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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Die Ausstellung des Deutschen Weltbundes in Köln

Die Haupthalle will zunächst die ganze Fülle wertvoller Leistungen, welche
die Einzelbereiche kunstgewerblicher Arbeit heute bereits aufzuweisen haben, in
einer geschlossenen Gesamterscheinung vorführen. Die wohlbedachte Gliederung
des umfangreichen Gebäudes, die sinnvolle Anordnung der Räume und Raum¬
gruppen soll dem Dargebotenen von vornherein ein höchstes Maß von Durch¬
sichtigkeit geben und das Wesentliche der Erscheinungen klar und eindringlich
zur Geltung bringen. Das große Mittelschiff vereinigt die Arbeiten der Keramik,
vielgestaltige Zeugnisse vornehmer Materialverwertung und feinster Ausnutzung
der technischen Möglichkeiten, eines lebendig individualisierenden Formvermögens
und gediegenen Farbengeschmacks. Dazu gesellen sich Metallarbeiten mannig¬
fachster Art, von formklaren Türklinken bis zu edlem silbernen Tafelgerät,
köstlich feingliedrigem Schmuck und stolzem Geschmeide aus kaiserlichen Juwelen-
schreinen.

In den Querbalken zu beiden Seiten des hohen Mittelraumes sind teils
einzelnen Fabriken oder Werkstätten besondere Räume zugewiesen, teils schließen
sich mehrere Künstler oder Hersteller zu größeren Fachgruppen zusammen. Die
Darbietungen der bedeutenderen Schriftgießereien, Druckereien und graphischen
Kunstanstalten gewähren hier im Verein mit den erlesensten Schöpfungen neuer
Buchkunst eine besonders eindrucksvolle Gesamtanschauung von dem Reichtum
glücklicher Erfindung und vornehmer Gestaltung, der in den beteiligten Ge¬
werben seit anderthalb oder zwei Jahrzehnten immer freier sich entfalten, immer
breiter sich auswirken konnte. Und das Hägener Museum für Kunst in Hand¬
werk und Gewerbe, das der Deutsche Werkbund selbst gegründet hat, zeigt in
einer Sonderausstellung von Plataeer, Inseraten und Geschäftsdrucksachen, wie
weit die künstlerische Durchbildung, die bewußte Veredlung auch der Werbe¬
mittel des Wirtschaftslebens bisher vorzudringen vermochte.

Besondere Ausbauten des äußeren Umganges der Haupthalle sind einzelnen
deutschen Städten und Staaten eingeräumt, die den Umfang und die Richtung
ihrer künstlerischen und kunstgewerblichen Arbeit im Rahmen eines einheitlich
durchgebildeten Repräsentationssaales zum Bewußtsein bringen wollen. Hier
stellen Württemberg und Hamburg, Breslau und Hagen, Hannover und Viele-
feld mustergültige Leistungen ihrer kunstgewerblichen Werkstattarbeit, ihrer
wichtigsten Industrien neben freien künstlerischen Schöpfungen aus, und zugleich
schafft sich in dem Gesamtausbau der Innenräume ein persönlich gestaltender
Geschmack klar geprägten Ausdruck.

Der Raumkunst als solcher hat die Ausstellung die Möglichkeit geboten,
ihr Können frei- zu entfalten und doch ihren Leistungen eine klare Einheit¬
lichkeit zu geben. Einer Anzahl hervorragender Werkstätten sind jeweils be¬
sondere, in sich abgeschlossene Naumgruppen überlassen worden, und es war
ihre Aufgabe, die einzelnen Teile zu einem Organismus zusammengehöriger
Wohnräume zueinanderzustimmen. Jede dieser Raumfolgen ist einem einzelnen
oder mehreren zusammenwirkenden Künstlern anvertraut: Reichtum und Vor-


Die Ausstellung des Deutschen Weltbundes in Köln

Die Haupthalle will zunächst die ganze Fülle wertvoller Leistungen, welche
die Einzelbereiche kunstgewerblicher Arbeit heute bereits aufzuweisen haben, in
einer geschlossenen Gesamterscheinung vorführen. Die wohlbedachte Gliederung
des umfangreichen Gebäudes, die sinnvolle Anordnung der Räume und Raum¬
gruppen soll dem Dargebotenen von vornherein ein höchstes Maß von Durch¬
sichtigkeit geben und das Wesentliche der Erscheinungen klar und eindringlich
zur Geltung bringen. Das große Mittelschiff vereinigt die Arbeiten der Keramik,
vielgestaltige Zeugnisse vornehmer Materialverwertung und feinster Ausnutzung
der technischen Möglichkeiten, eines lebendig individualisierenden Formvermögens
und gediegenen Farbengeschmacks. Dazu gesellen sich Metallarbeiten mannig¬
fachster Art, von formklaren Türklinken bis zu edlem silbernen Tafelgerät,
köstlich feingliedrigem Schmuck und stolzem Geschmeide aus kaiserlichen Juwelen-
schreinen.

In den Querbalken zu beiden Seiten des hohen Mittelraumes sind teils
einzelnen Fabriken oder Werkstätten besondere Räume zugewiesen, teils schließen
sich mehrere Künstler oder Hersteller zu größeren Fachgruppen zusammen. Die
Darbietungen der bedeutenderen Schriftgießereien, Druckereien und graphischen
Kunstanstalten gewähren hier im Verein mit den erlesensten Schöpfungen neuer
Buchkunst eine besonders eindrucksvolle Gesamtanschauung von dem Reichtum
glücklicher Erfindung und vornehmer Gestaltung, der in den beteiligten Ge¬
werben seit anderthalb oder zwei Jahrzehnten immer freier sich entfalten, immer
breiter sich auswirken konnte. Und das Hägener Museum für Kunst in Hand¬
werk und Gewerbe, das der Deutsche Werkbund selbst gegründet hat, zeigt in
einer Sonderausstellung von Plataeer, Inseraten und Geschäftsdrucksachen, wie
weit die künstlerische Durchbildung, die bewußte Veredlung auch der Werbe¬
mittel des Wirtschaftslebens bisher vorzudringen vermochte.

Besondere Ausbauten des äußeren Umganges der Haupthalle sind einzelnen
deutschen Städten und Staaten eingeräumt, die den Umfang und die Richtung
ihrer künstlerischen und kunstgewerblichen Arbeit im Rahmen eines einheitlich
durchgebildeten Repräsentationssaales zum Bewußtsein bringen wollen. Hier
stellen Württemberg und Hamburg, Breslau und Hagen, Hannover und Viele-
feld mustergültige Leistungen ihrer kunstgewerblichen Werkstattarbeit, ihrer
wichtigsten Industrien neben freien künstlerischen Schöpfungen aus, und zugleich
schafft sich in dem Gesamtausbau der Innenräume ein persönlich gestaltender
Geschmack klar geprägten Ausdruck.

Der Raumkunst als solcher hat die Ausstellung die Möglichkeit geboten,
ihr Können frei- zu entfalten und doch ihren Leistungen eine klare Einheit¬
lichkeit zu geben. Einer Anzahl hervorragender Werkstätten sind jeweils be¬
sondere, in sich abgeschlossene Naumgruppen überlassen worden, und es war
ihre Aufgabe, die einzelnen Teile zu einem Organismus zusammengehöriger
Wohnräume zueinanderzustimmen. Jede dieser Raumfolgen ist einem einzelnen
oder mehreren zusammenwirkenden Künstlern anvertraut: Reichtum und Vor-


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[0225] Die Ausstellung des Deutschen Weltbundes in Köln Die Haupthalle will zunächst die ganze Fülle wertvoller Leistungen, welche die Einzelbereiche kunstgewerblicher Arbeit heute bereits aufzuweisen haben, in einer geschlossenen Gesamterscheinung vorführen. Die wohlbedachte Gliederung des umfangreichen Gebäudes, die sinnvolle Anordnung der Räume und Raum¬ gruppen soll dem Dargebotenen von vornherein ein höchstes Maß von Durch¬ sichtigkeit geben und das Wesentliche der Erscheinungen klar und eindringlich zur Geltung bringen. Das große Mittelschiff vereinigt die Arbeiten der Keramik, vielgestaltige Zeugnisse vornehmer Materialverwertung und feinster Ausnutzung der technischen Möglichkeiten, eines lebendig individualisierenden Formvermögens und gediegenen Farbengeschmacks. Dazu gesellen sich Metallarbeiten mannig¬ fachster Art, von formklaren Türklinken bis zu edlem silbernen Tafelgerät, köstlich feingliedrigem Schmuck und stolzem Geschmeide aus kaiserlichen Juwelen- schreinen. In den Querbalken zu beiden Seiten des hohen Mittelraumes sind teils einzelnen Fabriken oder Werkstätten besondere Räume zugewiesen, teils schließen sich mehrere Künstler oder Hersteller zu größeren Fachgruppen zusammen. Die Darbietungen der bedeutenderen Schriftgießereien, Druckereien und graphischen Kunstanstalten gewähren hier im Verein mit den erlesensten Schöpfungen neuer Buchkunst eine besonders eindrucksvolle Gesamtanschauung von dem Reichtum glücklicher Erfindung und vornehmer Gestaltung, der in den beteiligten Ge¬ werben seit anderthalb oder zwei Jahrzehnten immer freier sich entfalten, immer breiter sich auswirken konnte. Und das Hägener Museum für Kunst in Hand¬ werk und Gewerbe, das der Deutsche Werkbund selbst gegründet hat, zeigt in einer Sonderausstellung von Plataeer, Inseraten und Geschäftsdrucksachen, wie weit die künstlerische Durchbildung, die bewußte Veredlung auch der Werbe¬ mittel des Wirtschaftslebens bisher vorzudringen vermochte. Besondere Ausbauten des äußeren Umganges der Haupthalle sind einzelnen deutschen Städten und Staaten eingeräumt, die den Umfang und die Richtung ihrer künstlerischen und kunstgewerblichen Arbeit im Rahmen eines einheitlich durchgebildeten Repräsentationssaales zum Bewußtsein bringen wollen. Hier stellen Württemberg und Hamburg, Breslau und Hagen, Hannover und Viele- feld mustergültige Leistungen ihrer kunstgewerblichen Werkstattarbeit, ihrer wichtigsten Industrien neben freien künstlerischen Schöpfungen aus, und zugleich schafft sich in dem Gesamtausbau der Innenräume ein persönlich gestaltender Geschmack klar geprägten Ausdruck. Der Raumkunst als solcher hat die Ausstellung die Möglichkeit geboten, ihr Können frei- zu entfalten und doch ihren Leistungen eine klare Einheit¬ lichkeit zu geben. Einer Anzahl hervorragender Werkstätten sind jeweils be¬ sondere, in sich abgeschlossene Naumgruppen überlassen worden, und es war ihre Aufgabe, die einzelnen Teile zu einem Organismus zusammengehöriger Wohnräume zueinanderzustimmen. Jede dieser Raumfolgen ist einem einzelnen oder mehreren zusammenwirkenden Künstlern anvertraut: Reichtum und Vor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/225>, abgerufen am 28.07.2024.