Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Die Schlacht bei Zorndorf 25. August ^759 von Paul Schulze-Berghof Zorndorf! Wer hat die Tat vollbracht? Wer zerschlug dem Bären die Branten Und hielt vor dem Siegsgedanken Im Schicksalswetter der Schlacht Die Fahnenwache? Das war der Seydlitz, der kühne Held, Der schnob wie die Windsbraut durchs schwüle Feld. Im Frieden des Lebens lust'ger Gemahl, Nun des Königs größter Reitergeneral. Wie sein Küraß blinkt, sein Pallasch winkt. Sein Kommandoruf die Kolonnen zwingt, Er die dreißig Schwadronen zur Attacke einschwenkt, Als ob seine Linke den Rappen lenkt! Dröhnend fuhren des Reiterschwalls Bug und Planken Auframmend dem Feind in die breiten Flanken. Was Dragoner, Husar oder Garde du Corps! Unter ihren Klingen zerknickten wie Rohr Die tückischen Lanzen der Steppenhorden, Fiel'n gleich Schwaden im grimmigen Sensenmorden Die moskowitischen Musketiere, Verzweifelnd sich wehrend wie Opferstiere. So trugen tief in des Feindes Karree Die Seydlitzschen Reiter Verderben und Weh. Und wenn es ihr Führer im Rausch gelitten, Auch die letzte Front wär' überritten. Der aber, mit kühlem Feldherrnblick, Läßt zum Sammeln blasen und führt sie zurück, Führt die Scharen nach rechts, wo der Kampf entbrannt, Und hält hinter Zorndorf im Mittagsbrand. Die Schlacht bei Zorndorf 25. August ^759 von Paul Schulze-Berghof Zorndorf! Wer hat die Tat vollbracht? Wer zerschlug dem Bären die Branten Und hielt vor dem Siegsgedanken Im Schicksalswetter der Schlacht Die Fahnenwache? Das war der Seydlitz, der kühne Held, Der schnob wie die Windsbraut durchs schwüle Feld. Im Frieden des Lebens lust'ger Gemahl, Nun des Königs größter Reitergeneral. Wie sein Küraß blinkt, sein Pallasch winkt. Sein Kommandoruf die Kolonnen zwingt, Er die dreißig Schwadronen zur Attacke einschwenkt, Als ob seine Linke den Rappen lenkt! Dröhnend fuhren des Reiterschwalls Bug und Planken Auframmend dem Feind in die breiten Flanken. Was Dragoner, Husar oder Garde du Corps! Unter ihren Klingen zerknickten wie Rohr Die tückischen Lanzen der Steppenhorden, Fiel'n gleich Schwaden im grimmigen Sensenmorden Die moskowitischen Musketiere, Verzweifelnd sich wehrend wie Opferstiere. So trugen tief in des Feindes Karree Die Seydlitzschen Reiter Verderben und Weh. Und wenn es ihr Führer im Rausch gelitten, Auch die letzte Front wär' überritten. Der aber, mit kühlem Feldherrnblick, Läßt zum Sammeln blasen und führt sie zurück, Führt die Scharen nach rechts, wo der Kampf entbrannt, Und hält hinter Zorndorf im Mittagsbrand. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329054"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328733/figures/grenzboten_341899_328733_329054_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head><note type="pt"> Die Schlacht bei Zorndorf</note> 25. August ^759<lb/><note type="byline"> von Paul Schulze-Berghof</note></head><lb/> <lg xml:id="POEMID_11" type="poem"> <l> Zorndorf!<lb/> Wer hat die Tat vollbracht?<lb/> Wer zerschlug dem Bären die Branten<lb/> Und hielt vor dem Siegsgedanken<lb/> Im Schicksalswetter der Schlacht<lb/> Die Fahnenwache?</l> <l> Das war der Seydlitz, der kühne Held,<lb/> Der schnob wie die Windsbraut durchs schwüle Feld.<lb/> Im Frieden des Lebens lust'ger Gemahl,<lb/> Nun des Königs größter Reitergeneral.<lb/> Wie sein Küraß blinkt, sein Pallasch winkt.<lb/> Sein Kommandoruf die Kolonnen zwingt,<lb/> Er die dreißig Schwadronen zur Attacke einschwenkt,<lb/> Als ob seine Linke den Rappen lenkt!</l> <l> Dröhnend fuhren des Reiterschwalls Bug und Planken<lb/> Auframmend dem Feind in die breiten Flanken.<lb/> Was Dragoner, Husar oder Garde du Corps!<lb/> Unter ihren Klingen zerknickten wie Rohr<lb/> Die tückischen Lanzen der Steppenhorden,<lb/> Fiel'n gleich Schwaden im grimmigen Sensenmorden<lb/> Die moskowitischen Musketiere,<lb/> Verzweifelnd sich wehrend wie Opferstiere.</l> <l> So trugen tief in des Feindes Karree<lb/> Die Seydlitzschen Reiter Verderben und Weh.<lb/> Und wenn es ihr Führer im Rausch gelitten,<lb/> Auch die letzte Front wär' überritten.<lb/> Der aber, mit kühlem Feldherrnblick,<lb/> Läßt zum Sammeln blasen und führt sie zurück,<lb/> Führt die Scharen nach rechts, wo der Kampf entbrannt,<lb/> Und hält hinter Zorndorf im Mittagsbrand.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
[Abbildung]
Die Schlacht bei Zorndorf 25. August ^759
von Paul Schulze-Berghof
Zorndorf!
Wer hat die Tat vollbracht?
Wer zerschlug dem Bären die Branten
Und hielt vor dem Siegsgedanken
Im Schicksalswetter der Schlacht
Die Fahnenwache? Das war der Seydlitz, der kühne Held,
Der schnob wie die Windsbraut durchs schwüle Feld.
Im Frieden des Lebens lust'ger Gemahl,
Nun des Königs größter Reitergeneral.
Wie sein Küraß blinkt, sein Pallasch winkt.
Sein Kommandoruf die Kolonnen zwingt,
Er die dreißig Schwadronen zur Attacke einschwenkt,
Als ob seine Linke den Rappen lenkt! Dröhnend fuhren des Reiterschwalls Bug und Planken
Auframmend dem Feind in die breiten Flanken.
Was Dragoner, Husar oder Garde du Corps!
Unter ihren Klingen zerknickten wie Rohr
Die tückischen Lanzen der Steppenhorden,
Fiel'n gleich Schwaden im grimmigen Sensenmorden
Die moskowitischen Musketiere,
Verzweifelnd sich wehrend wie Opferstiere. So trugen tief in des Feindes Karree
Die Seydlitzschen Reiter Verderben und Weh.
Und wenn es ihr Führer im Rausch gelitten,
Auch die letzte Front wär' überritten.
Der aber, mit kühlem Feldherrnblick,
Läßt zum Sammeln blasen und führt sie zurück,
Führt die Scharen nach rechts, wo der Kampf entbrannt,
Und hält hinter Zorndorf im Mittagsbrand.
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