Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.Wilhelm Driewer, der Kinderfreund "Nein," sagte Wilhelm Driewer. "Ich möchte wünschen, daß sie mit einem ordentlichen Manne wieder ganz "Das wünschte ich auch," stimmte Wilhelm Driewer mit seiner Frau "Glaubst du, daß der. der sie zu Unglück gebracht hat, noch einmal die Nein, das glaubte Wilhelm Driewer nicht. Frau Martha hatte in den nächsten Tagen Gelegenheit, ihr Werk, die Base Es war nur eine Einwendung, ein überlegendes Zögern des Burschen, Heinrich Leiting, jener Bursche, bewarb sich um Rika, wurde auch gern "Am Sonntag nach Tierschau," versprach Heinrich Leiting. Rika wurde nicht ganz froh mit der Wendung der Dinge, die ihr aus "Ein Druck?" fragte Frau Driewer. "Ach, laß das unselige Fest nur erst vorüber sein, und wenn es gut ab¬ Driewers Knechte trieben zur Tierschau mit ihrem gehörnten Vieh, einer Rika nahm einen gänzlichen Umweg über Driewers Hof, wo sie das Haus Wilhelm Driewer, der Kinderfreund „Nein," sagte Wilhelm Driewer. „Ich möchte wünschen, daß sie mit einem ordentlichen Manne wieder ganz „Das wünschte ich auch," stimmte Wilhelm Driewer mit seiner Frau „Glaubst du, daß der. der sie zu Unglück gebracht hat, noch einmal die Nein, das glaubte Wilhelm Driewer nicht. Frau Martha hatte in den nächsten Tagen Gelegenheit, ihr Werk, die Base Es war nur eine Einwendung, ein überlegendes Zögern des Burschen, Heinrich Leiting, jener Bursche, bewarb sich um Rika, wurde auch gern „Am Sonntag nach Tierschau," versprach Heinrich Leiting. Rika wurde nicht ganz froh mit der Wendung der Dinge, die ihr aus „Ein Druck?" fragte Frau Driewer. „Ach, laß das unselige Fest nur erst vorüber sein, und wenn es gut ab¬ Driewers Knechte trieben zur Tierschau mit ihrem gehörnten Vieh, einer Rika nahm einen gänzlichen Umweg über Driewers Hof, wo sie das Haus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0475" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328575"/> <fw type="header" place="top"> Wilhelm Driewer, der Kinderfreund</fw><lb/> <p xml:id="ID_1907"> „Nein," sagte Wilhelm Driewer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1908"> „Ich möchte wünschen, daß sie mit einem ordentlichen Manne wieder ganz<lb/> zu Recht käme."</p><lb/> <p xml:id="ID_1909"> „Das wünschte ich auch," stimmte Wilhelm Driewer mit seiner Frau<lb/> überein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1910"> „Glaubst du, daß der. der sie zu Unglück gebracht hat, noch einmal die<lb/> Schuld bei ihr gut macht?" fragte Frau Martha.</p><lb/> <p xml:id="ID_1911"> Nein, das glaubte Wilhelm Driewer nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1912"> Frau Martha hatte in den nächsten Tagen Gelegenheit, ihr Werk, die Base<lb/> wieder ganz zu Ehren zu bringen, vollkommen zu machen. Ein trefflicher<lb/> Bursche, der in der eiligen Heuernte bei den Driewers aushalf, sprach zu Frau<lb/> Martha in ernster Weise von seiner Heiratslust und zeigte sich aus die Empfehlung<lb/> der Frau nicht abgeneigt, um Rika Stratmann mitsamt ihrem kleinen Anwesen<lb/> zu freien, doch das Kind —</p><lb/> <p xml:id="ID_1913"> Es war nur eine Einwendung, ein überlegendes Zögern des Burschen,<lb/> und es war kaum notwendig, daß Frau Martha im Namen ihres Mannes<lb/> einen guten Taufpatengroschen versprach, der dem Kinde Rikas in späteren Jahren<lb/> durchhelfen sollte, um den unnatürlichen Vater zu entlasten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1914"> Heinrich Leiting, jener Bursche, bewarb sich um Rika, wurde auch gern<lb/> von ihr gesehen, sie bat ihn aber, die zwei nächsten Wochen in ernstem, beider¬<lb/> seitigen Bedenken verstreichen zu lassen und nicht vor dem Sonntag nach Tier¬<lb/> schau wieder zu kommen, noch einmal zu fragen und sich nen antworten zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1915"> „Am Sonntag nach Tierschau," versprach Heinrich Leiting.</p><lb/> <p xml:id="ID_1916"> Rika wurde nicht ganz froh mit der Wendung der Dinge, die ihr aus<lb/> Hellem Himmel in den Schoß fiel. Es lag ein Druck auf ihr, und damit ent¬<lb/> schuldigte sie sich auch bei Martha, als sie dieser für die neue Liebe zu danken<lb/> ging und sich nicht ganz froh stellen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1917"> „Ein Druck?" fragte Frau Driewer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1918"> „Ach, laß das unselige Fest nur erst vorüber sein, und wenn es gut ab¬<lb/> geht, dann werde ich auch froh mit Heinrich Leiting." So redete Rika.</p><lb/> <p xml:id="ID_1919"> Driewers Knechte trieben zur Tierschau mit ihrem gehörnten Vieh, einer<lb/> Stute und zwei Sauen ein prächtiges Saanelamm von Rika Stratmann mit<lb/> an und brachten ihr sowie dem eigenen Hofe für Ferkel und Säue den ersten<lb/> Preis mit heim. Das gäbe einen guten Heiratsgroschen, hieß es gleich in der<lb/> Ortschaft, in der man um Rika Bescheid wußte; und um die ehrliche Aussicht,<lb/> die ihr bevorstand, verdachte man es ihr nicht, daß sie am Spätnachmittag zum<lb/> Fest aufgemacht durch die Ortschaft ging, ihren Jungen bis zum Abend der<lb/> Pflege einer gefälligen Nachbarin überlassend.</p><lb/> <p xml:id="ID_1920" next="#ID_1921"> Rika nahm einen gänzlichen Umweg über Driewers Hof, wo sie das Haus<lb/> still und Martha allein fand. Wilhelm war seit dem Morgen auf dem Fest<lb/> und nahm als Preisgekrönter das Essen mit dem Landrat und vielen anderen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0475]
Wilhelm Driewer, der Kinderfreund
„Nein," sagte Wilhelm Driewer.
„Ich möchte wünschen, daß sie mit einem ordentlichen Manne wieder ganz
zu Recht käme."
„Das wünschte ich auch," stimmte Wilhelm Driewer mit seiner Frau
überein.
„Glaubst du, daß der. der sie zu Unglück gebracht hat, noch einmal die
Schuld bei ihr gut macht?" fragte Frau Martha.
Nein, das glaubte Wilhelm Driewer nicht.
Frau Martha hatte in den nächsten Tagen Gelegenheit, ihr Werk, die Base
wieder ganz zu Ehren zu bringen, vollkommen zu machen. Ein trefflicher
Bursche, der in der eiligen Heuernte bei den Driewers aushalf, sprach zu Frau
Martha in ernster Weise von seiner Heiratslust und zeigte sich aus die Empfehlung
der Frau nicht abgeneigt, um Rika Stratmann mitsamt ihrem kleinen Anwesen
zu freien, doch das Kind —
Es war nur eine Einwendung, ein überlegendes Zögern des Burschen,
und es war kaum notwendig, daß Frau Martha im Namen ihres Mannes
einen guten Taufpatengroschen versprach, der dem Kinde Rikas in späteren Jahren
durchhelfen sollte, um den unnatürlichen Vater zu entlasten.
Heinrich Leiting, jener Bursche, bewarb sich um Rika, wurde auch gern
von ihr gesehen, sie bat ihn aber, die zwei nächsten Wochen in ernstem, beider¬
seitigen Bedenken verstreichen zu lassen und nicht vor dem Sonntag nach Tier¬
schau wieder zu kommen, noch einmal zu fragen und sich nen antworten zu lassen.
„Am Sonntag nach Tierschau," versprach Heinrich Leiting.
Rika wurde nicht ganz froh mit der Wendung der Dinge, die ihr aus
Hellem Himmel in den Schoß fiel. Es lag ein Druck auf ihr, und damit ent¬
schuldigte sie sich auch bei Martha, als sie dieser für die neue Liebe zu danken
ging und sich nicht ganz froh stellen konnte.
„Ein Druck?" fragte Frau Driewer.
„Ach, laß das unselige Fest nur erst vorüber sein, und wenn es gut ab¬
geht, dann werde ich auch froh mit Heinrich Leiting." So redete Rika.
Driewers Knechte trieben zur Tierschau mit ihrem gehörnten Vieh, einer
Stute und zwei Sauen ein prächtiges Saanelamm von Rika Stratmann mit
an und brachten ihr sowie dem eigenen Hofe für Ferkel und Säue den ersten
Preis mit heim. Das gäbe einen guten Heiratsgroschen, hieß es gleich in der
Ortschaft, in der man um Rika Bescheid wußte; und um die ehrliche Aussicht,
die ihr bevorstand, verdachte man es ihr nicht, daß sie am Spätnachmittag zum
Fest aufgemacht durch die Ortschaft ging, ihren Jungen bis zum Abend der
Pflege einer gefälligen Nachbarin überlassend.
Rika nahm einen gänzlichen Umweg über Driewers Hof, wo sie das Haus
still und Martha allein fand. Wilhelm war seit dem Morgen auf dem Fest
und nahm als Preisgekrönter das Essen mit dem Landrat und vielen anderen
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