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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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kürzester Frist zu vollenden, denn die Interessen des Landes fordern es ge¬
bieterisch. Damit werden die Verkehrsverhältnisse zwischen Griechenland und
dem übrigen Europa mit einem Schlage von Grund aus umgestaltet werden.
Da die Eisenbahnfahrt Berlin--Saloniki, mit etwa 2000 Kilometer Bahn¬
entfernung, etwa in gleicher Zeit wie die Fahrt Berlin--Brindisi, d. h. in etwa
fünfzig Stunden zurückzulegen ist, die Fahrt Saloniki--Athen demnächst, bei
Einlegung rascherer Züge, etwa zwölf Stunden in Anspruch nehmen wird, so
wird die Reisedauer Berlin--Athen von etwa einhundertundzwanzig bzw.
neunzig Stunden auf etwa sechzig Stunden beschränkt werden können. Wichtiger
aber noch als die Verkürzung der Reisezeit ist die Erleichterung der Reise durch
Vermeidung der langen Seefahrt und des mehrfachen Wechsels von Schiff und
Eisenbahn. In nicht zu ferner Zeit wird vielleicht einmal ein Durchgangs¬
wagen Berlin--Athen oder ein Luxuszug Vlissingen--Frankfurt--Wien--Athen
laufen, denn für die übrigen Hauptstädte Europas, insbesondere auch für England,
ergeben sich ähnliche Verkürzungen der Reisedauer, wie für die Fahrt Berlin--Athen.
Für Wien, Budapest usw. gestalten sich die Verhältnisse bei einer Fahrt
über Saloniki natürlich noch günstiger. Denn die Entfernung Wien--
Saloniki beträgt nur etwa 1340 Kilometer, die Entfernung Wien--Brindisi da¬
gegen 1560 Kilometer, die Entfernung Budapest--Saloniki sogar nur 1060 Kilo¬
meter, Budapest--Brindisi 1750 Kilometer. Der Piräus liegt ferner etwa
400 Seemeilen Port-Said näher als Brindisi. Es ist daher mit großer Wahr¬
scheinlichkeit anzunehmen, daß der Pirüns mit seinem vortrefflichen Hafen
für den Verkehr nach Ostasien allmählich, wenigstens teilweise an die Stelle von
Brindisi treten wird, denn die Verkürzung der Reisezeit um einen Tag ist
doch besonders sür den Postverkehr bedeutsam. Es wird daher vermutlich die
riesenhafte indische und asiatische Post später zum Teil im Piräus auf
den Dampfer übergehen und der Piräus, der jetzt schon ein sehr bedeutender
Handelshafen ist, wird sich zu einem großen Hafenplatz mit internationalem
Verkehr entwickeln. Das sind Verhältnisse, die auch in anderen Ländern längst
erkannt sind. Ein Artikel in der bekannten belgisch - französischen in Brüssel
und Paris erscheinenden Handelszeitschrift: lVaLtion 6conomique in der Nummer
vom 14. September 1913 kommt zu gleichen Schlüssen und weist die industriellen
und Handelskreise Belgiens und Frankreichs auf die Wichtigkeit, gerade jetzt
Beziehungen zu Griechenland zu suchen, nachdrücklich hin.

Zu dem Einfluß, den die grundsätzliche Umgestaltung der Verkehrsver¬
hältnisse Griechenlands auf seine Beziehungen zu dem übrigen Europa haben
wird, kommt selbstverständlich ferner die Vergrößerung des Landes und vor
allen Dingen auch der Erwerb der wichtigen Häfen Saloniki und Kaoalla mit
ihrem bedeutenden Hinterkante und der Ägäischen Inseln.


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kürzester Frist zu vollenden, denn die Interessen des Landes fordern es ge¬
bieterisch. Damit werden die Verkehrsverhältnisse zwischen Griechenland und
dem übrigen Europa mit einem Schlage von Grund aus umgestaltet werden.
Da die Eisenbahnfahrt Berlin—Saloniki, mit etwa 2000 Kilometer Bahn¬
entfernung, etwa in gleicher Zeit wie die Fahrt Berlin—Brindisi, d. h. in etwa
fünfzig Stunden zurückzulegen ist, die Fahrt Saloniki—Athen demnächst, bei
Einlegung rascherer Züge, etwa zwölf Stunden in Anspruch nehmen wird, so
wird die Reisedauer Berlin—Athen von etwa einhundertundzwanzig bzw.
neunzig Stunden auf etwa sechzig Stunden beschränkt werden können. Wichtiger
aber noch als die Verkürzung der Reisezeit ist die Erleichterung der Reise durch
Vermeidung der langen Seefahrt und des mehrfachen Wechsels von Schiff und
Eisenbahn. In nicht zu ferner Zeit wird vielleicht einmal ein Durchgangs¬
wagen Berlin—Athen oder ein Luxuszug Vlissingen—Frankfurt—Wien—Athen
laufen, denn für die übrigen Hauptstädte Europas, insbesondere auch für England,
ergeben sich ähnliche Verkürzungen der Reisedauer, wie für die Fahrt Berlin—Athen.
Für Wien, Budapest usw. gestalten sich die Verhältnisse bei einer Fahrt
über Saloniki natürlich noch günstiger. Denn die Entfernung Wien—
Saloniki beträgt nur etwa 1340 Kilometer, die Entfernung Wien—Brindisi da¬
gegen 1560 Kilometer, die Entfernung Budapest—Saloniki sogar nur 1060 Kilo¬
meter, Budapest—Brindisi 1750 Kilometer. Der Piräus liegt ferner etwa
400 Seemeilen Port-Said näher als Brindisi. Es ist daher mit großer Wahr¬
scheinlichkeit anzunehmen, daß der Pirüns mit seinem vortrefflichen Hafen
für den Verkehr nach Ostasien allmählich, wenigstens teilweise an die Stelle von
Brindisi treten wird, denn die Verkürzung der Reisezeit um einen Tag ist
doch besonders sür den Postverkehr bedeutsam. Es wird daher vermutlich die
riesenhafte indische und asiatische Post später zum Teil im Piräus auf
den Dampfer übergehen und der Piräus, der jetzt schon ein sehr bedeutender
Handelshafen ist, wird sich zu einem großen Hafenplatz mit internationalem
Verkehr entwickeln. Das sind Verhältnisse, die auch in anderen Ländern längst
erkannt sind. Ein Artikel in der bekannten belgisch - französischen in Brüssel
und Paris erscheinenden Handelszeitschrift: lVaLtion 6conomique in der Nummer
vom 14. September 1913 kommt zu gleichen Schlüssen und weist die industriellen
und Handelskreise Belgiens und Frankreichs auf die Wichtigkeit, gerade jetzt
Beziehungen zu Griechenland zu suchen, nachdrücklich hin.

Zu dem Einfluß, den die grundsätzliche Umgestaltung der Verkehrsver¬
hältnisse Griechenlands auf seine Beziehungen zu dem übrigen Europa haben
wird, kommt selbstverständlich ferner die Vergrößerung des Landes und vor
allen Dingen auch der Erwerb der wichtigen Häfen Saloniki und Kaoalla mit
ihrem bedeutenden Hinterkante und der Ägäischen Inseln.


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[0073] Deutschland und Neu-Gricchenlcind kürzester Frist zu vollenden, denn die Interessen des Landes fordern es ge¬ bieterisch. Damit werden die Verkehrsverhältnisse zwischen Griechenland und dem übrigen Europa mit einem Schlage von Grund aus umgestaltet werden. Da die Eisenbahnfahrt Berlin—Saloniki, mit etwa 2000 Kilometer Bahn¬ entfernung, etwa in gleicher Zeit wie die Fahrt Berlin—Brindisi, d. h. in etwa fünfzig Stunden zurückzulegen ist, die Fahrt Saloniki—Athen demnächst, bei Einlegung rascherer Züge, etwa zwölf Stunden in Anspruch nehmen wird, so wird die Reisedauer Berlin—Athen von etwa einhundertundzwanzig bzw. neunzig Stunden auf etwa sechzig Stunden beschränkt werden können. Wichtiger aber noch als die Verkürzung der Reisezeit ist die Erleichterung der Reise durch Vermeidung der langen Seefahrt und des mehrfachen Wechsels von Schiff und Eisenbahn. In nicht zu ferner Zeit wird vielleicht einmal ein Durchgangs¬ wagen Berlin—Athen oder ein Luxuszug Vlissingen—Frankfurt—Wien—Athen laufen, denn für die übrigen Hauptstädte Europas, insbesondere auch für England, ergeben sich ähnliche Verkürzungen der Reisedauer, wie für die Fahrt Berlin—Athen. Für Wien, Budapest usw. gestalten sich die Verhältnisse bei einer Fahrt über Saloniki natürlich noch günstiger. Denn die Entfernung Wien— Saloniki beträgt nur etwa 1340 Kilometer, die Entfernung Wien—Brindisi da¬ gegen 1560 Kilometer, die Entfernung Budapest—Saloniki sogar nur 1060 Kilo¬ meter, Budapest—Brindisi 1750 Kilometer. Der Piräus liegt ferner etwa 400 Seemeilen Port-Said näher als Brindisi. Es ist daher mit großer Wahr¬ scheinlichkeit anzunehmen, daß der Pirüns mit seinem vortrefflichen Hafen für den Verkehr nach Ostasien allmählich, wenigstens teilweise an die Stelle von Brindisi treten wird, denn die Verkürzung der Reisezeit um einen Tag ist doch besonders sür den Postverkehr bedeutsam. Es wird daher vermutlich die riesenhafte indische und asiatische Post später zum Teil im Piräus auf den Dampfer übergehen und der Piräus, der jetzt schon ein sehr bedeutender Handelshafen ist, wird sich zu einem großen Hafenplatz mit internationalem Verkehr entwickeln. Das sind Verhältnisse, die auch in anderen Ländern längst erkannt sind. Ein Artikel in der bekannten belgisch - französischen in Brüssel und Paris erscheinenden Handelszeitschrift: lVaLtion 6conomique in der Nummer vom 14. September 1913 kommt zu gleichen Schlüssen und weist die industriellen und Handelskreise Belgiens und Frankreichs auf die Wichtigkeit, gerade jetzt Beziehungen zu Griechenland zu suchen, nachdrücklich hin. Zu dem Einfluß, den die grundsätzliche Umgestaltung der Verkehrsver¬ hältnisse Griechenlands auf seine Beziehungen zu dem übrigen Europa haben wird, kommt selbstverständlich ferner die Vergrößerung des Landes und vor allen Dingen auch der Erwerb der wichtigen Häfen Saloniki und Kaoalla mit ihrem bedeutenden Hinterkante und der Ägäischen Inseln.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/73>, abgerufen am 23.12.2024.