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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Werkstätten Hernarö Staöler

lMPädagogium
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Pension. -- KLk'psk'pflsAS unes"" -it'^tiiLNöi' l.situnA.<
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Frankreich und die belgische Heeresreform M3

as vergangene Jahr hat uns die Überraschung gebracht, daß das
belgische Volk, das bisher militärischen Lasten und Pflichten stets
abgeneigt war, eine kostspielige Neuorganisation und Verdopplung
seines Heeres durchführte. Diese großen, vor allem erhebliche
finanzielle Opfer mit sich bringenden Neuerungen wurden aber
nur dadurch möglich, daß die in allen Fragen der inneren Politik sich so leiden¬
schaftlich bekämpfenden beiden großen Parteirichtungen, die radikal - liberale und
die klerikal-konservative jeden Parteihaß beiseite schoben und ohne Rücksicht
auf die Deckungsfrage einen Kompromiß in bezug auf die Heeresreform
schlossen.

Die Gründe, die das neutrale Belgien zu einem so wichtigen Schritt
drängten, sind verschiedener Art. Zunächst sind es wohl die Rüstungen seiner
beiden Nachbarn, Deutschlands und Frankreichs, sowie die durch die gespannte
Lage zwischen Dreibund und Tripelentente dauernd bestehende Kriegsgefahr.
Bei einem großen europäischen Konflikte fürchtet Belgien, daß es die im Jahre
1831 durch Österreich, England, Frankreich, Rußland und Preußen garantierte
Neutralität nicht mit Erfolg aufrecht erhalten kann und es, wie so oft im Laufe
der Geschichte, zum Tummelplatz fremder Armeen werden könnte. Auch der
Verlauf des Balkankrieges mit allen seinen Greueln hat in der belgischen, dicht
""drängt wohnenden Bevölkerung, deren Wohl und Wehe mehr wie in einem
anderen Lande von dem ungestörten Funktionieren von Handel und Industrie
abhängig ist, eine große Angst vor den Schrecken eines Krieges hervorgerufen
und zur einmütiger Annahme der Heeresvorlage beigetragen. Als wichtigste
und erfolgreichste Stimmungsmacherinnen sind hierbei neben der englischen die
französische Tagespresse und die militärische Fachliteratur tätig gewesen.

Frankreich hofft schon seit langem in seinem belgischen Nachbarn einen
Bundesgenossen für den Kriegsfall zu finden und mit Hilfe der belgischen und
der englischen Armee von Beginn eines Krieges an ein numerisches Übergewicht


Grenzboten I 1914 25,


Werkstätten Hernarö Staöler

lMPädagogium
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^/Val'en in lVZseKIb.
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Ksk'sieht fUi» fils LonuIIclasssn, ela» clinjijnr'igsn-,
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Pension. — KLk'psk'pflsAS unes»» -it'^tiiLNöi' l.situnA.<
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Frankreich und die belgische Heeresreform M3

as vergangene Jahr hat uns die Überraschung gebracht, daß das
belgische Volk, das bisher militärischen Lasten und Pflichten stets
abgeneigt war, eine kostspielige Neuorganisation und Verdopplung
seines Heeres durchführte. Diese großen, vor allem erhebliche
finanzielle Opfer mit sich bringenden Neuerungen wurden aber
nur dadurch möglich, daß die in allen Fragen der inneren Politik sich so leiden¬
schaftlich bekämpfenden beiden großen Parteirichtungen, die radikal - liberale und
die klerikal-konservative jeden Parteihaß beiseite schoben und ohne Rücksicht
auf die Deckungsfrage einen Kompromiß in bezug auf die Heeresreform
schlossen.

Die Gründe, die das neutrale Belgien zu einem so wichtigen Schritt
drängten, sind verschiedener Art. Zunächst sind es wohl die Rüstungen seiner
beiden Nachbarn, Deutschlands und Frankreichs, sowie die durch die gespannte
Lage zwischen Dreibund und Tripelentente dauernd bestehende Kriegsgefahr.
Bei einem großen europäischen Konflikte fürchtet Belgien, daß es die im Jahre
1831 durch Österreich, England, Frankreich, Rußland und Preußen garantierte
Neutralität nicht mit Erfolg aufrecht erhalten kann und es, wie so oft im Laufe
der Geschichte, zum Tummelplatz fremder Armeen werden könnte. Auch der
Verlauf des Balkankrieges mit allen seinen Greueln hat in der belgischen, dicht
""drängt wohnenden Bevölkerung, deren Wohl und Wehe mehr wie in einem
anderen Lande von dem ungestörten Funktionieren von Handel und Industrie
abhängig ist, eine große Angst vor den Schrecken eines Krieges hervorgerufen
und zur einmütiger Annahme der Heeresvorlage beigetragen. Als wichtigste
und erfolgreichste Stimmungsmacherinnen sind hierbei neben der englischen die
französische Tagespresse und die militärische Fachliteratur tätig gewesen.

Frankreich hofft schon seit langem in seinem belgischen Nachbarn einen
Bundesgenossen für den Kriegsfall zu finden und mit Hilfe der belgischen und
der englischen Armee von Beginn eines Krieges an ein numerisches Übergewicht


Grenzboten I 1914 25,
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[0397] [Abbildung] Werkstätten Hernarö Staöler lMPädagogium o^c- ^/Val'en in lVZseKIb. 3M lVlür-it?S66.^> 2v,iscinsn lassen u. ^fiel Susssk'se xssunci gsisAsn. — Ksk'sieht fUi» fils LonuIIclasssn, ela» clinjijnr'igsn-, pf'imansk'-, /^dient'isntön-l^xsmsn voi'. /^neu Osnien» Vol'bensitunA. — Klein« tOssssn. Q^UncHionsk', mali» viclusllo»', oiclsktisonsi» Unter'i'icni. Oai'uni scnnsllss Unk-sioKon l^hö ^islss. — Lti»su^s ^ufsivnt. — (Zuts Pension. — KLk'psk'pflsAS unes»» -it'^tiiLNöi' l.situnA.< Ä Frankreich und die belgische Heeresreform M3 as vergangene Jahr hat uns die Überraschung gebracht, daß das belgische Volk, das bisher militärischen Lasten und Pflichten stets abgeneigt war, eine kostspielige Neuorganisation und Verdopplung seines Heeres durchführte. Diese großen, vor allem erhebliche finanzielle Opfer mit sich bringenden Neuerungen wurden aber nur dadurch möglich, daß die in allen Fragen der inneren Politik sich so leiden¬ schaftlich bekämpfenden beiden großen Parteirichtungen, die radikal - liberale und die klerikal-konservative jeden Parteihaß beiseite schoben und ohne Rücksicht auf die Deckungsfrage einen Kompromiß in bezug auf die Heeresreform schlossen. Die Gründe, die das neutrale Belgien zu einem so wichtigen Schritt drängten, sind verschiedener Art. Zunächst sind es wohl die Rüstungen seiner beiden Nachbarn, Deutschlands und Frankreichs, sowie die durch die gespannte Lage zwischen Dreibund und Tripelentente dauernd bestehende Kriegsgefahr. Bei einem großen europäischen Konflikte fürchtet Belgien, daß es die im Jahre 1831 durch Österreich, England, Frankreich, Rußland und Preußen garantierte Neutralität nicht mit Erfolg aufrecht erhalten kann und es, wie so oft im Laufe der Geschichte, zum Tummelplatz fremder Armeen werden könnte. Auch der Verlauf des Balkankrieges mit allen seinen Greueln hat in der belgischen, dicht ""drängt wohnenden Bevölkerung, deren Wohl und Wehe mehr wie in einem anderen Lande von dem ungestörten Funktionieren von Handel und Industrie abhängig ist, eine große Angst vor den Schrecken eines Krieges hervorgerufen und zur einmütiger Annahme der Heeresvorlage beigetragen. Als wichtigste und erfolgreichste Stimmungsmacherinnen sind hierbei neben der englischen die französische Tagespresse und die militärische Fachliteratur tätig gewesen. Frankreich hofft schon seit langem in seinem belgischen Nachbarn einen Bundesgenossen für den Kriegsfall zu finden und mit Hilfe der belgischen und der englischen Armee von Beginn eines Krieges an ein numerisches Übergewicht Grenzboten I 1914 25,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/397>, abgerufen am 29.12.2024.