Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] die -- in der Zahl möglichst zu beschränken¬ Inzwischen ^ und auch später -- wird aus den kleineren Schriften ein besonders an Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] die — in der Zahl möglichst zu beschränken¬ Inzwischen ^ und auch später — wird aus den kleineren Schriften ein besonders an <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0203" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327015"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_757" prev="#ID_756"> die — in der Zahl möglichst zu beschränken¬<lb/> den — Fächer als ihren Mittelpunkt empfin¬<lb/> den. Diese Aufgabe der Konzentration, der<lb/> Betonung des Charakters jeder Schulgattung,<lb/> ist augenscheinlich schwer zu lösen, zumal<lb/> selbst das Gymnasium seinen alten natür¬<lb/> lichen Schwerpunkt nicht mehr unangefochten<lb/> bewahrt hat.</p> <p xml:id="ID_758" next="#ID_759"> Inzwischen ^ und auch später — wird<lb/> es auf die Männer ankommen, wo die Ma߬<lb/> regeln nicht zureichen. Zum Glücke hat es<lb/> der deutschen Schule nie an Lehrern gefehlt,<lb/> die ihren Schülern Führer in dein Labyrinth<lb/> des Wissens zu sein verstanden, indem sie den<lb/> Zusammenhang alles Seins und Geschehens<lb/> mit der Jugendbildung im Auge behielten.<lb/> Von der Weltoffenheit eines Wilhelm Münch,<lb/> der in der einzelnen Erscheinung stets das<lb/> Weltanschauungsmäßige sah und darin die<lb/> Aufforderung an die Schule fühlte, sich damit<lb/> auseinanderzusetzen, habe ich in diesen Blättern<lb/> schon gesprochen. Aber auch Paul Cauer ist<lb/> ein solcher geborener Schulmann. Wie von<lb/> Münch, so gewinnen wir auch von Cauer</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_759" prev="#ID_758" next="#ID_760"> aus den kleineren Schriften ein besonders an<lb/> Einzelzügen reiches Bild. Ich möchte des¬<lb/> halb auf die Sammlung „Aus Beruf und<lb/> Leben, Heimgebrachtes von Paul Cauer"<lb/> (Berlin 1912, Weidmann) hinweisen. Der<lb/> Verfasser ist eine Natur, die viel entschiedener<lb/> Stellung nimmt als Münch, dem man mit<lb/> gutmütigen Tadel seine „Stelleanheimpäda¬<lb/> gogik", sein „Einerseits —anderseits" vorge¬<lb/> worfen hat. Cauer ist als entschiedener Ver¬<lb/> fechter des humanistischen Prinzips bekannt;<lb/> aber auch wer die gymnasiale Richtung nicht<lb/> einseitig bevorzugt, wird an vielen seiner<lb/> Aufsätze Freude haben, weil sie einen Mann<lb/> mit offenem Blick für Geschehnisse und Men¬<lb/> schen zeigen, dem sich dabei die Beziehungen<lb/> zum Lehramt stets von selbst einstellen. Ob¬<lb/> gleich mehr Praktiker als Münch, hat er doch<lb/> auch in seinen historischen und literarischen<lb/> Aufsätzen viel Wertvolles gesagt. Aber am<lb/> wirksamsten sind doch die Ausführungen, in<lb/> denen der Schulmann redet: „Vom Kultur¬<lb/> wert der deutschen Schule", „Charakter und<lb/> Bildung", „Über Wissen und Können", die</p> <cb type="end"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0203]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
die — in der Zahl möglichst zu beschränken¬
den — Fächer als ihren Mittelpunkt empfin¬
den. Diese Aufgabe der Konzentration, der
Betonung des Charakters jeder Schulgattung,
ist augenscheinlich schwer zu lösen, zumal
selbst das Gymnasium seinen alten natür¬
lichen Schwerpunkt nicht mehr unangefochten
bewahrt hat.
Inzwischen ^ und auch später — wird
es auf die Männer ankommen, wo die Ma߬
regeln nicht zureichen. Zum Glücke hat es
der deutschen Schule nie an Lehrern gefehlt,
die ihren Schülern Führer in dein Labyrinth
des Wissens zu sein verstanden, indem sie den
Zusammenhang alles Seins und Geschehens
mit der Jugendbildung im Auge behielten.
Von der Weltoffenheit eines Wilhelm Münch,
der in der einzelnen Erscheinung stets das
Weltanschauungsmäßige sah und darin die
Aufforderung an die Schule fühlte, sich damit
auseinanderzusetzen, habe ich in diesen Blättern
schon gesprochen. Aber auch Paul Cauer ist
ein solcher geborener Schulmann. Wie von
Münch, so gewinnen wir auch von Cauer
aus den kleineren Schriften ein besonders an
Einzelzügen reiches Bild. Ich möchte des¬
halb auf die Sammlung „Aus Beruf und
Leben, Heimgebrachtes von Paul Cauer"
(Berlin 1912, Weidmann) hinweisen. Der
Verfasser ist eine Natur, die viel entschiedener
Stellung nimmt als Münch, dem man mit
gutmütigen Tadel seine „Stelleanheimpäda¬
gogik", sein „Einerseits —anderseits" vorge¬
worfen hat. Cauer ist als entschiedener Ver¬
fechter des humanistischen Prinzips bekannt;
aber auch wer die gymnasiale Richtung nicht
einseitig bevorzugt, wird an vielen seiner
Aufsätze Freude haben, weil sie einen Mann
mit offenem Blick für Geschehnisse und Men¬
schen zeigen, dem sich dabei die Beziehungen
zum Lehramt stets von selbst einstellen. Ob¬
gleich mehr Praktiker als Münch, hat er doch
auch in seinen historischen und literarischen
Aufsätzen viel Wertvolles gesagt. Aber am
wirksamsten sind doch die Ausführungen, in
denen der Schulmann redet: „Vom Kultur¬
wert der deutschen Schule", „Charakter und
Bildung", „Über Wissen und Können", die
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