Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
vom Höhenbild auf Landkarten

tief liegt und wie tief, ob die Gipfel hoch sind und wie hoch, wo die höchsten
Gipfel des Gebirges liegen, wieviel sie ihre Nachbargipfel überragen, wie hoch
sie über die Täter aufsteigen usw., darüber geben die Schraffen nicht einmal
die nötige Auskunft, geschweige denn eine Anschauung.

Sodann die Karten mit schräger Beleuchtung I Diese Karten zeigen oft
ein wunderbares Bild der Gebirgsformen und sind in diesem Punkte manchmal
wahre Kunstwerke; doch ist die Vorstellung, die sie über die Böschungen und
damit zum Teil zugleich über die Formen geben, nicht immer richtig: gleich¬
artiges Gelände ist auf der Licht- und Schattenseite ganz verschieden dargestellt;
verschiedenes Gelände kann auf der Licht- und Schattenseite gleichartig wirken.
Abbildung der Höhe aber fehlt auch hier.

Auf den besseren dieser beiden Arten von Karten behilft man sich zur Auf¬
klärung über die Höhe nicht bloß mit Zahlen, sondern verwendet noch Schicht¬
linien, die aber nur der Erkenntnis, nicht der Anschauung dienen, nur dem
Verstände, nicht dem Auge, abgesehen auch hier von einem Einzelfall: wenn sie
so dicht aneinander liegen, daß die Karte dort gleichsam schattiert erscheint und
sofort die Vorstellung einer steilen Böschung entsteht.

Ein treues Höhenbild kann auf der Landkarte nur dann entstehen, wenn
das leere Gerüst der Schichtlinien farbig ausgefüllt ist, und auch da wiederum
nur, wenn die Farben richtig gewählt sind. Vielfach sind auch hier die Versuche, die
gemacht worden sind. Doch haben sie lange Zeit zu keinem wirklich befriedigenden
Ergebnis geführt. Auf manchen Höhenschichtenkarten sind die Farben ganz
willkürlich gewählt, so daß man zwar die einzelnen Schichten voneinander unter¬
scheiden kann, aber kein Bild des Gebirgsaufbaues. somit auch kein Höhenbild
erhält. Unter den Karten wieder, die eine systematische Farbenfolge aufweisen,
sind manche, bei denen die Farben nicht streng auf Höhenschichten verteilt,
sondern nach dem malerischen Standpunkt angeordnet sind, so daß die Karten
wohl als Kunstwerke wirken, aber nicht den nüchternen Zweck erfüllen, den nun
einmal Landkarten in erster Linie zu erfüllen haben. Noch andere haben nur
ein paar farbige Schichten, so daß nichts weiter kenntlich wird als der große
Gegensatz: Tiefland--Hochland und die Skala kaum für ganz kleine Maßstäbe
genügt. Sodann gibt es welche, auf denen bloß eine Farbe in verschiedenen
Sättigungsgraden verwendet ist. Diese Karten zeigen zwar ein vielstufigeres
Höhenbild; es ist aber viel zu flach und zu wenig in den einzelnen Stufen
unterscheidbar, zum Teil auch wegen der dann nötig werdenden Verdunkelung
einzelner Schichten unpraktisch für die Beschriftung. Und was dergleichen
Mangelhaftigkeiten mehr sind.

Im Gegensatz zu diesen mißlungenen oder doch nur halb gelungenen
Versuchen sei hier auf eine neue Art der Plastik durch Farben hingewiesen, der
zweifellos die Zukunft gehört: auf die Farbenplastik Dr. Karl Peuckers, des
bekannten Wiener Geographen und Kartographen. Seine Farbenskala baut
sich auf den Grundsätzen auf, die er schon 1898 in seiner Schrift: Schatten-


vom Höhenbild auf Landkarten

tief liegt und wie tief, ob die Gipfel hoch sind und wie hoch, wo die höchsten
Gipfel des Gebirges liegen, wieviel sie ihre Nachbargipfel überragen, wie hoch
sie über die Täter aufsteigen usw., darüber geben die Schraffen nicht einmal
die nötige Auskunft, geschweige denn eine Anschauung.

Sodann die Karten mit schräger Beleuchtung I Diese Karten zeigen oft
ein wunderbares Bild der Gebirgsformen und sind in diesem Punkte manchmal
wahre Kunstwerke; doch ist die Vorstellung, die sie über die Böschungen und
damit zum Teil zugleich über die Formen geben, nicht immer richtig: gleich¬
artiges Gelände ist auf der Licht- und Schattenseite ganz verschieden dargestellt;
verschiedenes Gelände kann auf der Licht- und Schattenseite gleichartig wirken.
Abbildung der Höhe aber fehlt auch hier.

Auf den besseren dieser beiden Arten von Karten behilft man sich zur Auf¬
klärung über die Höhe nicht bloß mit Zahlen, sondern verwendet noch Schicht¬
linien, die aber nur der Erkenntnis, nicht der Anschauung dienen, nur dem
Verstände, nicht dem Auge, abgesehen auch hier von einem Einzelfall: wenn sie
so dicht aneinander liegen, daß die Karte dort gleichsam schattiert erscheint und
sofort die Vorstellung einer steilen Böschung entsteht.

Ein treues Höhenbild kann auf der Landkarte nur dann entstehen, wenn
das leere Gerüst der Schichtlinien farbig ausgefüllt ist, und auch da wiederum
nur, wenn die Farben richtig gewählt sind. Vielfach sind auch hier die Versuche, die
gemacht worden sind. Doch haben sie lange Zeit zu keinem wirklich befriedigenden
Ergebnis geführt. Auf manchen Höhenschichtenkarten sind die Farben ganz
willkürlich gewählt, so daß man zwar die einzelnen Schichten voneinander unter¬
scheiden kann, aber kein Bild des Gebirgsaufbaues. somit auch kein Höhenbild
erhält. Unter den Karten wieder, die eine systematische Farbenfolge aufweisen,
sind manche, bei denen die Farben nicht streng auf Höhenschichten verteilt,
sondern nach dem malerischen Standpunkt angeordnet sind, so daß die Karten
wohl als Kunstwerke wirken, aber nicht den nüchternen Zweck erfüllen, den nun
einmal Landkarten in erster Linie zu erfüllen haben. Noch andere haben nur
ein paar farbige Schichten, so daß nichts weiter kenntlich wird als der große
Gegensatz: Tiefland—Hochland und die Skala kaum für ganz kleine Maßstäbe
genügt. Sodann gibt es welche, auf denen bloß eine Farbe in verschiedenen
Sättigungsgraden verwendet ist. Diese Karten zeigen zwar ein vielstufigeres
Höhenbild; es ist aber viel zu flach und zu wenig in den einzelnen Stufen
unterscheidbar, zum Teil auch wegen der dann nötig werdenden Verdunkelung
einzelner Schichten unpraktisch für die Beschriftung. Und was dergleichen
Mangelhaftigkeiten mehr sind.

Im Gegensatz zu diesen mißlungenen oder doch nur halb gelungenen
Versuchen sei hier auf eine neue Art der Plastik durch Farben hingewiesen, der
zweifellos die Zukunft gehört: auf die Farbenplastik Dr. Karl Peuckers, des
bekannten Wiener Geographen und Kartographen. Seine Farbenskala baut
sich auf den Grundsätzen auf, die er schon 1898 in seiner Schrift: Schatten-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327002"/>
          <fw type="header" place="top"> vom Höhenbild auf Landkarten</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_710" prev="#ID_709"> tief liegt und wie tief, ob die Gipfel hoch sind und wie hoch, wo die höchsten<lb/>
Gipfel des Gebirges liegen, wieviel sie ihre Nachbargipfel überragen, wie hoch<lb/>
sie über die Täter aufsteigen usw., darüber geben die Schraffen nicht einmal<lb/>
die nötige Auskunft, geschweige denn eine Anschauung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_711"> Sodann die Karten mit schräger Beleuchtung I Diese Karten zeigen oft<lb/>
ein wunderbares Bild der Gebirgsformen und sind in diesem Punkte manchmal<lb/>
wahre Kunstwerke; doch ist die Vorstellung, die sie über die Böschungen und<lb/>
damit zum Teil zugleich über die Formen geben, nicht immer richtig: gleich¬<lb/>
artiges Gelände ist auf der Licht- und Schattenseite ganz verschieden dargestellt;<lb/>
verschiedenes Gelände kann auf der Licht- und Schattenseite gleichartig wirken.<lb/>
Abbildung der Höhe aber fehlt auch hier.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_712"> Auf den besseren dieser beiden Arten von Karten behilft man sich zur Auf¬<lb/>
klärung über die Höhe nicht bloß mit Zahlen, sondern verwendet noch Schicht¬<lb/>
linien, die aber nur der Erkenntnis, nicht der Anschauung dienen, nur dem<lb/>
Verstände, nicht dem Auge, abgesehen auch hier von einem Einzelfall: wenn sie<lb/>
so dicht aneinander liegen, daß die Karte dort gleichsam schattiert erscheint und<lb/>
sofort die Vorstellung einer steilen Böschung entsteht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_713"> Ein treues Höhenbild kann auf der Landkarte nur dann entstehen, wenn<lb/>
das leere Gerüst der Schichtlinien farbig ausgefüllt ist, und auch da wiederum<lb/>
nur, wenn die Farben richtig gewählt sind. Vielfach sind auch hier die Versuche, die<lb/>
gemacht worden sind. Doch haben sie lange Zeit zu keinem wirklich befriedigenden<lb/>
Ergebnis geführt. Auf manchen Höhenschichtenkarten sind die Farben ganz<lb/>
willkürlich gewählt, so daß man zwar die einzelnen Schichten voneinander unter¬<lb/>
scheiden kann, aber kein Bild des Gebirgsaufbaues. somit auch kein Höhenbild<lb/>
erhält. Unter den Karten wieder, die eine systematische Farbenfolge aufweisen,<lb/>
sind manche, bei denen die Farben nicht streng auf Höhenschichten verteilt,<lb/>
sondern nach dem malerischen Standpunkt angeordnet sind, so daß die Karten<lb/>
wohl als Kunstwerke wirken, aber nicht den nüchternen Zweck erfüllen, den nun<lb/>
einmal Landkarten in erster Linie zu erfüllen haben. Noch andere haben nur<lb/>
ein paar farbige Schichten, so daß nichts weiter kenntlich wird als der große<lb/>
Gegensatz: Tiefland&#x2014;Hochland und die Skala kaum für ganz kleine Maßstäbe<lb/>
genügt. Sodann gibt es welche, auf denen bloß eine Farbe in verschiedenen<lb/>
Sättigungsgraden verwendet ist. Diese Karten zeigen zwar ein vielstufigeres<lb/>
Höhenbild; es ist aber viel zu flach und zu wenig in den einzelnen Stufen<lb/>
unterscheidbar, zum Teil auch wegen der dann nötig werdenden Verdunkelung<lb/>
einzelner Schichten unpraktisch für die Beschriftung. Und was dergleichen<lb/>
Mangelhaftigkeiten mehr sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_714" next="#ID_715"> Im Gegensatz zu diesen mißlungenen oder doch nur halb gelungenen<lb/>
Versuchen sei hier auf eine neue Art der Plastik durch Farben hingewiesen, der<lb/>
zweifellos die Zukunft gehört: auf die Farbenplastik Dr. Karl Peuckers, des<lb/>
bekannten Wiener Geographen und Kartographen. Seine Farbenskala baut<lb/>
sich auf den Grundsätzen auf, die er schon 1898 in seiner Schrift: Schatten-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0190] vom Höhenbild auf Landkarten tief liegt und wie tief, ob die Gipfel hoch sind und wie hoch, wo die höchsten Gipfel des Gebirges liegen, wieviel sie ihre Nachbargipfel überragen, wie hoch sie über die Täter aufsteigen usw., darüber geben die Schraffen nicht einmal die nötige Auskunft, geschweige denn eine Anschauung. Sodann die Karten mit schräger Beleuchtung I Diese Karten zeigen oft ein wunderbares Bild der Gebirgsformen und sind in diesem Punkte manchmal wahre Kunstwerke; doch ist die Vorstellung, die sie über die Böschungen und damit zum Teil zugleich über die Formen geben, nicht immer richtig: gleich¬ artiges Gelände ist auf der Licht- und Schattenseite ganz verschieden dargestellt; verschiedenes Gelände kann auf der Licht- und Schattenseite gleichartig wirken. Abbildung der Höhe aber fehlt auch hier. Auf den besseren dieser beiden Arten von Karten behilft man sich zur Auf¬ klärung über die Höhe nicht bloß mit Zahlen, sondern verwendet noch Schicht¬ linien, die aber nur der Erkenntnis, nicht der Anschauung dienen, nur dem Verstände, nicht dem Auge, abgesehen auch hier von einem Einzelfall: wenn sie so dicht aneinander liegen, daß die Karte dort gleichsam schattiert erscheint und sofort die Vorstellung einer steilen Böschung entsteht. Ein treues Höhenbild kann auf der Landkarte nur dann entstehen, wenn das leere Gerüst der Schichtlinien farbig ausgefüllt ist, und auch da wiederum nur, wenn die Farben richtig gewählt sind. Vielfach sind auch hier die Versuche, die gemacht worden sind. Doch haben sie lange Zeit zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis geführt. Auf manchen Höhenschichtenkarten sind die Farben ganz willkürlich gewählt, so daß man zwar die einzelnen Schichten voneinander unter¬ scheiden kann, aber kein Bild des Gebirgsaufbaues. somit auch kein Höhenbild erhält. Unter den Karten wieder, die eine systematische Farbenfolge aufweisen, sind manche, bei denen die Farben nicht streng auf Höhenschichten verteilt, sondern nach dem malerischen Standpunkt angeordnet sind, so daß die Karten wohl als Kunstwerke wirken, aber nicht den nüchternen Zweck erfüllen, den nun einmal Landkarten in erster Linie zu erfüllen haben. Noch andere haben nur ein paar farbige Schichten, so daß nichts weiter kenntlich wird als der große Gegensatz: Tiefland—Hochland und die Skala kaum für ganz kleine Maßstäbe genügt. Sodann gibt es welche, auf denen bloß eine Farbe in verschiedenen Sättigungsgraden verwendet ist. Diese Karten zeigen zwar ein vielstufigeres Höhenbild; es ist aber viel zu flach und zu wenig in den einzelnen Stufen unterscheidbar, zum Teil auch wegen der dann nötig werdenden Verdunkelung einzelner Schichten unpraktisch für die Beschriftung. Und was dergleichen Mangelhaftigkeiten mehr sind. Im Gegensatz zu diesen mißlungenen oder doch nur halb gelungenen Versuchen sei hier auf eine neue Art der Plastik durch Farben hingewiesen, der zweifellos die Zukunft gehört: auf die Farbenplastik Dr. Karl Peuckers, des bekannten Wiener Geographen und Kartographen. Seine Farbenskala baut sich auf den Grundsätzen auf, die er schon 1898 in seiner Schrift: Schatten-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/190
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/190>, abgerufen am 02.10.2024.