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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Zur Geschichte der Entwicklung der Arbeitgeberorganisationen

Zu bemerken ist noch von der schweizerischen Arbeitgeberbewi'gnug, daß der
Zentralverband schweizerischer Arbeitgeberorganisationen in seinen Satzungen die
Errichtung einer Streikkasse vorgesehen hat.

Zum Schlüsse sei hier noch der Arbeitgeberzentrale Norwegens, der "I^IorsK
/u'beiäZZivei'forLiiinZ" (Norwegische Arbeitgebervereinigung) mit Sitz in
Christiania und der Arbeitgeberzentrale Finnlands, des "^Ilmänna iinslca
AibLtsZifv^l'izförbunciLt" (Allgemeiner finnländischer Arbeitgeberverband), welche
beide ebenfalls die Streikversicherung ihrer Mitglieder in ihre Programme auf¬
genommen haben, Erwähnung getan.

Infolge der immer größeren Ausdehnung der Streik- und Ausstands¬
bewegung der organisierten Arbeiter und vornehmlich der sozialdemokratischen
und anarchistischen Arbeiter über die Gebiete mehrerer Länder, werden die
Arbeitgeber ohne Frage gezwungen, den Gedanken internationaler Ver¬
einigungen, wie sie die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter schon seit Jahren
besitzen, näher zu treten. So wurde beispielsweise infolge der Aufstände der
Seeleute und Hafenarbeiter verschiedener Länder in d:n letzten Jahren
1909 die "Intern-itional LKippinZ ^eäeration I^del " gegründet. Dieser Ver¬
band (Sitz in London), welcher die Rechtsform einer Art von Aktiengesellschaft
besitzt, setzt ihre Mitglieder aus den Reedervereinen von England. Holland,
Belgien, Deutschland, Dänemark und Schweden zusammen. Deutschland ist
durch den "Zentraloerein Deutscher Reeber" vertreten. Zweck dieser Organisation
ist in erster Linie das gemeinschaftliche Zusammenwirken der Reedereien der
verschiedenen Länder in allen Fragen des Verhältnisses zwischen Unternehmer
und Arbeiter. Ferner sollen aber auch alle anderen Fragen von internationaler
Bedeutung berücksichtigt werden. In der Hauptsache will der Verband
eine Gewähr dafür schaffen, daß bei Arbeitsstörungen, die an den Verhältnissen
des betroffenen Hafens wenig interessierten ausländischen Trampreedereien, d. h.
die Reedereien für wilde Fahrt (ohne feste Linien), sich dem gemeinsamen Vor¬
gehen der übrigen Reeber anschließen. Zu diesem Zwecke übernimmt es die
Vereinigung, durch Beschaffung von Arbeitern und Gewährung einer Ent¬
schädigung für Zeitverlust der ausländischen Trampschiffe gegen die Folgen einer
Arbcitsstörung zu schützen. Die Geschäftsführung der Verewigung ist einem
(Zenora! Louncil anvertraut, zu welchem England sechs und die übrigen Staaten
je zwei Delegierte stellen.




Zur Geschichte der Entwicklung der Arbeitgeberorganisationen

Zu bemerken ist noch von der schweizerischen Arbeitgeberbewi'gnug, daß der
Zentralverband schweizerischer Arbeitgeberorganisationen in seinen Satzungen die
Errichtung einer Streikkasse vorgesehen hat.

Zum Schlüsse sei hier noch der Arbeitgeberzentrale Norwegens, der „I^IorsK
/u'beiäZZivei'forLiiinZ" (Norwegische Arbeitgebervereinigung) mit Sitz in
Christiania und der Arbeitgeberzentrale Finnlands, des „^Ilmänna iinslca
AibLtsZifv^l'izförbunciLt" (Allgemeiner finnländischer Arbeitgeberverband), welche
beide ebenfalls die Streikversicherung ihrer Mitglieder in ihre Programme auf¬
genommen haben, Erwähnung getan.

Infolge der immer größeren Ausdehnung der Streik- und Ausstands¬
bewegung der organisierten Arbeiter und vornehmlich der sozialdemokratischen
und anarchistischen Arbeiter über die Gebiete mehrerer Länder, werden die
Arbeitgeber ohne Frage gezwungen, den Gedanken internationaler Ver¬
einigungen, wie sie die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter schon seit Jahren
besitzen, näher zu treten. So wurde beispielsweise infolge der Aufstände der
Seeleute und Hafenarbeiter verschiedener Länder in d:n letzten Jahren
1909 die „Intern-itional LKippinZ ^eäeration I^del " gegründet. Dieser Ver¬
band (Sitz in London), welcher die Rechtsform einer Art von Aktiengesellschaft
besitzt, setzt ihre Mitglieder aus den Reedervereinen von England. Holland,
Belgien, Deutschland, Dänemark und Schweden zusammen. Deutschland ist
durch den „Zentraloerein Deutscher Reeber" vertreten. Zweck dieser Organisation
ist in erster Linie das gemeinschaftliche Zusammenwirken der Reedereien der
verschiedenen Länder in allen Fragen des Verhältnisses zwischen Unternehmer
und Arbeiter. Ferner sollen aber auch alle anderen Fragen von internationaler
Bedeutung berücksichtigt werden. In der Hauptsache will der Verband
eine Gewähr dafür schaffen, daß bei Arbeitsstörungen, die an den Verhältnissen
des betroffenen Hafens wenig interessierten ausländischen Trampreedereien, d. h.
die Reedereien für wilde Fahrt (ohne feste Linien), sich dem gemeinsamen Vor¬
gehen der übrigen Reeber anschließen. Zu diesem Zwecke übernimmt es die
Vereinigung, durch Beschaffung von Arbeitern und Gewährung einer Ent¬
schädigung für Zeitverlust der ausländischen Trampschiffe gegen die Folgen einer
Arbcitsstörung zu schützen. Die Geschäftsführung der Verewigung ist einem
(Zenora! Louncil anvertraut, zu welchem England sechs und die übrigen Staaten
je zwei Delegierte stellen.




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[0178] Zur Geschichte der Entwicklung der Arbeitgeberorganisationen Zu bemerken ist noch von der schweizerischen Arbeitgeberbewi'gnug, daß der Zentralverband schweizerischer Arbeitgeberorganisationen in seinen Satzungen die Errichtung einer Streikkasse vorgesehen hat. Zum Schlüsse sei hier noch der Arbeitgeberzentrale Norwegens, der „I^IorsK /u'beiäZZivei'forLiiinZ" (Norwegische Arbeitgebervereinigung) mit Sitz in Christiania und der Arbeitgeberzentrale Finnlands, des „^Ilmänna iinslca AibLtsZifv^l'izförbunciLt" (Allgemeiner finnländischer Arbeitgeberverband), welche beide ebenfalls die Streikversicherung ihrer Mitglieder in ihre Programme auf¬ genommen haben, Erwähnung getan. Infolge der immer größeren Ausdehnung der Streik- und Ausstands¬ bewegung der organisierten Arbeiter und vornehmlich der sozialdemokratischen und anarchistischen Arbeiter über die Gebiete mehrerer Länder, werden die Arbeitgeber ohne Frage gezwungen, den Gedanken internationaler Ver¬ einigungen, wie sie die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter schon seit Jahren besitzen, näher zu treten. So wurde beispielsweise infolge der Aufstände der Seeleute und Hafenarbeiter verschiedener Länder in d:n letzten Jahren 1909 die „Intern-itional LKippinZ ^eäeration I^del " gegründet. Dieser Ver¬ band (Sitz in London), welcher die Rechtsform einer Art von Aktiengesellschaft besitzt, setzt ihre Mitglieder aus den Reedervereinen von England. Holland, Belgien, Deutschland, Dänemark und Schweden zusammen. Deutschland ist durch den „Zentraloerein Deutscher Reeber" vertreten. Zweck dieser Organisation ist in erster Linie das gemeinschaftliche Zusammenwirken der Reedereien der verschiedenen Länder in allen Fragen des Verhältnisses zwischen Unternehmer und Arbeiter. Ferner sollen aber auch alle anderen Fragen von internationaler Bedeutung berücksichtigt werden. In der Hauptsache will der Verband eine Gewähr dafür schaffen, daß bei Arbeitsstörungen, die an den Verhältnissen des betroffenen Hafens wenig interessierten ausländischen Trampreedereien, d. h. die Reedereien für wilde Fahrt (ohne feste Linien), sich dem gemeinsamen Vor¬ gehen der übrigen Reeber anschließen. Zu diesem Zwecke übernimmt es die Vereinigung, durch Beschaffung von Arbeitern und Gewährung einer Ent¬ schädigung für Zeitverlust der ausländischen Trampschiffe gegen die Folgen einer Arbcitsstörung zu schützen. Die Geschäftsführung der Verewigung ist einem (Zenora! Louncil anvertraut, zu welchem England sechs und die übrigen Staaten je zwei Delegierte stellen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/178>, abgerufen am 01.09.2024.