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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

W. Sedgwick und E. Wilson, zwei Ameri¬
kaner, haben eine Einführung in die all¬
gemeine Biologie geschrieben. (Autorisierte
Übersetzung aus dem Englischen von Dr.
R. Tsching. Verlag vonTeubner, Leipzig 1913.
Preis geb. 7 Mark.) Bei einer solchen Ein¬
führung sind zwei Wege möglich: man kann
von bekannten höheren Formen der Lebewesen
ausgehen und allmählich zu den niederen und
fremderen Formen schreiten, oder man wählt
den logischen Weg vom einfachen zum kom¬
plizierten Bau der Organismen, Das letztere
haben die Verfasser getan. Sie verzichteten
dabei von vornherein auf eine erschöpfende
Darstellung. Nach einer genauen Orientie¬
rung über das Protoplasma und über seine
allgemeinen Lebensbedingungen wird an zwei
typischen Vertretern (Regenwurm und Farn¬
kraut) der lebende Körper als Ganzes be¬
trachtet. Auch die einzelligen Pflanzen und
Tiere sind in die Betrachtung einbezogen.
Das alles geschieht mit solcher Gründlichkeit,
daß der Inhalt des Buches weit über das
hinausgeht, was der Laie unter einer Ein¬
führung in die Biologie zu verstehen gewohnt
ist. Deshalb haben die Verfasser Wohl auch
im Buchtitel von einer Einführung in die
"allgemeine" Biologie gesprochen. Dem Fort¬
schritt der Forschung ist Rechnung getragen;
nur an einer Stelle nicht, nämlich dort nicht,
wo von dem Unterschied zwischen Pflanze und
Tier die Rede ist (z. B. S. 203 und 20S).
Seit den grundlegenden Arbeiten Abder-
haldens und anderer Forscher wissen wir,
daß die Tiere nicht unbedingt fertigen Ei¬
weißes zur Ernährung bedürfen, sondern daß
sich der tierische Organismus aus den chemi¬
schen Bausteinen des Eiweißes sein arteigenes
Eiweiß selbst aufbaut.

Das Buch von A. Schuster: Ergebnisse
der Physik während 33 Jahren f1875 bis
1908j (Autorisierte Übersetzung aus dem
Englischen von Guido Szivessy. Verlag von
Joh. Ambrostus Barth, Leipzig 1913. Preis
geb. 4 Mark) enthält vier Vorlesungen, welche
der Verfasser im März 1908 an der Universi¬
tät Kalkutta gehalten hat. Der Zeitraum
von 33 Jahren, über den sich der Inhalt des
Buches erstreckt, ist nicht durch die Fortschritte
der Physik diktiert, sondern fällt mit der wissen¬
schaftlichen Laufbahn des Verfassers zusammen,

[Spaltenumbruch]

der zuletzt Professor an der Universität zu
Manchester war. Er legt zunächst den all¬
gemeinen Stand der Physikalischen Wissen¬
schaft dar, wie er ihn zu Beginn seiner Lauf¬
bahn vorfand. Dann schildert er durch Wieder¬
gabe von selbst Gesehenen und Erlebten:
die Wandlungen unserer Anschauungen in
den Hauptfragen der Physik, besonders auf
dem Gebiete der Elektrizität und der Optik.
Daß bei dem Querschnitt nicht alle wichtigen
Ergebnisse berührt werden, ist selbstverständ¬
lich. Für den Standpunkt des Buches ist
das Jahr der englischen Ausgabe (1911)
maßgebend. Den deutschen Leser interessieren
vielleicht die zahlreichen persönlichen Be¬
merkungen des Verfassers. Er hat einen
Teil seiner Studienzeit in Deutschland ver¬
bracht und gibt bemerkenswerte Einblicke in
die damalige Arbeitsweise in den Universi¬
tätslaboratorien, aus denen zu ersehen ist,
mit wie geringen Hilfsmitteln und in welchen
bescheidenen Arbeitsräumen die Altmeister
der Physik ihre grundlegenden Untersuchungen
anstellten.

Die Übersetzung, welche ich mit dem Origi¬
nal vergleichen konnte, ist recht gut. Das
Original selbst ist in einem überaus klaren
und leicht lesbaren Englisch geschrieben und
trägt als Titelbild ein Bildnis Maxwells,
das in der deutschen Ausgabe fehlt.

Dr. U. Schmitt-Wendet

Das hier schon öfter genannte und
empfohlene Prachtwerk aus dem Deutschen
Verlagshaus Borg u. Co., Berlin-Leipzig,
"Die Wunder der Natur", liegt nun mit
dem dritten Bande abgeschlossen vor. "Aus
dem Tierreiche", "Aus dem Pflanzenreiche",
"Erscheinungen der Erdoberfläche und der
Atmosphäre", "Aus dem Reich der Sterne"
und "Physikalische und chemische Erschei¬
nungen" nennen sich wieder die Gebiete, aus
denen eine überaus große Anzahl unserer
bewährtesten Fachleute die stattliche Reihe der
interessantesten, im besten Sinne Populären
Aufsätze beigesteuert hat. Eine Fülle farben¬
prächtiger und schwarzer Abbildungen tritt
uns wieder entgegen; das Namen- und Sach¬
register am Schluß gibt über den weitver¬
zweigten Inhalt der drei Bände beredten

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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W. Sedgwick und E. Wilson, zwei Ameri¬
kaner, haben eine Einführung in die all¬
gemeine Biologie geschrieben. (Autorisierte
Übersetzung aus dem Englischen von Dr.
R. Tsching. Verlag vonTeubner, Leipzig 1913.
Preis geb. 7 Mark.) Bei einer solchen Ein¬
führung sind zwei Wege möglich: man kann
von bekannten höheren Formen der Lebewesen
ausgehen und allmählich zu den niederen und
fremderen Formen schreiten, oder man wählt
den logischen Weg vom einfachen zum kom¬
plizierten Bau der Organismen, Das letztere
haben die Verfasser getan. Sie verzichteten
dabei von vornherein auf eine erschöpfende
Darstellung. Nach einer genauen Orientie¬
rung über das Protoplasma und über seine
allgemeinen Lebensbedingungen wird an zwei
typischen Vertretern (Regenwurm und Farn¬
kraut) der lebende Körper als Ganzes be¬
trachtet. Auch die einzelligen Pflanzen und
Tiere sind in die Betrachtung einbezogen.
Das alles geschieht mit solcher Gründlichkeit,
daß der Inhalt des Buches weit über das
hinausgeht, was der Laie unter einer Ein¬
führung in die Biologie zu verstehen gewohnt
ist. Deshalb haben die Verfasser Wohl auch
im Buchtitel von einer Einführung in die
„allgemeine" Biologie gesprochen. Dem Fort¬
schritt der Forschung ist Rechnung getragen;
nur an einer Stelle nicht, nämlich dort nicht,
wo von dem Unterschied zwischen Pflanze und
Tier die Rede ist (z. B. S. 203 und 20S).
Seit den grundlegenden Arbeiten Abder-
haldens und anderer Forscher wissen wir,
daß die Tiere nicht unbedingt fertigen Ei¬
weißes zur Ernährung bedürfen, sondern daß
sich der tierische Organismus aus den chemi¬
schen Bausteinen des Eiweißes sein arteigenes
Eiweiß selbst aufbaut.

Das Buch von A. Schuster: Ergebnisse
der Physik während 33 Jahren f1875 bis
1908j (Autorisierte Übersetzung aus dem
Englischen von Guido Szivessy. Verlag von
Joh. Ambrostus Barth, Leipzig 1913. Preis
geb. 4 Mark) enthält vier Vorlesungen, welche
der Verfasser im März 1908 an der Universi¬
tät Kalkutta gehalten hat. Der Zeitraum
von 33 Jahren, über den sich der Inhalt des
Buches erstreckt, ist nicht durch die Fortschritte
der Physik diktiert, sondern fällt mit der wissen¬
schaftlichen Laufbahn des Verfassers zusammen,

[Spaltenumbruch]

der zuletzt Professor an der Universität zu
Manchester war. Er legt zunächst den all¬
gemeinen Stand der Physikalischen Wissen¬
schaft dar, wie er ihn zu Beginn seiner Lauf¬
bahn vorfand. Dann schildert er durch Wieder¬
gabe von selbst Gesehenen und Erlebten:
die Wandlungen unserer Anschauungen in
den Hauptfragen der Physik, besonders auf
dem Gebiete der Elektrizität und der Optik.
Daß bei dem Querschnitt nicht alle wichtigen
Ergebnisse berührt werden, ist selbstverständ¬
lich. Für den Standpunkt des Buches ist
das Jahr der englischen Ausgabe (1911)
maßgebend. Den deutschen Leser interessieren
vielleicht die zahlreichen persönlichen Be¬
merkungen des Verfassers. Er hat einen
Teil seiner Studienzeit in Deutschland ver¬
bracht und gibt bemerkenswerte Einblicke in
die damalige Arbeitsweise in den Universi¬
tätslaboratorien, aus denen zu ersehen ist,
mit wie geringen Hilfsmitteln und in welchen
bescheidenen Arbeitsräumen die Altmeister
der Physik ihre grundlegenden Untersuchungen
anstellten.

Die Übersetzung, welche ich mit dem Origi¬
nal vergleichen konnte, ist recht gut. Das
Original selbst ist in einem überaus klaren
und leicht lesbaren Englisch geschrieben und
trägt als Titelbild ein Bildnis Maxwells,
das in der deutschen Ausgabe fehlt.

Dr. U. Schmitt-Wendet

Das hier schon öfter genannte und
empfohlene Prachtwerk aus dem Deutschen
Verlagshaus Borg u. Co., Berlin-Leipzig,
„Die Wunder der Natur", liegt nun mit
dem dritten Bande abgeschlossen vor. „Aus
dem Tierreiche", „Aus dem Pflanzenreiche",
„Erscheinungen der Erdoberfläche und der
Atmosphäre", „Aus dem Reich der Sterne"
und „Physikalische und chemische Erschei¬
nungen" nennen sich wieder die Gebiete, aus
denen eine überaus große Anzahl unserer
bewährtesten Fachleute die stattliche Reihe der
interessantesten, im besten Sinne Populären
Aufsätze beigesteuert hat. Eine Fülle farben¬
prächtiger und schwarzer Abbildungen tritt
uns wieder entgegen; das Namen- und Sach¬
register am Schluß gibt über den weitver¬
zweigten Inhalt der drei Bände beredten

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[0442] Maßgebliches und Unmaßgebliches W. Sedgwick und E. Wilson, zwei Ameri¬ kaner, haben eine Einführung in die all¬ gemeine Biologie geschrieben. (Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen von Dr. R. Tsching. Verlag vonTeubner, Leipzig 1913. Preis geb. 7 Mark.) Bei einer solchen Ein¬ führung sind zwei Wege möglich: man kann von bekannten höheren Formen der Lebewesen ausgehen und allmählich zu den niederen und fremderen Formen schreiten, oder man wählt den logischen Weg vom einfachen zum kom¬ plizierten Bau der Organismen, Das letztere haben die Verfasser getan. Sie verzichteten dabei von vornherein auf eine erschöpfende Darstellung. Nach einer genauen Orientie¬ rung über das Protoplasma und über seine allgemeinen Lebensbedingungen wird an zwei typischen Vertretern (Regenwurm und Farn¬ kraut) der lebende Körper als Ganzes be¬ trachtet. Auch die einzelligen Pflanzen und Tiere sind in die Betrachtung einbezogen. Das alles geschieht mit solcher Gründlichkeit, daß der Inhalt des Buches weit über das hinausgeht, was der Laie unter einer Ein¬ führung in die Biologie zu verstehen gewohnt ist. Deshalb haben die Verfasser Wohl auch im Buchtitel von einer Einführung in die „allgemeine" Biologie gesprochen. Dem Fort¬ schritt der Forschung ist Rechnung getragen; nur an einer Stelle nicht, nämlich dort nicht, wo von dem Unterschied zwischen Pflanze und Tier die Rede ist (z. B. S. 203 und 20S). Seit den grundlegenden Arbeiten Abder- haldens und anderer Forscher wissen wir, daß die Tiere nicht unbedingt fertigen Ei¬ weißes zur Ernährung bedürfen, sondern daß sich der tierische Organismus aus den chemi¬ schen Bausteinen des Eiweißes sein arteigenes Eiweiß selbst aufbaut. Das Buch von A. Schuster: Ergebnisse der Physik während 33 Jahren f1875 bis 1908j (Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen von Guido Szivessy. Verlag von Joh. Ambrostus Barth, Leipzig 1913. Preis geb. 4 Mark) enthält vier Vorlesungen, welche der Verfasser im März 1908 an der Universi¬ tät Kalkutta gehalten hat. Der Zeitraum von 33 Jahren, über den sich der Inhalt des Buches erstreckt, ist nicht durch die Fortschritte der Physik diktiert, sondern fällt mit der wissen¬ schaftlichen Laufbahn des Verfassers zusammen, der zuletzt Professor an der Universität zu Manchester war. Er legt zunächst den all¬ gemeinen Stand der Physikalischen Wissen¬ schaft dar, wie er ihn zu Beginn seiner Lauf¬ bahn vorfand. Dann schildert er durch Wieder¬ gabe von selbst Gesehenen und Erlebten: die Wandlungen unserer Anschauungen in den Hauptfragen der Physik, besonders auf dem Gebiete der Elektrizität und der Optik. Daß bei dem Querschnitt nicht alle wichtigen Ergebnisse berührt werden, ist selbstverständ¬ lich. Für den Standpunkt des Buches ist das Jahr der englischen Ausgabe (1911) maßgebend. Den deutschen Leser interessieren vielleicht die zahlreichen persönlichen Be¬ merkungen des Verfassers. Er hat einen Teil seiner Studienzeit in Deutschland ver¬ bracht und gibt bemerkenswerte Einblicke in die damalige Arbeitsweise in den Universi¬ tätslaboratorien, aus denen zu ersehen ist, mit wie geringen Hilfsmitteln und in welchen bescheidenen Arbeitsräumen die Altmeister der Physik ihre grundlegenden Untersuchungen anstellten. Die Übersetzung, welche ich mit dem Origi¬ nal vergleichen konnte, ist recht gut. Das Original selbst ist in einem überaus klaren und leicht lesbaren Englisch geschrieben und trägt als Titelbild ein Bildnis Maxwells, das in der deutschen Ausgabe fehlt. Dr. U. Schmitt-Wendet Das hier schon öfter genannte und empfohlene Prachtwerk aus dem Deutschen Verlagshaus Borg u. Co., Berlin-Leipzig, „Die Wunder der Natur", liegt nun mit dem dritten Bande abgeschlossen vor. „Aus dem Tierreiche", „Aus dem Pflanzenreiche", „Erscheinungen der Erdoberfläche und der Atmosphäre", „Aus dem Reich der Sterne" und „Physikalische und chemische Erschei¬ nungen" nennen sich wieder die Gebiete, aus denen eine überaus große Anzahl unserer bewährtesten Fachleute die stattliche Reihe der interessantesten, im besten Sinne Populären Aufsätze beigesteuert hat. Eine Fülle farben¬ prächtiger und schwarzer Abbildungen tritt uns wieder entgegen; das Namen- und Sach¬ register am Schluß gibt über den weitver¬ zweigten Inhalt der drei Bände beredten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/442>, abgerufen am 02.10.2024.