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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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vom Höhenbild aus Landkarten

karten mit Vorteil anzuwenden wäre, und der Vorsitzende des Wissenschaftlicher
Unterausschusses*) schrieb mir wörtlich, er sei "nicht abgeneigt, für den Fall, daß
der Alpenverein nächstens wieder einmal eine Übersichtskarte der Ostalpen heraus¬
gibt, für diese die Peuckersche Farbenskala in Vorschlag zu bringen." Für
Karten großer Maßstäbe (über 1:200000) sind bisher Höhenfarben bei uns
zumeist abgelehnt worden mit der auf Erfahrung gestützten Begründung, daß
sie nur eine Belastung der Karte sind. Die Peuckersche Skala dagegen bereichert
die Karte, ohne sie zu belasten; denn die Farben sind alle durchsichtig gehalten,
bis hinab zum Grau. So wird auch für Karten solcher Maßstäbe zweifellos
eine Änderung der Anschauungen erfolgen. Theoretisch ist die Frage nach
Dr. Peuckers Angaben bereits gelöst; ein Versuch der Durchführung in der
Praxis wäre im Interesse der Sache dankbar zu begrüßen. Es harrt hier
interessierter Kreise noch eine ehrenvolle Aufgabe, die aller Wahrscheinlichkeit
nach ihren besten Lohn im Erfolg finden wird.

Wenn die Peuckersche Farbenplastik hochbedeutsam für Touristenkarten ist,
so dürfte sie auch für Militärkarten nicht ohne Wert fein. Auch hier kommt
es ja daraus an, daß die Karten "selbst unter ungünstigen Verhältnissen leicht
lesbar" sind, wie es ein Offizier einmal ausgedrückt hat. Sie müssen "Sattel¬
karten" sein, die "ein klares Bild" "des dargestellten Raumes mit all seinem
charakteristischen Gepräge" geben. Interesse für die Peuckersche Sache ist auch
in Militärkreisen vorhanden. So sei z. B. daran erinnert, daß das Topo¬
graphische Bureau des bayerischen Generalstabs schon 1906 eine Höhenschichten¬
karte von Bayern herausgegeben hat, die sich an die Peuckerschen Gedanken
anlehnt, allerdings aber zu einer Zeit, wo Dr. Peuckers Versuche noch nicht
abgeschlossen waren und die Skala noch nicht in der Vollendung vorlag wie
heute. Unter denen, die sich jetzt vor allem für die exakte Farbenplastik
Dr. Peuckers interessieren, nenne ich den sächsischen Generalstab, der ernstlich
den Gedanken erwägt, die Bestrebungen der Luftfahrer zu unterstützen, damit
zugleich festgestellt werden könne, ob und in welchem Umfange sich die Sache für
Militärkarten verwenden läßt.

Einen großen Fortschritt würde die Anwendung der Peuckerschen Farben¬
plastik für die Schulkarten bedeuten. Bestrebungen verwandter Art, durch
Dr. Peuckers Anregung hervorgerufen, haben schon hier und da zur Heraus¬
gabe neuer Karten geführt. Doch stehen diese Karten naturgemäß -- eben
weil nicht so streng gesetzmäßig auf ihnen verfahren ist -- hinter den exakten
Peuckerschen Karten zurück. In Osterreich ist mit der exakten Farbenplastik
Dr. Peuckers ein Anfang gemacht: in dem von Dr. Peucker selbst herausgegebenen
Handelsschulatlas des Artariaschen Verlags finden sich seit 1912 drei Karten
dieser Art, eine von Deutschland, eine von Österreich-Ungarn und eine der
österreichischen Alpenländer; alle drei heben sich sofort durch ihre ungleich viel



*) Herr Prof. or. Ed. Bruckner in Wien.
vom Höhenbild aus Landkarten

karten mit Vorteil anzuwenden wäre, und der Vorsitzende des Wissenschaftlicher
Unterausschusses*) schrieb mir wörtlich, er sei „nicht abgeneigt, für den Fall, daß
der Alpenverein nächstens wieder einmal eine Übersichtskarte der Ostalpen heraus¬
gibt, für diese die Peuckersche Farbenskala in Vorschlag zu bringen." Für
Karten großer Maßstäbe (über 1:200000) sind bisher Höhenfarben bei uns
zumeist abgelehnt worden mit der auf Erfahrung gestützten Begründung, daß
sie nur eine Belastung der Karte sind. Die Peuckersche Skala dagegen bereichert
die Karte, ohne sie zu belasten; denn die Farben sind alle durchsichtig gehalten,
bis hinab zum Grau. So wird auch für Karten solcher Maßstäbe zweifellos
eine Änderung der Anschauungen erfolgen. Theoretisch ist die Frage nach
Dr. Peuckers Angaben bereits gelöst; ein Versuch der Durchführung in der
Praxis wäre im Interesse der Sache dankbar zu begrüßen. Es harrt hier
interessierter Kreise noch eine ehrenvolle Aufgabe, die aller Wahrscheinlichkeit
nach ihren besten Lohn im Erfolg finden wird.

Wenn die Peuckersche Farbenplastik hochbedeutsam für Touristenkarten ist,
so dürfte sie auch für Militärkarten nicht ohne Wert fein. Auch hier kommt
es ja daraus an, daß die Karten „selbst unter ungünstigen Verhältnissen leicht
lesbar" sind, wie es ein Offizier einmal ausgedrückt hat. Sie müssen „Sattel¬
karten" sein, die „ein klares Bild" „des dargestellten Raumes mit all seinem
charakteristischen Gepräge" geben. Interesse für die Peuckersche Sache ist auch
in Militärkreisen vorhanden. So sei z. B. daran erinnert, daß das Topo¬
graphische Bureau des bayerischen Generalstabs schon 1906 eine Höhenschichten¬
karte von Bayern herausgegeben hat, die sich an die Peuckerschen Gedanken
anlehnt, allerdings aber zu einer Zeit, wo Dr. Peuckers Versuche noch nicht
abgeschlossen waren und die Skala noch nicht in der Vollendung vorlag wie
heute. Unter denen, die sich jetzt vor allem für die exakte Farbenplastik
Dr. Peuckers interessieren, nenne ich den sächsischen Generalstab, der ernstlich
den Gedanken erwägt, die Bestrebungen der Luftfahrer zu unterstützen, damit
zugleich festgestellt werden könne, ob und in welchem Umfange sich die Sache für
Militärkarten verwenden läßt.

Einen großen Fortschritt würde die Anwendung der Peuckerschen Farben¬
plastik für die Schulkarten bedeuten. Bestrebungen verwandter Art, durch
Dr. Peuckers Anregung hervorgerufen, haben schon hier und da zur Heraus¬
gabe neuer Karten geführt. Doch stehen diese Karten naturgemäß — eben
weil nicht so streng gesetzmäßig auf ihnen verfahren ist — hinter den exakten
Peuckerschen Karten zurück. In Osterreich ist mit der exakten Farbenplastik
Dr. Peuckers ein Anfang gemacht: in dem von Dr. Peucker selbst herausgegebenen
Handelsschulatlas des Artariaschen Verlags finden sich seit 1912 drei Karten
dieser Art, eine von Deutschland, eine von Österreich-Ungarn und eine der
österreichischen Alpenländer; alle drei heben sich sofort durch ihre ungleich viel



*) Herr Prof. or. Ed. Bruckner in Wien.
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[0193] vom Höhenbild aus Landkarten karten mit Vorteil anzuwenden wäre, und der Vorsitzende des Wissenschaftlicher Unterausschusses*) schrieb mir wörtlich, er sei „nicht abgeneigt, für den Fall, daß der Alpenverein nächstens wieder einmal eine Übersichtskarte der Ostalpen heraus¬ gibt, für diese die Peuckersche Farbenskala in Vorschlag zu bringen." Für Karten großer Maßstäbe (über 1:200000) sind bisher Höhenfarben bei uns zumeist abgelehnt worden mit der auf Erfahrung gestützten Begründung, daß sie nur eine Belastung der Karte sind. Die Peuckersche Skala dagegen bereichert die Karte, ohne sie zu belasten; denn die Farben sind alle durchsichtig gehalten, bis hinab zum Grau. So wird auch für Karten solcher Maßstäbe zweifellos eine Änderung der Anschauungen erfolgen. Theoretisch ist die Frage nach Dr. Peuckers Angaben bereits gelöst; ein Versuch der Durchführung in der Praxis wäre im Interesse der Sache dankbar zu begrüßen. Es harrt hier interessierter Kreise noch eine ehrenvolle Aufgabe, die aller Wahrscheinlichkeit nach ihren besten Lohn im Erfolg finden wird. Wenn die Peuckersche Farbenplastik hochbedeutsam für Touristenkarten ist, so dürfte sie auch für Militärkarten nicht ohne Wert fein. Auch hier kommt es ja daraus an, daß die Karten „selbst unter ungünstigen Verhältnissen leicht lesbar" sind, wie es ein Offizier einmal ausgedrückt hat. Sie müssen „Sattel¬ karten" sein, die „ein klares Bild" „des dargestellten Raumes mit all seinem charakteristischen Gepräge" geben. Interesse für die Peuckersche Sache ist auch in Militärkreisen vorhanden. So sei z. B. daran erinnert, daß das Topo¬ graphische Bureau des bayerischen Generalstabs schon 1906 eine Höhenschichten¬ karte von Bayern herausgegeben hat, die sich an die Peuckerschen Gedanken anlehnt, allerdings aber zu einer Zeit, wo Dr. Peuckers Versuche noch nicht abgeschlossen waren und die Skala noch nicht in der Vollendung vorlag wie heute. Unter denen, die sich jetzt vor allem für die exakte Farbenplastik Dr. Peuckers interessieren, nenne ich den sächsischen Generalstab, der ernstlich den Gedanken erwägt, die Bestrebungen der Luftfahrer zu unterstützen, damit zugleich festgestellt werden könne, ob und in welchem Umfange sich die Sache für Militärkarten verwenden läßt. Einen großen Fortschritt würde die Anwendung der Peuckerschen Farben¬ plastik für die Schulkarten bedeuten. Bestrebungen verwandter Art, durch Dr. Peuckers Anregung hervorgerufen, haben schon hier und da zur Heraus¬ gabe neuer Karten geführt. Doch stehen diese Karten naturgemäß — eben weil nicht so streng gesetzmäßig auf ihnen verfahren ist — hinter den exakten Peuckerschen Karten zurück. In Osterreich ist mit der exakten Farbenplastik Dr. Peuckers ein Anfang gemacht: in dem von Dr. Peucker selbst herausgegebenen Handelsschulatlas des Artariaschen Verlags finden sich seit 1912 drei Karten dieser Art, eine von Deutschland, eine von Österreich-Ungarn und eine der österreichischen Alpenländer; alle drei heben sich sofort durch ihre ungleich viel *) Herr Prof. or. Ed. Bruckner in Wien.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/193>, abgerufen am 02.10.2024.