Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.Ludwig Krähe ^ Das Wiederaufleben des Mittellandkanals in März 1914 ist den Mitgliedern des preußischen Abgeordneten¬ Es dürfte hierin ein Anzeichen zu erblicken sein, daß der Ausbau des Unter diesen neuen Aufgaben gibt es mehrere, die von einschneidender *) Inzwischen um 17 Juni als "Hohenzvllernkcinal" eingeweiht.
Ludwig Krähe ^ Das Wiederaufleben des Mittellandkanals in März 1914 ist den Mitgliedern des preußischen Abgeordneten¬ Es dürfte hierin ein Anzeichen zu erblicken sein, daß der Ausbau des Unter diesen neuen Aufgaben gibt es mehrere, die von einschneidender *) Inzwischen um 17 Juni als „Hohenzvllernkcinal" eingeweiht.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0542" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328642"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328099/figures/grenzboten_341899_328099_328642_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Ludwig Krähe ^<lb/> Schriftleitung und Verlag der Grenzboten wurden heute von einem<lb/> harten Schlage betroffen. Unser Mitarbeiter, Dr. MI. Ludwig Krähe,<lb/> ist, fünfunddreißig Jahre alt, in der Nacht von Sonntag zu Montag<lb/> an Den Folgen einer Gasvergiftung gestorben.<lb/> Ludwig Krähe, ein Berliner Kind und besonders reich mit den<lb/> sympathischen Seiten dieser Menschenklasse ausgestattet, war der Sohn<lb/> eines Stadtschulrats in Halle a. S. Er hatte in München, Bonn und<lb/> Berlin fröhlich Philosophie und Literaturgeschichte studiert und gehörte zu<lb/> dem literarischen Kreise von Erich Schmidt. — Seine Neigungen lagen<lb/> auf ästhetischem und musikalischen Gebiet. Mächtig zog es ihn zum<lb/> Theater. In den Konzertsälen Berlins war die hagere Gestalt mit<lb/> dem kleinen Kritikerkopf, dem auch die scharfen Augengläser das Wohl¬<lb/> wollen als markantesten Zug des Gesichts nicht verwischen konnten,<lb/> wohl bekannt.<lb/> Das Amt als Redakteur bei den Grenzboten, das als eine<lb/> Lebensaufgabe für ihn gedacht war, hat er mit großer Sachkenntnis,<lb/> Umsicht und Wärme ausgefüllt. Ein lieber Geselle, den wir gern<lb/> Freund genannt hätten, ist von uns geschieden. Ehre seinem Andenken! </p> </div> </body> </floatingText> </div> <div n="1"> <head> Das Wiederaufleben des Mittellandkanals</head><lb/> <p xml:id="ID_2196"> in März 1914 ist den Mitgliedern des preußischen Abgeordneten¬<lb/> hauses eine vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten verfaßte<lb/> Denkschrift über die in der Zeit von: 1. April 1911 bis 31. März<lb/> 1913 erfolgten Bauausführungen an den natürlichen und künst¬<lb/> lichen Wasserstraßen des Landes zugegangen, über deren Regulierung<lb/> und Herstellung dem Landtage besondere Vorlagen gemacht worden sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_2197"> Es dürfte hierin ein Anzeichen zu erblicken sein, daß der Ausbau des<lb/> norddeutschen Wasserstraßennetzes, das ja in seinen wichtigsten Teilen zum weit<lb/> überwiegenden Teil auch ein preußisches Wasserstraßennetz ist, bald aufs neue<lb/> gefördert werden soll. Die Zeit ist hierfür anscheinend besonders günstig, wird<lb/> doch die nahe bevorstehende endgültige Betriebsübergabe der beiden wichtigsten<lb/> im Bau befindlichen Kanäle, des Rhein - Herre - Kanals und des Berlin-<lb/> Stettiner Großschiffahrtswegs*), ohnehin das Jahr 1914 als ein besonders<lb/> wichtiges für die Geschichte der deutschen Binnenschiffahrt erscheinen lassen! Da<lb/> auch die Vollendung des Rhein - Hannover - Kanals nicht lange mehr auf sich<lb/> warten lassen wird, werden in absehbarer Zeit die wichtigsten Teile des im<lb/> Kanalgesetz vom 1. April 1903 aufgestellten Programms erledigt und damit der<lb/> Weg zu neuen Aufgaben frei sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2198" next="#ID_2199"> Unter diesen neuen Aufgaben gibt es mehrere, die von einschneidender<lb/> Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft und auch für Deutschlands Stellung<lb/> in der Weltwirtschaft sind. Kein anderes Problem aber kann sich an allgemeiner<lb/> Wichtigkeit auch nur annähernd mit demjenigen messen, das schon in den Kanal¬<lb/> kämpfen des Jahres 1899 im Brennpunkt der öffentlichen Erörterung stand und<lb/> das nun. nachdem es durch das Kanalgesetz vom 1. April 1905 einstweilen<lb/> abgetan war, aufs neue mächtig an die Pforten des Landtags klopfen muß und<lb/> wird: mit der Vollendung des Mittellandkanals. Schon regt es sich an vielen<lb/> Orlen, zum Beweis dafür, daß diese wichtigste Aufgabe der gesamten nord¬<lb/> deutschen Binnenschiffahrt, der in Süddeutschland nur die geplante Fort¬<lb/> führung der Rheinregulierung bis zum Bodensee als ebenbürtig zur Seite gestellt</p><lb/> <note xml:id="FID_109" place="foot"> *) Inzwischen um 17 Juni als „Hohenzvllernkcinal" eingeweiht.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0542]
[Abbildung]
Ludwig Krähe ^
Schriftleitung und Verlag der Grenzboten wurden heute von einem
harten Schlage betroffen. Unser Mitarbeiter, Dr. MI. Ludwig Krähe,
ist, fünfunddreißig Jahre alt, in der Nacht von Sonntag zu Montag
an Den Folgen einer Gasvergiftung gestorben.
Ludwig Krähe, ein Berliner Kind und besonders reich mit den
sympathischen Seiten dieser Menschenklasse ausgestattet, war der Sohn
eines Stadtschulrats in Halle a. S. Er hatte in München, Bonn und
Berlin fröhlich Philosophie und Literaturgeschichte studiert und gehörte zu
dem literarischen Kreise von Erich Schmidt. — Seine Neigungen lagen
auf ästhetischem und musikalischen Gebiet. Mächtig zog es ihn zum
Theater. In den Konzertsälen Berlins war die hagere Gestalt mit
dem kleinen Kritikerkopf, dem auch die scharfen Augengläser das Wohl¬
wollen als markantesten Zug des Gesichts nicht verwischen konnten,
wohl bekannt.
Das Amt als Redakteur bei den Grenzboten, das als eine
Lebensaufgabe für ihn gedacht war, hat er mit großer Sachkenntnis,
Umsicht und Wärme ausgefüllt. Ein lieber Geselle, den wir gern
Freund genannt hätten, ist von uns geschieden. Ehre seinem Andenken!
Das Wiederaufleben des Mittellandkanals
in März 1914 ist den Mitgliedern des preußischen Abgeordneten¬
hauses eine vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten verfaßte
Denkschrift über die in der Zeit von: 1. April 1911 bis 31. März
1913 erfolgten Bauausführungen an den natürlichen und künst¬
lichen Wasserstraßen des Landes zugegangen, über deren Regulierung
und Herstellung dem Landtage besondere Vorlagen gemacht worden sind.
Es dürfte hierin ein Anzeichen zu erblicken sein, daß der Ausbau des
norddeutschen Wasserstraßennetzes, das ja in seinen wichtigsten Teilen zum weit
überwiegenden Teil auch ein preußisches Wasserstraßennetz ist, bald aufs neue
gefördert werden soll. Die Zeit ist hierfür anscheinend besonders günstig, wird
doch die nahe bevorstehende endgültige Betriebsübergabe der beiden wichtigsten
im Bau befindlichen Kanäle, des Rhein - Herre - Kanals und des Berlin-
Stettiner Großschiffahrtswegs*), ohnehin das Jahr 1914 als ein besonders
wichtiges für die Geschichte der deutschen Binnenschiffahrt erscheinen lassen! Da
auch die Vollendung des Rhein - Hannover - Kanals nicht lange mehr auf sich
warten lassen wird, werden in absehbarer Zeit die wichtigsten Teile des im
Kanalgesetz vom 1. April 1903 aufgestellten Programms erledigt und damit der
Weg zu neuen Aufgaben frei sein.
Unter diesen neuen Aufgaben gibt es mehrere, die von einschneidender
Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft und auch für Deutschlands Stellung
in der Weltwirtschaft sind. Kein anderes Problem aber kann sich an allgemeiner
Wichtigkeit auch nur annähernd mit demjenigen messen, das schon in den Kanal¬
kämpfen des Jahres 1899 im Brennpunkt der öffentlichen Erörterung stand und
das nun. nachdem es durch das Kanalgesetz vom 1. April 1905 einstweilen
abgetan war, aufs neue mächtig an die Pforten des Landtags klopfen muß und
wird: mit der Vollendung des Mittellandkanals. Schon regt es sich an vielen
Orlen, zum Beweis dafür, daß diese wichtigste Aufgabe der gesamten nord¬
deutschen Binnenschiffahrt, der in Süddeutschland nur die geplante Fort¬
führung der Rheinregulierung bis zum Bodensee als ebenbürtig zur Seite gestellt
*) Inzwischen um 17 Juni als „Hohenzvllernkcinal" eingeweiht.
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