die hier zum ersten Male veröffentlichte Übertragung (von S. Mg.) lehnt sich in Sinn,
Versmaß und Reimfolge eng an den Urtext.
Das Gedicht geht über den Rahmen des persönlichen Angriffs hinaus, es wendet sich
in den ersten Versen gegen die ganze Zunft der Diplomaten und gipfelt am Schluß in
Friedrichs tiefernstem Bekenntnis zu friedlichen Idealen.
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