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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Die Schlacht bei Zorndorf
Nachher nahm Seydlitz' Berserkerschar
Für die Wunden und Toten die Wache wahr
Und machte nach langen: Tagesstrauß
Noch mancher Sotnie blut'gen Garaus.
Weithin spannen Staub und Dunst einen Flor
Wehgrau um die Söhne, die Preußen verlor;
Glutrot aus des Landes Opferschale
Umschwebte der Schein die Siegesmale,
Die Stätten von Zorndorfs Heldenzorn,
Die Taten aus deutschem Geistesborn. --
Da naht der König im Abendschein,
Salutiert vor Seydlitz und seinen Reth'n:
"Mein Lieber, Ihr habt's allein vollbracht,
Ihr habt uns den Tag zur Ehre gemacht!" --
"Jeder Reiter, Majestät, war heut ein Held;
Ich habe nur meinen Mann gestellt." --
Der König reitet die Front entlang
Und bringt den Braven seinen Dank,
Daß sonniger Stolz jede Brust durchblitzt,
Als tief den Hut zieht Vater Fritz.
Und jedem einzelnen Regiment
Der König seine Huld bekennt;
Immer wieder reckt er sich empor
Und sucht bewegt jedes Reiters Ohr:
"Ihr seid des Feindes Überwinder;
Ihr seid meine treusten Landeskinder!
Ich, euer König, dank euch dafür,
Und das Vaterland dankt euch in mir!" --
Zorndorf! -- Wer hat's mit Ruhm bedacht?
Seydlitz mit den Reitern hat's vollbracht!
Sie zerschlugen dem Bären die Branten
Und trugen den Siegsgedanken
Durch die schwüle Sommerschlacht
Zur Königswacht.



Die Schlacht bei Zorndorf
Nachher nahm Seydlitz' Berserkerschar
Für die Wunden und Toten die Wache wahr
Und machte nach langen: Tagesstrauß
Noch mancher Sotnie blut'gen Garaus.
Weithin spannen Staub und Dunst einen Flor
Wehgrau um die Söhne, die Preußen verlor;
Glutrot aus des Landes Opferschale
Umschwebte der Schein die Siegesmale,
Die Stätten von Zorndorfs Heldenzorn,
Die Taten aus deutschem Geistesborn. —
Da naht der König im Abendschein,
Salutiert vor Seydlitz und seinen Reth'n:
„Mein Lieber, Ihr habt's allein vollbracht,
Ihr habt uns den Tag zur Ehre gemacht!" —
„Jeder Reiter, Majestät, war heut ein Held;
Ich habe nur meinen Mann gestellt." —
Der König reitet die Front entlang
Und bringt den Braven seinen Dank,
Daß sonniger Stolz jede Brust durchblitzt,
Als tief den Hut zieht Vater Fritz.
Und jedem einzelnen Regiment
Der König seine Huld bekennt;
Immer wieder reckt er sich empor
Und sucht bewegt jedes Reiters Ohr:
„Ihr seid des Feindes Überwinder;
Ihr seid meine treusten Landeskinder!
Ich, euer König, dank euch dafür,
Und das Vaterland dankt euch in mir!" —
Zorndorf! — Wer hat's mit Ruhm bedacht?
Seydlitz mit den Reitern hat's vollbracht!
Sie zerschlugen dem Bären die Branten
Und trugen den Siegsgedanken
Durch die schwüle Sommerschlacht
Zur Königswacht.



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[0323] Die Schlacht bei Zorndorf Nachher nahm Seydlitz' Berserkerschar Für die Wunden und Toten die Wache wahr Und machte nach langen: Tagesstrauß Noch mancher Sotnie blut'gen Garaus. Weithin spannen Staub und Dunst einen Flor Wehgrau um die Söhne, die Preußen verlor; Glutrot aus des Landes Opferschale Umschwebte der Schein die Siegesmale, Die Stätten von Zorndorfs Heldenzorn, Die Taten aus deutschem Geistesborn. — Da naht der König im Abendschein, Salutiert vor Seydlitz und seinen Reth'n: „Mein Lieber, Ihr habt's allein vollbracht, Ihr habt uns den Tag zur Ehre gemacht!" — „Jeder Reiter, Majestät, war heut ein Held; Ich habe nur meinen Mann gestellt." — Der König reitet die Front entlang Und bringt den Braven seinen Dank, Daß sonniger Stolz jede Brust durchblitzt, Als tief den Hut zieht Vater Fritz. Und jedem einzelnen Regiment Der König seine Huld bekennt; Immer wieder reckt er sich empor Und sucht bewegt jedes Reiters Ohr: „Ihr seid des Feindes Überwinder; Ihr seid meine treusten Landeskinder! Ich, euer König, dank euch dafür, Und das Vaterland dankt euch in mir!" — Zorndorf! — Wer hat's mit Ruhm bedacht? Seydlitz mit den Reitern hat's vollbracht! Sie zerschlugen dem Bären die Branten Und trugen den Siegsgedanken Durch die schwüle Sommerschlacht Zur Königswacht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/323>, abgerufen am 28.07.2024.