Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Die russische Armee als Gegner der mandschurischen Ebene durch zwei Armeekorps gefesselt werden, Aufs neue hatte sich gezeigt, daß die russische Armee zur Durchführung Nicht Mangel an Tapferkeit ist es. der die russischen Truppen in Ostasten Gran.;boten III 1014 19
Die russische Armee als Gegner der mandschurischen Ebene durch zwei Armeekorps gefesselt werden, Aufs neue hatte sich gezeigt, daß die russische Armee zur Durchführung Nicht Mangel an Tapferkeit ist es. der die russischen Truppen in Ostasten Gran.;boten III 1014 19
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Die russische Armee als Gegner
der mandschurischen Ebene durch zwei Armeekorps gefesselt werden,
während ihm drei Armeekorps im östlich angrenzenden Gebirge die
rechte Flanke abzugewinnen hatten. Drei Armeekorps wurden vorerst zur
Verfügung des Oberbefehlshabers zurückgehalten. Sie sind erst später, teils
zwischen den beiden Gruppen, teils auf dem rechten Flügel eingesetzt worden.
Die am 5. Oktober begonnene russische Borbewegung, die zu den bis zum
17. Oktober währenden Kämpfen am Schaho führte, kam bald zum Stehen.
Während die Japaner ihren rechten Flügel im Gebirge zurücknahmen und ihn
dann so weit verstärkten, daß er sich dem überlegenen Angriff der russischen
Ostgruppe gegenüber zu behaupten vermochte, ergriffen sie am 10. Oktober in
der Ebene die Offensive und drückten zuerst die Mitte und in den folgenden
Tagen den rechten Flügel der Russen bis an den Schaho zurück.
Aufs neue hatte sich gezeigt, daß die russische Armee zur Durchführung
eines Angriffes unter den heutigen Bedingungen nicht befähigt war. General
Kuropatkin sagt in seinen Bemerkungen, die er nach den Kämpfen am Schaho
den Truppen zugehen ließ: „Ich habe in den letzten Angriffsgefechten bemerkt,
daß viele Truppenteile in dichten Schützenlinien vorgingen, denen Unter¬
stützungen und Reserven naheauf folgten, ohne daß in ausreichender Weise das
Gelände benutzt wurde. Das Ganze bildete ein vortreffliches Ziel sür das
feindliche Infanterie- und Artilleriefeuer. Solche Angriffsform kann allenfalls
sür einen Bajonettangriff in Frage kommen, bei dem die Rücksicht auf ein¬
tretende Verluste zurückzutreten hat, aber unsere Truppen haben diese Form
bereits mehrere Kilometer vom Feinde entfernt angenommen. Völlig unnötige
Verluste waren die Folge. In starkem feindlichen Feuer muß man nach Art
der Japaner vorgehen, die auch uns im Kaukasus geläufig war. Es kommt
darauf an, sich in voller Deckung zu entwickeln, sich vorher mit dem Angriffs¬
gelände vertraut zu machen, von jeder Geländefalte, jedem Geländegegenstand
Nutzen zu ziehen und sie mit möglichst geringen Verlusten zu erreichen. Das
Vorspringen von Gruppen und von einzelnen Leuten, allmähliches Auffüllen
von Schützenlinien und Eingraben in den gewonnenen Feuerstellungen ist zu
empfehlen."
Nicht Mangel an Tapferkeit ist es. der die russischen Truppen in Ostasten
versagen ließ, sondern ihre Unfähigkeit, sich den Bedingungen des heutigen
Gefechts anzupassen. Erziehung zur Selbständigkeit des einzelnen Mannes im
Gefecht konnte freilich in einer Armee wie der russischen nicht Platz greifen,
deren damalige Vorschriften das Salvenfeuer als die Regel, das Einzelfeuer
des Schützen als Ausnahme hinstellten. Wenn aber die Vorschriften solches
taten, so lag darin wiederum das Eingeständnis, daß dem russischen Soldaten
im allgemeinen die Fähigkeit zu selbständigem Handeln nicht zugetraut wurde.
Schon das Bestehen der aus ausgesuchten Mannschaften zusammengesetzten
sogenannten Jagdkommandos der russischen Armee, wenn ihr Ursprung auch zum
Teil aus andere Umstände zurückzuführen ist, lassen erkennen, daß die Masse
Gran.;boten III 1014 19
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