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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Männer, der hinter der neu etablierten Daily
Mail steht, und stellt so eine Macht dar, mit
der auf konservativer Seite gerechnet werden
muß. Es ist nicht schwer, hier noch ein rundes
Dutzend kanadischer Journalisten aufzuzählen,
die die innere und äußere Politik des Staates
maßgebend zu beeinflussen vermögen, und
dabei die Presse auf einer hohen Warte halten
und an ihrem stetigen Fortschritt mitarbeiten.

Dr. N. Hansen
Sprache

Fremdwörtclei in der französischen
Sprache. Von dem französischen Zeichner
Prejelan gibt es ein hübsches Blatt, ausweichen
ein junger Herr, in großkarriertem Sakko¬
anzug, über dem bartlosen, blasierten Gesicht
einen englischen Hut, die Hände in den
Hosentaschen, eine Dame fragt: "Glaubst du,
dnsz man mich jetzt für einen Pariser halten
wird?" worauf sie ihm die bezeichnende Ant¬
wort gibt: "Dazu siehst du noch nicht eng¬
lisch genug aus." Diese Vorliebe für eng¬
lisches Wesen macht sich zurzeit in Frank¬
reich allenihalben geltend, nicht zum
mindesten, worüber man sich vielleicht am
meisten Wundern dürfte, auf dem Gebiet der
französischen Sprache.

Daß eine gewisse Anzahl englischer Wörter
in die französische Sprache eingedrungen ist,
braucht nicht weiter zu verwundern. Denn
es ist eine ganz allgemeine Erscheinung, daß
Völker, die von irgendeinem anderen Lande
einen neuen Begriff, eine neue Erfindung
oder Einrichtung entlehnen, gleichzeitig meist
auch die fremden Namen mit übernehmen
und nur sehr langsam, wenn ihnen das Neue
alt und vertraut geworden ist. dazu gelangen,
aus dem Schatz ihrer Sprache eine eigene
Bezeichnung dafür zu bilden. So haben die
Franzosen von uns, den so aufrichtig ge¬
haßten Deutschen, Wörter wie "Alpenstock,
Kursanl, Hinterland, Vorort" übernommen;
warum sollten sie sich also gegen die be¬
freundeten Engländer spröder erweisen?
Deshalb sind Wörter wie "buclZet. biktsck,
Zroom, joeke^" schon längst als wohl¬
bekannter und allgemein verständlicher Besitz
des französischen Sprachschatzes zu betrachten.

Daneben aber drängt sich in Frankreich
je länger je mehr die Neigung hervor, sich

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englischer Wörter auch da zu bedienen, wo
man weder einer Darstellung englischer Ver¬
hältnisse eine eindringliche örtliche Färbung
verleihen will, noch wo etwa gleichwertige
französische Ausdrücke fehlen. Schon Daudet
gibt dieser Neigung häufig nach, nicht gerade
zum Vorteil seines Stils, der eines solchen
Aufputzes wahrlich nicht nötig hätte, und
heute, unter dem Zeichen der "Entente cordiale",
ist die Vorliebe für so ein bischen Englisch
in Frankreich stärker denn je. Vielleicht er¬
innert sich noch mancher Deutscher, der im
Jahre 1800 zur Weltausstellung in Paris
gewesen ist, daß er sich einigermaßen ge¬
wundert hat, wenn er vor dem großen Ein¬
gangstor ein "Billet" erstehen wollte und
ihm dort die Händler und Händlerinnen ihr
"tickän --^ ticket" entgegenbrüllten, und
wenn ihm allenthalben die Warnung vor den
Taschendieben, den picKpockLis, entgegen-
leuchtete.

Seitdem ist diese Neigung, sich englischer
Ausdrücke zu bedienen, gewiß nicht geringer
geworden. Jetzt kommt der Fremde in einem
bequemen sleepinx-car an, steigt in irgend¬
einem Lplenctict ttotsl, oder bei bescheideneren
Ansprüchen, in einem k^Sinn^-ttotsl ab und
fährt um nächsten Morgen und einem tcsmvs/
durch die Straßen, wobei er sich allerdings
hüten muß, den Wagenführer, wattnmn
genannt, durch seine Fragen zu stören? "e
pas psrler an vsttmsn! steht über dem
Platz des Wagenführers. Er kann aber auch
einen Autobus nehmen, wofern er nicht das
Platzen eines pneu fürchtet, oder im mvtrv,
der Stadtbahn, nach den alten Befestigungen,
den kortik. fahren und auf dem Rückweg
einige pnotos einkaufen. Denn auch darin
zeigt sich der Franzose als ein gelehriger
Schüler der Angelsachsen, daß er der Kürze
halber nach dem Beispiel jener manche
Wörter abscheulich verstümmelt.

Aber --eins !s more^I Heutzutage ist eben
la vis clef atkmres, Is trakic das Wichtigste,
und alles kommt darauf an, daß man sein
business macht. Da die gewerkschaftliche
Bewegung ihren Ursprung in England hat,
so gebraucht bereits der einfache Mann aus
dem Volke, der Arbeiter, englische Brocken,
gleichgültig, ob er sie recht versteht oder nicht.
Er geht zu seinem metinZue, worunter man

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Männer, der hinter der neu etablierten Daily
Mail steht, und stellt so eine Macht dar, mit
der auf konservativer Seite gerechnet werden
muß. Es ist nicht schwer, hier noch ein rundes
Dutzend kanadischer Journalisten aufzuzählen,
die die innere und äußere Politik des Staates
maßgebend zu beeinflussen vermögen, und
dabei die Presse auf einer hohen Warte halten
und an ihrem stetigen Fortschritt mitarbeiten.

Dr. N. Hansen
Sprache

Fremdwörtclei in der französischen
Sprache. Von dem französischen Zeichner
Prejelan gibt es ein hübsches Blatt, ausweichen
ein junger Herr, in großkarriertem Sakko¬
anzug, über dem bartlosen, blasierten Gesicht
einen englischen Hut, die Hände in den
Hosentaschen, eine Dame fragt: „Glaubst du,
dnsz man mich jetzt für einen Pariser halten
wird?" worauf sie ihm die bezeichnende Ant¬
wort gibt: „Dazu siehst du noch nicht eng¬
lisch genug aus." Diese Vorliebe für eng¬
lisches Wesen macht sich zurzeit in Frank¬
reich allenihalben geltend, nicht zum
mindesten, worüber man sich vielleicht am
meisten Wundern dürfte, auf dem Gebiet der
französischen Sprache.

Daß eine gewisse Anzahl englischer Wörter
in die französische Sprache eingedrungen ist,
braucht nicht weiter zu verwundern. Denn
es ist eine ganz allgemeine Erscheinung, daß
Völker, die von irgendeinem anderen Lande
einen neuen Begriff, eine neue Erfindung
oder Einrichtung entlehnen, gleichzeitig meist
auch die fremden Namen mit übernehmen
und nur sehr langsam, wenn ihnen das Neue
alt und vertraut geworden ist. dazu gelangen,
aus dem Schatz ihrer Sprache eine eigene
Bezeichnung dafür zu bilden. So haben die
Franzosen von uns, den so aufrichtig ge¬
haßten Deutschen, Wörter wie „Alpenstock,
Kursanl, Hinterland, Vorort" übernommen;
warum sollten sie sich also gegen die be¬
freundeten Engländer spröder erweisen?
Deshalb sind Wörter wie „buclZet. biktsck,
Zroom, joeke^" schon längst als wohl¬
bekannter und allgemein verständlicher Besitz
des französischen Sprachschatzes zu betrachten.

Daneben aber drängt sich in Frankreich
je länger je mehr die Neigung hervor, sich

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englischer Wörter auch da zu bedienen, wo
man weder einer Darstellung englischer Ver¬
hältnisse eine eindringliche örtliche Färbung
verleihen will, noch wo etwa gleichwertige
französische Ausdrücke fehlen. Schon Daudet
gibt dieser Neigung häufig nach, nicht gerade
zum Vorteil seines Stils, der eines solchen
Aufputzes wahrlich nicht nötig hätte, und
heute, unter dem Zeichen der „Entente cordiale",
ist die Vorliebe für so ein bischen Englisch
in Frankreich stärker denn je. Vielleicht er¬
innert sich noch mancher Deutscher, der im
Jahre 1800 zur Weltausstellung in Paris
gewesen ist, daß er sich einigermaßen ge¬
wundert hat, wenn er vor dem großen Ein¬
gangstor ein „Billet" erstehen wollte und
ihm dort die Händler und Händlerinnen ihr
„tickän --^ ticket" entgegenbrüllten, und
wenn ihm allenthalben die Warnung vor den
Taschendieben, den picKpockLis, entgegen-
leuchtete.

Seitdem ist diese Neigung, sich englischer
Ausdrücke zu bedienen, gewiß nicht geringer
geworden. Jetzt kommt der Fremde in einem
bequemen sleepinx-car an, steigt in irgend¬
einem Lplenctict ttotsl, oder bei bescheideneren
Ansprüchen, in einem k^Sinn^-ttotsl ab und
fährt um nächsten Morgen und einem tcsmvs/
durch die Straßen, wobei er sich allerdings
hüten muß, den Wagenführer, wattnmn
genannt, durch seine Fragen zu stören? »e
pas psrler an vsttmsn! steht über dem
Platz des Wagenführers. Er kann aber auch
einen Autobus nehmen, wofern er nicht das
Platzen eines pneu fürchtet, oder im mvtrv,
der Stadtbahn, nach den alten Befestigungen,
den kortik. fahren und auf dem Rückweg
einige pnotos einkaufen. Denn auch darin
zeigt sich der Franzose als ein gelehriger
Schüler der Angelsachsen, daß er der Kürze
halber nach dem Beispiel jener manche
Wörter abscheulich verstümmelt.

Aber —eins !s more^I Heutzutage ist eben
la vis clef atkmres, Is trakic das Wichtigste,
und alles kommt darauf an, daß man sein
business macht. Da die gewerkschaftliche
Bewegung ihren Ursprung in England hat,
so gebraucht bereits der einfache Mann aus
dem Volke, der Arbeiter, englische Brocken,
gleichgültig, ob er sie recht versteht oder nicht.
Er geht zu seinem metinZue, worunter man

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[0249] Maßgebliches und Unmaßgebliches Männer, der hinter der neu etablierten Daily Mail steht, und stellt so eine Macht dar, mit der auf konservativer Seite gerechnet werden muß. Es ist nicht schwer, hier noch ein rundes Dutzend kanadischer Journalisten aufzuzählen, die die innere und äußere Politik des Staates maßgebend zu beeinflussen vermögen, und dabei die Presse auf einer hohen Warte halten und an ihrem stetigen Fortschritt mitarbeiten. Dr. N. Hansen Sprache Fremdwörtclei in der französischen Sprache. Von dem französischen Zeichner Prejelan gibt es ein hübsches Blatt, ausweichen ein junger Herr, in großkarriertem Sakko¬ anzug, über dem bartlosen, blasierten Gesicht einen englischen Hut, die Hände in den Hosentaschen, eine Dame fragt: „Glaubst du, dnsz man mich jetzt für einen Pariser halten wird?" worauf sie ihm die bezeichnende Ant¬ wort gibt: „Dazu siehst du noch nicht eng¬ lisch genug aus." Diese Vorliebe für eng¬ lisches Wesen macht sich zurzeit in Frank¬ reich allenihalben geltend, nicht zum mindesten, worüber man sich vielleicht am meisten Wundern dürfte, auf dem Gebiet der französischen Sprache. Daß eine gewisse Anzahl englischer Wörter in die französische Sprache eingedrungen ist, braucht nicht weiter zu verwundern. Denn es ist eine ganz allgemeine Erscheinung, daß Völker, die von irgendeinem anderen Lande einen neuen Begriff, eine neue Erfindung oder Einrichtung entlehnen, gleichzeitig meist auch die fremden Namen mit übernehmen und nur sehr langsam, wenn ihnen das Neue alt und vertraut geworden ist. dazu gelangen, aus dem Schatz ihrer Sprache eine eigene Bezeichnung dafür zu bilden. So haben die Franzosen von uns, den so aufrichtig ge¬ haßten Deutschen, Wörter wie „Alpenstock, Kursanl, Hinterland, Vorort" übernommen; warum sollten sie sich also gegen die be¬ freundeten Engländer spröder erweisen? Deshalb sind Wörter wie „buclZet. biktsck, Zroom, joeke^" schon längst als wohl¬ bekannter und allgemein verständlicher Besitz des französischen Sprachschatzes zu betrachten. Daneben aber drängt sich in Frankreich je länger je mehr die Neigung hervor, sich englischer Wörter auch da zu bedienen, wo man weder einer Darstellung englischer Ver¬ hältnisse eine eindringliche örtliche Färbung verleihen will, noch wo etwa gleichwertige französische Ausdrücke fehlen. Schon Daudet gibt dieser Neigung häufig nach, nicht gerade zum Vorteil seines Stils, der eines solchen Aufputzes wahrlich nicht nötig hätte, und heute, unter dem Zeichen der „Entente cordiale", ist die Vorliebe für so ein bischen Englisch in Frankreich stärker denn je. Vielleicht er¬ innert sich noch mancher Deutscher, der im Jahre 1800 zur Weltausstellung in Paris gewesen ist, daß er sich einigermaßen ge¬ wundert hat, wenn er vor dem großen Ein¬ gangstor ein „Billet" erstehen wollte und ihm dort die Händler und Händlerinnen ihr „tickän --^ ticket" entgegenbrüllten, und wenn ihm allenthalben die Warnung vor den Taschendieben, den picKpockLis, entgegen- leuchtete. Seitdem ist diese Neigung, sich englischer Ausdrücke zu bedienen, gewiß nicht geringer geworden. Jetzt kommt der Fremde in einem bequemen sleepinx-car an, steigt in irgend¬ einem Lplenctict ttotsl, oder bei bescheideneren Ansprüchen, in einem k^Sinn^-ttotsl ab und fährt um nächsten Morgen und einem tcsmvs/ durch die Straßen, wobei er sich allerdings hüten muß, den Wagenführer, wattnmn genannt, durch seine Fragen zu stören? »e pas psrler an vsttmsn! steht über dem Platz des Wagenführers. Er kann aber auch einen Autobus nehmen, wofern er nicht das Platzen eines pneu fürchtet, oder im mvtrv, der Stadtbahn, nach den alten Befestigungen, den kortik. fahren und auf dem Rückweg einige pnotos einkaufen. Denn auch darin zeigt sich der Franzose als ein gelehriger Schüler der Angelsachsen, daß er der Kürze halber nach dem Beispiel jener manche Wörter abscheulich verstümmelt. Aber —eins !s more^I Heutzutage ist eben la vis clef atkmres, Is trakic das Wichtigste, und alles kommt darauf an, daß man sein business macht. Da die gewerkschaftliche Bewegung ihren Ursprung in England hat, so gebraucht bereits der einfache Mann aus dem Volke, der Arbeiter, englische Brocken, gleichgültig, ob er sie recht versteht oder nicht. Er geht zu seinem metinZue, worunter man

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/249>, abgerufen am 13.11.2024.