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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Pacifische Route des Cable Board (Vancouver,
Fieschi-Inseln, Neu-Seeland und Queens-
land) und die ostindisch-australische Route,
die von Java aus sich in drei verschiedenen
Strängen nach Australien verästelt. Beide
Kabelwege stehen unter englischer Kontrolle.
Da die Kabelgebühren wiederholt herabgesetzt
wurden, so werden gegenwärtig viel mehr
Worte nach Australien getadelt, als vor zehn
Jahren. Ist diese Herabsetzung auch den,
Depeschenteil der australischen Presse zugute ge¬
kommen, so geschah dies doch noch lange nicht
in dem Maße, wie es die Engländer von
dem Standpunkt ihrer imperialistischen Politik
wünschen. Von dem kaufmännischen Standpunkt
der Verleger aus betrachtet ist einstweilen an
eine erhebliche Erweiterung des englischen Nach¬
richtenmaterials kaum zu denken, denn der
Argusdienst bietet dem Gros des Publikums
bereits, was es lesen will, manchmal sogar
mehr. Die wenigen, die sich in Australien
über die Unzulänglichkeit der Weltbericht¬
erstattung beschweren, machen sich jedenfalls
einstweilen lauter vernehmbar, als die weit
größere ZahlsolcherLeser, die mit dem gebotenen
Depeschenstoff zufrieden sind. Etwas anderes
dagegen ist es, wenn über die parteipolitische
Einseitigkeit des Argusdienstes Klage geführt
wurde: offensichtlich war er der unionistischen
Partei geneigter als der liberalen, wenn er
über Dinge wie Tarifreform, Rekrutenaus¬
hebungen usw., allein die Reden hervor¬
ragender englischer Konservativer tadelte. Um
dieser Art der Berichterstattung entgegenzu¬
wirken, hat das verflossene Labour-Gouver¬
nement versucht, einen Konkurrenznachrichten¬
dienst über Vancouver zu unterstützen. Dieser
Nachrichtendienst hat sich indes weder finanziell
noch anderswie bewährt, und so ist es wahr¬
scheinlich, daß er nach Ablauf der Unter¬
stützungsfrist bereits vollständig wieder ein¬
gehen wird.

Die einzige australische Zeitung, die sich
noch einen umfangreicheren und telegraphischen
Ergänzungsdienst zu den Argus- und Reuter¬
meldungen leistet und auf Grund desselben
schnell einen größeren Leserkreis bekommen
hat, ist die Sun in Sydney, ein Abendblatt.
Auf Grund eines Übereinkommens, das ihre
Verleger mit der Leitung der Londoner
Times getroffen haben, arbeitet ein Vertreter

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der Sun jetzt ständig im Londoner Bureau
der Times, um die wichtigsten Privat¬
depeschen der Times sofort nach Sydney
telegraphieren zu können. Auch der Mel-
bourner Herald soll seit kurzem die Times¬
depeschen beziehen, jedoch erhält er sie nicht
direkt von London, sondern von der Redaktion
der Sun in Sydney. Soweit die großen
australischen Blätter in London Vertreter
unterhalten, geben sie meist australischen
Journalisten den Vorzug, weil diese an:
besten wissen, was die Leser in erster Linie
interessiert. Daß hierbei natürlich große Ein-
seitigkeiten in der Berichterstattung vorkommen
können, wurde bereits bei Erwähnung
des ArgusbureauS und seiner Konkurrenz
hervorgehoben. In welcher Weise unter
Umständen berichtet wird, möge folgendes
Beispiel zeigen: während des südafrika¬
nischen Krieges wurde alles, was die
australischen Truppen taten, ausführlich be¬
richtet. Jedes andere trat demgegenüber
völlig in den Hintergrund, so daß man
durchaus in Australien unter dein Eindruck
stehen mußte, daß, wenn die australischen
Truppen nicht gekämpft hätten, der Feldzug
für England nie erfolgreich beendet worden
wäre. Es ist klar, daß weder die starke Be¬
tonung der Nationalinteressen, noch die Art
der Berichterstattung, wie sie oben an einem
Beispiele charakterisiert wurde, der englischen
imperialistischen Politik besonders angenehm
sein muß. Anderseits wird man zugeben
müssen, daß, als man im Jahre 1909 in
London einen Reichspreßkongreß einberief,
kurz bevor der Wehrkongreß der selbstver¬
waltenden Kolonien zusammentrat, die austra¬
lische Presse vorzüglich bei dem Versuch funk¬
tionierte, die einzelnen Teile des britischen
Imperiums mit einer Begrüßungsrede, die
Lord Rosebery hielt, in unmittelbarsten
Stimmungs- und Gedankenaustausch >zu
Dr. N. Hansen bringen.

Geschichte

Bismarck-Archiv. In Ur. 44 der Grenz¬
boten von" 29. Oktober v. I. erhebt der Herr
Herausgeber in einem Aufsatz über "Bis-
marck - Literatur" das Verlangen nach ein¬
wandfreien Sonderdarstellungen von Bis-

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Pacifische Route des Cable Board (Vancouver,
Fieschi-Inseln, Neu-Seeland und Queens-
land) und die ostindisch-australische Route,
die von Java aus sich in drei verschiedenen
Strängen nach Australien verästelt. Beide
Kabelwege stehen unter englischer Kontrolle.
Da die Kabelgebühren wiederholt herabgesetzt
wurden, so werden gegenwärtig viel mehr
Worte nach Australien getadelt, als vor zehn
Jahren. Ist diese Herabsetzung auch den,
Depeschenteil der australischen Presse zugute ge¬
kommen, so geschah dies doch noch lange nicht
in dem Maße, wie es die Engländer von
dem Standpunkt ihrer imperialistischen Politik
wünschen. Von dem kaufmännischen Standpunkt
der Verleger aus betrachtet ist einstweilen an
eine erhebliche Erweiterung des englischen Nach¬
richtenmaterials kaum zu denken, denn der
Argusdienst bietet dem Gros des Publikums
bereits, was es lesen will, manchmal sogar
mehr. Die wenigen, die sich in Australien
über die Unzulänglichkeit der Weltbericht¬
erstattung beschweren, machen sich jedenfalls
einstweilen lauter vernehmbar, als die weit
größere ZahlsolcherLeser, die mit dem gebotenen
Depeschenstoff zufrieden sind. Etwas anderes
dagegen ist es, wenn über die parteipolitische
Einseitigkeit des Argusdienstes Klage geführt
wurde: offensichtlich war er der unionistischen
Partei geneigter als der liberalen, wenn er
über Dinge wie Tarifreform, Rekrutenaus¬
hebungen usw., allein die Reden hervor¬
ragender englischer Konservativer tadelte. Um
dieser Art der Berichterstattung entgegenzu¬
wirken, hat das verflossene Labour-Gouver¬
nement versucht, einen Konkurrenznachrichten¬
dienst über Vancouver zu unterstützen. Dieser
Nachrichtendienst hat sich indes weder finanziell
noch anderswie bewährt, und so ist es wahr¬
scheinlich, daß er nach Ablauf der Unter¬
stützungsfrist bereits vollständig wieder ein¬
gehen wird.

Die einzige australische Zeitung, die sich
noch einen umfangreicheren und telegraphischen
Ergänzungsdienst zu den Argus- und Reuter¬
meldungen leistet und auf Grund desselben
schnell einen größeren Leserkreis bekommen
hat, ist die Sun in Sydney, ein Abendblatt.
Auf Grund eines Übereinkommens, das ihre
Verleger mit der Leitung der Londoner
Times getroffen haben, arbeitet ein Vertreter

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der Sun jetzt ständig im Londoner Bureau
der Times, um die wichtigsten Privat¬
depeschen der Times sofort nach Sydney
telegraphieren zu können. Auch der Mel-
bourner Herald soll seit kurzem die Times¬
depeschen beziehen, jedoch erhält er sie nicht
direkt von London, sondern von der Redaktion
der Sun in Sydney. Soweit die großen
australischen Blätter in London Vertreter
unterhalten, geben sie meist australischen
Journalisten den Vorzug, weil diese an:
besten wissen, was die Leser in erster Linie
interessiert. Daß hierbei natürlich große Ein-
seitigkeiten in der Berichterstattung vorkommen
können, wurde bereits bei Erwähnung
des ArgusbureauS und seiner Konkurrenz
hervorgehoben. In welcher Weise unter
Umständen berichtet wird, möge folgendes
Beispiel zeigen: während des südafrika¬
nischen Krieges wurde alles, was die
australischen Truppen taten, ausführlich be¬
richtet. Jedes andere trat demgegenüber
völlig in den Hintergrund, so daß man
durchaus in Australien unter dein Eindruck
stehen mußte, daß, wenn die australischen
Truppen nicht gekämpft hätten, der Feldzug
für England nie erfolgreich beendet worden
wäre. Es ist klar, daß weder die starke Be¬
tonung der Nationalinteressen, noch die Art
der Berichterstattung, wie sie oben an einem
Beispiele charakterisiert wurde, der englischen
imperialistischen Politik besonders angenehm
sein muß. Anderseits wird man zugeben
müssen, daß, als man im Jahre 1909 in
London einen Reichspreßkongreß einberief,
kurz bevor der Wehrkongreß der selbstver¬
waltenden Kolonien zusammentrat, die austra¬
lische Presse vorzüglich bei dem Versuch funk¬
tionierte, die einzelnen Teile des britischen
Imperiums mit einer Begrüßungsrede, die
Lord Rosebery hielt, in unmittelbarsten
Stimmungs- und Gedankenaustausch >zu
Dr. N. Hansen bringen.

Geschichte

Bismarck-Archiv. In Ur. 44 der Grenz¬
boten von» 29. Oktober v. I. erhebt der Herr
Herausgeber in einem Aufsatz über „Bis-
marck - Literatur" das Verlangen nach ein¬
wandfreien Sonderdarstellungen von Bis-

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[0153] Maßgebliches und Unmaßgebliches Pacifische Route des Cable Board (Vancouver, Fieschi-Inseln, Neu-Seeland und Queens- land) und die ostindisch-australische Route, die von Java aus sich in drei verschiedenen Strängen nach Australien verästelt. Beide Kabelwege stehen unter englischer Kontrolle. Da die Kabelgebühren wiederholt herabgesetzt wurden, so werden gegenwärtig viel mehr Worte nach Australien getadelt, als vor zehn Jahren. Ist diese Herabsetzung auch den, Depeschenteil der australischen Presse zugute ge¬ kommen, so geschah dies doch noch lange nicht in dem Maße, wie es die Engländer von dem Standpunkt ihrer imperialistischen Politik wünschen. Von dem kaufmännischen Standpunkt der Verleger aus betrachtet ist einstweilen an eine erhebliche Erweiterung des englischen Nach¬ richtenmaterials kaum zu denken, denn der Argusdienst bietet dem Gros des Publikums bereits, was es lesen will, manchmal sogar mehr. Die wenigen, die sich in Australien über die Unzulänglichkeit der Weltbericht¬ erstattung beschweren, machen sich jedenfalls einstweilen lauter vernehmbar, als die weit größere ZahlsolcherLeser, die mit dem gebotenen Depeschenstoff zufrieden sind. Etwas anderes dagegen ist es, wenn über die parteipolitische Einseitigkeit des Argusdienstes Klage geführt wurde: offensichtlich war er der unionistischen Partei geneigter als der liberalen, wenn er über Dinge wie Tarifreform, Rekrutenaus¬ hebungen usw., allein die Reden hervor¬ ragender englischer Konservativer tadelte. Um dieser Art der Berichterstattung entgegenzu¬ wirken, hat das verflossene Labour-Gouver¬ nement versucht, einen Konkurrenznachrichten¬ dienst über Vancouver zu unterstützen. Dieser Nachrichtendienst hat sich indes weder finanziell noch anderswie bewährt, und so ist es wahr¬ scheinlich, daß er nach Ablauf der Unter¬ stützungsfrist bereits vollständig wieder ein¬ gehen wird. Die einzige australische Zeitung, die sich noch einen umfangreicheren und telegraphischen Ergänzungsdienst zu den Argus- und Reuter¬ meldungen leistet und auf Grund desselben schnell einen größeren Leserkreis bekommen hat, ist die Sun in Sydney, ein Abendblatt. Auf Grund eines Übereinkommens, das ihre Verleger mit der Leitung der Londoner Times getroffen haben, arbeitet ein Vertreter der Sun jetzt ständig im Londoner Bureau der Times, um die wichtigsten Privat¬ depeschen der Times sofort nach Sydney telegraphieren zu können. Auch der Mel- bourner Herald soll seit kurzem die Times¬ depeschen beziehen, jedoch erhält er sie nicht direkt von London, sondern von der Redaktion der Sun in Sydney. Soweit die großen australischen Blätter in London Vertreter unterhalten, geben sie meist australischen Journalisten den Vorzug, weil diese an: besten wissen, was die Leser in erster Linie interessiert. Daß hierbei natürlich große Ein- seitigkeiten in der Berichterstattung vorkommen können, wurde bereits bei Erwähnung des ArgusbureauS und seiner Konkurrenz hervorgehoben. In welcher Weise unter Umständen berichtet wird, möge folgendes Beispiel zeigen: während des südafrika¬ nischen Krieges wurde alles, was die australischen Truppen taten, ausführlich be¬ richtet. Jedes andere trat demgegenüber völlig in den Hintergrund, so daß man durchaus in Australien unter dein Eindruck stehen mußte, daß, wenn die australischen Truppen nicht gekämpft hätten, der Feldzug für England nie erfolgreich beendet worden wäre. Es ist klar, daß weder die starke Be¬ tonung der Nationalinteressen, noch die Art der Berichterstattung, wie sie oben an einem Beispiele charakterisiert wurde, der englischen imperialistischen Politik besonders angenehm sein muß. Anderseits wird man zugeben müssen, daß, als man im Jahre 1909 in London einen Reichspreßkongreß einberief, kurz bevor der Wehrkongreß der selbstver¬ waltenden Kolonien zusammentrat, die austra¬ lische Presse vorzüglich bei dem Versuch funk¬ tionierte, die einzelnen Teile des britischen Imperiums mit einer Begrüßungsrede, die Lord Rosebery hielt, in unmittelbarsten Stimmungs- und Gedankenaustausch >zu Dr. N. Hansen bringen. Geschichte Bismarck-Archiv. In Ur. 44 der Grenz¬ boten von» 29. Oktober v. I. erhebt der Herr Herausgeber in einem Aufsatz über „Bis- marck - Literatur" das Verlangen nach ein¬ wandfreien Sonderdarstellungen von Bis-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/153>, abgerufen am 13.11.2024.