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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

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Die Friedensarbeit der deutschen "Barbaren"

Volkswirtschaftslehrern zu denken. In den angegebenen Zeiträumen betrug die
durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme in Rußland 1 862 133, in
Deutschland 840 140. in Frankreich 56 812 (!) und in Belgien 59 666.

Die relative jährliche Zunahme betrug in Prozenten (der Einfachheit halber
berechnet auf die Einwohnerzahl der Änfangsjahre der betrachteten Zeitabschnitte)
in Rußland: 1,71 Prozent; in Deutschland 1,69 Prozent; in Frankreich 0.14
Prozent; in Belgien 0.89 Prozent. Deutschland wird also in den absoluten
und relativen Zahlen hier zwar übertroffen von dem Koloß mit tönernen Füßen im
Osten, denkt man aber an die gewaltige Ausdehnung Rußlands, so erscheint
Bevölkerungszahl und Zunahme vergleichsweise klein. Bedeckt doch der
Boden des Zarenreiches eine Oberfläche von 5 390 000 Quadratkilometer,
dagegen Deutschland 540 800 Quadratkilometer und Frankreich 536 400 Quadrat¬
kilometer. Rußland ist also im Vergleich zu seiner ungeheuren Ausdehnung
schwach bevölkert, und auch eine Bevölkerungszunahme, die relativ größer ist, als
die Deutschlands, würde kaum in die Erscheinung treten, wenn man etwa die
durchschnittliche Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer berechnen würde. Wie
steht es nun um die kulturelle und wirtschaftliche Tätigkeit des deutschen Volkes
im Vergleich zu der seiner Feinde? Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich,
einen zuverlässigen Maßstab für die Kulturhöhe einer Nation anzugeben.
Immerhin gestattet die Höhe der literarischen Produktion hier gewisse Rückschlüsse.
Greifen wir ein beliebiges Jahr heraus, etwa 1912, so finden wir in Deutschland
34 801, in England 12 067, in Frankreich 9645, in Belgien 2403 Bücher¬
veröffentlichungen. Die drei uns feindlichen "Westmächte" erreichen also mit
zusammen 24 115 auch noch nicht annähernd unser Vaterland.

In den Jahren 1888 bis 1912 erschienen: in Deutschland 642 385, in
Frankreich 316 670. in England 197 707, in Belgien 53 182 Bücher; für die
Jahre 1901 bis 1910 sind die entsprechenden Zahlen: 288 512. 120 627.
88 259, 26 207.

Rechne ich den Durchschnitt aus zehn Jahren und verleite ihn aus die
verschiedenen Gebiete von Wissenschaft und Leben, so ergibt sich folgende Tabelle:

Schöne Er- Philo- Geschichten. ^ ^ ^, >. ,
Literatur ziehung Sophie Recht ^^phie H°"d--l Medizin
Deutschland 4029 4273 618 2670 1573 1896 1851
Belgien . . 444 104 62 185 192 25 172
England . 2366 605 682 106 880 560 209

(Für Frankreich konnte ich mir leider keine zuverlässigen Unterlagen für
"me entsprechende Verteilung beschaffen.) Es ergibt sich also: in der literarischen
Produktion ist Deutschland auf der ganzen Linie allen anderen Nationen voran.
Es leistet hier weit mehr als das ganze übrige Europa zusammengenommen!

Wir empfehlen den Herrn Engländern, die mit unserem sogenannten
"Militarismus" auftrumpfen, sich einmal die Zahlen unter der Rubrik Erziehung
besonders genau anzusehen. Dann werden sie bemerken, daß die "deutschen


Die Friedensarbeit der deutschen „Barbaren"

Volkswirtschaftslehrern zu denken. In den angegebenen Zeiträumen betrug die
durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme in Rußland 1 862 133, in
Deutschland 840 140. in Frankreich 56 812 (!) und in Belgien 59 666.

Die relative jährliche Zunahme betrug in Prozenten (der Einfachheit halber
berechnet auf die Einwohnerzahl der Änfangsjahre der betrachteten Zeitabschnitte)
in Rußland: 1,71 Prozent; in Deutschland 1,69 Prozent; in Frankreich 0.14
Prozent; in Belgien 0.89 Prozent. Deutschland wird also in den absoluten
und relativen Zahlen hier zwar übertroffen von dem Koloß mit tönernen Füßen im
Osten, denkt man aber an die gewaltige Ausdehnung Rußlands, so erscheint
Bevölkerungszahl und Zunahme vergleichsweise klein. Bedeckt doch der
Boden des Zarenreiches eine Oberfläche von 5 390 000 Quadratkilometer,
dagegen Deutschland 540 800 Quadratkilometer und Frankreich 536 400 Quadrat¬
kilometer. Rußland ist also im Vergleich zu seiner ungeheuren Ausdehnung
schwach bevölkert, und auch eine Bevölkerungszunahme, die relativ größer ist, als
die Deutschlands, würde kaum in die Erscheinung treten, wenn man etwa die
durchschnittliche Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer berechnen würde. Wie
steht es nun um die kulturelle und wirtschaftliche Tätigkeit des deutschen Volkes
im Vergleich zu der seiner Feinde? Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich,
einen zuverlässigen Maßstab für die Kulturhöhe einer Nation anzugeben.
Immerhin gestattet die Höhe der literarischen Produktion hier gewisse Rückschlüsse.
Greifen wir ein beliebiges Jahr heraus, etwa 1912, so finden wir in Deutschland
34 801, in England 12 067, in Frankreich 9645, in Belgien 2403 Bücher¬
veröffentlichungen. Die drei uns feindlichen „Westmächte" erreichen also mit
zusammen 24 115 auch noch nicht annähernd unser Vaterland.

In den Jahren 1888 bis 1912 erschienen: in Deutschland 642 385, in
Frankreich 316 670. in England 197 707, in Belgien 53 182 Bücher; für die
Jahre 1901 bis 1910 sind die entsprechenden Zahlen: 288 512. 120 627.
88 259, 26 207.

Rechne ich den Durchschnitt aus zehn Jahren und verleite ihn aus die
verschiedenen Gebiete von Wissenschaft und Leben, so ergibt sich folgende Tabelle:

Schöne Er- Philo- Geschichten. ^ ^ ^, >. ,
Literatur ziehung Sophie Recht ^^phie H°"d--l Medizin
Deutschland 4029 4273 618 2670 1573 1896 1851
Belgien . . 444 104 62 185 192 25 172
England . 2366 605 682 106 880 560 209

(Für Frankreich konnte ich mir leider keine zuverlässigen Unterlagen für
«me entsprechende Verteilung beschaffen.) Es ergibt sich also: in der literarischen
Produktion ist Deutschland auf der ganzen Linie allen anderen Nationen voran.
Es leistet hier weit mehr als das ganze übrige Europa zusammengenommen!

Wir empfehlen den Herrn Engländern, die mit unserem sogenannten
„Militarismus" auftrumpfen, sich einmal die Zahlen unter der Rubrik Erziehung
besonders genau anzusehen. Dann werden sie bemerken, daß die „deutschen


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[0277] Die Friedensarbeit der deutschen „Barbaren" Volkswirtschaftslehrern zu denken. In den angegebenen Zeiträumen betrug die durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme in Rußland 1 862 133, in Deutschland 840 140. in Frankreich 56 812 (!) und in Belgien 59 666. Die relative jährliche Zunahme betrug in Prozenten (der Einfachheit halber berechnet auf die Einwohnerzahl der Änfangsjahre der betrachteten Zeitabschnitte) in Rußland: 1,71 Prozent; in Deutschland 1,69 Prozent; in Frankreich 0.14 Prozent; in Belgien 0.89 Prozent. Deutschland wird also in den absoluten und relativen Zahlen hier zwar übertroffen von dem Koloß mit tönernen Füßen im Osten, denkt man aber an die gewaltige Ausdehnung Rußlands, so erscheint Bevölkerungszahl und Zunahme vergleichsweise klein. Bedeckt doch der Boden des Zarenreiches eine Oberfläche von 5 390 000 Quadratkilometer, dagegen Deutschland 540 800 Quadratkilometer und Frankreich 536 400 Quadrat¬ kilometer. Rußland ist also im Vergleich zu seiner ungeheuren Ausdehnung schwach bevölkert, und auch eine Bevölkerungszunahme, die relativ größer ist, als die Deutschlands, würde kaum in die Erscheinung treten, wenn man etwa die durchschnittliche Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer berechnen würde. Wie steht es nun um die kulturelle und wirtschaftliche Tätigkeit des deutschen Volkes im Vergleich zu der seiner Feinde? Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen zuverlässigen Maßstab für die Kulturhöhe einer Nation anzugeben. Immerhin gestattet die Höhe der literarischen Produktion hier gewisse Rückschlüsse. Greifen wir ein beliebiges Jahr heraus, etwa 1912, so finden wir in Deutschland 34 801, in England 12 067, in Frankreich 9645, in Belgien 2403 Bücher¬ veröffentlichungen. Die drei uns feindlichen „Westmächte" erreichen also mit zusammen 24 115 auch noch nicht annähernd unser Vaterland. In den Jahren 1888 bis 1912 erschienen: in Deutschland 642 385, in Frankreich 316 670. in England 197 707, in Belgien 53 182 Bücher; für die Jahre 1901 bis 1910 sind die entsprechenden Zahlen: 288 512. 120 627. 88 259, 26 207. Rechne ich den Durchschnitt aus zehn Jahren und verleite ihn aus die verschiedenen Gebiete von Wissenschaft und Leben, so ergibt sich folgende Tabelle: Schöne Er- Philo- Geschichten. ^ ^ ^, >. , Literatur ziehung Sophie Recht ^^phie H°"d--l Medizin Deutschland 4029 4273 618 2670 1573 1896 1851 Belgien . . 444 104 62 185 192 25 172 England . 2366 605 682 106 880 560 209 (Für Frankreich konnte ich mir leider keine zuverlässigen Unterlagen für «me entsprechende Verteilung beschaffen.) Es ergibt sich also: in der literarischen Produktion ist Deutschland auf der ganzen Linie allen anderen Nationen voran. Es leistet hier weit mehr als das ganze übrige Europa zusammengenommen! Wir empfehlen den Herrn Engländern, die mit unserem sogenannten „Militarismus" auftrumpfen, sich einmal die Zahlen unter der Rubrik Erziehung besonders genau anzusehen. Dann werden sie bemerken, daß die „deutschen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/277>, abgerufen am 04.07.2024.